Wenn wir darüber nachdenken, welchen Bedrohungen unsere Welt ausgesetzt ist, wird deutlich, daß die besten Bemühungen der Menschheit bis jetzt nicht ausreichten, um ihnen erfolgreich zu begegnen. Etwas Größeres als menschliche Fähigkeit ist vonnöten: die Macht Gottes. Die Bibel lehrt uns, daß die Menschen Gottes Macht im Verhältnis zu ihrem Gehorsam gegen Seine Gesetze beweisen. Christus Jesus faßte diese Gesetze als zwei miteinander verbundene Forderungen zusammen: Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte zu lieben, und unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben. Siehe Matth. 22:37–40.
Die Lehrbücher der Christlichen Wissenschaft, die Bibel und Mrs. Eddys Buch Wissenschaft und Gesundheit, offenbaren Gott als göttliches Gemüt, als Leben, Wahrheit, Liebe, Geist, Seele, Prinzip und den Menschen als Seine Widerspiegelung, Seinen Ausdruck. Wenn wir diese Bücher studieren, nimmt unser geistiges Verständnis zu, und wir möchten alles tun, was in unseren Kräften steht, um die Liebe zu Gott und dem Menschen daheim und in der ganzen Welt zu fördern.
Das von geistigem Verständnis getragene Gebet vermag diese Liebe mehr als alles andere zu fördern und dadurch sowohl die Probleme einzelner Menschen wie die der Welt zu lösen. Da dies wahr ist, haben wir um so mehr Grund, dafür zu sorgen, daß uns nichts vom Studieren und Beten abhält. Wenn wir erkennen, daß die Geschäftigkeit, die uns hindert, unser Denken Gott zuzuwenden, eine Form des Bösen oder Irrtums ist, werden wir drastische Maßnahmen ergreifen, um ihr vorzubeugen.
Die Geschichte von Maria und Martha im Lukasevangelium ist ein klassisches Beispiel für die Geschäftigkeit, die sich geistigem Wachstum in den Weg stellt. Als Christus Jesus im Hause der Schwestern zu Gast war, „setzte sich [Maria] zu Jesu Füßen und hörte seiner Rede zu. Martha aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen.“ Und als Martha sich beklagte, daß Maria ihr nicht bei der Arbeit helfe, wies der Meister sie zurecht und lobte Maria, denn sie „hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden“ Luk. 10:39, 40, 42..
Viele treue Marthas (und diese Bezeichnung schließt sowohl Männer als Frauen ein) sehnen sich danach, Zeit zu haben, um sich beständig dem Gebet widmen zu können, wie Maria es wohl tat. Doch die Anforderungen, die Familie oder Beruf an uns stellen, mögen uns daran hindern, Gelegenheiten zum Studium und Gebet wahrzunehmen. Zwar haben wir unsere Verpflichtungen gewissenhaft zu erfüllen, doch wir müssen auch erkennen, daß die Zeit, die wir zum Vergeistigen unseres Denkens verwenden, unser Leben nicht zu berauben braucht, sondern jeden seiner Aspekte bereichern kann.
Der Wunsch, wirksam zu beten, ist ein heiliges Verlangen — ein Verlangen, das an sich schon Gebet ist und das Gott gewiß segnen wird. Wir können überzeugt sein: „ ... Gott ist’s, der in [uns] wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, zu seinem Wohlgefallen.“ Phil. 2:13. Das Verlangen zu beten und das Beten selbst werden von Gott, dem göttlichen Gemüt und der göttlichen Liebe, ausgelöst.
Vor vielen Jahren, als die Ärzte dem Vater einer lieben Freundin von mir sagten, er habe nur noch etwa sechs Monate zu leben, wandte sich die Familie der Christlichen Wissenschaft zu. Sowohl die Eltern als auch ihre Tochter, die damals ein Teenager war, begannen die Bibel, Wissenschaft und Gesundheit und die Lektionspredigten Im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. ernsthaft zu studieren und die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften zu lesen. Sonntags und mittwochs besuchten sie die Gottesdienste in der nächstgelegenen Zweigkirche Christi, Wissenschafter, obgleich sie zur Kirche und zurück mit dem Auto ungefähr achtzig Kilometer auf schlechten Straßen zurücklegen mußten.
Ein Ausüber der Christlichen Wissenschaft behandelte den Vater durch Gebet — auf das er sofort reagierte. Nach etwa sechs Monaten beschloß die Familie dann, daß die Mutter seine Ausüberin sein sollte. Während dieser Zeit ging der Vater weiterhin seinen anspruchsvollen geschäftlichen Tätigkeiten nach, die mit viel Reisen verbunden waren. Innerhalb eines Jahres war er vollkommen gesund, und danach spielte er eine wichtige Rolle in einer der Schlüsselindustrien der Welt.
Seine Frau war für die Genesung ihres Mannes so dankbar, daß sie als Ausüberin der Christlichen Wissenschaft ihr Leben der Heilarbeit widmete. Aber mit dem beruflichen Erfolg ihres Mannes nahmen auch ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen zu. Anstatt jedoch hinund hergerissen zu sein, ob sie ihre Pflichten als Ehefrau oder als Ausüberin vernachlässigen sollte, betete sie: „Vater, ich tue Deine Arbeit für Dich. Schicke mir bitte jemanden, der meine Arbeit für mich tut.“
Unterdessen war die Tochter zu einer jungen Frau herangewachsen und in der Lage, die Rolle der Gastgeberin zu übernehmen, wenn dies erforderlich war. Doch den größten Teil der Verantwortung trug ein sehr guter Butler und später ein anderer, der ebensogut war. Meine Freundin erinnert sich daran, daß ihre Mutter während all dieser Jahre — ganz gleich, was in den anderen Teilen des Hauses vor sich ging — die ganze Geschäftigkeit in den Händen anderer ließ und sich in ein Zimmer zurückzog, wo sie die Zeit und Ruhe hatte, die sie für die Heilarbeit benötigte.
Wie diese hingebungsvolle Frau kann jeder von uns dafür sorgen, genügend Zeit zum Beten zu haben. Wenn wir für die Reichweite der Christlichen Wissenschaft dankbarer sind und zu einem gewissen Grad erkennen, was diese Wissenschaft für die Welt tun kann, fühlen wir den Ansporn, dafür zu arbeiten und zu beten, daß die Wahrheit universal bekannt und verstanden werde.
Es wird uns jedoch nicht überraschen, wenn wir auch die hinderlichen Suggestionen des Irrtums überwinden müssen. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Irrtum ist weder Gemüt noch eine der Fähigkeiten des Gemüts. Irrtum ist das, was der Wahrheit widerspricht. Irrtum ist eine Annahme ohne Verständnis. Irrtum ist unwirklich, weil er unwahr ist. Er ist das, was zu sein scheint, aber nicht ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 472.
Wenn wir über den Sinn dieser Worte nachdenken, wird uns klar, daß der Irrtum, oder der tierische Magnetismus, gar nicht weiß, wie er unser Leben so überladen könnte, daß wir keine Zeit haben, unser geistiges Verständnis zu fördern. Gott, das göttliche Gemüt, gibt uns die Intelligenz, alles Unnötige auszumerzen. Die göttliche Liebe spiegelt in uns die Liebe zu Gott und dem Menschen wider, die uns dazu bewegt, diese Läuterung konsequent durchzuführen.
Das, „was zu sein scheint, aber nicht ist“, kann uns nicht dazu verleiten, es als wirklich zu akzeptieren. Wenn wir zu erkennen beginnen, daß das Böse tatsächlich eine Täuschung ist, handeln wir dementsprechend. Der geistige Sinn öffnet uns die Augen und zeigt uns, wie wir ein diszipliniertes und geordnetes Leben führen können, anstatt frustriert und überfordert zu sein. Dadurch, daß wir den geistigen Sinn pflegen, können wir lernen, auf Gottes Führung zu lauschen und die innere Gelassenheit zu fühlen, die wir durch die Gemeinschaft mit Ihm erlangen.
Wir verstehen klarer, daß die Wahrheit übertriebene oder unrechtmäßige Forderungen beseitigt und uns nur die Arbeit überläßt, die für andere und für uns Gutes bewirkt. Wenn wir Arbeit auf uns laden, die andere tun sollten, nutzt das weder ihnen noch uns. Mrs. Eddy erklärt: „Wir verlieren einen Prozentsatz dessen, was uns für unsere Tätigkeit zukommt, wenn wir die Arbeit tun, die einem anderen zusteht.“ Botschaft an Die Mutterkirche für 1900, S. 8.
Das Gesetz Gottes ist immer in Kraft, und wenn wir aufrichtig danach streben, Seinem Gesetz zu gehorchen, wird sich in allen Einzelheiten unseres Lebens Harmonie kundtun. Das göttliche Prinzip veranlaßt, daß ungelöste Probleme mit einem Mindestaufwand an Zeit und Anstrengung bewältigt werden, jedoch ohne den Standard herabzusetzen. Gewöhnlich sind wir leistungsfähiger, wenn wir dem Studieren und Beten den absoluten Vorrang in der Gestaltung unseres Tages einräumen.
Da Gebet das Böse außer Aktion setzt, ist es die am dringendsten notwendige Arbeit in der Welt. Christus Jesus verbrachte mitunter die ganze Nacht im Gebet, und er ermahnte seine Nachfolger: „Wachet und betet ...“ Matth. 26:41. In Übereinstimmung mit dieser Ermahnung schrieb Mrs. Eddy an die Mitglieder Der Mutterkirche: „Eines habe ich innig gewünscht, und ich bitte noch einmal ernstlich darum, daß die Christlichen Wissenschafter, hier und überall, täglich für sich selbst beten, nicht hörbar noch auf Knien, sondern im Herzen, demütig und inbrünstig.“ Vermischte Schriften, S. 127.
Wenn wir diese Weisungen befolgen, müssen sich in der Welt Verbesserungen zeigen. Und unser eigenes Leben wird unermeßlich gesegnet werden.
Der Herr ist der Geist;
wo aber der Geist des Herrn ist,
da ist Freiheit.
Nun aber spiegelt sich bei uns allen
die Herrlichkeit des Herrn
in unserm aufgedeckten Angesicht,
und wir werden verklärt in sein Bild
von einer Herrlichkeit zur andern
von dem Herrn, der der Geist ist.
2. Korinther 3:17, 18
