Die christliche Kirche wurde am Tage der Pfingsten geboren — fünfzig Tage nach dem letzten Passahfest, das Christus Jesus feierte. Ständig in gemeinsames Gebet vertieft, hatten die Jünger auf das Kommen des Heiligen Geistes, des Geistes der Wahrheit, gewartet, den ihr Meister ihnen verheißen hatte (s. Joh. 15:26). Sie erwarteten es und bereiteten sich darauf vor. Sie waren dafür bereit.
In der Apostelgeschichte wird berichtet, daß „sie alle beieinander [waren] an einem Ort ... und sie wurden alle voll des heiligen Geistes und fingen an zu predigen in andern Zungen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ Apg. 2:1, 4;
Sie waren alle eins in der Entfaltung des Christus, der göttlichen, unparteiischen Mitteilung der ewigen Wahrheit über Gott und den Menschen. In jenem erhabenen Augenblick ging die Prophezeiung des Joel in Erfüllung: „Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen.“ Joel 3:1;
Diese Offenbarung oder diese Vision von dem Christus erschien den Jüngern als Licht „wie von Feuer“ — als das Licht der vollkommenen Einheit und geistigen Wahrnehmung. Die Bibel berichtet uns weiter: „. .. und wurden hinzugetan an dem Tage bei dreitausend Seelen“ Apg. 2:3, 41;.
Dreitausend ist eine ansehnliche Zahl! Sie wurden allein durch den Heiligen Geist, den Christus oder die Wahrheit, angezogen, der durch das inspirierte, vereinte Denken der Jünger wirkte.
Mrs. Eddy schreibt in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes ist das Kommen dieses Verständnisses gemeint, jenes Einströmen der göttlichen Wissenschaft, das den Tag der Pfingsten erleuchtete und das heute seine alte Geschichte wiederholt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 43;
Die Entwicklung des Christus im menschlichen Bewußtsein ist zweifellos ein Vorgang, der noch andauert, und die Christlichen Wissenschafter müssen erkennen, daß diese Entwicklung jetzt genauso lebendig und wirksam sein kann wie zur Zeit der Jünger. Die Christlichen Wissenschafter sollten den Eifer und die Einheit des Vorsatzes empfinden, die die Jünger ausdrückten — die reine, überirdische Liebe zum Christus, nicht zu einer Person oder zu persönlicher Macht. Und sie müssen dafür sorgen, daß heutzutage jeder Gottesdienst der Kirche Christi, Wissenschafter, von diesem Geist der Liebe erfüllt ist und daß er zur Grundlage und treibenden Kraft ihrer ganzen Kirchenarbeit gemacht wird.
Dieses Licht des Christus zieht die Menschen unwiderstehlich zu sich. Der unpersönliche Glanz der göttlichen Liebe — und nichts anderes — ist die Anziehungskraft. Der Christus, der durch den Pioniergeist des Pfingsttages wirkte, ist die so wichtige, lebenspendende Kraft der christlich-wissenschaftlichen Bewegung des 20. Jahrhunderts und aller kommenden Jahrhunderte.
Die Christlichen Wissenschafter können es sich heutzutage nicht leisten, in ihren gebeterfüllten Bemühungen, sich den reinen Geist der Pfingsten zu erhalten, der die „Dreitausend“ anzog, auch nur einen Aspekt der Kirche, ein Amt oder eine Tätigkeit zu vernachlässigen.
Drücken sie alle bei der Kirchenarbeit die christlichen Eigenschaften der Demut, Geduld, Nachsicht, Sanftmut, Inspiration und brüderlichen Liebe aus? Neigen sie dazu, empfindlich oder verletzt zu sein, wenn jemand etwas über sie sagt, was sie nicht für berechtigt halten? Greifen sie schnell zur Selbstrechtfertigung? Oder halten sie im stillen daran fest, daß Gott der Richter ist, der Allwissende, der mit dem Balsam der göttlichen Liebe heilt und der auch weiß, was der Heilung bedarf? Waren sie enttäuscht, als sie nicht zu dem Amt ernannt oder gewählt wurden, auf das sie gehofft hatten oder für das sie sich gut ausgerüstet fühlten?
Mrs. Eddy gibt uns den weisen Rat: „Wir müssen mit guter Miene auf das verzichten, was uns versagt ist, und vorwärtsstreben mit dem, was wir sind, denn wir können nicht mehr tun, als wir sind, noch können wir verstehen, was nicht in uns reift.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 195;
Laßt uns taktvoll — mit Liebe — auf das verzichten, „was uns versagt ist“, indem wir wissen, daß man Gott in jedem Amt dienen kann, ob man nun im Vorstand oder im Kleinkinderraum tätig ist. Die anderen Kirchenmitglieder inbrünstig zu lieben ist weit wichtiger, als lediglich ein Amt zu bekleiden. Wenn man die christliche Eigenschaft der Liebe innerhalb der Kirche ausdrückt, so wirkt das als ein unwiderstehliches göttliches Gesetz der Anziehung auf diejenigen, die nach göttlichem Trost und nach Heilung verlangen. Das Ausströmen unparteiischer Liebe kennt keine Grenzen. Es bleibt nicht innerhalb der Mauern der Kirche, sondern reicht bis in das Gemeinwesen und darüber hinaus.
Wenn wir uns ernstlich daraufhin prüfen, wie wir mehr von den christlichen Eigenschaften in unserer Kirchenarbeit widerspiegeln können, mögen wir uns fragen: „Liebe ich Frau X in demselben Maße wie Frau B? Liebe ich Frau G mehr als Fräulein H oder Herrn L?“ Die göttliche Liebe schließt alle in ihre Liebe ein; und wir können danach streben, alle in unsere Liebe einzuschließen. Wenn wir die Fehler unseres Nächsten vergeben und vergessen, können wir höhersteigen in dem Verständnis dessen, was der Mensch wirklich ist als die vollkommene, geistige Widerspiegelung Gottes.
Sind wir beunruhigt, wenn Kirchensitzungen nicht so verlaufen, wie wir es uns vorstellen? Halten wir uns darüber auf, wie unreif manche Leute in ihrer Metaphysik sein können — wie falsch sie liegen können? Ungeachtet dessen, was menschlich zu geschehen scheint, lösen sich diese materiellen Reaktionen auf, wenn wir demütig bereit sind, darauf zu vertrauen, daß Gott die Dinge so gestalten wird, wie es für alle Beteiligten am besten ist. Christus ist das unangefochtene Haupt der Kirche und wird sich durchsetzen. Diese geistige Tatsache mag zwar nicht in diesem oder im nächsten Augenblick sichtbar werden, aber sie wird zur rechten Zeit und in der rechten Weise in Erscheinung treten. Alle Dinge wirken zum Guten — zum Fortschritt der Kirche, zur Stärkung ihrer ausströmenden Liebe.
Die wahre Kirche setzt sich nicht aus vielen endlichen Personen oder Gruppen von Personen zusammen, sondern aus Gottes individuellen Ideen, die die göttlichen Eigenschaften ihres Schöpfers ausdrücken. Wenn wir die göttlichen Eigenschaften, die wir widerspiegeln, fördern, können wir die Einheit des Geistes aufrechterhalten, die die Jünger am Tage der Pfingsten so eng miteinander verband. Harmonie und Einigkeit innerhalb der Kirche zeigen sich mit Sicherheit den Außenstehenden und wirken zweifellos als ein mächtiger Einfluß, der sie zu unseren Türen zieht.
Der Zweck der Kirche Christi, Wissenschafter, ist, zu erneuern und zu heilen. Dieser Zweck wird durch vereintes Denken erreicht; und vereintes Denken ist das Ergebnis der Liebe. Die Liebe, die die göttliche Liebe widerspiegelt, ist das eigentliche Wesen und die belebende Kraft der Kirche. Sie ist das heilende Element der Kirche. Sie ist das, was die Kirche voranbringt. Sie ist der wirkliche Grund dafür, der Kirche beizutreten, in ihr zu dienen und durch sie individuell zu wachsen. Ohne Liebe könnte die Kirche ihre Mission nicht erfüllen. Liebe ist das Licht und die Wärme, nach denen die Menschheit sucht. Wenn der Christus, der Geist der Liebe, nicht ständig die treibende Kraft unserer Kirchenarbeit ist, verlieren wir das Element, das die „Dreitausend“ zu uns zieht.
Die geistige Wirksamkeit der Einheit und Liebe in unserem Bewußtsein ist es, was Besucher in unserer Kirche veranlaßt zu sagen: „Dies ist es, was ich brauche. Danach habe ich gesucht. Das beantwortet meine Fragen über das Leben. Dies ist die Liebe, die ich brauche.“
Wenn unsere Gottesdienste durch Einheit und Liebe gekennzeichnet sind, verbreiten sie in einem gewissen Grade den Geist des Heiligen Geistes, der das Denken der Jünger durchflutete und sie höherhob im Verständnis des Christus. Sie erstrahlen durch das Einströmen des Lichtes, das Böses jeglicher Art ausschließt, das dem beunruhigten Denken süße Ruhe und denjenigen, die nach der Wahrheit streben, geistiges Erwachen und Heilung bringt. Das glorreiche, heilende Licht des Christus kann nicht ausgelöscht werden, solange die Kirchenmitglieder wissenschaftlich und selbstlos lieben.
Wenn scheinbare Uneinigkeit in der Kirche herrscht — Spaltung, Verwirrung, Verärgerung, Kirchenaustritte, Mangel an neuen Mitgliedern, niederreißende Kritik, übermäßiger Ehrgeiz —, dann müssen wir dies als den Versuch des sterblichen Gemüts erkennen, seiner Zerstörung durch die Kirche Christi, Wissenschafter, die Einrichtung, die die Menschheit heilt und von all ihren Leiden und Enttäuschungen errettet, Widerstand zu leisten.
Wir können beten, um zu wissen, daß der tierische Magnetismus, der den Unachtsamen auf die Ebene des unreinen, prinziplosen und angekränkelten Denkens herabziehen möchte, niemals das Voranschreiten der Christlichen Wissenschaft hindern, niemals ihre heilende Wirksamkeit aufhalten oder ihrer Organisation in irgendeiner Weise Schaden zufügen kann.
Wenn der tierische Magnetismus oder der Antichrist, die Fälschung des Christus, Kirchenmitglieder dazu bringen könnte, endlos einander zu kritisieren und uneinig zu sein sowie nach Stellung und Macht zu streben, dann könnte er diese göttlich autorisierte Einrichtung untergraben und schwächen. Wenn wir den heimtückischen Machenschaften des sterblichen Gemüts gegenüber auf der Hut sind, können wir ihm Wirklichkeit und Einfluß absprechen. Mrs. Eddy erklärt: „Der Irrtum hat kein Steckenpferd, das — und werde es auch noch so kühn geritten oder prächtig aufgezäumt — in das Heiligtum der Christlichen Wissenschaft hineinspringen könnte.“ Nein und Ja, S. 44;
Die Kirche Christi, Wissenschafter, ist eine einzigartige Einrichtung. Wir sollten weise sein und wissen, daß ihre Lehren nicht verwässert werden können und so mit der herabziehenden Tendenz des materialistischen Denkens einen Kompromiß bilden. Die Christliche Wissenschaft, wie sie von Mary Baker Eddy entdeckt wurde, ist völlig zeitgemäß und für unser jetziges Zeitalter wie für alle künftigen Zeiten gültig. Sie braucht sich niemals dem Niveau scheinbar einfacherer Methoden anzupassen noch Lockmittel zu benutzen, um Anhänger anzuziehen. Durch den Christus, die Macht der göttlichen Liebe, wird sie das Denken auf ihre eigene geistige Höhe ziehen und das suchende Herz durch ihre reinen, auf Prinzip gegründeten Lehren befriedigen.
Wir lesen in der Bibel, daß einst „die Herrlichkeit des Herrn ... die Wohnung [erfüllte]“ 2. Mose 40:34.. Dies war ein Vorbote der Herrlichkeit des Pfingsttages und eine Verheißung der Herrlichkeit, von der die Kirche Christi, Wissenschafter, heute erfüllt sein kann. Die Widerspiegelung der herrlichen christlichen Liebe durch jedes Kirchenmitglied und die Einigkeit des Denkens, die Inspiration des Heiligen Geistes, werden die „Dreitausend“ — und mehr — zu uns ziehen.
