In der Christlichen Wissenschaft basiert die Heilung des Körpers auf der Tatsache, daß der Mensch geistig ist und vom göttlichen Gemüt gebildet und regiert wird. Die physischen Sinne erfassen diese Wahrheit nicht, aber sie ist für den geistigen Sinn wahrnehmbar.
Durch den geistigen Sinn begreifen wir die Wahrheit, die als der Christus oder Gottes Botschaft zu uns kommt. Der menschliche Körper spricht auf den Christus an. Das erscheint manchmal schwer verständlich, weil nicht erkannt wird, daß die Körperlichkeit tatsächlich mental ist — vom Knochenbau bis zur Funktion des Nervensystems ist sie ein Gebilde der sterblichen Annahme.
Der physische Körper stellt die allgemeine falsche Vorstellung von der Begrenzung oder vom Leben in der Materie dar. Eine körperliche Beschwerde ist eine Äußerung eines spezifischen Irrtums, an dem das sterbliche Gemüt festhält und der sich dem Denken der Person aufdrängt. Krankheit, Verrenkungen, Knochenbrüche, die fehlerhafte (oder mangelnde) Funktion eines Organs sind mental, selbst wenn die Ursache des Übels zweifellos physischer Art zu sein scheint. Um die notwendige Berichtigung herbeizuführen, muß der Gedanke des Leidenden von dem tyrannischen Irrtum befreit werden. Die materielle Vorstellung vom Menschen muß in gewissem Maße der geistigen Idee, dem wahren Menschentum, weichen.
Diese geistige Idee ist die Kundwerdung oder Widerspiegelung Gottes. Dieses wahre Ebenbild hat keine Körperlichkeit — es ist völlig geistig. Und es ist das einzige Selbst, das der Mensch besitzt. Gottes Idee hat weder Knochen, Zellen, Blut noch ein Nervensystem. Der Mensch besitzt nur die Substanz des Geistes und bringt nur die göttlich mentale Funktion des Prinzips zum Ausdruck. Der Mensch wird vom Gemüt gebildet, schließt die Eigenschaften des Gemüts ein und bringt getreulich das Wesen Gottes zum Ausdruck.
Wenn physische Probleme auftreten, kann die materielle Annahme besonders überzeugend und wirklich erscheinen. Alle fünf Sinne mögen den Zustand bestätigen. Dennoch sind die Symptome wie die Sinne, von denen sie bestätigt werden, mental — eine hypnotische Illusion, die auf den Körper projiziert wird. Wir brauchen uns daher von dem physischen Zustand nicht erschrecken zu lassen und können statt dessen resolut an die Wahrheit appellieren, die die Illusion zerstört. Ein klares, spezifisches Bestätigen der geistigen Wirklichkeit und ein ebenso klares Zurückweisen der Behauptungen, die uns bedrängen, tragen dazu bei, die Verwirrung zu zerstreuen, die mentale Unordnung zu beseitigen und die Angst zu beschwichtigen. Dann werden wir für den Christus empfänglich und erleben seine heilende Kraft.
Sowohl im Notfall wie im Alltag des Lebens ist der Christus unsere vollkommene Gewißheit und Hilfe. Der Christus kann den Körper stabilisieren und erlittenen Schaden wiedergutmachen, denn der Christus bringt zu dem menschlichen Sinn — der ängstlich glaubt, daß soeben etwas geschehen sei, was unmittelbare und künftige Folgen haben könnte — den göttlichen Sinn: die Ewigkeit. Das göttliche Leben schließt keinen plötzlichen Fall aus der Harmonie ein. Der Mensch, der Sprößling des Lebens, ist immer harmonisch, vollständig und wird vom göttlichen Leben durch rein geistige Mittel aufrechterhalten.
Solche Wahrheiten werden dem empfänglichen menschlichen Bewußtsein vom Christus offenbart; und jede Wahrheit, die erkannt wird, bringt die Autorität des Christus mit sich — die Macht Gottes, die göttlichen Gesetze des Seins geltend zu machen. Wenn das menschliche Bewußtsein die Wirksamkeit dieser Gesetze wahrnimmt, wird der Körper schnell der Herrschaft der Wahrheit unterstellt; Blutungen werden gestillt, Schnittwunden oder Knochenbrüche geheilt, und die normale Funktion der Organe wird wiederhergestellt.
Ob das Problem akut oder chronisch ist, der Christus zeigt dem Leidenden, daß der Mensch in Wahrheit schon jetzt vollkommen ist, weil er Gott widerspiegelt; daß die Eigenart und Aktivität seines Seins (einschließlich aller Körperfunktionen) vom Gemüt bestimmt und erhalten werden. Der Christus zeigt dem Kranken, daß er keine Trennung, keinen Bruch oder Verlust erleiden kann, weil er eins mit Gott ist und geistige Einheit und Fortdauer widerspiegelt — die Einheit der Substanz und die Fortdauer des Lebens und Wirkens.
Ein sich vertiefendes Verständnis vom Christus unterstützt und fördert den Heilungsprozeß. Der Christus kann die scheinbare Macht des Mesmerismus und der Krankheit zerstören, weil er die Intelligenz und Allmacht des Gemüts widerspiegelt. Im Buche Jesaja verkünden prophetische Worte, daß der Christus beständig am Wirken ist und der Menschheit die Macht Gottes nahebringt: „Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott... siehe, da ist Gott der Herr! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen.“ Jes. 40:1, 10. Unser Meister, Christus Jesus, veranschaulichte die vollständige Herrschaft der Wahrheit über alles Fleischliche.
Der Christus ist stets gegenwärtig. Ja, seine Macht und sein Wirken sind die Antriebskraft für das Gebet, es ist nicht umgekehrt. Der Christus übt ständig einen göttlichen Einfluß auf das menschliche Denken und Geschehen aus; er bezeugt die lenkende Hand des Prinzips, die erneuernde Kraft der Seele. Eine Erklärung Mrs. Eddys in Wissenschaft und Gesundheit zeigt das Ausmaß und Wunder dieser rettenden Gegenwart: „Christus ist die wahre Idee, die das Gute verkündet, die göttliche Botschaft von Gott an die Menschen, die zum menschlichen Bewußtsein spricht. Der Christus ist unkörperlich, geistig — ja, er ist das göttliche Bild und Gleichnis, das die Illusionen der Sinne vertreibt; er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, die Kranken heilend und böse Geister austreibend, Sünde, Krankheit und Tod zerstörend.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 332.
Es ist also offensichtlich, daß der Erfolg im Heilen einzig und allein darauf beruht, wie deutlich wir den Christus wahrnehmen — wie gut wir die Gebote unseres Meisters verstehen, in seinen Fußtapfen folgen und die Wissenschaft des Christus demonstrieren, die Mrs. Eddy offenbart wurde. Jesus sagte: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubet an Gott und glaubet an mich! ... Liebet ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch sei ewiglich: den Geist der Wahrheit ... Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.“ Joh. 14:1, 15–18.
In Christus finden wir unser wahres Selbst. Diese Entdeckung und die Liebe zum wahren Sein stillt alle Zweifel, ob wir uns auf Hygiene, Psychologie oder Medizin verlassen sollten, um geheilt zu werden. Eine weltliche Einstellung und weltliche Systeme sind der Geistigkeit gegenüber blind und verdecken die Gegenwart des Christus, des Trösters. Das sollte uns weder überraschen noch beunruhigen. Vielmehr sollte es uns darauf aufmerksam machen, daß wir uns von der weltlichen Gesinnung lösen müssen. Jesus sagte, „die Welt“ könne den Tröster nicht empfangen, „denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr aber kennet ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ Joh. 14:17. Im Kämmerlein der Demut, des Glaubens und des verständigen Gebets finden wir göttliche Gewißheit und Hilfe.
Wir müssen also dieses Kämmerlein zu unserer Zuflucht machen. Das ist uns durch Läuterung und eine beständigere Hingabe möglich. Reinheit ist die Grundlage des Glaubens und der geistigen Stärke, während Unreinheit sie untergräbt und dem Materialismus und der Krankheit weit die Türen öffnet.
Wenn wir dafür sorgen, daß unsere Loyalität zum Christus noch reiner wird, werden wir sowohl die versteckten als auch die offensichtlichen Zweifel aufdecken. Jeder von uns wird mit sich selbst ringen müssen. Doch Gott hilft uns. Seine Liebe für jeden von uns ist endlos, immer wachsam. Die Fähigkeit des göttlichen Gemüts, uns zu retten, ist unendlich viel größer als alles, was wir für uns tun können, und unendlich viel mächtiger als alle Zweifel, die uns zuweilen zutiefst erschüttern.
Gott ist der große Arzt. Wir brauchen nicht auf die göttliche Hilfe zu warten. Wir können schon jetzt Gott und Seiner Idee, dem Christus, näherkommen. Wir können die geistigen Wahrheiten, die wir erfassen, schätzen und im gewissenhaften Gebet getreulich anwenden. Wir können in der Bibel forschen und die Schriften Mrs. Eddys studieren, um zu lernen, welche Forderungen der Christus an uns stellt.
Wenn wir den Christus kennenlernen, stellen wir fest, daß wir in nichts anderes Vertrauen zu setzen brauchen, denn der Christus ist durchaus imstande, uns moralisch zu erretten und physisch zu heilen.
