Wie oft haben Sie — vielleicht etwas entmutigt — die folgenden gutgemeinten, aber irreführenden Aussagen gehört?
1. Lassen Sie los und lassen Sie Gott walten.
2. Sie müssen Ihr eigenes Ich aus dem Weg räumen.
3. Sie müssen das Gute, das Sie tun, von der Person trennen.
4. Außer Gottes Wirken geht nichts vor sich.
5. Wir selbst tun nichts — Gott tut alles.
Nun, jede dieser Aussagen enthält ein Körnchen Wahrheit. Doch im Mittelpunkt steht die Identität des Menschen. Einige Philosophien, vor allem die östliche Mystik, suchen die Identität des Menschen auszulöschen und ihn in das Kosmos zu absorbieren. Natürlich ist dies unmöglich; schon wenn man erklärt: „Ich habe kein Selbst, keine Identität“, identifiziert man sich! Trotzdem können diese Leugnungen des Menschen, des geliebten Kindes Gottes, schrecklich entmutigend sein. Und sie helfen sicherlich nicht, die Herrlichkeit, Schönheit und Tätigkeit, die Gott für Sein bewußtes Bild und Gleichnis bestimmt hat, zu offenbaren.
Gelegentlich wird die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjən s´aiəns) fälschlicherweise mit solchen Philosophien verglichen, die die Selbstauslöschung lehren. Und doch wird in den Schriften Mary Baker Eddys, die die Christliche Wissenschaft entdeckte und diese Religion gründete, immer wieder darauf hingewiesen, daß es die Aufgabe des Menschen ist, Gott zum Ausdruck zu bringen, und daß er eine unzerstörbare Individualität und bewußte Identität besitzt. Mrs. Eddy warnt wiederholt vor der Arroganz und dem Bösen dessen, was sie als „sterbliches Gemüt“ bezeichnet und Paulus „fleischlich gesinnt sein“ nennt, was „Feindschaft wider Gott“ Röm. 8:7. ist. Sie macht jedoch einen klaren Unterschied zwischen den Irrtümern des sterblichen Denkens und der Herrlichkeit des zu Gottes Ebenbild geschaffenen Menschen. Sie schreibt: „Durch eure Arbeit kommen die Zeiten voran; denn die Majestät der Christlichen Wissenschaft lehrt die Majestät des Menschen.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 188.
Hat dies nicht der Meister der Christen, Christus, Jesus, in den folgenden beiden miteinander übereinstimmenden Aussagen zum Ausdruck gebracht: „Ich kann nichts von mir selber tun“ und: „Mein Vater wirket bis auf diesen Tag, und ich wirke auch.“ Joh. 5:30, 17.? Jesus vermochte nichts ohne Gott zu tun — und wieviel weniger können wir es tun! Da er aber wußte, daß er als Gottes bewußter Ausdruck eins mit Ihm ist, und sich bemühte, Gottes Herrschaft in den menschlichen Angelegenheiten zu demonstrieren, konnte er aus tiefster Überzeugung sagen: „Ich und der Vater sind eins.“ 10:30.
Diese wichtige, geistige Anschauung von der „Majestät des Menschen“ als Gottes Ebenbild — d. h. vom Menschen, wie der Christus ihn kundtut, nämlich eins mit dem Vater, aber dennoch individuell — bringt Klarheit in die anfangs erwähnten, irreführenden Aussagen:
1. „Lassen Sie“ nicht „los“! Bringen Sie Gott in Ihrem Leben zum Ausdruck, und dieser individuelle Ausdruck wird heilen.
2. Räumen Sie eine sterbliche, begrenzte Vorstellung von sich „aus dem Weg“, indem Sie Ihr wahres Selbst — die Freude, Herrschaft und Autorität des wirklichen Menschen, Gottes höchster Idee — zum Ausdruck bringen.
3. Trennen Sie das Böse von der Person — verweigern Sie ihm den Ausdruck —, aber „personifizieren“ Sie das Gute, d.h., individualisieren Sie es auf konkrete Weise! Wir müssen unsere Vorstellung von Persönlichkeit vergeistigen, nicht auslöschen.
4. Alles „Wirken“, das gut, geistig und wirklich ist, geht von Gott und dem Menschen aus. Alles, was Gott ist, muß zum Ausdruck gebracht werden, und Sein Ausdruck ist der Mensch. Das schließt Sie ein. Gott liebt Sie in diesem Augenblick, denn ohne Sie könnte Er sich nicht vollständig zum Ausdruck bringen.
5. Gott „tut“ tatsächlich „alles“ — Er bekundet unendliche Vollkommenheit —, und zwar durch Seine spezifische Idee, den Menschen. Gottes geistige Wirkung, Seine besonderen Identitäten, auszulöschen würde bedeuten, Gott selbst, die göttliche Ursache, auszulöschen — wäre so etwas überhaupt möglich.
Wir können Gott nicht Seine Kundwerdung absprechen. Statt dessen müssen wir uns bemühen, diese Kundwerdung zu werden — die wir in Wirklichkeit schon sind. Die Bibel sagt es folgendermaßen: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder. .. Und ein jeglicher‚ der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist.“ 1. Joh. 3:2, 3.
