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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES: PAULUS, DER MISSIONIERENDE APOSTEL

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Die Briefe aus der Gefangenschaft

Aus der Juli 1977-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wir sind in der glücklichen Lage, einige Früchte aus der Zeit der Gefangenschaft des Paulus in Rom zu besitzen, nämlich die Briefe an die Kirchen in Philippi, Ephesus und Kolossä und das kurze Schreiben an Philemon.

Die Mitglieder der Kirche in Philippi waren Paulus gegenüber seit seinem ersten Aufenthalt in Korinth, als sie ihm in seiner Not halfen, treu und freigebig gewesen. Während seiner Gefangenschaft in Rom schickten sie eine weitere Spende durch ihren Boten Epaphroditus. Der Apostel war seinen Brüdern tief dankbar, „daß ihr wieder Kraft habt, für mich zu sorgen“ (Phil. 4:10). Auch Epaphroditus war eine große Quelle des Trostes, denn Paulus beschreibt ihn als „den Bruder ..., der mein Gehilfe und Mitstreiter und euer Bote und Helfer für mich ist“ (2:25).

Wahrscheinlich schrieb Paulus gegen Ende des Jahres 60 n. Chr. seinen Brief an die Philipper (obgleich manche Gelehrte der Ansicht sind, eine frühere Gefangennahme — vielleicht mehr zu der Zeit, als er in Ephesus lebte — habe ihn zu dem Brief veranlaßt). Er versichert ihnen in 1:12, 13, daß sein Prozeß tatsächlich den Glauben vorantreibe, denn das Evangelium tue sich in vielen Gegenden kund, auch „in dem ganzen Richthause“. Er fürchtete nicht, sein menschliches Leben zu verlieren, und wünschte sogar, „abzuscheiden und bei Christus zu sein“ (V. 23). Aber noch war er bereit, ihretwegen hier zu bleiben, in der Hoffnung, sie noch einmal zu besuchen (s. 2:24), doch er ermahnte sie einstweilen: „Stehet in einem Geist und kämpfet mit uns einmütig für den Glauben des Evangeliums“ (1:27).

Als Paulus darüber spricht, wie notwendig die Einigkeit ist und daß wir für andere sorgen und einmütig sein müssen, geht er näher auf das Gemüt ein, „das auch in Christus Jesus war“ (2:5 — n. der engl. Bibel). Jesus entäußerte sich selbst, indem er sich zum Diener machte und sich im Gehorsam demütigte, sogar zum Tode am Kreuz. Und dadurch wurde er erhöht.

Im dritten Kapitel fährt Paulus fort, eine rein geistige Anbetung Gottes zu empfehlen, eine Art „Beschneidung“ in der höchsten Bedeutung des Wortes. Er erwähnt sein eigenes Beispiel und sagt, er selber hätte stolz sein können auf seine rein jüdische Abstammung, seine tatsächliche Beschneidung und seinen bemerkenswerten Gehorsam gegenüber dem mosaischen Gesetz. Doch all dies zählte für ihn nicht, verglichen mit der „überschwenglichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn“ (V. 8). Er hatte alles um der Gerechtigkeit willen verlassen, die von Gott kommt als Beweis des Glaubens. Er beanspruchte nicht, sein Ziel schon erreicht zu haben, sondern strebte ihm beständig zu, in dem Wunsch, daß andere seinem Beispiel folgen mögen, und nicht den „Feinden des Kreuzes Christi“ (V. 18).

Ein weiterer Brief, der Brief an die Epheser, wird im allgemeinen der Zeit der Gefangenschaft des Paulus zugeschrieben; manche Gelehrte betrachten ihn jedoch als eine Weiterentwicklung der Lehren des Paulus, und nicht als seinen eigenen Brief. Allerdings könnte der Brief an die Epheser, wie der an die Römer, ein Rundschreiben des Paulus an verschiedene Kirchen gewesen sein.

Der Brief erzählt von den reichen geistigen Segnungen, die uns durch Christus Jesus zuteil wurden, u. a. Gotteskindschaft, Erlösung und Vergebung. Darin hat Gott uns das Geheimnis Seines guten Willens offenbart und alle Dinge in Christus zusammengefaßt. Die Christen waren „versiegelt“ worden mit der Garantie ihres zukünftigen Erbes.

Der Apostel freut sich über den Glauben seiner Brüder und betet, daß Gott sie segnen möge mit dem „Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen“. Paulus bemüht sich auch, die überragende Stellung des Christus zu betonen, den Gott „zu seiner Rechten im Himmel“ gesetzt hat, hoch über alle Autorität und Gewalt, und Er hat „alle Dinge unter seine Füße getan“ und ihn zum Haupt über die ganze Gemeinde gesetzt, die hier als der „Leib“ Christi bezeichnet wird (s. 1:17–23).

Dann greift der Apostel das alte Problem des Bruches zwischen Juden und Heiden wieder auf (s. 2:11–22). Die Christen in Ephesus waren zum großen Teil Heiden gewesen, ausgeschlossen vom geheiligten Bürgerrecht in Israel mit seinen Testamenten der Verheißung und vormals von Christus getrennt. Doch auch die, die einst ferne gewesen waren, wurden nun nahe durch das Blut Christi, „der aus beiden eines hat gemacht und hat abgebrochen den Zaun, der dazwischen war“.

Was den „Tempel“ der Christenheit angeht, so bekräftigte Paulus, daß alle Zugang zum Vater haben in einem Geist. Die Heiden waren nicht mehr Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen. Im nächsten Kapitel erwähnt er die ihm verliehene Gnade, mit allen Menschen den „geheimen Ratschluß“ zu teilen, und er schließt mit dem Gebet, daß die Epheser „die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe“ begreifen, die Liebe Christi, die alles Verständnis übertrifft, erkennen und Gottes Fülle erfahren mögen.

Die Kapitel 4–6 enthalten die große Abhandlung des Paulus über die Kirche als den Leib Christi, eine von ihm oft verwendete Metapher. Er drängt die Epheser, alle Differenzen und alle Rivalität beiseite zu legen und statt dessen, wie es in der Lutherbibel heißt, „die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens“ zu halten (4:3). Er fordert sie auf, beständig zu sein, sich nicht von den verschiedensten Lehren und durch Täuscherei umhertreiben zu lassen, sondern „den neuen Menschen“ anzuziehen, der nach Gottes Ebenbild in Gerechtigkeit und Heiligkeit geschaffen ist.

Schließlich ermahnt Paulus die Epheser, im Glauben stark zu bleiben, und erläutert in jenen wohlbekannten Versen die wahre Rüstung geistiger Verteidigung: den Panzer der Gerechtigkeit, den Schild des Glaubens, den Helm des Heils und die Notwendigkeit beständigen Gebets (s. 6:10–18).

Kurz nachdem Paulus seinen Brief an die Epheser beendet hatte, traf offenbar ein gewisser Epaphras von der Kirche zu Kolossä in Asien ein. In seinem Brief an die Christen in Kolossä brachte Paulus seine Dankbarkeit für die Berichte über ihren Glauben, ihre Liebe und Hoffnung zum Ausdruck. Und auch hier sollte er sich dem zentralen Thema des Messias in der göttlichen Errettung zuwenden: durch ihn kam die Erlösung, die Vergebung der Sünden. Christus war „das Ebenbild des unsichtbaren Gottes“, denn „durch ihn und zu ihm“ ist alle Schöpfung und alle Gewalt. Er war „Haupt des Leibes“ (der Kirche); alles wurde durch ihn zusammengehalten (s. 1:13–18).

Paulus erduldete gern Prüfungen und Schwierigkeiten für seine Kirchen, als ein Diener des den Heiden nunmehr offenbarten Geheimnisses Christi. Er betete für die Kolosser, daß sie getröstet werden mögen, „zusammengefügt ... in der Liebe“ (2:2), daß niemand sie betrügen möge durch verführerische Reden, denn nur in Christus war die ganze Fülle der göttlichen Natur. Durch die Wirksamkeit des Kreuzes, so erklärte der Apostel, waren Riten, Reiche und Gewaltige nicht mehr die Steine des Anstoßes, die sie einst gewesen waren. Doch die Kolosser sollten nach himmlischen, nicht nach irdischen Dingen trachten. Leidenschaft, böse Begierde, Ehebruch usw. müssen abgelegt werden, damit „der neue Mensch“ angezogen werden kann.

Paulus hat anscheinend in dieser Zeit mehrere Freunde um sich gehabt, u. a. Tychikus, der offenbar diesen Brief den Kolossern überbrachte, und Aristarchus und Lukas, die ihn auf der Reise nach Rom begleitet hatten und nun die Kolosser grüßen lassen. Ein anderer christlicher Glaubensbruder, Onesimus — ein davongelaufener Sklave, von Paulus zum Christentum bekehrt —, war der Gegenstand des kurzen Schreibens des Paulus an Philemon, das ebenfalls während seiner Gefangenschaft entstanden ist.

Wir wissen nicht, wie Paulus’ Gefangenschaft in Rom endete. Doch Philemon gegenüber erwähnte der Apostel, er hoffe, ihn zu besuchen; offenbar war er ebenso zuversichtlich wie in den anderen Briefen, die er während seiner Gefangenschaft schrieb, daß er schließlich freikommen würde.

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