Die Tatsache, daß junge Menschen zur Sonntagsschule kommen, bedeutet nicht, daß sie eines Tages automatisch den Wunsch haben werden, Der Mutterkirche oder einer Zweigkirche beizutreten. Tatsächlich kommen nach Beendigung der Sonntagsschule manchmal sogar Schüler, die die Christliche Wissenschaft wirklich lieben, von der Kirche ab.
Warum? Es gibt zahlreiche Gründe dafür. Unwissenheit ist einer der häufigsten. Viele Schüler wissen überraschend wenig über die Kirche: ihre Gründerin, ihre Geschichte, ihre Arbeitsweise, die Art ihrer Unternehmungen, ihre internationale Reichweite — wenig über den umgestaltenden Einfluß, den die Christliche Wissenschaft seit ihrer Entdeckung auf den Bereich der Wissenschaft, der Theologie und der Medizin gehabt hat oder über die heilende Wirkung, die die Bewegung in den vergangenen hundert Jahren auf manch ein Leben ausgeübt hat. Mit der Unwissenheit kann ein Mangel an Inspiration in bezug auf den Zweck der Kirche und ein Mangel an Einsicht bezüglich der Rolle der Kirche bei der Erfüllung der Prophezeiung einhergehen.
Was können wir tun, um diese Unwissenheit zu heilen? Junge Menschen können viel über das geistige Wachstum, das sich aus der Kirchenmitgliedschaft ergibt, lernen, wenn sie dies im Leben ihrer Eltern sehen. Aber viele Schüler haben Eltern, die keine Kirchenmitglieder sind. Ein Sonntagsschullehrer ist deshalb häufig 18 Jahre lang die engste oder möglicherweise einzige direkte Verbindung eines Schülers zur Kirche. Vermitteln wir den jungen Menschen einen inspirierenden Begriff von Kirche, der sie anfeuert? Junge Menschen wollen ein sinnvolles Leben führen. Helfen wir ihnen doch zu erkennen, von welcher Bedeutung es ist, einer Bewegung beizutreten, die der Welt täglich beweist, daß das Gute allein Macht hat. Wenn die Schüler die Vorstellung von der Kirche erlangen könnten, die Christus Jesus und Mary Baker Eddy hatten, würden sie sich dann nicht mit der Kirche identifizieren wollen, die aus jener geistigen Schau hervorgegangen ist, mit jenem Kreis von wissenschaftlichen Denkern, die die Welt verändern?
Die Herausforderung für uns besteht darin, uns unsere eigene Hingabe an die Kirche so lebendig zu erhalten, daß diese Inspiration ganz natürlich in unsere Klassengespräche überströmt. Natürlich würden wir nicht jeden Sonntag über die Kirche oder Kirchenmitgliedschaft sprechen; sie würden nur einen kleinen Teil des Lehrplans ausmachen, und vieles davon kann durch Hausaufgaben erarbeitet werden. Doch je älter ein Schüler wird, um so wichtiger ist es, daß er die Beziehung zwischen der Metaphysik, die er verstehen lernt, und der Institution, die für den Schutz und die Förderung der Offenbarung jener Wahrheiten in unserem Zeitalter verantwortlich ist, begreift. Es ist auch wichtig, einige der Fragen in bezug auf Kirche und Kirchenmitgliedschaft zu betrachten, die die Schüler häufig selbst aufwerfen.
Als z. B. eine Lehrerin ihre Schüler fragte, was sie vom Beitritt zur Mutterkirche hielten, war das erste, was sie wissen wollten:
„Welchen Gewinn hätte ich davon?“
In ihrer Antwort auf die Frage brachte diese Lehrerin drei zusammenhängende Punkte zur Sprache, die mit den Schülern die ganze Sonntagsschulzeit hindurch immer wieder besprochen werden müssen:
1. Mary Baker Eddys Beziehung zur Kirche
2. Die Bedeutung des Handbuchs Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy
3. Die Früchte der Kirchenmitgliedschaft Lassen Sie uns einmal jeden dieser Punkte kurz untersuchen.
1 In einem Alter von zehn oder elf Jahren wissen die meisten Schüler, daß Mary Baker Eddy die Christliche Wissenschaft entdeckte, Die Mutterkirche gründete und ihre Führerin ist. Aber wissen sie auch ...
• was Mrs. Eddy dazu führte, ihre eigene Kirche zu gründen?
• warum jene Kirche später aufgelöst wurde?
• wie die Organisation Der Mutterkirche und ihrer Zweige (wie wir sie heute kennen) geschaffen wurde?
• welche Beziehung zwischen der Kirche Christi, Wissenschafter, heute und der historischen heilenden Mission Jesu besteht?
• warum Mrs. Eddy betont: „Zur Zeit ist, mehr als irgendeine andere Einrichtung, die Kirche der Zement der Gesellschaft, und sie sollte das Bollwerk bürgerlicher und religiöser Freiheit sein“ (Vermischte Schriften, S. 144)?
Ein Studium all der Biographien, die sich mit dem Werk unserer Führerin als Gründerin einer Kirche befassen, kann für die Schüler unschätzbar sein. Das gleiche gilt für die Arbeit mit solchen Büchern wie The Mother Church von Joseph Armstrong und The Mother Church Extension von Margaret Williamson (in den Lesezimmern der Christlichen Wissenschaft erhältlich).
Eine andere Sonntagsschullehrerin stellte die Aufgabe, zu Hause eine Beschreibung des Lebens Mrs. Eddys zu lesen, und machte daraufhin eine überraschende Entdeckung:
„Ich hatte ursprünglich geplant, nur ein paar Minuten zu Beginn des Unterrichts damit zu verbringen, über das zu sprechen, was sie gelernt hatten. Aber sie waren so erfüllt von einer neuen Wertschätzung Mrs. Eddys, daß wir erheblich mehr Zeit darauf verwandten. Ihnen wurde zum erstenmal bewußt, wie dankbar sie unserer Führerin waren für all das Gute, das sie erfahren hatten, und für jede Heilung, die sie miterlebt hatten. Ich schloß die Diskussion mit dem Verlesen der Richtschnur ‚Pflichttreue’ im Handbuch (Art. VIII Abschn. 6). Als die Mädchen darüber nachdachten, fühlten sie ein Bedürfnis, Mrs. Eddy und die Sache zu unterstützen. Als Folge davon besorgten sich zwei von ihnen gleich nach dem Unterricht Bewerbungsformulare für Mitgliedschaft in Der Mutterkirche.“
2 Natürlich spielt die Kenntnis des Handbuchs eine wesentliche Rolle für das Verständnis von Kirche und Kirchenmitgliedschaft. Wie viele Schüler sind jedoch — selbst im Alter von 20 Jahren — mit dem Handbuch und dem, was es darstellt, vertraut?
Ein Schüler erinnert sich an folgendes: „Als ich die Sonntagsschule verließ, erhielt ich zwei Handbücher — eins von einer Zweigkirche, die ich während meines Studiums besuchte, und eins von meiner Kirche zu Hause. Ich erkannte die gute Absicht wirklich an, aber es war ein bißchen, wie wenn man zur Pensionierung eine goldene Uhr geschenkt bekommt. Die Handbücher wurden im Bücherbord verstaut, und erst Jahre später, als ich einer Zweigkirche beitrat, begann ich den ungeheuren Wert des Handbuchs und dessen, was es einem aktiven Christlichen Wissenschafter bedeuten sollte, zu verstehen.“
Vor mehreren Jahren wurde es in der Sonntagsschule Der Mutterkirche und in einer Reihe von Sonntagsschulen in Zweigkirchen zur Regel, den Schülern ein eigenes Handbuch zu geben, sobald sie zwölf werden, anstatt damit zu warten, bis sie das 20. Lebensjahr vollenden. Aber einem Zwölfjährigen ein Handbuch zu geben könnte als ebenso unzeitgemäß empfunden werden wie jenes Pensionierungsgeschenk — es sei denn, Lehrer und Schüler beginnen in einem noch früheren Alter solche Fragen zu diskutieren wie:
• Wenn das Handbuch nie geschrieben worden wäre, was dann?
• Welche gesetzliche Vollmacht hat das Handbuch?
• Was verlangt es von Der Mutterkirche, einer Zweigkirche, den einzelnen Mitgliedern?
• Warum sind die Satzungen im Handbuch nicht bloß willkürliche Meinungen oder diktatorische Forderungen (s. Vermischte Schriften, S. 148)?
• Inwiefern erfüllt der Gehorsam gegenüber bestimmten Satzungen Mrs. Eddys Worte: „Davon bin ich überzeugt, daß jede Regel und Satzung dieses Kirchenhandbuchs die Geistigkeit dessen, der sie befolgt, erhöhen und seine Fähigkeit, die Kranken zu heilen, die Leidtragenden zu trösten und die Sünder wachzurütteln, stärken wird“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 230)?
3 Eine der Ideen, die für junge Menschen am schwersten zu fassen sind, ist das Gute, das sich aus der Mutterkirchenmitgliedschaft ergibt. Eine Art und Weise, wie wir dies verdeutlichen könnten, ist, gelegentliches Fußballspielen mit dem Beitritt zur Fußballmannschaft einer Schule zu vergleichen. Zu einer Mannschaft zu gehören mag eine langfristige Verpflichtung und viel Training erfordern. Aber all diese schwere Arbeit bringt einen Lohn mit sich, der auf keinem anderen Wege erreicht werden kann: den Mannschaftsgeist, durch den alle zusammen auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, die Freundschaft und den Beistand der Mitspieler, die zunehmende Geschicklichkeit, die das Ergebnis regelmäßigen Trainings ist, die freudige Erregung über die Teilnahme an Spielen, die wirklich zählen.
Und genauso ist es, wenn die Schüler Der Mutterkirche und einer Zweigkirche beitreten. Sie werden Teil eines internationalen Teams von Heilern, das sich in fast alle Teile des Erdballs erstreckt. Jeder, der jemals an einer Jahresversammlung Der Mutterkirche, einem der zweijährlichen Studententreffen oder einem regionalen Jugendtreffen teilgenommen hat, hat die Liebe und Inspiration gespürt, die daher kommen, daß man Teil dieses Teams ist. Und der Beistand durch die Gebete der Mitglieder des Teams kann überall gespürt werden, ganz gleich, wo wir sind. Ein Mitglied schreibt:
„Während meiner Hochschulzeit begann ich an Depressionen zu leiden, und ich schien keine Ermutigung oder Unterstützung durch das Studium der Christlichen Wissenschaft zu erhalten. Ich glaubte, man müsse einem Ausüber sofort bezahlen, wenn man ihn um Hilfe bat. Weil ich kein Geld hatte, rief ich keinen an. Die Kirche in der Gegend hatte keine Sonntagsschule, so hatte ich auch keinen Sonntagsschullehrer, an den ich mich wenden konnte. Immer dringender brauchte ich Hilfe. Eines Tages schließlich, als ich so dasaß und meine Bücher anstarrte, wurde meine Aufmerksamkeit auf das Handbuch Der Mutterkirche gelenkt. .. Plötzlich fiel mir ein, daß Mrs. Eddy im Handbuch sagt, daß Mitglieder Der Mutterkirche täglich für sich und die ganze Menschheit beten sollen. Ich erkannte, daß ich in dieses Gebet eingeschlossen war — daß die Gebete der Mitglieder Der Mutterkirche mich segneten und beschützten, daß sie mir Liebe vermittelten. Ich spürte, daß ich eine Behandlung gehabt hatte. Ein herrliches Gefühl der Freude und des Glücks durchflutete mein ganzes Sein. Bald betätigte ich die Christliche Wissenschaft wieder, und ich hatte mein Vertrauen bei ihrer Anwendung wiedergewonnen.“
Was kann sonst noch geschehen, wenn wir einem Kirchenteam beitreten? Die Lehrer könnten mit den Schülern über die Ergebnisse der täglichen metaphysischen Arbeit und über die Selbstdisziplin und den geistigen Antrieb sprechen, die aktive Kirchenmitgliedschaft mit sich bringt. Die Zugehörigkeit zu diesem Team gibt uns auch Gelegenheit, unsere Fähigkeiten auf wirklich sinnvolle Art und Weise einzusetzen. Dadurch, daß wir in der Sonntagsschule unterrichten, im Lesezimmer tätig sind, in Gefängnissen und Krankenhäusern arbeiten oder andere Tätigkeiten verrichten, haben wir fortwährend Gelegenheit, zu beweisen, wie der Christus das Leben der Menschen erhebt und umwandelt.
Die Lehrerin, die ihre Schüler fragte, was sie vom Kirchenbeitritt hielten, bekam mehrere andere interessante Antworten.
„Ich bin nicht für Organisationen“, bemerkte ein Junge. „Sie sind nichts für mich.“
Viele junge Menschen heutzutage empfinden das gleiche. Sie weisen gern darauf hin, daß sie nicht der Kirche beizutreten brauchten, um zu Gott zu beten oder anderen durch Gebet zu helfen. Und dem würden wir zustimmen. Aber es wäre vielleicht interessant, einmal einen Augenblick darüber nachzudenken, was wäre, wenn es keine christlich-wissenschaftliche Bewegung gäbe.
• Wenn es keine christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften, Lesezimmer, Vorträge oder Rundfunksendungen gäbe, wie würden die Menschen dann etwas über die Christliche Wissenschaft erfahren?
• Wenn es keine heilenden Sonntagsgottesdienste (die Ernte unseres Studiums der Lektionspredigt einer Woche), keine Mittwochabend-Zeugnisversammlungen, keine regelmäßig veröffentlichten, beglaubigten Heilungszeugnisse gäbe, wie würden dann die Leute wissen, daß die Christliche Wissenschaft heilt?
• Wenn es keine Organisation gäbe, die die Ausüber der Christlichen Wissenschaft ordnungsgemäß anerkennt, wie würde dann jemand, der dringend Hilfe und Heilung braucht, einen qualifizierten Ausüber finden?
• Wenn es keine Komitees für Veröffentlichungen gäbe, wer würde dann falsche Vorstellungen der Öffentlichkeit über die Christliche Wissenschaft richtigstellen und daran arbeiten, Gesetze zu ändern, die das Recht des einzelnen, diese Wissenschaft auszuüben, beeinträchtigen?
Wenn die Schüler den Wert der Kirchenorganisation zu erkennen beginnen, dann kann der Lehrer das Gespräch auf die unvermeidliche Frage lenken: „Wie können wir eine Organisation dieser Art haben, wenn die Leute ihr nicht beitreten und sie unterstützen?“
Es ist auch leichter für junge Menschen, den Wert der Organisation richtig zu beurteilen, wenn sie wirklich an Kirchenarbeit beteiligt sind. Ein Sonntagsschullehrer weist auf folgendes hin: „Viele Schüler können in einem Alter von 18 oder 19 Jahren nicht einsehen, wie wichtig die Kirchenmitgliedschaft ist, weil sie sich nie als Teil der Kirche gefühlt haben.“
Wenn die Zweigkirchensatzungen es erlauben, können Sonntagsschüler, die keine Kirchenmitglieder sind, an Kirchensitzungen, die der Inspiration dienen, teilnehmen, und diejenigen, die geistig geeignet sind, können in Komitees mitwirken — solange sie nicht während der Unterrichtszeit aus der Sonntagsschule herausgenommen werden.
Laßt uns jedoch, bevor wir das Interesse der Schüler an der Kirche wecken, uns selbst diese tiefschürfenden Fragen stellen:
1. Wenn die Schüler sich dazu entscheiden, aktive Kirchenmitglieder zu werden, wird unsere Zweigkirche sie auch haben wollen?
2. Werden wir den Schülern, nachdem sie beigetreten sind, Gelegenheiten zur Mitarbeit geben, die ihnen zeigen, wie lohnend Kirchenmitgliedschaft sein kann?
Ein anderer Schüler in der Klasse meinte: „Von den Mitgliedern wird zuviel verlangt — z.B., daß sie nicht rauchen oder trinken dürfen.“
Das war eine wertvolle Gelegenheit, darüber zu sprechen, was Kirchenmitgliedschaft in sich schließt. Wir müssen den Schülern helfen, zu erkennen, daß Mitgliedschaft ihre Fähigkeit zu heilen vergrößern, ihnen einen Anker, der ihnen in stürmischen Zeiten einen Halt bietet, geben, sie auf vielerlei Art und Weise vor Täuschung, Verwirrung und Mißerfolg schützen und ihr Leben mit tiefer Bedeutung, mit einem Sinn und mit Glück erfüllen kann — wenn sie danach streben, die Forderungen dieser Wissenschaft der Seele zu verstehen und ihnen zu folgen.
Die Bedeutung dieser Forderungen ist jedoch nicht etwas, was die Schüler gewöhnlich gleich auf einmal begreifen. Und die Schüler werden einige dieser Forderungen nicht unbedingt als gültig akzeptieren, nur weil ein Lehrbuch oder ein Lehrer sagt, daß es so und nicht anders sein sollte. Ein wissenschaftliches Verständnis davon, warum Befolgung der Regeln der Kirche Heilerfolge bringt, muß schrittweise während der ganzen Sonntagsschulzeit eines Schülers aufgebaut werden. Viel Weisheit, Geduld, Liebe und Mitgefühl ist vonnöten, wenn man den Schülern helfen will, diese Forderungen zu verstehen und von sich aus ein Gefühl der Verpflichtung zu entwickeln. Es braucht jedoch kaum erwähnt zu werden, daß wir nichts geben können, was wir nicht selber haben.
Natürlich sehen wir auch alle ein, daß wir die Schüler nicht zur Kirchenmitgliedschaft drängen können. Der Beitritt muß ihre Demonstration sein. Als Sonntagsschullehrer sprechen wir über Kirche und Kirchenmitgliedschaft, um die Schüler wissen zu lassen, wie sie ihr eigenes Leben bereichern und zugleich ihre Fähigkeit vergrößern können, geistig auf die Bedürfnisse der ganzen Menschheit zu reagieren. Es muß also unsere Demonstration sein, den Schülern jeder Klasse und jeder Altersstufe neue Erkenntnisse in bezug auf das, was die Kirche ist und tut, zu vermitteln. Nichts Geringeres verdienen sie.
[Sektion für die Sonntagsschule, Abteilung für Zweige und Ausüber]
