Ein neuer Tag! Welch eine Freude, ihn in dem Bewußtsein zu begrüßen, daß der Mensch eins mit Gott ist. Jeden Morgen können wir uns wegen Führung an unseren Vater-Mutter Gott wenden und uns demütig vergegenwärtigen, daß Er es ist, der uns heute mit der Kraft und Fähigkeit versorgt, die an uns gestellten Forderungen zu erfüllen. „Herr, frühe wollest du meine Stimme hören, frühe will ich mich zu dir wenden und aufmerken“ Ps. 5:4;, rief der Psalmist aus.
Viele Menschen wenden sich zu Beginn eines jeden Tages an die Bibel, um Führung und Trost zu erlangen. Sie fühlen, daß auf diese Weise ihre Gedanken ganz natürlich zu Gott, der göttlichen Liebe, dem Schöpfer des Menschen und des Universums, hingelenkt werden. Solches Gebet, eine solche Gemeinschaft mit Gott, vermittelt ihnen einen Schimmer von dem wahren Stand des Menschen als Gottes Kind und stärkt und stützt sie den Tag über.
Die Christliche Wissenschaft lehrt in Übereinstimmung mit der Bibel, daß der Mensch das Bild und Gleichnis Gottes, Seine Widerspiegelung, ist. Die Tätigkeit des Menschen ist daher die Widerspiegelung des allwirkenden göttlichen Gemüts und wird von Gott regiert und gestützt. Christus Jesus sagte: „Mein Vater wirket bis auf diesen Tag, und ich wirke auch.“ Joh. 5:17; Die Wahrheit, daß der Mensch der Ausdruck des harmonischen und vollkommenen Wirkens des Gemüts ist, befähigt uns, wenn wir diese Tatsache erst einmal klar erkannt haben, unserer täglichen Arbeit zuversichtlich und freudig nachzugehen.
Mary Baker Eddy schreibt: „Gemüt, freudig in Stärke, wohnt im Reich des Gemüts. Die unendlichen Ideen des Gemüts eilen dahin und ergötzen sich. In Demut erklimmen sie die Höhen der Heiligkeit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 514;
Das ist ein hilfreicher und inspirierender Gedanke für jeden Tag. In dem Bewußtsein, daß wir die Widerspiegelung des Gemüts sind, können wir „freudig in Stärke“ sein. Göttliche Stärke und Energie sind in der Christlichen Wissenschaft von Freude begleitet. Als unendliche Ideen des Gemüts „eilen“ wir in Wirklichkeit „dahin und ergötzen“ uns, und das ist unsere wahre Tätigkeit. Die vom Gemüt regierte Tätigkeit des Menschen ist immer freudig und lohnend; sie entfaltet sich in Übereinstimmung mit Gottes Gesetz der Harmonie und des Fortschritts.
Eine andere unentbehrliche Eigenschaft in Verbindung mit der Tätigkeit der Ideen des Gemüts ist Demut. Der Meister bezog sich hierauf, als er seine Nachfolger mit nachstehenden tröstenden Worten ermutigte: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ Matth. 11:28—30;
Ein drückendes Gefühl falscher Verantwortung oder übermäßiger Arbeit kann oft auf die irrige Auffassung zurückgeführt werden, daß der Mensch ein von Gott getrenntes Dasein habe und wegen Kraft und Ausdauer auf seine eigenen begrenzten Hilfsmittel angewiesen sei. Wenn wir der Annahme nachgeben, daß der Mensch materiell sei und daher nur schwache Versuche unternehmen könne, scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten zu meistern; daß er in einem materiellen Körper lebe und von ihm als der Quelle seiner Energie und Stärke abhängig sei, dann mögen wir das Opfer von Enttäuschung und Erschöpfung werden.
Die Christliche Wissenschaft befähigt uns, diese irrigen Auffassungen des fleischlichen Gemüts zurückzuweisen und sie durch den wahren Begriff vom Menschen als dem immer tätigen und immer ruhevollen Ausdruck des unerschöpflichen Lebens, der unerschöpflichen Wahrheit und Liebe, zu ersetzen. Diese Wissenschaft bringt die stets verfügbare, überströmende Liebe Gottes zum Menschen ans Licht. Sie zeigt uns, wie wir in Übereinstimmung mit Jesu Forderung das Joch des sterblichen Gemüts — Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit und die Annahme, der Mensch sei materiell — abwerfen und das Joch des Christus, der Wahrheit — Sanftheit und Demut —, auf uns nehmen können.
Demut ist jene Eigenschaft selbstlosen Denkens, die versteht, daß es die Macht Gottes ist, die das Böse in allen seinen Kundwerdungen überwindet und die allein den Menschen regiert. Wer wahre Demut lernt und sie täglich in seinem Denken und Tun auszudrücken sucht, wird wirksamere Wege finden, seine Angelegenheiten zu regeln. Er strebt nach Vollendung bei jeder ihm zugewiesenen Aufgabe, auf daß Gott verherrlicht werde. In allen seinen Unternehmungen bemüht er sich, Gott an erste Stelle zu setzen und seinem Nächsten nach besten Kräften zu dienen. Wie Paulus erkennt er freudig an: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Phil. 4:13. Die Vergegenwärtigung, daß der Christus die Kundwerdung der stets wirksamen Gegenwart Gottes ist, führt zu der Demonstration der heilenden und erlösenden Macht Gottes.
Je klarer wir erkennen, daß Freude und fruchtbare Tätigkeit von Gott kommen und nicht etwas sind, was die Menschen zu Seiner schon jetzt vollkommenen und vollständigen Schöpfung beitragen, um so schneller wird die Last falscher Verantwortung von uns genommen werden und um so reicher wird das Ergebnis unserer Demonstration sein, daß der Mensch als das Kind Gottes frei ist, daß er unablässig in Übereinstimmung mit dem Plan des Vaters regiert wird und die nie versagenden Energien des allwirkenden Gemüts widerspiegelt. Wir werden feststellen, daß wir bei der Erledigung unserer täglichen Pflichten immer eine Aufgabe zur Zeit erledigen können, und bei unseren Entscheidungen können wir lernen, uns mehr denn je auf Gottes Führung und Weisheit zu verlassen. Demut und die Bereitwilligkeit, uns von dem allwissenden göttlichen Gemüt leiten zu lassen, wird in unserem Leben zu einer schrittweisen Entfaltung des Guten führen wie auch zu erfolgreicherer Erledigung unserer beruflichen Pflichten.
Wir mögen sagen: „Ich bin so überlastet und eingespannt. Ich würde gern diese Arbeit erledigen, aber ich habe einfach nicht die Zeit dazu. Jeden Tag liegt so viel vor.“ Wenn dem so ist, sollten wir uns fragen, ob wir nicht unseren Ausblick begrenzen oder versuchen, die Arbeit zu tun, die einem anderen zukommt. Wir sollten daran denken, daß der Mensch als die Idee des allwirkenden Gemüts von diesem Gemüt immerdar mit all seinen Fähigkeiten und Eigenschaften ausgestattet ist. Der Reichtum des Menschen als Erbe von Leben, Wahrheit und Liebe ist unschätzbar. Leben schließt nicht weniger als die Ewigkeit ein, die weder Anfang noch Ende hat. Der Mensch ist daher keinen Zeitbeschränkungen unterworfen. Wenn wir den wahren Stand des Menschen geistig verstehen — daß er das Kind Gottes ist, der Ausfluß des Gemüts, sein unablässiger Ausdruck —, können wir uns zu Beginn eines jeden Tages voller Vertrauen an unseren Vater-Mutter Gott wenden. Solch ein Verständnis bringt freudige Tätigkeit mit sich.
