Die heutigen Genetiker sind nicht die ersten, die sich mit der Frage befassen, was wir von vorangegangenen Generationen übernommen haben. Schon für die Menschen biblischer Zeiten war es nicht außergewöhnlich, sich zu fragen, woraus der Mensch besteht. Und wenn sie sich mit Fragen der Vererbung befaßten, war es nicht ungewöhnlich, daß sie ihr Denken auf Gott richteten.
Forschern unserer Zeit mag es schwerfallen, sich der Theorie zu widersetzen, Gene bestimmten, wer und was wir sind. Aber wir können uns vom Psalmisten einen Wink geben lassen, wenn er in bezug auf Gott schreibt: „Er erwählt uns unser Erbteil. .. “ Ps. 47:5., und die Frage von einem völlig anderen Standpunkt aus beurteilen. Gott, nicht Gene, bestimmt, wie der Mensch tatsächlich beschaffen ist, denn in Wirklichkeit ist der Mensch Gottes geistige Idee, nicht ein materielles Wesen. Eine derartige Behauptung ist eine geistig wissenschaftliche Tatsache; man könnte sie als das göttliche Gesetz der wahren Vererbung bezeichnen. Gott, Geist, ist die Quelle des vollständigen und ewigen Seins des Menschen. Wir werden schließlich die Tatsache demonstrieren, daß wahre Substanz völlig geistig ist; wir werden beweisen, daß jeder Gesichtspunkt echter Identität seinen Ursprung in Gottes Güte hat und ewiglich durch göttliches Leben aufrechterhalten wird.
Durch göttliche Offenbarung ist in unserem Zeitalter das Gesetz Gottes vollständig und klar in Erscheinung getreten, und zwar durch Mary Baker Eddys Entdeckung der Christlichen Wissenschaft. Ihre Schriften vermitteln die grundlegenden Wahrheiten des Seins, die jeder für sich beweisen kann. Diese Wahrheiten befassen sich spezifisch, gründlich und einsichtig mit den schwierigen Fragen, mit denen die Menschen sich heute und in Zukunft auseinandersetzen müssen.
Was Mrs. Eddy uns durch ihre Erklärung des göttlichen Gesetzes gegeben hat, verleiht tiefen Trost und große Zuversicht. Es besteht als mächtiges und unerschütterliches Gesetz, das die gängigen materiellen Theorien einschließlich derer über Vererbung in Frage stellt. Malcom W. Browne faßte in der New York Times im November 1980 die Ansichten der Genetiker folgendermaßen zusammen: „Wir alle hängen auf Gedeih und Verderb fest an einer individuellen Kette von Genen, die von allen unseren Vorfahren seit dem Anbeginn des Lebens geschmiedet wurde. Wir müssen hinnehmen, was uns gegeben ist. Die genetische Evolution hat mit Fairneß und Chancengleichheit nichts zu tun. Unsere Fähigkeit, mit den Dingen fertig zu werden, unsere Lebensdauer und selbst unser individueller Wille wird, zumindest bis zu einem gewissen Grade, durch Vererbung bestimmt.“ The New York Times, 18. November 1980.
Doch die Offenbarung der Wahrheit, des unwiderstehlichen Gesetzes Gottes, des Guten, vermittelt die mächtige Tatsache, daß die Materie weder die Intelligenz noch die Fähigkeit besitzt, Charakterzüge oder Krankheiten von Generation zu Generation weiterzugeben. Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß das sterbliche Gemüt — ein vermeintliches endliches Bewußtsein —, und nicht die Materie selbst seine Merkmale an Generationen Sterblicher überliefert. Aber die Geistige Wissenschaft enthüllt auch, daß eine derartige Theorie sich nicht auf göttliches Gesetz stützt. Es ist eine hinfällige Theorie. „Erblichkeit ist kein Gesetz“, erklärt Mrs. Eddy. „Die fernliegende Krankheitsursache oder -annahme ist nicht gefährlich aufgrund ihrer Priorität und aufgrund des Zusammenhangs der sterblichen Gedanken der Vergangenheit mit denen der Gegenwart.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 178.
Christliches Heilen ist das Ergebnis des Gesetzes Gottes; es ist die Grundlage, von der aus Mrs. Eddy beweisen konnte, daß die Annahmen der genetischen Vererbung den einzelnen nicht zu gefährden brauchen. Die Christliche Wissenschaft ist kein mentales System, das das menschliche Gemüt manipuliert, so daß es die Annahme von bösartigen Genen durch die Annahme von guten Genen ersetzt. Sie ist die Wissenschaft des Christus, die die ununterbrochene Vollkommenheit des Menschen offenbart. Nur durch die Anwendung der wirklich wissenschaftlichen Heilmethode, die Christus Jesus lehrte, werden wir die grausamen Ansprüche der Vererbung für immer aus dem Leben des einzelnen entfernen.
Jesus verstand, daß der Mensch kein Sterblicher ist. Die Geschichte des Menschen geht nicht auf einen gemeinsamen Vorfahren mit dem Affen und auch nicht auf das allegorische Paar im Garten Eden zurück. „Ihr sollt niemand euren Vater heißen auf Erden, denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist“ Matth. 23:9., gebot der Meister.
Im allgemeinen lieben die Christen, was ihnen dieses Gebot vermittelt. Doch wenigen ist klar, daß die buchstäbliche Wahrheit, die das Gebot bedeutet — das geistige Gesetz, das einer solchen Aussage zugrunde liegt —, die Antwort auf die wachsende Annahme ist, wir seien heute das Resultat alles dessen, was unsere Vorfahren waren. Gott ist wahrhaftig unser Vater. Gott ist unsere Mutter. Gott, unser wahres Elternteil, versorgt und behütet unsere wirkliches Sein immerdar wie ein Vater und eine Mutter. Diese Wahrheiten helfen uns, Gottes Gesetz des Lebens zu definieren.
Die fleischliche Gestalt, die wir unseren Körper nennen, ist nicht unsere wahre Identität. Das Sein des Menschen ist tatsächlich geistig, der unaufhörliche Ausdruck Gottes. Und wenn wir zu dieser Tatsache erwachen, kommt es unserem Körper zugute; es wandelt das zur Sünde neigende Gemüt um und heilt den Körper von allen Gebrechen. Wenn göttliche Wahrheiten verstanden werden, ändern sie unser Leben.
Je mehr wir zu der Erkenntnis kommen, daß der Mensch niemals wirklich in einen Zustand sündiger, sterbender Materialität verfallen ist, sondern als das Bild des göttlichen Lebens, Gottes, geborgen ist, um so mehr Befreiung werden wir von jenen Gefahren finden, die angeblich von unseren Vorfahren übertragen wurden. Mrs. Eddy erklärt: „Die Übertragung von Krankheit oder von gewissen Idiosynkrasien des sterblichen Gemüts wäre unmöglich, wenn folgende große Tatsache des Seins begriffen würde: daß nichts Unharmonisches in das Sein eindringen kann, denn Leben ist Gott. Erblichkeit ist ein ergiebiger Gegenstand für die sterbliche Annahme, an die sie ihre Theorien heftet; wenn wir aber begreifen lernen, daß nichts anderes wirklich ist als das Rechte, wird es keine gefährlichen Vererbungen mehr geben, und die fleischlichen Übel werden verschwinden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 228.
Es gibt keine Gefahr im göttlichen Leben; und das ist die einzige wirkliche Quelle des Seins des Menschen. Wir können nur das erben, was das göttliche Leben zu geben hat: Reinheit, Gesundheit, Freude. Wenn diese Wahrheit mehr geliebt wird, wenn Eltern und Großeltern, Kinder und Enkelkinder sie besser zu schätzen wissen, dann sind die Menschen frei von den Schwierigkeiten der Vergangenheit und werden auch in Zukunft keinen begegnen. Als Jesus den Mann sah, der blind geboren war, glaubten die Jünger, sein Leiden könne durch menschliche Vorfahren verursacht worden sein. Sie fragten, ob dieses Gebrechen auf Taten der Eltern des Blinden zurückzuführen sei — auf ihre Sünden.
Doch Jesu Antwort war vom Christus veranlaßt, von Gottes Botschaft des Guten: „Es hat weder dieser gesündigt, noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.“ Joh. 9:3. Jesus sah allein Gott als Ursache; er betrachtete den Menschen nicht als einen Sünder, sondern als den geliebten Sprößling des göttlichen Lebens. Und diese klare Überzeugung brachte dem erblindeten Gedankenzustand die Umwandlung durch den Christus, eine Umwandlung, die die Wiederherstellung des Augenlichts zur Folge hatte.
„Einen Augenblick“, mag jemand einwenden. „Wie steht es mit den menschlich guten Dingen, die man ererbt — der Normalität in Gestalt und Identität? Wenn wir die Vererbung ablehnen, werfen wir dann nicht auch viel von dem über Bord, was dem Leben Ordnung und Natürlichkeit verleiht?“ Doch Ordnung und Natürlichkeit, Gesundheit und Normalität kommen immer von Gott, niemals aus der Materialität. Wenn wir von dem Gesetz Gottes ausgehen, daß Leben vollkommen ist, können wir schon heute die Schlußfolgerungen aus der genetischen Vererbung zurückweisen. Unsere Überzeugung von wahrer Vererbung kann stärker werden — unsere Überzeugung, daß das Vermächtnis des Menschen gut ist, daß er die Gegenwart des unendlichen Lebens und nicht ein Konglomerat aus vergangenen sterblichen Persönlichkeiten darstellt.
Wenn wir uns und andere mehr in diesem Licht sehen, werden wir eine tiefere, eine glücklichere und beständigere Beziehung zu unserer gesamten Umgebung finden — zu unserer Familie und der ganzen Menschheit. Wir werden immer mehr von schwachen und zweifelhaften sterblichen Theorien frei; und wir werden mit zunehmender Sicherheit die Gesundheit und Fortdauer des göttlichen Lebens zum Ausdruck bringen.