Wahrheit, Gerechtigkeit, das Evangelium des Friedens, Glaube, Heil, das Wort Gottes — das ist die Rüstung, die der Verfasser des Briefes an die Epheser verlangt, wenn er gebietet: „Ergreifet die Waffenrüstung Gottes, auf daß ihr an dem bösen Tage Widerstand tun und alles wohl ausrichten und das Feld behalten möget.“ S. Eph. 6:13‒17. Eine wahrhaft undurchdringliche Rüstung ist geistig; und sie ist die allerbeste Verteidigung. Legen wir diese Rüstung an, können wir auf die materiellen Waffen verzichten.
Wenn militärische Pläne fordern, daß man sich für Waffen anstatt Butter entscheide, und wenn uns vor Augen geführt wird, wie schrecklich die „Waffen“ der modernen Technologie sind, ist es nicht überraschend, daß viele Menschen eine Alternative verlangen, die das Wettrüsten beendet. Die Geschichte lehrt uns jedoch, daß die Schwachen überrannt werden. Selbst im Privatleben gehen die Ansichten der einzelnen Menschen über den Besitz von Schußwaffen auseinander. Jemand trennt sich zum Zeichen seines Protests von einer antiken Muskete, die schon lange in der Familie ist, während ein anderes Mitglied derselben Familie einen Antrag stellt, eine Waffe bei sich führen zu dürfen. Ist es da verwunderlich, daß die Abrüstungsgespräche im Schneckentempo vorangehen? Und ist es wirklich so erstaunlich, daß Frustration und Furcht in altbewährte Bündnisse Breschen schlagen und die Loyalitäten verwirren könnten?
In der Publikation Foreign Affairs äußerte sich der Verfasser eines Beitrags zu den jüngsten Friedensdemonstrationen in Europa: „Anstatt zu glauben, daß die Vereinigten Staaten Sicherheit bieten und die UdSSR Unsicherheit erzeugt, nehmen jetzt viele junge Europäer das Gegenteil an.“ Und er sagt weiter: „ ... in Westeuropa fürchtet man sich vor einem Krieg und meint, daß eine Anhäufung von Waffen einen Krieg nur herbeiführen könne.. .“ Stanley Hoffman, „NATO and Nuclear Weapons: Reasons and Unreason“, Foreign Affairs, 60. Jahrg., Nr. 2 (Winter 1981-82), S. 330.
Es gibt eine endgültige Lösung für die Forderungen, vor Krieg bewahrt und von den enormen Verteidigungskosten frei zu werden; und wir können schon jetzt daran arbeiten. Und zwar liegt die Lösung darin, wahrhafte Christen zu sein, dem Christus zu gehorchen, den Lehren des Mannes zu folgen, der der Friedefürst genannt wurde, die geistige Rüstung anzulegen und mehr auf sie zu vertrauen als auf alle materiellen Waffen und menschlichen Bündnisse. Obwohl der Verfasser des Briefes an die Epheser vor einem bestimmten, vorausgesagten bösen Tag gewarnt haben mag, als er von dieser geistigen Rüstung sprach, so gilt sein Rat doch auch dann, wenn wir versucht sind zu befürchten, daß ein böser Tag des Krieges und der Vernichtung unvermeidlich sei.
Eine natürliche Abneigung gegen den Krieg muß auf intelligente Weise vor Ausbeutung geschützt werden. Mrs. Eddy erklärt in einer Botschaft für das Jahr 1900: „Starkes Verlangen beeinflußt das menschliche Urteil und führt das Handeln irre, oder es erhebt sie.“ Botschaft an Die Mutterkirche fur 1900, S. 9. Zur geistigen Rüstung der Wahrheit, die uns vor mentaler Manipulation und der Ausbeutung rechtmäßiger Wünsche bewahrt, gehört das Gebet, das unser Urteil und Handeln läutert. „Wacht über eure Gedanken“, rät uns Mrs. Eddy, „und seht, ob sie euch zu Gott und zur Harmonie mit Seinen wahren Nachfolgern führen.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 213.
Mrs. Eddy verweist auf das, was wir als die Aufrüstung des geistigen Verständnisses bezeichnen könnten, und erklärt, sie ist „nicht kostspielig im Sinne menschlicher Berechnung, aber sie ist über jeden Preis wertvoll, stark und unzerstörbar zu Land oder zu Wasser; sie wird in Friedenszeiten nicht eingeschränkt, im Kampf nicht aufgegeben, noch durch die Hände der Allmacht zu Füßen des Fortschritts niedergelegt. Und warum? Weil sie, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen‘ ist — Schirm und Schutz für alle Menschen, alle Völker, alle Zeiten, Gebiete und Rassen.“ Ebd., S. 127.
Wie „stark und unzerstörbar“ ist unsere individuelle geistige Rüstung? Sind unsere Gebete für den Weltfrieden voller Kraft, weil wir von der Wahrheit der unparteiischen Güte und Macht Gottes überzeugt sind? Und sind sie mit dem Glauben ausgerüstet, daß wir diese ganz und gar gute Macht in unserer heutigen Welt demonstrieren können? Vertrauen wir wirklich darauf, daß der Christus ins menschliche Bewußtsein eindringt und Gerechtigkeit und Unparteilichkeit wiederherstellt, wo sich das Böse ausgebreitet hat?
Als ich mich einmal bemühte, die militärische Aufrüstung in unserer Zeit besser zu verstehen, kam ich zu dem Schluß, daß wir die materiellen Waffen nur in dem Verhältnis abschaffen können, wie wir die geistige Rüstung anlegen. Millionen von Menschen aller Nationen lehnen ein Wettrüsten samt der damit verbundenen zunehmenden Ängste und Entbehrungen ab. Um noch einmal aus Foreign Affairs zu zitieren: „Einige — wie z. B. die Mitglieder des linken Flügels der britischen Labour Party — setzen sich für die vollständige Beseitigung aller nuklearen Waffen aus Europa ein und für unilaterale Bemühungen um dieses Ziel.. .“ Foreign Affairs, S. 328. Aber, so behaupten andere, eine unilaterale Abrüstung hat sich als unwirksam erwiesen. Eine erfolgreiche unilaterale Abrüstung, die uns nicht schutzlos macht, liegt darin, daß wir unsere Furcht und unseren Haß aufgeben; und dazu gehört, daß wir im Gebet dort die Kinder Gottes sehen, wo sogenannte Feinde zu sein scheinen. Es wird nicht immer uns allein überlassen bleiben, ein solches christliches Bewußtsein und eine solche klare Sicht zu entwickeln; vielmehr wird unser Verhalten andere dazu anregen, dasselbe zu tun, und uns allen die Erkenntnis bringen, daß es andere Mittel und Wege zur Erhaltung des Friedens gibt als massive militärische Abschrekkungsmaßnahmen.
Eine Abschreckung durch militärische Macht bewirkt natürlich keinen wahren Frieden, sondern ist lediglich ein kalter Krieg. Echter Frieden verlangt harmonische Zusammenarbeit und läßt die Völker gemeinsam auf das universale Wohl hinarbeiten; er schließt physische Gewalt aus. Sollte die geistige Rüstung des wahren Friedens angesichts einer Machtdemonstration der hochentwickelten Waffen des Atomzeitalters unpraktisch erscheinen, mag uns die folgende Aussage Mrs. Eddys sehr interessieren: „Atomare Wirkungskraft ist Gemüt, nicht Materie. Sie ist weder materielle Energie, das Ergebnis organischer Gestaltung noch die Auswirkung von Leben, das der Materie eingeflößt wurde: sie ist unendlicher Geist, Wahrheit, Leben, die dem Irrtum oder der Materie Trotz bieten.“ Vermischte Schriften, S. 190. Wahre geistige Rüstung macht sich diese „atomare Wirkungskraft“ zunutze. Und da sie die ganze Menschheit nur segnen kann, brauchen wir niemals zu befürchten, daß solche „Waffen“ gegen uns angewandt werden, sollten sie in feindliche Hände fallen!
Christus Jesus erkannte jederzeit Gott alle Macht und allen Schutz zu. Wer könnte seine Antwort auf Pilatus' Frage vergessen: „Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen?“? In der Heiligen Schrift heißt es: „Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben her gegeben.“ Joh. 19:10, 11.
Flößen uns die Geschehnisse der heutigen Zeit mit ihrem Säbelrasseln Furcht ein, dann wollen wir uns doch unserer geistigen Rüstung zuwenden, die reichlich mit Macht „von oben her“ ausgestattet ist, und uns darüber freuen, daß sie „Schirm und Schutz für alle Menschen, alle Völker, alle Zeiten, Gebiete und Rassen“ ist. Diese Rüstung des Friedens und des guten Willens, die uns die Christliche Wissenschaft lehrt, bietet einen undurchdringlichen Schutz, den Gott allen Seinen Kindern zuteil werden läßt. Wenn wir diese wahre und sichere Verteidigung aufbauen, werden sich Wege zu einer wirklich sinnvollen Abrüstung eröffnen.