Kürzlich setzte sich eine kleine Christlich-Wissenschaftliche Vereinigung mit dem Vorstand der Christlichen Wissenschaft in Verbindung. Die Zahl der Mitglieder war auf vier zusammengeschrumpft; sie erklärten, daß sie nicht viel Geld aufbringen könnten, daß sie aber eine neue Kirche bauen wollten, die etwa vierzigtausend Dollar kosten würde. Nie war die Rede davon, daß sie sich auflösen sollten. Weit gefehlt. Sie waren die einzige Gruppe Christlicher Wissenschafter in der Gegend, und für das Gemeinwesen wurde ein besseres Gebäude benötigt.
Kurz danach rief eine inoffizielle Gruppe an, um zu fragen, ob sie einen Vortrag geben könne. Sie hatte zwar noch nicht genügend regelmäßige Besucher, um eine Vereinigung oder eine Kirche zu werden, doch ihre Stadt hatte einen Vortrag über die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjәn s’aiəns) nötig, und es gab keine Kirche, die einen halten konnte.
Beide Gruppen wußten, was die Christliche Wissenschaft bedeuten kann, wenn die Menschen sie erst einmal kennenlernen. Sie verstanden, daß die Organisation eine gewaltige Hilfe darstellt, wenn es darum geht, das Wort Gottes zu verbreiten und die empfänglichen Herzen zu erreichen.
Mary Baker Eddy ist nicht nur die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, sondern auch die Gründerin ihrer Kirchenorganisation. Und letztere ist von der ersteren untrennbar. Beide bedurften geistiger Schau und göttlicher Führung. Ihre Entdeckung, daß die Wahrheit — die Triebkraft zu den mächtigen Werken Christi Jesu — immer noch beweisbar war, wenn das geistige Gesetz befolgt wurde, war der Höhepunkt von mehr als achtzehn Jahrhunderten geistigen Fortschritts. Diese Entdeckung übertraf all die Erfindungen und den materiellen Fortschritt jener Epoche. Doch der Schutz dieser Entdeckung und ihr Fortbestand für alle Zeiten waren von entscheidender Bedeutung.
Die gleiche Wahrheit war schon vor fast neunzehn Jahrhunderten dargelegt und bewiesen worden, doch während die Herrlichkeit und das Wunder jenes Ereignisses in Lied und Zeremonie lebendig erhalten und Jesu Worte von den christlichen Kirchen verehrt werden, war die in der Bibel beschriebene Fähigkeit, „Gottes Werke zu wirken“, um das Jahr 1866 zu einer nahezu unbekannten Kunst geworden. Mrs. Eddy wußte, daß dies nicht wieder geschehen durfte. Die Offenbarung wäre unvollständig gewesen, hätte sie nicht auch die Mittel mit eingeschlossen, durch die ihre praktische Anwendung und ihre Lehren der Menschheit erhalten blieben, noch lange nachdem die Entdeckerin körperlich nicht mehr anwesend sein würde.
Ihre erste Aufgabe war es, die Offenbarung schriftlich festzuhalten. Sie tat es, indem sie Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schrieb, und mehr als dreißig Jahre lang verfeinerte und vervollkommnete sie dieses Lehrbuch. Sie wußte aber auch, daß die Welt, um aus ihrer Entdeckung Nutzen zu ziehen, nicht darauf angewiesen sein sollte, das Buch in einem Laden oder einer Bücherei zu finden. Die Menschen mußten die Möglichkeit erhalten, die Wahrheit zu hören — einen Ort, wo sie hinkommen und lernen konnten, wie sie anzuwenden ist.
Als Mrs. Eddy die unendlichen Möglichkeiten dieser Offenbarung klar wurden, nahm sie natürlich zuerst an, daß alle christlichen Kirchen diese Offenbarung willkommen heißen würden. Es verlangte sie danach, sie der ganzen Welt zu geben. Ihre vielleicht erste große Enttäuschung und Ernüchterung bestand darin, daß so viele diese Entdeckung nicht akzeptieren konnten. Die Welt war zu ihrer Zeit ebensowenig bereit, sie anzunehmen, wie es zu Jesu Zeiten der Fall gewesen war. „Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Joh. 1:11. Doch weder Jesus noch Mary Baker Eddy ließ sich abschrecken.
Ohne eine Organisation kann selbst die größte Entdeckung aus unserem Gesichtskreis entschwinden. Mrs. Eddy wußte das. Sie erkannte auch bald, wie leicht die Reinheit der Offenbarung derart mißdeutet und entstellt werden könnte, daß ihre Kraft erneut verlorengehen würde. Einige ihrer ersten Schüler waren schon nicht mehr willens, ihre Anweisungen zu befolgen, und führten ihre eigenen, menschlich akzeptableren Methoden ein.
Sie erkannte, daß sie ihre Entdeckung nicht im Bereich von Theorie, Philosophie oder Sekte belassen konnte. Das wäre zu gefährlich. Es würde die göttliche Botschaft der Spekulation, der Argumentation und dem Experimentieren preisgeben, und der Bewahrung der grundsätzlichen Tatsachen, ohne die eine Demonstration unmöglich ist, würde wenig Beachtung geschenkt werden.
Ihre Antwort bestand darin, daß sie ihre eigene Kirche gründete und sie mit den notwendigen Regeln und Satzungen versah, um die Fortdauer ihres ursprünglichen Zwecks und ihrer ursprünglichen Mission zu gewährleisten. Unter ihren Schriften steht das Handbuch Der Mutterkirche in seiner Bedeutung nur Wissenschaft und Gesundheit nach. Das Handbuch wurde zum Hüter, der die Organisation bereitstellt, durch die die Wirksamkeit der Entdeckung garantiert wird.
Jetzt, in ihrem zweiten Jahrhundert, ist diese Organisation Prüfungen ausgesetzt. Und wir werden mit einer ähnlichen Frage konfrontiert, wie Lincoln sie in seiner Gettysburger Ansprache stellte: Kann eine Institution, die „so erschaut und einem solchen Zweck geweiht ist. .. lange durchhalten“?
Die große Aufgabe für Mrs. Eddy bestand darin, anderen Menschen zum Verständnis dieser Lehre zu verhelfen, ohne die Wahrheit, die ihr so klar, doch dem materiellen Ohr so unverständlich war, zu verwässern oder abzuändern. Ihre Aufforderung war: „Schaffet Milch für die Kindlein, aber die Milch muß unverfälscht sein.“ Und weiter sagt sie warnend: „Wird diese Richtlinie nicht beachtet, so wird die Wissenschaft des christlichen Heilens wieder verlorengehen, und das menschliche Leiden wird zunehmen.“ Rückblick und Einblick, S. 61.
Wir sehen uns heute einem enormen Druck ausgesetzt, die Christliche Wissenschaft zu verfälschen, sie preiszugeben. Die raffinierteste Taktik des sterblichen Gemüts ist die Einflüsterung, daß wir mit dem Strom schwimmen, jede Mode mitmachen, den Weisungen des menschlichen Denkens folgen und nach der Pfeife der Welt tanzen müßten, wenn wir möchten, daß unsere Kirche akzeptabel wird.
Diese Methode ist nicht neu. Mrs. Eddy bekämpfte sie beständig. Die frühen Mitglieder bestanden einmal darauf, einen Wohltätigkeitsbasar abzuhalten, um Geld für den Baufonds der Kirche aufzubringen. Mrs. Eddy war von Anfang an mit dem Vorhaben nicht völlig einverstanden, doch sie gestattete ihnen weiterzumachen. Es wurde ein voller Erfolg. Sie arbeiteten tagelang, kochten Marmeladen und Gelees ein, nähten und stickten. Eine beträchtliche Summe wurde aufgebracht. Doch kurze Zeit später brannte der Schatzmeister mit dem gesamten Betrag durch. Ihre Bemühungen waren umsonst gewesen.
Die Forderung in der Christlichen Wissenschaft ist immer nach Gebet und Demonstration als dem grundlegenden Antrieb und wichtigsten Werkzeug in der Kirchenarbeit. Wir müssen das Netz immer auf der rechten Seite auswerfen. Diese rechte Seite ist die Notwendigkeit, unsere geistige Schau zu vertiefen; zu forschen und zu beten, um etwas von dem zu erhaschen, was Mrs. Eddy sah, als sie ihre Kirche gründete und deren Handbuch schrieb; die gewaltigen Möglichkeiten zu begreifen, die die Kirche Christi, Wissenschafter, der Menschheit bietet.
Wenn wir Mrs. Eddys Bücher studieren und ihre Biographien lesen, finden wir kaum Raum für etwas anderes als rückhaltloses Vertrauen auf geistige Methoden. Auf Zeiten der Prüfung Bezug nehmend, schrieb sie: „Meine aufrichtigen Schüler, die Christus, Wahrheit, und menschlichen Verpflichtungen treu sind, werden nicht verzagen in diesem tobenden Meer der Sünde. Sie bauen für Zeit und Ewigkeit.“ Vermischte Schriften, S. 264. Solange es auf diesem Planeten auch nur einen Menschen gibt, der die Christliche Wissenschaft braucht, muß es für ihn eine Kirche geben, in die er kommen kann.
Wir brauchen nicht die Substanz von Mrs. Eddys Organisation zu opfern, um bei den gegenwärtigen Strömungen Anerkennung zu finden; nicht den geistigen Radikalismus durch einen falschen Liberalismus zu ersetzen; nicht die Integrität und die Reinheit der Offenbarung preiszugeben, um größere Scharen anzulocken.
Wir müssen so viel von dem Christus in unsere Kirchen bringen, daß sie das Bollwerk werden, das unsere Gemeinwesen brauchen und suchen. Wir müssen unsere falsche, begrenzende sterbliche Nachgiebigkeit ablegen, damit wir, wenn wir unsere Gottesdienste besuchen, eine klare Transparenz für das heilende Wort sind. Diese und nur diese Einstellung wird das ursprüngliche Christentum wiedereinführen — und das ist der Zweck, zu dem unsere Führerin unsere Kirche gründete.
