Seit Anbeginn der Kirche ist für die christliche Theologie der Begriff der göttlichen Gnade grundlegend gewesen. Paulus befaßte sich häufig mit diesem Thema — tatsächlich enthalten die Briefe des Paulus mehr Hinweise auf Gnade als alle übrigen neutestamentlichen Evangelien, Briefe und anderen biblischen Bücher zusammengenommen. Er fängt seine Briefe immer wieder mit Begrüßungen und Segnungen der Gnade an. In der paulinischen Tradition erklärt er in seinem Brief an die Hebräer: „ ... es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade ... “ Hebr. 13:9.
Paulus wußte aus eigener Erfahrung sehr wohl um Gottes Gnade. Hatte er nicht auf dem Weg nach Damaskus die züchtigende Hand der göttlichen Liebe gespürt? Gottes Gnade hatte Paulus errettet — das Resultat war jener buchstäbliche Wandel vom Saulus zum Paulus, der ihn aus seiner Position als jemand, der über die Christen richtete und sie verurteilte, zu einer ihm von Gott bestimmten Mission als Lehrer, Prediger und Heiler hob. Paulus trat nun in die Fußtapfen des Meisters Christus Jesus. Er wußte, daß das ein unmittelbares Ergebnis der umwandelnden Kraft der Gnade Gottes war: „Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, daß ich ein Apostel heiße, darum daß ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber von Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ 1. Kor. 15:9, 10.
Das in den neutestamentlichen Schriften mit „Gnade“ übersetzte griechische Wort ist charis. Ein Bibelkommentar bemerkt dazu, daß der Stamm u. a. die Bedeutung hat „das Erfreuende, das Freudebringende“ und daß die Griechen einander gewöhnlich mit den Worten: „Freude sei mit dir!“ begrüßten. (Die Christen grüßten dann einander mit den Worten: „Gnade sei mit dir!“) Im selben Nachschlagewerk heißt es weiter: „In der früheren Ausdrucksweise [vor der christlichen Zeitrechnung] findet sich wenig, um die herausragende Stellung [im Neuen Testament] dieses spezifischen Begriffs zu erklären; eine neue Erfahrung erforderte eine neue Bezeichnung., Gnade‘ bezeichnet das Prinzip in Gott für des Menschen Errettung durch Jesus Christus. Sie ist Gottes unermeßliche Liebe zu den Sündern ohne deren Verdienst, offenbart und wirksam in Christus.“ James Hastings, Dictionary of the Bible (New York: Charles Scribner’s Sons, 1947), S. 313. Ein anderes Bibelwörterbuch definiert charis ferner als den „göttlichen Einfluß auf das Herz sowie dessen Widerspiegelung im Leben“ James Strong, „Greek Dictionary of the New Testament“ in The Exhaustive Concordance of the Bible (New York: Abingdon-Cokesbury Press, 1953), S. 77..
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