Vor einigen Jahren erlebte ich eine wunderbare Heilung. Ich war mit einem besonderen Amt betraut worden. Ich fing an, Schwierigkeiten beim Sehen zu haben — ich sah alles doppelt. Da ich dachte, mit Hilfe einer anderen Brille dem Zustand abhelfen zu können, suchte ich einen Augenarzt auf, der aber von mir verlangte, daß ich einen praktischen Arzt einer bestimmten Sache wegen aufsuchte, da dem Zustand mit einer Brille nicht abgeholfen werden könnte. Ich dachte, daß ich ja wegen dieser einen Diagnose zum Arzt gehen konnte — aber ärztliche Behandlung wollte ich auf keinen Fall.
Wir hatten geplant, zu einer Kircheneinweihung in eine andere Stadt zu fahren. Ich hatte vor, nach der Rückkehr zum Arzt zu gehen, um dem Augenarzt „den Gefallen zu tun“. Ich sprach telefonisch mit einer Freundin darüber, die mir antwortete: „Ja, ja, so fängt es an.“ Sie hatte nicht ein bestimmtes Augenleiden gemeint, sondern die Versuchung, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, anstatt sich völlig auf Gott zu verlassen.
Endlich wachte ich auf und verstand sofort, was diese Freundin gemeint hatte. Ich dachte ernsthaft darüber nach und erkannte, daß das Problem des Sehens, einschließlich des Doppelsehens, ein Dualismus im Bewußtsein war, und ich fragte mich: „Wie kommst du eigentlich dazu, ,zwei Herren dienen‘ (Matth. 6:24) zu wollen, obwohl du genau weißt, daß es nur eine Macht gibt, Gott, das Gute, nur eine Ursache. Jetzt entscheide dich, worauf du dich verlassen willst.“ Die Entscheidung fiel mir gar nicht schwer, die Antwort war ganz klar. Im Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, las ich (S. 167): „Es ist nicht weise, eine lahme und halbe Stellung einzunehmen oder zu erwarten, daß man gleichmäßig mit Geist und Materie, Wahrheit und Irrtum arbeiten könne. Es gibt nur einen Weg, der zum geistigen Sein führt, das ist Gott und Seine Idee.“
Wir fuhren zur Einweihung der Zweigkirche Christi, Wissenschafter. Dort trafen wir erwartungsfrohe Menschen von tiefster Dankbarkeit erfüllt. Es war eine Atmosphäre, die uns Besucher so einschloß und umfing, daß auch wir erhoben und tief dankbar waren. Als wir das Kirchengebäude verlassen hatten und schon mehrere Straßen weit gegangen waren, entdeckte ich plötzlich, daß ich keiner helfenden Hand mehr beim Straßenübergang bedurfte, klar und sicher Treppen steigen konnte, am Bordstein nicht mehr zögerte, nichts mehr doppelt sah.
Ich kann gar nicht sagen, welch jubelnde Freude in mir aufstieg, welch demütige, tiefe Dankbarkeit mich erfüllte, als ich erkannte: „Prüfungen sind Beweise von der Fürsorge Gottes“ (ebd., S. 66); daß sie uns wachrütteln und uns bei unserem Wachstum in der Wahrheit helfen.
Ich bin in einem christlich-wissenschaftlichen Elternhaus aufgewachsen, bin immer von der Liebe getragen worden, habe mich ganz natürlich in der Harmonie zu Hause gefühlt, aber ich hatte niemals ernsthaft für mich selbst beten müssen. Ich hatte das Glück, daß auch mein Mann den Weg in der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjәn s’aiәns. ging. Aber erst nachdem mein Mann weitergegangen war, entdeckte ich die Notwendigkeit der eigenen Aktivität durch ernsthaftes Studium der Christlichen Wissenschaft.
Meine Töchter und ich durften viele, viele Segnungen erfahren, wie Versorgung, Finden eines Heims und Arbeitsplatzes sowie Heilungen von Krankheiten — u. a. von arthritischer Hüftgelenkentzündung. Ich fragte mich, wie es möglich war, bei der Fülle dieser Segnungen so oft einen wankenden Standpunkt einzunehmen. Aber immer wieder ist die Liebe Gottes neu und läßt uns das Wunder Seiner Gnade erleben, auf daß wir weiter im geistigen Verständnis wachsen mögen.
Ich bin tief dankbar für Mitgliedschaft in Der Mutterkirche und in einer Zweigkirche. Erst durch tätige Mitgliedschaft habe ich die Wahrheit klarer erkannt und gelernt, sie mehr anzuwenden.
Hamburg, Bundesrepublik Deutschland