Uns selbst und andere zu heilen und der Menschheit die Fenster zu öffnen, zwischen diesen beiden Dingen besteht ein starker Zusammenhang. In dem Maße, wie wir die wissenschaftliche Wahrheit des Seins und ihre Möglichkeiten verstehen, wird uns ihre umfassende Anwendbarkeit aktiv bewußt. Wir werden erkennen, daß die Anwendbarkeit der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) von individuellen physischen Problemen bis zu nationalen und internationalen „Leiden“ reicht. Der tatkräftige Christliche Wissenschafter ist ein Weltdenker und -heiler.
Es ist mehr als nur eine menschliche Unart, hauptsächlich um sich selbst besorgt zu sein. Das sterbliche Gemüt — die Behauptung, daß das Bewußtsein endlich und örtlich sein könne — möchte uns in dem, was unsere eigenen persönlichen Anfechtungen zu sein scheinen, so aufgehen lassen, daß wir den Problemen der Welt ganz allgemein wenig oder keine Beachtung schenken. Das sterbliche Gemüt möchte durch diese Einteilung des Irrtums in kleine Bereiche dem Irrtum Fortdauer verleihen. Es möchte unsere Augen der wichtigen Tatsache gegenüber verleihen, daß Irrtum Irrtum ist — eine Phase des Nichts —, ob er nun mit unserem eigenen physischen Körper, einem Gemeinwesen oder der Welt in Zusammenhang zu stehen scheint. Da Wahrheit unendlich ist, hat sie universale Geltung. Eine reine Selbstbezogenheit in unserer metaphysischen Arbeit würde auf einen schwachen Begriff von der Allheit und Allmacht der Wahrheit hinweisen. Dadurch würde zumindest teilweise verfehlt, was Mary Baker Eddy zur Gründung des Christian Science Monitors bewog.
Dem einzelnen Leidenden liegen die Probleme des physischen Körpers sicher näher als kommunale und nationale Probleme. Es ist durchaus vernünftig und logisch, daß wir uns mit den unmittelbaren, uns direkt gegenüberstehenden Ansprüchen befassen. Doch warum sollten wir es dabei bewenden lassen? Die Christliche Wissenschaft tritt nicht für ein In-sich-selbst-Versenken ein. Andererseits, wenn wir uns selbst nicht recht heilen können, wird unsere weiter reichende Behandlung wohl kaum von Wirkung sein.
Die heilende Wahrheit ist „dort“ ebenso mächtig wie „hier“, denn schließlich sind „hier“ und „dort“ Klassifizierungen des menschlichen Gemüts, das ein angenommens Raum-Zeit-Gemüt ist. Die heilende Macht der Wahrheit in unserem eigenen unmittelbaren Bereich zu beweisen und jene Probleme zu behandeln, die öffentliche Probleme von großem Ausmaß zu sein behaupten, ist einander förderlich.
Manchmal empfehlen Ausüber ihren Patienten, die mit einer hartnäckigen Krankheit zu tun haben, ihre heilende Aufmerksamkeit nach außen zu kehren und gewisse nationale und internationale Disharmonien zu behandeln. Das kann von Nutzen sein. Das menschliche Gemüt denkt in Begriffen des Kleinen und Begrenzten. Wenn es dem göttlichen Gemüt weicht, werden seine Dimensionen und Belange größer. Der Unterschied ist der, daß man im einen Fall durch eine Papierrolle nach draußen schaut, und im anderen direkt ans Fenster tritt und einen viel weiteren Ausblick hat.
Mrs. Eddy schrieb einmal an eine der ersten Gruppen Christlicher Wissenschafter: „Ich beglückwünsche Euch zu der Absicht, ein Kirchengebäude zu errichten, um Euch darin zum Lobpreis und zum Gebet für die ganze menschliche Familie zu versammeln.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 208; Wenn wir diesem Hinweis folgen, werden wir nicht mehr damit zufrieden sein, die Anwendbarkeit und Wichtigkeit der Christlichen Wissenschaft nur auf das eigene Heim zu begrenzen.
Mrs. Eddys Interessenbereich ging weit über die Grenzen ihres Staates und Landes hinaus. Sie erklärte ihren Nachfolgern: „Aus dem Innern Afrikas bis zu den äußersten Enden der Erde rufen mich die Kranken und die von Heimweh nach dem Himmel erfüllten hungernden Herzen um Hilfe, und ich helfe ihnen. Ihr braucht mich weniger als sie, und ihr dürft nicht erwarten, daß ich eure Pionierarbeit in dieser Stadt weiterhin für euch tue.“ ebd., S. 147; Vielleicht könnte man sagen, daß Mrs. Eddy ein Weltbürger war — ein globaler Denker — denn sie erfreute sich der universalität Gottes, der göttlichen Liebe, und Seiner grenzenlosen Güte.
Christus Jesus war sich ständig bewußt, daß Gott, die unendliche Ursache, mit ihm war. Er wußte, daß er nicht einfach nur eine unbedeutende oder örtliche Rolle spielte. Sie hatte kosmische, universale Bedeutung. Er wußte, daß die Wahrheit, die er lehrte und lebte, nicht in ihrem Umfang begrenzt, nicht parteiisch, nicht regional war. Er wußte, daß sie alle Völker und Rassen segnen würde. „Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde“ Joh. 3:17;, sagte er.
Wir werden bessere Heiler, wenn wir konsequent an der wissenschaftlichen Realität festhalten, die dort besteht, wo für uns alle möglichen Unvollkommenheiten oder Schwierigkeiten zu sein scheinen. Dann wird uns der Gedanke, auf breiter Front zu heilen, immer weniger einschüchtern.
Muß die Arbeit für die Menschheit bedeuten, daß man eine Aufgabe übernimmt, die so schwer ist, daß sie über unsere geistigen Kräfte hinausgeht? Nein. Wirksames Gebet ist nicht so sehr eine Frage der Quantität — wieviel wir in einer bestimmten Zeit beten oder wie viele Menschen sich am Gebet beteiligen. Es kommt auf die Qualität des Gebetes an.
Gebet im höchsten Sinne ist die Anerkennung, daß das göttliche, alliebende Gemüt unser Gemüt ist. Unsere inspirierte Führerin konnte vor einer kleinen Gruppe von Schülern zuversichtlich behaupten: „Wir, heute in diesem Klassenzimmer, sind genug, die Welt zu bekehren, wenn wir ein Gemüt haben ...“ Vermischte Schriften, S. 279. Der Welt zu helfen ist weniger eine Sache vieler, die gemeinsam arbeiten, als eine Sache des einzelnen, der bewußt eins ist mit Gemüt, dem einzigen Gemüt, der universalen Liebe.
In der Christlichen Wissenschaft ist es dieses Gemüt, mit dem wir uns eins wissen. Dieses Gemüt ist es, das für die Welt sorgt, das der einzige Schöpfer von Mensch und universum ist. Wenn wir dieses Gemüt als das des Menschen anerkennen, berichtigen wir auf geistige Weise unsere Vorstellung von der Welt. Wir sehen das ganze Universum und seine „Bewohner“ als geistigen Ausdruck des einen Lebens, der einzigartigen Ursache allen Sein. Das belebt unsere Heilarbeit, ob sie sich nun auf unseren eigenen Körper, auf die Straße, in der wir leben, auf unseren Planeten oder auf noch weitere Regionen bezieht.