Jesus hat uns gezeigt, wie wir heilen, geistig Erfolg haben und Erfüllung finden können: „Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ Joh. 12:32; Wie soll das geschehen? Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Gewiß ist es höchst wichtig, das geistige Ideal in all den Einzelheiten des täglichen Lebens zum Ausdruck zu bringen. In bezug auf „das Eine, das not tut“ — die göttliche Wissenschaft —, sagt uns Mary Baker Eddy so treffend: „Wir besitzen es nur, soweit wir es leben.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 126;
Geistiges Wachstum wird gefördert, wenn wir beständig die große Liebe, die durch unseren Wegweiser, Christus Jesus, und durch die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft Christian Science (kr’istjən s’aiəns), Mrs. Eddy, zum Ausdruck gebracht wurde, tief im Bewußtsein empfinden und anerkennen. Bezeugt unser ernstes Interesse am Wohlergehen unseres Nächsten und unsere aufrichtige Liebe zu denen, die sich in Haß und Frustration verstrickt zu haben scheinen, daß wir getreu dem geistigen Ideal gemäß leben?
Eine meiner Freundinnen und ihr Mann wollten sich nach mehreren Ehejahren scheiden lassen. Die Frau glaubte, daß die Situation hoffnungslos sei. Aber dann wurde ihr Denken zu selbstloser Liebe erhoben — ohne einen einzigen Vorbehalt. Als sie von der Bibelstelle ausging, die Gott als den „Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis“ Jak. 1:17; beschreibt, und von Mrs. Eddys Erklärung: „Gott schafft weder irriges Denken noch sterbliches Leben, noch wandelbare Wahrheit, noch veränderliche Liebe“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 503;, war für sie ein neuer Anfang gemacht. Sie bereitete die Mahlzeiten mit großer Liebe zu. Sie machte die Betten mit dem ehrlichen Wunsch, nützlich zu sein. Sie tätigte ihre Einkäufe nicht mehr mit einem Gefühl der Schwere und Hoffnungslosigkeit, sondern mit Begeisterung. Das Waschen und Bügeln erledigte sie in Übereinstimmung mit der Ermahnung des Paulus: „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen.“ Kol. 3:23;
Dieser neue Weg war nicht leicht, aber er lohnte sich. Geistige Liebe — ein selbstloses Dienen anstelle eines persönlichen Begriffs von zwei sich streitenden Sterblichen — gewann allmählich an Boden. Meine Freundin wurde über die sterbliche Einschätzung der Sachlage „erhöht“. Nach und nach wandelte sich die Einstellung des Ehemannes. Mehrere Jahre sind seitdem verstrichen, und jetzt herrscht Harmonie und Liebe, und sie führen eine gute Ehe. Die Frau lebte das Wort, anstatt es nur zu lesen, zu denken oder daherzusagen.
Großes geistiges Wachstum ist erforderlich, wenn wir uns selbst oder andere heilen oder dazu beitragen möchten, die Welt zu heilen. Zu diesem geistigen Wachstum gehört, daß wir während des ganzen Tages statt der sterblichen Motivierung die Wirklichkeit der geistigen Tatsache akzeptieren. Ob nun die Disharmonie als physische Krankheit, zwischenmenschliche Probleme, finanzielle, häusliche oder kirchliche Schwierigkeiten auftritt, immer muß unsere Einstellung und unser Verständnis von dieser Situation „erhöht“ werden. Mrs. Eddy erklärt: „Wenn du dich selbst in der Annahme von Krankheit oder Sünde und in der Furcht vor ihnen verloren hast und versäumst, die Energien des Gemüts zu deinem eigenen Wohl anzuwenden, obgleich du das Heilmittel kennst, dann kannst du nur geringe oder gar keine Macht zugunsten anderer ausüben.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 455;
Wenn Irrtum jeder Art im Bewußtsein des Ausübers völlig unwirklich wird, hat der Irrtum keinen Boden, in dem er Wurzel schlagen und wachsen kann. Wir müssen für die Welt arbeiten. Es ist unsere Welt. Sie besteht aus Individuen, und der Christus, der im individuellen Bewußtsein wirkt, kann sie heilen. Genauso wie ein einziges kleines Licht einen großen Raum erleuchten kann, kann sich die Wahrheit, wenn sie dadurch erkannt wird, daß wir sie in unserem individuellen Bewußtsein und in unserer Erfahrung leben und demonstrieren, als ein Führer für das suchende Denken vieler Menschen erweisen.
Der Christlichen Wissenschaft gemäß zu leben verlangt auch Aufrichtigkeit. Unsere Führerin hat in bezug auf diese grundlegende Einstellung einige sehr wesentliche Dinge zu sagen. Wenn sie sich auch nicht oft darauf bezieht, so sind doch ihre Hinweise deutlich. Warum schlagen wir sie nicht einmal nach? Wenn jemand leidet, entmutigt, völlig niedergeschlagen oder frustriert ist, muß ihm große Liebe entgegengebracht werden, er muß im Bewußtsein des Helfers „erhöht“ werden. Ja, Aufrichtigkeit ist ein Haupterfordernis in der Heilarbeit. Aufrichtigkeit wird gespürt. Sie ist einer der Gedankenzustände, durch die der Christus wirkt. Die Welt läßt sich am besten dazu bewegen, zuzuhören und achtzuhaben, zu lauschen und zu folgen, wenn wir selber „erhöht“ werden. Die Welt mag weitgehend unsere Worte bekämpfen, aber unser Leben kann sie nicht bekämpfen.
So wie unser Meister, Christus Jesus, viele Stunden allein mit seinem himmlischen Vater verbrachte, können auch wir viele Stunden in tiefem Gebet, mit Forschen und Studieren zubringen und uns in die Bibel und die Schriften Mrs. Eddys vertiefen. Wie der Meister so können auch wir den heilenden Christus in und durch uns wirken lassen, um die zu heilen, die solche Heilung, Erneuerung und Erleuchtung suchen. Auf diese Weise können wir beginnen, die beständige Forderung, immer höher zu steigen, zu erfüllen.
Und ist außerdem unser geistiges Suchen und Dienen von einer großen, starken Freude begleitet? Darüber sollten wir nachdenken. Ein gründliches Studium dessen, was Freude ist — mit Hilfe der Konkordanzen zur Bibel und zu den Werken Mrs. Eddys —, kann tiefe Erkenntnisse vermitteln. Das Singen der Lieder aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft hat schon viele Male Heilung gebracht.
Freude bringt ein Licht, das die dunklen Schatten eines sterblichen Begriffs vom Menschen und Sein vertreiben kann. Freude kann die mentale Dunkelheit des persönlichen Begriffs vom Selbst durchdringen. Sie kann den festen Griff der Furcht lösen. Sie kann die erforderlichen geistigen Energien freisetzen, um den Mesmerismus von Krankheit, Habgier, Wollust, Unmoral, Streit zu brechen. Der wahre, geistige Begriff von Freude läßt keine Schwermut zu. Er duldet keine Unehrlichkeit, erlaubt keine Selbstsucht. Die Freude ist in der Tat die Begleiterscheinung eines großen geistigen Erwachens.
Und damit kommen wir zum inneren Frieden. Als der Meister in das Obergemach trat, wo seine Jünger am Abend nach seiner Auferstehung hinter verschlossenen Türen versammelt waren, begrüßte er sie mit den Worten: „Friede sei mit euch!“ Joh. 20:19; Dieser Friede ist mehr als Behaglichkeit in der Materie und Selbstzufriedenheit. Er ist ein inneres Wissen um die geistige Tatsache. Er gehört einfach mit dazu, wenn wir „erhöht werden von der Erde“.
Dieser Friede kann nicht durch Weltlichkeit oder irgendeine sterbliche Handlung gestört werden. Er stammt von dem Christus, der in uns wirkt; er ist das Siegel der Gotteskindschaft des Menschen — die Frucht tiefer, echter Hingabe an die Wahrheit unseres Seins.
Welches sind einige der Früchte des „Erhöhtwerdens“? Es könnte ein Hunger nach Gerechtigkeit sein, der jedes weltliche Verlangen nach Platz, Macht, Anerkennung, Zustimmung, Lob völlig übersteigt. Dieses große Verlangen nach den Dingen des Geistes stärkt uns gegen die Weltlichkeit, die so weit verbreitet ist. „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ Matth. 5:6. Dieser wahre Hunger wird sich nicht mit weniger als einem uneingeschränkten geistigen Engagement zufriedengeben. Die Lösung findet sich in unseren Büchern — der Bibel und den Schriften Mrs. Eddys. Eine befriedigende Lösung wird dem halbherzigen Sucher nicht ohne weiteres zuteil, noch wird der oberflächliche Sucher durch sie „erhöht“. Es gibt auch keinen Schnellkursus mit „zehn leichten Lektionen“. Geistiges Vollbringen ist nicht ein Prozeß des Sagens, sondern des Tuns, des beständigen Tuns, bis sich die Nebel schließlich lichten und der Himmel sich in einem erfüllteren, fruchtbareren Leben und in tieferer Befriedigung zeigt.