Wer sich fragt: „Welchen Sinn hat mein Leben?“, dem antwortet die Christliche Wissenschaft: Gottes höchstes Kunstwerk, der Mensch, hat einen hohen Daseinszweck.
Als ich einmal durch ein College-Gelände ging, schaute ich zufällig an einem imposanten Gebäude empor und sah an der Seitenwand folgende Inschrift aus der Bibel: „Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst?„ Ps. 8:4. „Ja, was ist er?“ Ich mußte an Mrs. Eddy denken, deren Erkenntnisse über Gott und den Menschen es jedem ermöglichen, ein Verständnis von der unbegrenzten, sich stetig entfaltenden geistigen Identität zu gewinnen, die er in Wirklichkeit ist — ein Verständnis, das sein Leben verändert.
Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß der Mensch, den Geist, Gott, zu Seinem Ebenbild geschaffen, hat, der unkörperliche, ewige Ausdruck vom Wesen Gottes ist. Daher ist der geistige Mensch gottähnlich — er verfügt über jede Eigenschaft, die Freude, Herrschaft, Lebensinhalt und Erfüllung bringt. Diese Eigenschaften sind keine Gaben, die ein himmlischer Vater gelegentlich bestimmten Menschen verleiht, weil er einige mehr liebt als andere. Vielmehr sind sie die Widerspiegelung Gottes, der unparteiischen göttlichen Liebe, und gehören daher zum Geburtsrecht aller Seiner Kinder.
Die Bibel erklärt: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder.“ 1. Joh. 3:2. Als Gottes eigenes Kind, als Seine geistige, vollkommene Widerspiegelung, müssen Sie und ich einfach nützlich sein, denn der Mensch bringt die nie endende Aktivität Gottes zum Ausdruck. Die Annahme, daß wir nicht nützlich seien oder es nicht sein könnten, ist eine aggressive, irrige Suggestion und kann daher auf wissenschaftliche Weise durch die Wahrheit des Seins überwunden werden. Jesus war stets in „dem, das [seines] Vaters ist“ Luk. 2:49.. Und auch wir müssen das sein — ohne Frustration, Furcht oder Einschränkung.
Weder ein Arbeitgeber noch unsere Familie, noch sonst jemand kann unserem Dasein einen Inhalt geben. Gott allein tut das. Folglich können die Veränderungen, die im menschlichen Leben vor sich gehen, uns weder unseren eigenen Wert noch unseren Daseinszweck rauben. Zum Beispiel kann das Verstreichen von Zeit niemals bewirken, daß wir in Gottes Augen unbrauchbar sind. Was wir Zeit nennen, ist im Grunde lediglich das sich entfaltende Gute, das von Gott, dem göttlichen Gemüt, bemessen wird. Da das Gute von Gott kommt und unendlich ist, hat es weder Anfang noch Ende. Deshalb sind wir ewiglich nützlich wie das Gute, das wir verstehen und tun.
Wie können wir unsere wahre Aufgabe und unsere Nützlichkeit erkennen? Auf geistig mentale Weise, indem wir die Wahrheiten, die Christus Jesus so erfolgreich lehrte und anwandte, in innigem Gebet anwenden. Wenn wir uns danach sehnen, uns selbst besser zum Ausdruck bringen zu können, aber jeder Schritt in eine Sackgasse führt und wir am Horizont nichts Gutes sehen, können wir immer in der Wahrheit des Seins Zuflucht finden. Jesu revolutionäre Lehren darüber, wo alles Gute zu finden ist, können unser Denken so erheben, daß wir die unendlichen Möglichkeiten erkennen, die immer vorhanden sind. Er sagte: „Das Reich Gottes kommt nicht so, daß man's mit Augen sehen kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ 17:20, 21 [Fußnote].
Die Gelegenheit ist inwendig in uns. Sie hängt nicht von menschlichen Kontakten oder günstigen Umständen ab, sondern davon, was wir von diesem inneren Reich und unserer geistigen Beziehung zu Gott verstehen und zum Ausdruck bringen. Deshalb werden letzten Endes Sie und ich bestimmen, wie nützlich wir sind — nicht andere Menschen und Umstände, wie oft angenommen wird. Und wir vollbringen es durch unsere Gemeinschaft mit Gott, durch das, was wir von den geistigen Wahrheiten erkennen und nutzen.
Wenn wir uns z. B. bewußt werden, daß der Mensch das höchste Kunstwerk Gottes ist, sollten wir uns immer mehr von dem Mesmerismus befreien, uns selbst herabzusetzen. Das erscheint häufig als Tugend, als eine Art Demut. Ein solches sich selbst beschränkendes, begrenztes Denken würde das Gute begrenzen, das wir für die Menschheit tun können, indem es uns daran hindert, Gottes unendliche Fähigkeiten auf unsere individuelle Weise zum Ausdruck zu bringen. Mrs. Eddy erklärt in Wissenschaft und Gesundheit: „Man muß seine Mission ohne Zagen und Heuchelei erfüllen, denn damit das Werk gut getan werde, muß es selbstlos getan werden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 483.
Die göttliche Wissenschaft inspiriert uns, uns mit dem wirklichen Menschen zu identifizieren, dem geistigen Menschen, der wir tatsächlich sind, und diesem von Gott geschaffenen Menschen unbegrenzte Fähigkeiten zuzuschreiben. Wir sind in Wirklichkeit Vertreter des Gemüts. Deshalb ist jeder von uns berechtigt, zu fühlen, daß er gebraucht wird, voll Zuversicht zu leben und die volle Entfaltung seiner kreativen Talente zu sehen.
Der hohe Stand, den der Mensch als Gottes Ebenbild hat, läßt es gewiß nicht zu, daß schlechte Gesundheit zur Wirklichkeit des wahren Seins gehören könnte. Gott hat uns die Fähigkeit gegeben, jede irrige Annahme von Beeinträchtigung oder Schwäche zu besiegen, wenn wir unser Erbe als Gottes fehlerlose, ewiglich unversehrte Schöpfung beanspruchen.
Vor einigen Jahren, zu einer Zeit, wo ich in meinem Leben geistig Fortschritte machte, fiel mir plötzlich das Gehen schwer. Es fühlte sich an, als hätte ich mir eine schwere Verletzung der Ferse zugezogen oder einen Knochen gebrochen, obgleich nichts geschehen war, um so etwas zu bewirken. Ich vergegenwärtigte mir geistige Wahrheiten, die ich in der Christlichen Wissenschaft gelernt hatte, aber die Schmerzen ließen nicht nach. Ich wandte mich ernsthaft an Gott und betete: „Was muß ich wissen, um mich über diese Lüge erheben zu können?“ Bald darauf kamen mir die Worte „in die Ferse... stechen“ eindringlich in den Sinn. Sie schienen zwar keine Beziehung zu meinem Problem zu haben, doch konnte ich sie nicht loswerden. So nahm ich die Konkordanz zu den Schriften Mrs. Eddys zur Hand, um nachzusehen, ob ich sie irgendwo finden könnte. In Wissenschaft und Gesundheit stieß ich auf folgenden Satz: „Der Offenbarer erkennt, daß die alte Schlange, deren Name Teufel oder das Böse ist, unermüdlich Wache hält, um die Wahrheit in die Ferse zu stechen und den Sprößling der geistigen Idee, der reich an Gesundheit, Heiligkeit und Unsterblichkeit ist, scheinbar zu hindern.“ Ebd., S. 563.
Mir ging ein Licht auf. Das fleischliche Gemüt beabsichtigte, das heilende Wirken der Wahrheit zu verhindern, das in meinen Bemühungen zum Ausdruck kam. Ich begann die Tatsache zu bestätigen, daß allein das göttliche Gemüt seine Schöpfung regiert und daß dieses Gemüt die einzige Kraft, Macht und Herrschaft ausübt, die es gibt. Mir wurde klar: Da Gott Alles-in-allem ist, kann Ihm nichts begegnen, was Ihm nicht gleicht, und alle Seine vollkommenen Ideen, die in Ihm bestehen, beweisen ewiglich Sein unumstrittenes Sein. Noch in derselben Stunde wurde ich vollständig geheilt.
In der Bibel heißt es: „Ich... habe dich unter dem Schatten meiner Hände geborgen.“ Jes. 51:16. Wie trostreich ist doch die Erkenntnis, daß Gott uns und unsere Aufgabe beschützt. Jeder von uns findet seinen sicheren Platz und erfreut sich zunehmender Nützlichkeit, wenn er sich seiner Einheit mit dem Schöpfer stärker bewußt wird, die er hat, weil er für Gott unentbehrlich ist. Verstehen wir, daß wir in Seiner Schöpfung einen individuellen Platz einnehmen, dann können wir nicht vergessen werden, in der Menge verlorengehen, in einem Morast von Vorschriften, Praktiken und Programmen versinken. Verstehen wir, daß Gott es uns zur Aufgabe gemacht hat, Sein Wesen zum Ausdruck zu bringen, dann werden wir feststellen, daß Gott unsere Laufbahn bestimmt und sie von Seinem unveränderlichen, göttlichen Gesetz gelenkt und erhalten wird.
Gott hat jedem von uns einen Platz zugewiesen und eine Aufgabe erteilt. Niemand anders kann diesen Platz ausfüllen, und ebensowenig können wir den Auftrag eines anderen ausführen. Mrs. Eddy schreibt: „Jeder einzelne muß in Zeit und Ewigkeit seine eigene Nische ausfüllen.“ Rückblick und Einblick, S. 70. Sie und ich haben als das höchste Kunstwerk Gottes einen göttlichen Anspruch darauf, ein sinnvolles, erfülltes und aktives Leben zu führen — jetzt und ewiglich.