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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES: PAULUS, DER MISSIONIERENDE APOSTEL

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Paulus’ erste Missionsreise geht zu Ende

Aus der September 1976-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Offenbar sind die Apostel bei ihrem Wirken in Derbe von Verfolgungen verschont geblieben, und das muß eine willkommene Erleichterung gewesen sein, nachdem sie kurz zuvor so viele Gefahren und Prüfungen erlebt hatten. Das einzige, was uns über ihr Wirken in jener Zeit berichtet wird, ist in der ermutigenden Erklärung zu finden: „Sie predigten dieser Stadt das Evangelium und machten viele zu Jüngern“ (Apg. 14:21). Derbe war buchstäblich der Wendepunkt ihrer ersten Missionsreise, denn von dort traten sie ihre Rückreise an.

Der kürzeste Weg zurück nach Antiochien in Syrien, das sie vielleicht zwei Jahre zuvor verlassen hatten, wäre über die Cilicische Pforte gewesen, einen Paß, der über das Taurusgebirge führte. Einige haben ausgerechnet, daß Paulus und Barnabas wahrscheinlich spät im Jahr ihre Arbeit in Derbe abgeschlossen hatten — vielleicht im Winter, wo Schneefälle den Paß unbenutzbar gemacht hatten. Doch die Apostel hatten gewiß andere zwingende Gründe, wieder denselben Weg, den sie gekommen waren, zu wählen. Dadurch, daß sie durch Lystra, Ikonion und Antiochien in Pisidien zogen, in ebendie Städte zurückkehrten, aus denen sie unter Lebensgefahr geflohen waren, würden sie den kleinen christlichen Gemeinden, die sie in diesen Vorposten des Glaubens gegründet hatten, neuen Mut machen und von ihnen ermutigt werden. Wie uns berichtet wird, stärkten sie auf ihrer Rückreise „die Seelen der Jünger“ und ernannten Älteste, die den verschiedenen Gruppen vorstehen sollten. Allerdings wird nicht erwähnt, daß sie auf diesem ersten Abschnitt ihrer Rückreise öffentlich predigten (s. V. 22, 23).

Anders war es, als sie schließlich Perge erreichten, wo sie bei ihrer ersten Durchreise nicht gelehrt hatten. Diesmal predigten sie in Perge und in der benachbarten Hafenstadt Attalia. Von dort fuhren sie mit dem Schiff nach Antiochien in Syrien, „wo sie“, wie der Verfasser der Apostelgeschichte sagt, „der Gnade Gottes befohlen worden waren zu dem Werk, das sie hatten ausgerichtet“ (s. V. 24–26).

So endete die erste Missionsreise des Paulus, auf der er und Barnabas große Hindernisse überwunden und viele Menschen zum christlichen Glauben bekehrt hatten. Wir können uns vorstellen, mit welcher Freude die Jünger in Antiochien den Aposteln zuhörten, als sie von all diesen Erlebnissen berichteten. Das Resultat ihrer Bemühungen wird in der Apostelgeschichte treffend zusammengefaßt mit den Worten, daß Gott „den Heiden hätte die Tür des Glaubens aufgetan“ (V. 27).

Sie hatten wichtige Arbeit geleistet und konnten eindeutige Fortschritte verzeichnen, aber dies war nur der Anfang des Ringens. Ja, den Heiden war eine Tür aufgetan worden, doch rauhe Winde drohten ihnen den so mühsam gewonnenen Zutritt sogleich wieder zu verwehren. Als die Apostel einige Zeit in Antiochien waren, trafen Männer aus Judäa ein, die verkündeten (15:1): „Wenn ihr euch nicht beschneiden lasset nach der Weise des Mose, so könnt ihr nicht selig werden.“ Hiermit wurde wieder die Streitfrage aufgeworfen die Paulus drei oder vier Jahre zuvor anscheinend erfolgreich gelöst hatte, und zwar bei seiner Besprechung mit den „Säulen“ der Jerusalemer Kirche (wenn dieses im Brief an die Galater 2:1–10 beschriebene Gespräch in dieselbe Zeit fällt wie der in der Apostelgeschichte 11:29, 30 und 12:25 erwähnte Besuch des Paulus, der der Linderung einer Hungersnot diente).

Offensichtlich war der Same der Zwietracht noch vorhanden, und sein Wachstum mag sehr wohl durch Berichte gefördert worden sein, die Jerusalem erreichten — Berichte über Paulus’ Zusammenstoß mit jüdischen Opponenten in Kleinasien. Wenn nun Paulus und Barnabas erklären sollten, daß alle Christen sich beschneiden lassen müßten, hätte dies die gute Arbeit, die die beiden Missionare unter den Heiden vollbracht hatten, praktisch wertlos gemacht. Und nicht nur Paulus und Barnabas und die Heiden, die sie in fernen Ländern bekehrt hatten, waren von diesem Beharren auf Beschneidung betroffen. Viele Christen im syrischen Antiochien waren Heiden gewesen, und auch ihr Status in der Kirche war bedroht. Alles in allem war die Lage ernst.

Irgendwann, vielleicht gerade zu der Zeit, wurde durch den Besuch des Apostels Petrus in Antiochien eine andere Streitfrage aufgeworfen — die der Tischgemeinschaft zwischen Juden und Heiden bei dem gemeinsamen Mahl der Christen. Petrus setzte sich zunächst über die strikten Regeln der Reinhaltung hinweg, an die ein Jude gebunden war, und „aß ... mit den Heiden“, wie Paulus in seinem Brief an die Galater schreibt. Als aber einige der konservativeren Juden ankamen, gestattete er sich diese Freiheit nicht, „weil er die aus dem Judentum fürchtete“. Paulus hatte für solch ein Verhalten nichts übrig, ganz gleich, ob es sich dabei um Petrus oder jemand anders handelte, und bei dieser Gelegenheit machte er den berühmten Ausspruch: „Ich [widerstand] ihm [Petrus] ins Angesicht, denn es war Grund zur Klage wider ihn.“ Wie überzeugend die Argumente der dem Judaismus anhängenden Gruppe waren, ist daraus zu ersehen, daß sie, zumindest eine Zeitlang, sogar Barnabas, Paulus’ vertrauten Begleiter, auf ihre Seite gewannen (s. Gal. 2:11–13).

Wann immer sich dies ereignet haben mag — in der Apostelgeschichte wird dieser Besuch nicht erwähnt —, es zeigt, wie schwierig die Probleme mit dem jüdischen Gesetz für Paulus und seine Kirchen, vor allem für eine Kirche wie die in Antiochien mit einer großen Mitgliedschaft von Heidenchristen, sein konnten. Und als man nach seiner ersten Missionsreise in Antiochien verlangte, daß sich die Heiden beschneiden lassen müßten, führte dies dazu, daß offizielle Gesandte der Kirche in Antiochien zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem geschickt wurden.

Die wichtigsten Vertreter Antiochiens auf dieser bedeutenden Konferenz waren natürlich Paulus und Barnabas. Sie reisten auf dem Landweg und kamen durch Phönizien und Samarien, wo sie die gute Nachricht von der Bekehrung der Heiden verkündeten. Als sie Jerusalem erreichten und der Kirche dort ihren Bericht gaben, trugen einige Judenchristen pharisäischer Abstammung den Fall für die Befürworter der Beschneidung vor; sie argumentierten, daß dieser Brauch von den neubekehrten Heiden beachtet werden müsse, da er im Gesetz Mose (s. 3. Mose 12:3) verlangt werde. Die Apostel und Ältesten kamen offiziell zusammen, um diese Frage zu besprechen (s. Apg. 15:2–6).

Nach langem Debattieren erhob sich Petrus und ergriff das Wort; diesmal blieb er fest und setzte sich für die Freiheit der Heiden ein. Er erinnerte seine Zuhörer daran, daß er selbst dazu geführt worden sei, die Heiden zu bekehren, und diese hätten den Heiligen Geist empfangen. Ihre Herzen seien durch den Glauben gereinigt worden; Gott „mache keinen Unterschied zwischen uns und ihnen“, denn Juden und Heiden gleichermaßen würden durch die Gnade Gottes selig. Angesichts dieser Tatsachen fragte er sie: „Was versucht ihr denn nun Gott dadurch, daß ihr ein Joch auf der Jünger Hälse legt, welches weder unsre Väter noch wir haben tragen können?“ Darauf hatten sie keine Antwort, ja konnten sie keine haben. Die Versammelten lauschten still und aufmerksam, als Paulus und Barnabas von dem Erfolg ihrer Arbeit unter den Heiden erzählten (s. V. 7–12).

Schließlich erhob sich Jakobus, der als Vorsitzender oder Richter amtierte. Er zitierte aus dem Buch des Propheten Amos (9:11, 12), um zu zeigen, daß Paulus’ Wirken unter den Heiden mit der Prophezeiung übereinstimmte, und dann verkündete er sein Urteil (Apg. 15:19, 20): „Darum urteile ich, daß man denen, die aus den Heiden zu Gott sich bekehren, nicht Unruhe mache, sondern schreibe ihnen, daß sie sich enthalten sollen von Befleckung durch Götzen und von Unzucht und vom Erstickten und vom Blut.“ Einige grundlegende Bedingungen — religiöser, moralischer, diätetischer Art — sollten eingehalten werden, aber die Heiden sollten nicht zu völligem Gehorsam gegen das jüdische Gesetz verpflichtet sein. Paulus’ christliche Mission zu den Heiden wurde bestätigt.

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