Viele Leute glauben, die Wörter „Christlichkeit“ und „Freundlichkeit“ bedeuteten so ziemlich dasselbe. Die Welt erwartet von den Nachfolgern des Mannes, der das Gleichnis vom barmherzigen Samariter erzählte, praktische Taten der Freundlichkeit. Und mit gutem Recht. Er predigte Liebe, Demut, Güte und Versöhnlichkeit gegen jedermann. Er segnete die Menschheit, indem er selbst diese Eigenschaften zum Ausdruck brachte.
Christus Jesus legte großen Nachdruck auf seine Heilungswerke. Als seine Glaubwürdigkeit als der erwartete Messias in Frage gestellt wurde, sagte er: „Gehet hin und saget Johannes wieder, was ihr höret und sehet: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt.“ Matth. 11:4, 5;
Christliche Wissenschafter beurteilen ihren Wert als Nachfolger des Meisters, wie er seinen eigenen Wert beurteilte — nach ihren Taten.
Mrs. Eddy machte es von Anfang an klar, daß das Heilen die Hauptaufgabe der von ihr gegründeten Kirche ist. Im Jahre 1879 beschlossen die ersten Mitglieder auf Mrs. Eddys Antrag hin, eine Kirche zu gründen, „die den Zweck haben sollte, die Worte und Werke unseres Meisters in Erinnerung zu bringen und dadurch das ursprüngliche Christentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens wiedereinzuführen“ Handbuch Der Mutterkirche, S. 17;. Auch heute spielt das Heilen für die Mitglieder der Kirche Christi, Wissenschafter, eine sehr wichtige Rolle — ein Heilen, das nicht nur ihnen selbst zugute kommt, sondern auch die praktische Nächstenliebe des ursprünglichen Heilungswerkes Christi Jesu wiedereinführt. Sie erwarten, daß ihre Religion dem Gemeinwesen, in dem sie leben, Segen bringt, daß sie den tröstenden Beweis für die Gegenwart des heilenden Christus liefert, den Charakter veredelt und den Körper heilt.
Nach Jesu Himmelfahrt arbeiteten seine Jünger hingebungsvoll daran, seine Kirche zu gründen und seine Lehre in ihrer Reinheit und Anwendbarkeit für die Zukunft zu erhalten. Der Meister hatte erklärt, daß Gott, die göttliche Liebe, der Vater aller ist, und er hatte gepredigt, daß der zu Gottes Bild und Gleichnis erschaffene Mensch schon jetzt vollkommen ist. Jesus selbst hatte diese wahre Idee von Gott und dem Menschen, diesen Christus, verkörpert. Und er bewies, daß sie eine wirksame heilende Macht ist.
Die höchste Aufgabe des Christus bestand damals und besteht auch heute darin, das menschliche Denken zu vergeistigen. Wenn wir das wirkliche Sein als die Idee Gottes verstehen, als vollkommen, gesund und harmonisch, entfernt und zerstört der Christus die falsche sterbliche Annahme, daß das Sein materiell und unharmonisch sei.
Im ersten Jahrhundert, zu einer Zeit, wo Materialismus und Götzendienst überhandgenommen hatten, war dies eine äußerst schwierige Aufgabe, und die Jünger waren überzeugt, daß sie ihr ihre ganze Aufmerksamkeit schenken mußten.
In dieser jungen christlichen Gemeinde, so berichtet die Bibel, erhob sich einmal „ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde wider die hebräischen, darum daß ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung“ Apg. 6:1;.
Die Beschwerde wurde offenbar als berechtigt angesehen, und die zwölf Apostel schlugen als Lösung vor, „sieben Männer, die einen guten Ruf haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind“, zu ernennen. Diese Männer würden sich der Angelegenheit annehmen und „zu Tische dienen“, während sich die Apostel weiterhin dem Gebet und dem eigentlichen „Amt des Wortes“ widmeten. Der Vorschlag wurde angenommen, und sieben Männer wurden ausgewählt. Darunter waren Stephanus und Philippus, deren noch heutzutage als heilige Nachfolger Christi Jesu gedacht wird. Danach machte die Kirche große Fortschritte.
Im Hinblick auf die dringenden Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft sehnen sich aufrichtige Christliche Wissenschafter ernstlich danach, zu beweisen, daß der heilende Christus die Welt nicht ohne Tröster gelassen hat, sondern daß er jetzt genauso wirksam ist, wie er es schon immer gewesen war. Sie betrachten Krankheit, Armut, Sorge, Unzufriedenheit — alle sterbliche Disharmonie — als Feinde, die durch das Verständnis von dem wahren, geistigen, vollkommenen Sein vernichtet werden müssen. Und sie wissen, daß diese Feinde durch das Wirken der göttlichen Idee zerstört werden können.
Sie nehmen jede Gelegenheit wahr, ihrem Nächsten zu dienen, indem sie die Vollkommenheit der geistigen Schöpfung Gottes, einschließlich des Menschen, erkennen. Ihr Hauptziel ist, das menschliche Denken zu dem Verständnis zu erheben, daß Liebe, Frieden, Harmonie und reiche Fülle immer gegenwärtig sind, und die falschen, unharmonischen Kundwerdungen des materiellen Sinnes durch den geistigen Sinn zu zerstören.
Christliche Wissenschafter wissen, daß das Bedürfnis der leidenden Menschheit stets geistiger, niemals materieller Art ist. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Krankheit wird immer durch einen falschen Begriff herbeigeführt, der mental beherbergt statt zerstört wird.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 411; Das grundlegende Heilmittel gegen sterbliche Disharmonie besteht also immer darin, in unserem Denken den Christus, oder das wahre geistige Verständnis des vollkommenen Seins, zu beherbergen. Dann wird die Heilung eintreten. Die Macht konsequenten, rechten Denkens durch Gebet ist dynamisch. Solches Denken verbessert die menschliche Lage, bewirkt Freude anstatt Sorge, reiche Fülle anstatt Mangel, Gesundheit anstatt Krankheit.
Wenn auch jeder tätige Christliche Wissenschafter sich in seiner Arbeit für das Gemeinwesen darüber klar ist, welchen Dingen der Vorrang gebührt, und sich vor allem darum bemüht, das Denken zu vergeistigen, so wie Christus Jesus es uns lehrte, ist er doch ebenfalls darauf bedacht, die praktischen Schritte zu unternehmen, die die Weisheit ihn tun heißt.
In seinem Gleichnis vom barmherzigen Samariter lobte Christus Jesus das praktische Vorgehen des Fremden, der den menschlichen Bedürfnissen des Verwundeten nachkam. Mrs. Eddy weist ebenfalls darauf hin, daß Liebe als eine menschliche Eigenschaft in Taten zum Ausdruck kommen sollte. Obwohl die menschliche Liebe ihren Ursprung in der göttlichen Liebe hat, die völlig geistig, nicht materiell ist, erklärt sie, daß sie sich „in der verhüllten Gestalt“ ausdrückt, „die sich verstohlen auf den Weg macht, ein Werk der Barmherzigkeit zu tun; in den Füßchen, die den Gehsteig entlangtrippeln; in der sanften Hand, die den Darbenden und Leidenden, den Kranken und Trauernden die Tür öffnet und so die dunklen Orte der Erde erhellt“ Vermischte Schriften, S. 250..
Wenn der Christliche Wissenschafter diese Hinweise befolgt, wird er bestimmt einen großen Einfluß zum Guten im Gemeinwesen ausüben.
