Die Christliche Wissenschaft hat eine wichtige Botschaft für alle, die ihre Muskeln stärken wollen. Wenn Sie etwas von der Christlichen Wissenschaft wissen, mögen Sie denken: „Nun ja, die Botschaft ist mir bekannt: Lege dem materiellen Körper nicht soviel Gewicht bei! Denke mehr über Gott nach, der Geist ist!“ Doch warten Sie einen Augenblick! Diese Botschaft enthält mehr. Sie beschäftigt sich auch mit dem Begriff von Muskeln — wie sie wachsen, warum wir uns über sie Gedanken machen, was sie für uns bedeuten.
Schon seit langem — sicherlich solange wir hier auf Erden sind glauben viele Menschen, daß Muskeln Männer machen oder daß sie zumindest entscheidend mitbestimmen, ob jemand ein Mann oder ein Junge ist. Haben Sie sich schon einmal überlegt, wo diese Betonung der Muskeln ihren Anfang hatte? Mrs. Eddy sagt etliches über Muskeln. An einer Stelle weist sie z. B. darauf hin, daß die Muskelanbetung ihren Ursprung im Heidentum hat (s. Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 200). Wahrscheinlich hat sich seitdem nicht allzuviel geändert. Es ist immer noch leicht, sich vom Muskeltraining faszinieren zu lassen oder ihm viel Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Dies kann sich in mancher Hinsicht als die gleiche Einstellung und das gleiche Denken entpuppen wie das der Heiden bei der Anbetung dessen, was sie für Gott hielten.
Doch Gott ist göttliches Gemüt, die ganze Basis wirklicher Tätigkeit und Kraft. Es lohnt sich schon zu wissen, was Gott wirklich ist, und zu verstehen, daß wir unsere Kraft und Gestalt Ihm verdanken, nicht der Materie. Ja, echte Identität ist geistig anstatt materiell. Muskeln bilden einen Teil der Auffassung, daß die Substanz unseres Seins sich auf die Materie anstatt auf das göttliche Gemüt gründe. Aber Gott ist der einzig wirkliche Ursprung aller Tätigkeit und Kraft. Und der Mensch ist der geistige Ausdruck Seiner Vollkommenheit.
Was nun den physischen Körper anbetrifft, so zeigt die Christliche Wissenschaft, daß er im Grunde nur der Ausdruck einer begrenzten menschlichen Denkweise ist. Sie erklärt, daß die Muskeln nur als ein Aspekt des menschlichen Gemüts tätig sind — sie sind niemals selbsttätig. Ja, jede Muskeltätigkeit — sogar das Wachstum und die scheinbar zunehmende Kraft der Muskeln — ist das Ergebnis des Denkens. Mrs. Eddy bemerkt hierzu: „Wenn die Muskeln nicht zu allen Zeiten selbsttätig sind, dann sind sie es niemals; dann sind sie niemals fähig, der mentalen Leitung zuwiderzuhandeln.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 160;
Und schließlich werden wir erkennen, daß die Muskeln nicht nur auf Befehl des menschlichen Denkens tätig sind, sondern sogar ein Produkt des menschlichen Denkens sind. Wir werden entdecken, daß wahre Mentalität geistig ist und daß unser wirklicher Ausdruck des Seins eine Idee Gottes, des einen Gemüts, ist. Der Mensch entwickelt sich nicht in der Materie. Er ist rein geistig. Er bekundet die göttlichen Eigenschaften des Gemüts. Nun, wir mögen das ganze wahre Selbst nicht mit einem Mal völlig verstehen und demonstrieren können, doch wir können damit beginnen. Und wenn wir unsere geistigen Sinne entwickeln, werden wir uns in bezug auf den Körper eine ausgewogenere Perspektive bewahren.
Nehmen Sie z. B. einmal an, Sie trainierten Ihre Muskeln fortlaufend — sagen wir einmal, Sie benutzten regelmäßig ein muskelstärkendes Gerät. Werden Ihre Muskeln dadurch kräftiger? Wahrscheinlich, ja. Aber geschieht dies aufgrund der eigentlichen Muskeltätigkeit, oder spielt hier der menschliche Glaube an das, was bei diesem Training vor sich geht, eine Rolle? Es besteht kein Zweifel: Ausschlaggebend ist der Glaube an das, was man tut, und nicht die materielle Bewegung. Wenn die Menschen fest genug daran glaubten, daß man durch Hüpfspiele kräftige Bizeps bekäme, dann würde genau das geschehen, und wir alle wären auf der Straße und würden Himmel-und-Hölle-Figuren auf den Bürgersteig zeichnen.
Mrs. Eddy bringt etwas von der Metaphysik der Wirklichkeit in ihrer Erörterung über Muskeln; sie schreibt, was geschieht, wenn ein Schmied seinen Arm ständig gebraucht: „Muskeln sind nicht selbsttätig. Wenn das Gemüt sie nicht in Bewegung setzt, sind sie bewegungslos. Daher die große Tatsache, daß Gemüt allein durch seinen Befehl den Menschen stärker und kraftvoller macht, und zwar weil Gemüt Kraft fordert und mit Kraft versorgt. Nicht durch Muskelübung, sondern weil der Schmied an Übung glaubt, wird sein Arm stärker.“ ebd., S. 199.
Es gibt noch andere wichtige Gesichtspunkte, die die Muskeln betreffen, beispielsweise die Frage, woher Kraft wirklich kommt und welche Rolle die Muskeln spielten, als ein Mann die Niagarafälle auf einem Seil überquerte. (Tatsächlich tat er dies über dreihundertmal, einmal auf Stelzen und einmal mit einem Mann auf seinem Rücken.) Auf all dies werfen die folgenden Stellen in der Bibel und in den Werken Mrs. Eddys etwas mehr Licht:
• Jesaja 40:29
• Wissenschaft und Gesundheit 198:35 bis 200:9
• 1. Timotheus 4:8
Diese letzte Stelle gewährt in der Wiedergabe von J. B. Phillips einige neue Einblicke: „Nimm dir Zeit und mach dir die Mühe, dich geistig fit zu halten. Körperlich fit sein hat nur begrenzten Wert, aber geistig fit sein ist von unbegrenztem Wert, denn es schließt eine Verheißung für das gegenwärtige Leben wie für das zukünftige Leben ein.“
Eine Frage von großer Bedeutung, die sich aus dem Thema Männer und Muskeln ergibt, ist, ob ein intensives Muskeltraining uns wirklich mehr zu einem Mann macht. Wenn wir zu erkennen beginnen, daß Muskeln nicht selbsttätig sind, sondern auf Anweisung des Gemüts handeln, dann ist das Bemühen, Muskeln zu entwikkeln, in Wirklichkeit ein Versuch — wenn auch kein bewußter —, das menschliche Gemüt zu trainieren. Und das ist eine Sackgasse — es wird Sie niemals zu einem Mann machen.
Schließlich müssen wir alle den Glauben an ein privates Gemüt aufgeben und anerkennen, daß Gott, Gemüt, das einzige Gemüt ist, das der Mensch widerspiegelt. In Wirklichkeit ist der Mensch der voll entwickelte und gänzlich vollständige Ausdruck dieses Gemüts — und nicht eine Anhäufung von Knochen und Muskeln.
Doch halt! Wie verhält es sich mit all unseren gegenwärtigen Tätigkeiten, die Muskeln in Anspruch nehmen? Sprechen wir etwa kaltblütig solchen Tätigkeiten wie Turnen, Schwimmen, Leichtathletik und allen anderen Sportarten Gültigkeit ab? Sicherlich nicht. Die richtige Einstellung zur Leichtathletik kann sich in dem anregenden und gesunden Bemühen widerspiegeln, solche Eigenschaften wie Beweglichkeit, Präzision, Anmut, Flinkheit und gutes Gleichgewicht, ja sogar Überzeugung, zu entwickeln. Aber die Disziplin, die das Training eines guten Athleten erfordert, sollte etwas viel Bedeutsameres sein als nur eine Betonung der körperlichen Fitness.
Es gibt wenige, ja, fast gar keine Aufzeichnungen über die körperliche Leistungsfähigkeit von einigen der mächtigsten Männer auf Erden. Christus Jesus war in vieler Hinsicht vielleicht einer der sanftesten Männer, die je gelebt haben, und doch hegte er eine machtvolle geistige Überzeugung, die ihm eine vielseitige, in ihrer Art unvergleichliche Kraft verlieh. Er zeigte, daß Kraft dem Verständnis entspringt, daß der Mensch das göttliche Gemüt zum Ausdruck bringt — daß Identität die machtvolle Widerspiegelung der Tätigkeit des Gemüts ist.
Jeder, der seinen Körper trainieren möchte, sollte reiflich darüber nachdenken, ob er nur eine Rolle spielt, bei der die Betonung hauptsächlich auf dem menschlichen Glauben an die Materie liegt, oder ob sein Hauptziel darin besteht, geistige Eigenschaften zu entwickeln, die vom göttlichen Gemüt kommen. Das ist ein großer Unterschied!