Da die Christliche Wissenschaft den Glauben an eine objektive Wirklichkeit des materiellen Universums ablehnt, wird sie manchmal leichthin mit östlicher Philosophie und Religion, wie z. B. dem Buddhismus und Hinduismus, gleichgestellt. Ein eingehenderes Studium der Christlichen Wissenschaft oder dieser östlichen Gedankenrichtungen zeigt, daß jede vermeintliche Ähnlichkeit bestenfalls begrenzt und oberflächlich ist. Ja, es besteht ein grundsätzlicher und radikaler Unterschied in den metaphysischen Begriffen sowie in der Betätigung. Und in keinem Punkt ist der Unterschied wohl gewaltiger als darin, wie die Christliche Wissenschaft und die östliche Philosophie das Selbst betrachten.
In seinem vielgerühmten Buch Der Buddhismus, Wesen und Entwicklung faßt Edward Conze den buddhistischen Begriff vom Selbst folgendermaßen zusammen: „Der wichtigste Beitrag des Buddhismus auf dem Gebiet religiösen Denkens liegt in der mit großem Nachdruck vertretenen Lehre des Nicht-Selbst (an-attã in Pali, an-ãtman in Sanskrit). Alle Buddhisten sehen den Glauben an ein Selbst als die Hauptursache des Leidens an.“ Ferner erklärt er: „Es wird nicht bestritten, daß das Selbst usw. eine Gegebenheit der Erfahrung des gesunden Menschenverstandes ist. Aber wenn es sich um Tatsachen der absoluten Wirklichkeit handelt, müssen wir das Selbst und alle derartigen Vorstellungen verneinen. Dieser Schritt hat eine wichtige Folge. Wenn es kein Selbst gibt, kann es auch keine Persönlichkeit geben.“ Der Buddhismus, Wesen und Entwicklung (Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer, 1977), S. 16, 17.
Die Christliche Wissenschaft muß grundsätzlich von dieser nihilistischen Anschauung vom Selbst und von der Persönlichkeit abweichen. Das Christentum ist vor allem eine Religion, die das Selbst erlöst, nicht zerstört. In Christus hat jeder einzelne seinen unendlichen Wert vor Gott. Ja, richtig betrachtet, ist die bewußte menschliche Individualität etwas Heiliges. Warum? Weil ihr endgültiger Ursprung Gott ist. In dem Buch Die Einheit des Guten sagt Mrs. Eddy in bezug auf die Verneinung der Behauptung, daß das göttliche Gemüt in der Materie sein könne: „Sie ehrt die bewußte menschliche Individualität, indem sie Gott als deren Urquell offenbart.“ Einh., S. 25.
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