Wenn das sterbliche Dasein mit einem Traum verglichen werden kann — und die Christliche Wissenschaft vergleicht es damit —, dann tun wir gut daran, uns unseren Sinn für Humor zu bewahren. Gewiß gibt es angesichts des Leidens, das scheinbar in diesem Traum vor sich geht, nichts zu lachen. Aber die Tatsache bleibt bestehen, daß das sterbliche, materielle Dasein ein Traum ist, und übermäßig darum besorgt zu sein könnte uns in der falschen Annahme bestärken, daß das Nichts etwas sei — daß eine Illusion, eine verkehrte Anschauung von der Schöpfung, Macht, Leben und Intelligenz besitze.
Die einzig wahre Schöpfung ist die geistige, vollkommene und völlig gute Schöpfung; die Schöpfung, die Gott sieht und kennt und als Ausdruck Seines unendlichen Seins erschaffen hat; die Schöpfung, die der Mensch — unsere wahre Identität — als Gottes Widerspiegelung erkennt. Wir haben also etwas, worüber wir uns freuen können. Wir haben etwas, worüber wir sehr glücklich sein können, ganz gleich in welch mißlicher Lage wir uns befinden mögen. Wir können lachen, weil die Wirklichkeit nicht umgekehrt worden ist und wir selbst es auch nicht sind. „Ich sehe es gern, wenn meine Schüler lachen“, soll Mrs. Eddy einmal gesagt haben. „Ein herzhaftes Lachen bricht oft den Mesmerismus.“ We Knew Mary Baker Eddy, Erster Band (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1943), S. 82;
Humor kann uns davor bewahren, das materielle Selbst zu ernst zu nehmen. Warum fühlen wir uns beleidigt? Weil wir uns für endliche Persönlichkeiten halten, die Schwächen haben und der Kritik ausgesetzt sind. Aber in Wirklichkeit sind wir vollständige, makellose geistige Ideen, und weil wir das sind, können wir es uns leisten, dann und wann einmal über die falsche sterbliche Auffassung zu lachen. Die belustigende Bemerkung eines Freundes, ein lebensnaher Ausschnitt aus einem Schauspiel, einem Buch oder einem Film, eine kleine Begebenheit aus dem täglichen Leben unterstreichen oftmals die Widersinnigkeit der Annahme, daß jeder sein eigenes Ich habe, das groß aufgeblasen oder klein und häßlich gemacht werden könne. Dies kann uns veranlassen, an das eine göttliche Ego zu denken und uns an dem wahren Selbst des Menschen in seiner unendlichen Schönheit zu erfreuen.
Wie steht es aber mit dem Humor, der verletzt, der seinen Ursprung in der Derbheit materiellen Denkens, in Engstirnigkeit oder Unreinheit hat? Das ist in Wirklichkeit kein Humor. Und davon sprechen wir hier auch nicht. Aber der Humor, der etwas von der Freude und Reinheit der Seele widerhallen läßt, ist durchaus wünschenswert. „Ich stimme mit Hochwürden Dr. Talmage überein“, schreibt Mrs. Eddy, „, Geist, Humor und fortwährende Frische kennzeichnen Gottes Volk‘ “ Vermischte Schriften, S. 117;
Humor durchschneidet häufig Eigendünkel, Befangenheit und Furcht. Er trägt dazu bei, daß wir alles aus der richtigen Perspektive sehen, und lenkt unser Denken in konstruktivere Bahnen. Manchmal nehmen wir die Materie und ihre vermeintlichen Zustände allzu ernst. Ein herzhaftes Lachen kann uns erkennen helfen, wie lächerlich die Behauptung der Materie ist, sie besitze Intelligenz, uns an Krankheit und Leiden zu fesseln — ja, sie existiere.
Wenn auch Humor den Mesmerismus des Leidens brechen kann, so kommt die heilende Kraft doch immer von Gott, dem göttlichen Gemüt, nicht von einer Handlung oder Haltung des menschlichen Gemüts. Nur die Macht der Seele, des göttlichen Gemüts, kann die Illusionen des sterblichen Gemüts aufdecken und zerstören — der vermeintlichen Mentalität, die das Leben materiell sieht, sich fürchtet, haßt, die Zehn Gebote bricht und schließlich wieder zu Staub wird. Wenn wir Vollständigkeit und Vollkommenheit sehen wollen, müssen wir uns mehr mit dem Gemüt vertraut machen, das die Vollkommenheit kennt, sie begründet hat und das unendliche Gute ist. Dieses Gemüt spiegeln wir in Wirklichkeit wider. Es fließt über von heilender Freude. „Vor dir ist Freude die Fülle“ Ps. 16:11;, sang der Psalmist über Gott.
Wenn wir das göttliche Gemüt durch Gebet besser kennenlernen, spüren wir die Gegenwart der Seele, und dieses Gefühl ist dann nicht erzwungen. Die Freude, die sich daraus ergibt, daß wir die Dinge mehr so sehen, wie sie wirklich sind, wird ganz natürlich von Humor begleitet. Selbst wenn wir nur ein bißchen von der Freude der Seele empfinden, lassen wir uns von negativen materiellen Zuständen weniger beeindrucken, und sie beginnen ihre Herrschaft in unserem Denken zu verlieren. Wir erkennen die Nichtigkeit vieler Annahmen, die wir vielleicht über die Materie, über Menschen und Ereignisse gehegt haben. Wir beginnen andere mehr als individuelle geistige Identitäten und weniger als körperliche Wesen zu sehen. Wir durchschauen bis zu einem gewissen Grade die falsch dargestellte Wirklichkeit, Materie genannt, und begreifen die Wirklichkeit, Gemüt genannt. Die Annahme von Krankheit und die falsche Auffassung vom Bösen als Substanz — als Ursache und Identität — verlieren allmächlich an Kraft, bis alles, was uns Sorge macht, als nichts enthüllt wird.
Christi Jesu Leiden überstieg alle menschlichen Vorstellungen. Dennoch konnte er am Abend vor seiner Kreuzigung sagen: „Solches [rede ich] in der Welt, auf daß sie in sich haben meine Freude vollkommen.“ Joh. 17:13; Und welch erhabene Freude mußte er nach seiner Auferstehung empfunden haben, als er die Annahme vom Tode überwunden hatte! Mrs. Eddy bemerkt hierzu: „Welch ein Gegensatz zwischen dem letzten Abendmahl unseres Herrn und seinem letzten geistigen Frühmahl mit seinen Jüngern bei der freudigen Zusammenkunft in den hellen Morgenstunden am Ufer des Galiläischen Meeres! Seine Traurigkeit war in Herrlichkeit und seiner Jünger Kummer in Reue übergegangen — die Herzen waren geläutert und der Stolz zurechtgewiesen worden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 34.
Wenn die Dinge am schlimmsten zu sein scheinen, wird uns oftmals die Widersinnigkeit des Bösen am klarsten, und unsere Furcht weicht der Freude. Gott läßt das Böse niemals zu, und Er hört nie auf, uns zu lieben. In der dunkelsten Stunde kann sich uns dies in ganz wunderbarer Weise zeigen.
Ohne Frage müssen wir einander — und auch der Welt — Mitgefühl und Verständnis entgegenbringen. Menschliches Leiden ist kein Scherz. Aber unser Lachen hat seinen Platz. Es läßt die reine Freude des Geistes erkennen, die heilt und läutert und uns nie genommen werden kann.