Unsere Stadt hat vor kurzem in den Straßen im Geschäftszentrum Rampen in die Bordsteine eingesenkt, damit die Benutzer von Rollstühlen dort leicht und sicher herumkommen können. Viele Gemeinden sowie Regierungen und öffentliche und private Organisationen unternehmen Schritte, um Behinderten zu helfen, ihre Begrenzungen bis zu einem gewissen Grade zu überwinden und in vollerem Maße den üblichen Tätigkeiten des täglichen Lebens nachzugehen. Gesetze, die Diskriminierung gegenüber den Behinderten verbieten, Schulprogramme, die darauf hinzielen, Kinder mit geistigen und körperlichen Gebrechen in normale Schulklassen einzugliedern, Fernsehsendungen mit Untertiteln für taube Zuschauer und Erfindungen, die es den Blinden ermöglichen, elektronisch zu „sehen“ — dies sind Beispiele für Maßnahmen, die den Behinderten zu einem normaleren Leben verhelfen sollen. Das ist ein willkommener Fortschritt für die Millionen von Menschen in der Welt, die als körperlich, geistig oder seelisch behindert angesehen werden.
Solche Bemühungen regen mitfühlende Menschen dazu an, über die tiefer gehende Aufgabe nachzudenken, nämlich den Behinderten nicht nur zu helfen, sondern sie zu heilen. Aber wo sollen wir anfangen? Zu oft erscheint einem eine Behinderung endgültig, der Schaden nicht behebbar und die Begrenzung unwiderruflich. Dennoch ist gezeigt worden, daß ernsthafte und langjährige Behinderungen geheilt werden können.
Christus Jesus bewies es vor Jahrhunderten. Er heilte Menschen, die durch angeborene Schäden, durch geistige oder gefühlsbedingte Labilität, durch Krankheit oder Unfall behindert waren. Und er sagte: „Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut seine Werke... Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue ... der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe.“ Joh. 14:10, 12, 26;
Das Heilen beginnt mit Gott, dem Vater, dessen Güte und Liebe heute wiederum in Heilungswerken durch die Lehren des Trösters demonstriert wird. Ja, der verheißene Tröster ist gekommen! Er erfüllt heute seine Mission, indem er die Menschen die ganze Wahrheit des Seins lehrt und ihnen die Lehren und Werke des Meisters in Erinnerung ruft. Der Tröster ist die göttliche Wissenschaft, die von Mrs. Eddy entdeckt wurde und in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit vollständig dargelegt ist. Mrs. Eddy schreibt dort über ihre Entdeckung: „Die Wissenschaft ist ein Ausfluß des göttlichen Gemüts, und sie allein ist imstande, Gott recht zu deuten. Sie ist geistigen und nicht materiellen Ursprungs. Sie ist eine Äußerung der Gottheit — der Tröster, der in alle Wahrheit leitet.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 127;
Wie erquickend ist es doch für jemanden, der sich täglich der Beschränkung einer Behinderung gegenübersieht, zu wissen, daß der Tröster bei ihm ist, ihn ermutigt und führt, stärkt, erleuchtet und heilt! Der Tröster ist ein unschätzbarer Freund, den wir nicht gut genug kennen können. Das lateinische Wort für „Tröster“ bedeutet „stärken“. Das griechische Wort, das im Neuen Testament mit „Tröster“ übersetzt wird, bedeutet wörtlich „jemand, der zu Hilfe gerufen wird“, und es wird auch gelegentlich mit „Helfer“ oder „Fürsprecher“ übersetzt.
Wir lernen unseren göttlichen Helfer durch ehrliches Erforschen der Christlichen Wissenschaft kennen, durch regelmäßiges, hingebungsvolles Studium der Bibel und der Schriften Mrs. Eddys. Wenn wir uns mit aufgeschlossenem Herzen diesem Freund zuwenden, entdecken wir, daß er unser Leben mit der Wahrheit des Seins umfängt. Wenn wir uns von der Wahrheit berühren lassen — sie verstehen und ihr gemäß leben —, sind wir geheilt.
Hier mag jemand, der sich danach sehnt, von einer Behinderung frei zu werden, fragen: „Aber was ist diese Wahrheit des Seins, die die Christliche Wissenschaft uns offenbart? Und wie kann sie denn meine Fesseln sprengen und mich befreien?“
Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß Gott die Wahrheit selbst ist, das eine unendliche, unkörperliche Prinzip oder Gemüt, das sich selbst unaufhörlich durch seine geistige schöpfung offenbart. Gott ist völlig gut; Er ist daher gänzlich vom Bösen getrennt. Und da der Mensch als der geistige Sprößling Gottes Ihn widerspiegelt, ist auch er gänzlich getrennt vom Bösen. Ferner: Gott ist Alles. Daher gibt es in Wirklichkeit nichts Böses. Was böse zu sein scheint, ist ein falscher Begriff von der Wirklichkeit, eine Illusion.
Eine Behandlung im Sinne der Christlichen Wissenschaft, durch die die Kranken geheilt werden, geht in jedem Falle von der grundlegenden Tatsache aus, daß Gott, das Gute, Alles ist und daß es keine Macht, Gegenwart, Substanz noch ein Gesetz gibt, die Ihm widerstehen. Der Zweck wissenschaftlicher Behandlung, oder des Gebets, ist, diese Tatsache zu beweisen, für die Wahrheit Zeugnis abzulegen und infolgedessen die Illusion vom Bösen oder Irrtum zu vertreiben. So beginnt man beim Heilen einer Behinderung mit Gott und läßt sich durch den Tröster die Wahrheit in ebender Weise erklären, wie es der besondere Fall erfordert.
Die Bedürfnisse eines behinderten Menschen gehen im allgemeinen über das Heilen der sichtbaren Begrenzung hinaus. In der Christlichen Wissenschaft wird die äußerliche Erscheinung von Disharmonie als das Ergebnis einer verborgenen falschen Annahme verstanden, die sich der Wahrheit des Seins entgegenstellt. Das grundlegende Bedürfnis des Leidenden ist, von solch einer Annahme frei zu werden.
Eine Körperbehinderung kann z. B. das Ergebnis der Annahme sein, daß jemand das unschuldige sterbliche Opfer von Umständen sei, über die er keine Kontrolle habe. Vielleicht glaubt jemand, er sei mit einer solchen Schwierigkeit geboren worden. Die Wissenschaft des Seins verwirft solch eine Lüge. Der Tröster lehrt, daß der Mensch aus Geist, Gott, geboren ist, nicht vom Fleisch. Das, was aus dem Geist geboren ist, ist geistig und hat Teil an dem Wesen des Geistes. „Gottes Sein ist Unendlichkeit, Freiheit, Harmonie und grenzenlose Seligkeit“ ebd., S. 481;, heißt es in Wissenschaft und Gesundheit. Der Mensch stellt Gottes Sein in seiner Vollständigkeit dar. Im Lichte dieser Tatsache können wir sehen, daß jeder Augenschein der Materie und ihrer Begrenzungen falsch sein muß.
Der Sprößling Gottes ist immer unschuldig und niemals ein Opfer. Bei der Heilung eines Mannes, der blind geboren war, wies Christus Jesus darauf hin, daß sowohl der Mann wie auch seine Eltern unschuldig waren. Er sagte: „Es hat weder dieser gesündigt, noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.“ Joh. 9:3; Und dann bewies er die gegenwärtige Vollkommenheit der Werke Gottes, indem er den Mann heilte.
Eine andere Lüge, die manchmal einer Behinderung zugrunde liegt, ist die Annahme, daß man ein hilfloser Sterblicher und von anderen abhängig sei. In Wirklichkeit ist der Mensch die Idee Gottes und daher nur von Ihm abhängig. Gott ist allmächtig, und der Mensch spiegelt die Allmacht Gottes wider. Der Mensch besitzt keine Kraft aus sich selbst, sondern bekundet die Herrschaft seines Schöpfers. Nichts kann den Menschen seiner geistigen Fähigkeiten berauben, die ihm von seinem Schöpfer verliehen sind — weder Unfall noch Krankheit, weder Furcht noch Schmerz, weder Apathie, Selbstbedauern noch Verbitterung, denn in der Allheit des Gemüts gibt es so etwas nicht.
Zu glauben, daß man von anderen abhängig sei, verzögert die Heilung; wohingegen das Zurückweisen dieser Annahme den Weg für den Fortschritt frei macht. Manchmal muß das Zurückweisen angesichts eines starken gegenteiligen materiellen Augenscheins erfolgen — aber es muß dennoch geschehen. Jeder ist für sein eigenes Denken verantwortlich.
Unser Meister verlangte oft von denen, die bei ihm Hilfe suchten, daß sie sich vom Augenschein der Unfähigkeit und Abhängigkeit abwandten und mit Entschlossenheit darangingen, die ewige Vollständigkeit ihres geistigen Selbst zu demonstrieren. Zu einem Mann, der achtunddreißig Jahre lang ein Gebrechen hatte und überzeugt war, von anderen abhängig zu sein, sagte Jesus: „Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin!“ 5:8. Aus seiner Annahme von Hilflosigkeit wachgerüttelt, war der Mann sofort geheilt.
Wenn die behinderte Person ein kleines Kind ist, dann ist es besonders wichtig, daß die Eltern den hypnotischen materiellen Augenschein von Abhängigkeit zurückweisen. In Wirklichkeit ist das unter ihrer Fürsorge stehende Kindchen das geistige Kind Gottes, ebenso wie sie selbst Gottes geistige Kinder sind. Jedes Familienmitglied ist in seinem wahren Sein von der Materie und dem materiellen Sinn unabhängig und für alles Gute von seinem himmlischen Vater-Mutter Gott abhängig. Das beständige Anerkennen dieser Tatsache besiegt den Hypnotismus der Furcht und falschen Verantwortung.
Eine weitere Annahme, die die Behinderten bindet, ist die, daß die Gelegenheit für eine Heilung vorüber sei. Wer mit Gott beginnt, kann erkennen, daß das ewige, göttliche in Prinzip in jedem Augenblick durch seine Idee, den Menschen, Vollständigkeit zum Ausdruck bringt und daß er sofort zu dieser Wahrheit erwachen kann.
Die wichtigste Voraussetzung für eine Heilung ist inneres Bereit-sein. Wenn jemand, der der Heilung bedarf, täglich betet, auf die Wahrheit lauscht und ihr gehorcht, dann macht er sich innerlich bereit, und Heilung muß folgen. Es ist nicht die Zeit, sondern die Bereitschaft des einzelnen, die beim Heilen wichtig ist.
Was auch immer die spezifische Annahme sein mag, die einer Behinderung zugrunde liegt, Wahrheit ist das Heilmittel. Indem sie ihre eigene Allheit enthüllt, deckt Wahrheit die Nichtsheit des Bösen auf, und der falsche Augenschein wird ausgelöscht.
Wo fangen wir beim Heilen der Behinderten an? Wir haben bereits gesehen, daß eine wirksame Behandlung mit Gott, Wahrheit, beginnt, so wie sie jedem einzelnen durch den Tröster erklärt wird. Es gibt aber noch eine andere Antwort auf die Frage: „Wo sollen wir anfangen?“ Wenn uns danach verlangt, beim Heilen der Behinderten in der Welt zu helfen, müssen wir bei uns selbst anfangen. Wir selbst müssen mit dem Tröster enge Gemeinschaft pflegen.
Alle Menschen haben bewußt oder unbewußt begrenzende materielle Annahmen akzeptiert. Sie halten sich für Sterbliche, die in der Materie leben, und sie mögen der Suggestion zugestimmt haben, daß ein schlechter Charakterzug — oder vielleicht ein hitziges Temperament oder Schüchternheit — Teil ihrer Natur sei. Oder sie haben dem Anspruch von materieller Abhängigkeit nachgegeben und glauben, das Glück hänge von der Gegenwart von Freunden oder die Sicherheit von einem Bankkonto ab. Wenn wir solche falschen Annahmen akzeptieren, sind wir selbst durch sie behindert und tragen dazu bei, daß die Lügen der Begrenzung fortbestehen, die die Körperbehinderten binden.
Das Wichtigste, das wir tun können, um zu helfen, ist, unser eigenes Denken und Leben von jeder Annahme von Sterblichkeit und Begrenzung zu befreien. Wenn dann unser Blick auf jemanden fällt, der als behindert betrachtet wird, werden wir ihn sehen, wie er in Wirklichkeit ist — als eine geistige Idee, die die „Unendlichkeit, Freiheit, Harmonie und grenzenlose Seligkeit“ ihres Vater-Mutter Gottes widerspiegelt. Wir werden dann fühlen, daß der Tröster uns beide umschließt — und dem Behinderten nicht nur hilft, sondern ihn heilt.
[Ein Zeugnis darüber, wie jemand, der behindert war,
geheilt wurde, erscheint auf Seite 430 dieser Ausgabe.]