Niemand hatte das kleine Rankengewächs gepflanzt. Bei der Veranda vor dem Haus fing es einfach an zu wachsen, kroch bald über das Blumenbeet und kletterte an einem Busch empor. Als wir es zwangen, kehrtzumachen, wanderte es schnurstracks zurück und an der schmiedeeisernen Verzierung neben der Tür hinauf. Wir nannten es die Wunderranke, denn wir wunderten uns, was für ein Rankengewächs es wohl war.
Nach einiger Zeit erschienen große gelbe Blüten und dann Kürbisse — zwei Stück. Sie wuchsen den ganzen Sommer — einer auf der Erde, der andere auf einem Absatz, den wir an der Eisenverzierung für ihn angebracht hatten. Im Herbst waren beide zu schönen gelben Kürbissen herangewachsen, aus denen wir Laternen mit lachenden Gesichtern machten.
Wir lernten etwas von dem kleinen Gewächs. Es ließ sich nie durch irgendwelche Vermutungen darüber stören, was es wohl werden würde. Es wuchs einfach weiter. Die ganze Zeit trug es in sich, was es werden sollte — ein Kürbis. Nicht eine Kiefer oder eine Eiche oder eine Gurke, sondern ein Kürbis. Das war alles, was es sein konnte — alles, was es in sich trug.
Gilt das gleiche nicht auch für dich und mich?
Jeder von uns ist eine individuelle Idee Gottes. Deshalb ist es sehr wichtig, daß unsere Identität, die ein Ausdruck Gottes ist, auf natürliche Weise zur Entfaltung kommen, blühen und Früchte tragen kann.
Das geschieht am ehesten, wenn wir geistig wachsen; und das tun wir ganz natürlich, solange wir auf dem rechten Weg bleiben — dem Weg des rechten Denkens und reinen Lebens. Wenn wir die Lehren der Bibel und der Christlichen Wissenschaft zur Grundlage unseres Lebens machen, werden sie uns führen und uns in die rechte Richtung — zum Licht hin — lenken. Ihre Wahrheitsbotschaften helfen uns, in unserer Entwicklung bei jedem wichtigen Schritt die richtige Entscheidung zu treffen.
Wenn wir Beschäftigungen und Freundschaften wählen, die auf Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und Reinheit basieren, entwickeln wir einen starken christlichen Charakter. Diese geistige Stärke entfaltet sich zu Gesundheit und Freiheit. Wir finden Zufriedenheit und Freude dadurch, daß wir gut und nützlich sind.
Wenn wir bemüht sind, als Gottes Idee unser eigenes wahres Selbst zum Ausdruck zu bringen, können Gedanken der Rivalität nicht in unser Bewußtsein eindringen, noch werden wir uns mit unseren Freunden vergleichen. Wir werden schätzen, was andere tun können; wir werden uns aber nicht durch ihre Leistungen von der Erfüllung unseres eigenen höchsten Lebenszwecks abbringen lassen. Und ist es nicht unser Lebenszweck, als Widerspiegelungen Gottes das Gute unseres wahren und einzigen Ursprungs zum Ausdruck zu bringen? Tun wir das, werden wir etwas leisten und mit anderen besser auskommen.
In der Bergpredigt sagte Christus Jesus seinen Freunden: „Ihr seid das Licht der Welt.. . So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Matth. 5:14, 16;
Mary Baker Eddy erklärt uns in Wissenschaft und Gesundheit: „Gott bringt im Menschen die unendliche Idee zum Ausdruck, die sich immerdar entwickelt, sich erweitert und von einer grenzenlosen Basis aus höher und höher steigt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 258.
Wenn wir unser Licht leuchten lassen, indem wir uns unserer Einheit mit Gott bewußt sind und sie in unserem Leben beweisen, werden unsere Fähigkeiten sich entfalten und unsere Möglichkeiten ans Licht kommen. Wir werden Früchte tragen! Natürlich keine kürbisse — aber wir werden Gutes tun und glücklich sein.