Kann man ein wahres Abenteuer im flüchtigen Vergnügen finden? Oder ist für uns die Entdeckung der geistigen Wirklichkeit ein Abenteuer?
Eintönigkeit und Langeweile wird nicht auf die Dauer durch Unterhaltung vertrieben, ganz gleich, welch großartige Leistungen gutes Theater, gute Literatur, gute Musik oder andere meisterhafte Darbietungen offerieren. Ebensowenig wird die Langeweile dadurch gemildert oder beseitigt, daß man sich in den Genuß von Drogen oder Alkohol flüchtet.
Es bietet sich jedem die einzige wirksame Möglichkeit, einem scheinbar farblosen Dasein zu entrinnen — die Möglichkeit, seine gottgegebene Identität zum Ausdruck zu bringen, indem er die Christliche Wissenschaft, die Wissenschaft der Wahrheit, anwendet.
Wie beginnen wir, diese Wissenschaft anzuwenden? Mit dem ehrlichen Verlangen — vielleicht haben wir bereits begonnen, ohne uns ganz bewußt zu sein, daß Gott, das Prinzip dieser Wissenschaft, solch ein Verlangen unterstützt. Durch das ernsthafte Studium dieser Wissenschaft gewinnen wir die Gewißheit, daß der Mensch jetzt vollkommen ist. Wenn wir anfangen, diese geistige Vollkommenheit zu akzeptieren und zu beweisen, fühlen wir uns ermutigt. Wir sehen unsere einzigartige Identität als die liebevollen und geliebten Ideen Gottes und erkennen, daß Gott, Liebe, einen Platz für jeden von uns hat. Diese gesamte Erfahrung ist wie eine abenteuerliche Reise, auf der wir unser Selbst entdecken.
In jedem Unternehmen oder Abenteuer ist die Erkenntnis wichtig, daß Gott, Prinzip, die allerhabene Kraft ist, die unserem Leben zugrunde liegt. Das Leben des Saul von Tarsus, der später den Namen Paulus erhielt, ist ein gutes Beispiel dafür. Saulus, der die Christen verfolgt hatte, wurde vorübergehend mit Blindheit geschlagen; er erkannte, daß er von neuem geboren werden mußte. Während dieser Zeit muß er eingesehen haben, daß seine fanatischen Ziele tatsächlich ohne Grundsätze und ohne göttliche Führung gewesen waren. Er erkannte, daß wir das Gesetz Gottes erfüllen, wenn wir dem Christus dienen.
Zu allen Zeiten ist ein gewisses Verständnis des Prinzips nötig — der Liebe, die in ihrer Allheit den Menschen umfängt —, um das Gesetz Gottes zu erfüllen. Dieses Verständnis führt zu der Demonstration der Auswirkungen dieser Vollkommenheit des Prinzips, in dem es niemals einen langweiligen Augenblick gibt. Zur individuellen Demonstration der Vollkommenheit des Prinzips gehören geistiges Erwachen, erneutes Anerkennen des Christus und Mut.
Durch seine selbstlose Hingabe bewies Paulus seine Dankbarkeit für sein geistiges Erwachen. Da er eng mit Gott zusammenarbeitete, hatte er viele interessante Erlebnisse. Ja, er geriet dabei manchmal in Situationen, die hohe Anforderungen an ihn stellten. Er berichtet uns von seiner Arbeit für Christus: „Ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch die Flüsse, in Gefahr unter den Räubern... in Gefahr in den Wüsten...“ Und er fährt fort: „Wenn ich mich denn rühmen soll, will ich mich meiner Schwachheit rühmen.“ 2. Kor. 11:26, 30. Durch diese Abenteuer gewann Paulus ein besseres Verständnis des Christus. Seinen Freunden zu Kolossä schrieb er: „Wenn aber Christus, unser Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.“ Kol. 3:4.
Die Christliche Wissenschaft erklärt diese Offenbarwerdung des wirklichen Lebens in unserem Bewußtsein noch näher. Wir finden Vitalität und Zufriedenheit, wenn wir uns der geistigen Ideen des göttlichen Prinzips, die wirklich, fühlbar und erkennbar sind, immer stärker bewußt werden.
Wenn wir den Mut aufbringen, das göttliche Gesetz zu halten, wird uns die Entdeckung der göttlichen Liebe zum Abenteuer. Gottes Gesetz, das Gehorsam gegen das Prinzip und echte Liebe zu allen seinen Kundwerdungen verlangt, ist eine beständige Freude für den Abenteurer. Auf diese Weise wird er die Wissenschaft, die diese Gesetze erklärt, immer mehr lieben lernen.
Mrs. Eddy, die viel Schweres und Feindseligkeit ertrug, um diese Wissenschaft von Stolz und menschlichem Willen rein zu halten, schreibt: „Der Mensch hat eine fortdauernde Individualität; und Gottes Gesetze und ihr intelligentes und harmonisches Wirken bilden seine Individualität in der Wissenschaft der Seele.“ Nein und Ja, S. 11.
Wenn wir durch diese Wissenschaft lernen, die Vollkommenheit eines jeden einzelnen zu lieben und ihr zu vertrauen — der Vollkommenheit, die in dieser tröstenden Wissenschaft der Seele“ durch Gottes Gesetze erhalten wird —, so ist das ein großes Abenteuer, das durch nichts ersetzt werden kann, wie aufregend es auch sein mag. Wahres Abenteuer ist eine Odyssee auf geistig erleuchteten Pfaden, kein mühseliges Umherirren durch die sich ständig wechselnden materiellen Annahmen. Es befreit uns von der Furcht vor diesen Annahmen, ganz gleich, in welcher Form sie aufzutreten scheinen.
Wir können auch von denen lernen, die den Weg vor uns gingen. Das Abenteuer eines jeden, das zum Guten führt, segnet die Schritte der kommenden Generationen. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, daß sich unser Abenteuer in dieser Wissenschaft auf eine zunehmende Erkenntnis und ein wachsendes Verständnis unserer gegenwärtigen Vollkommenheit gründen muß. Dieses Verständnis, das durch die Christliche Wissenschaft ans Licht gebracht und aufrechterhalten wird, wird immer über menschliche Langeweile siegen.
Eine eintönige Situation kann uns nicht deprimieren, wenn wir die Bedeutung der Wahrheit durch herrliche neue Ausblicke erfassen. Durch solche geistigen Erkenntnisse verlieren wir jeglichen Begriff vom Irrtum — in uns und anderen. Wir stellen fest, daß uns die von Liebe inspirierte Tätigkeit beständig zu neuen moralischen Triumphen und zu neuen Höhen führt.
Der ernsthafte, von Erwartung erfüllte Sucher empfindet in der Christlichen Wissenschaft Wunder und Entzücken, wie sie der englische Dichter Keats in den nachstehenden Zeilen andeutet:
Da fühlt ich, wie ein Himmelsforscher fühlt,
Wenn ein Planet neu in sein Sehfeld schwimmt;
Oder wie Cortez auf den Ozean starrte
Mit Adleraugen, während aufgewühlt
Vor Staunen seine Mannschaft unbestimmt
Sich ansah stumm auf Dariens Felsenwarte. John Keats, „Nach dem ersten Lesen von Chapmans Homer-Übertragung“.
Dieses Entzücken entspringt nicht einer Flucht in die Materie oder materielles Vergnügen. Es ist die Erlösung aus der Knechtschaft der Materie.
Gehorsam gegen die menschlichen Gesetze beschützt uns vor Gefahren und Unfällen. Doch noch besser werden wir vor unsichtbaren Gefahren und vor den Sackgassen rein menschlicher Impulse oder menschlicher Verhaltensweisen bewahrt, wenn wir an Gottes Gesetz der unfehlbaren Vollkommenheit festhalten.
Unser mit dem Gesetz in Einklang stehendes Abenteuer hat niemals etwas mit der Prahlerei und der Gesetzlosigkeit des Eigensinns zu tun. Es bleibt nicht im Morast des Geschwätzes, der Selbstsucht oder der von Selbstmitleid erfüllten Ausrede stecken: „Was hat es überhaupt für einen Zweck?“ Unser Abenteuer, das zum Guten führt, hat immer einen Zweck. Wir bemühen uns täglich, Sünde, Eintönigkeit, Krankheit, Tod und Ziellosigkeit zu überwinden. Solche geistigen Eigenschaften wie Vitalität und Freude inspirieren uns beständig, ihre heilende Gegenwart und erhebende Wirkung an uns und anderen zu beweisen.
Mrs. Eddy gebraucht das Wort „adventure“ (Abenteuer, kühnes Unternehmen) nur ein einziges Mal in ihren Schriften, und zwar in einem inspirierenden Zusammenhang: „Wir leben in einem Zeitalter des göttlichen, kühnen Unternehmens der Liebe, Alles-in-allem zu sein.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 158.
