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Kirche in Tätigkeit

Kirche in Tätigkeit

Aus der Februar 1983-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Journal


Wie ein Berichterstatter des Monitors sich mit der heutigen Welt auseinandersetzt

Da der Christian Science Monitor den Namen der Kirche trägt, die ihn herausgibt, macht er die Leser, die ihr nicht angehören, unwillkürlich auf den Begriff „Christian Science“ aufmerksam. Außerdem deutet er die Christlichkeit einer Religion an, deren Zeitung dazu bestimmt ist, „keinem Menschen zu schaden, sondern die ganze Menschheit zu segnen“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 353..

ist schon seit vielen Jahren Korrespondentin des Monitors; sie berichtete aus Vietnam, Moskau, Tokio und schreibt jetzt aus Bonn. Kürzlich wurde in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien ihr Buch From the Yaroslavsky Station: Russia Perceived veröffentlicht. Dieser Tage unterhielt sie sich mit dem Kolumnisten der Rubrik „Kirche in Tätigkeit“ über den Journalismus des Monitors, über seine besondere Aufgabe und seine Beziehung zu der Kirche, die von ihm repräsentiert wird.

Oft heißt es, daß es etwas Einzigartiges sei, für den Monitor tätig zu sein. Würden Sie für eine andere Zeitung in der gleichen Weise arbeiten?

Nein, nicht ganz, obwohl vieles gleich wäre. Im allgemeinen stehen Journalisten in dem Ruf, einerseits zynisch, andererseits idealistisch zu sein. Sie mißtrauen den Beweggründen der Leute; sie fragen sich, was sie verbergen mögen oder ob sie vielleicht andere ausnutzen. Gleichzeitig entsetzen sie sich aber auch über die Zustände, denen sie begegnen: In New York scheiden neunzig Prozent der Kinder spanischer Abstammung frühzeitig aus der Schule aus; Millionen von Kindern in aller Welt bekommen nicht genug zu essen; die Hälfte der „boat people“ aus Vietnam mußte ertrinken.

Verantwortungsbewußte Zeitungen wollen solche Zustände ans Licht bringen. Sie wollen dem Leser ins Gewissen reden und die verzweifelten Zustände identifizieren, so daß der Leser zu ihrer Berichtigung beitragen kann. In gleicher Weise wollen sie die Bürger auf Alternativen aufmerksam machen und die Rahmen der politischen Debatte mitformulieren.

Man könnte sagen, daß auch Journalisten, die Christliche Wissenschafter sind, auf ihre eigene Art einen realistischen Idealismus besitzen. Sie stehen dem sterblichen Gemüt — mit all seinen Beweggründen, seiner Verschlagenheit, seiner tyrannischen Gesinnung — äußerst skeptisch gegenüber. Sie rebellieren gegen die Annahmen, daß der Mensch von der Materie oder von Machtbestrebungen bestimmt werde, daß er dem Zufall ausgesetzt sei, daß er von Kräften überwältigt werde, die er nicht zu kontrollieren vermag. Sie haben in den Abgrund der Vernichtung geschaut — und sind fest entschlossen, daß sie die Erlösung der Menschheit suchen müssen.

Wie Mrs. Eddy es ausdrückt: „Der Weg des Irrtums ist furchtbar zu betrachten. Die Illusion der Sünde ist ohne Hoffnung oder Gott. Wenn des Menschen geistige Schwerkraft und Hinneigung zu dem einen Vater, in dem wir, leben, weben und sind‘, verlorengehen sollte und wenn der Mensch von Körperlichkeit statt vom göttlichen Prinzip, vom Körper statt von der Seele, regiert werden sollte, dann würde der Mensch vernichtet werden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 536.

Dann arbeitet der Monitor also auf der Seite dieser „geistigen Schwerkraft“?

Ja. Er geht von der kühnen Prämisse aus, daß ein allmächtiger Gott, das Gute, die einzige Ursache der Existenz ist, das einzige Prinzip, das den Menschen regiert. Auf dieser Basis benutzt der Monitor nach bestem Verständnis das analytische Werkzeug der Christlichen Wissenschaft, um die wirklich wichtigen Fragen von den nur scheinbar wichtigen zu unterscheiden; um die Wurzeln der Gedanken aufzudecken; um das Böse und die Ungerechtigkeit zu sondieren und gleichsam die mentale Anatomie zu ergründen.

Mrs. Eddy schrieb ja ihr Buch Wissenschaft und Gesundheit in dem außerordentlich optimistischen neunzehnten Jahrhundert, bevor Freud, Einstein, Nietzsche — und der Erste Weltkrieg — die konventionellen Vorstellungen von der Wirklichkeit zerschlugen. Dennoch entdeckte sie Böses, das die meisten ihrer Zeitgenossen im menschlichen Herzen nicht vermutet hatten. Sie erklärte das so: „Viele sind gewillt, die Augen der Menschen für die dem göttlichen Gemüt innewohnende Kraft des Guten zu öffnen, aber sie sind nicht so gewillt, auf das Böse im menschlichen Denken hinzuweisen und die mentalen Schleichwege des Bösen bloßzustellen, auf denen Schlechtigkeiten vollbracht werden.“ Ebd., S. 570.

Dieses Aufdecken des Bösen durch ein besseres Verständnis vom Wesen der Wahrheit steht so sehr im Mittelpunkt der Christlichen Wissenschaft, daß ich mich manchmal frage, ob es nicht in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts als einer der bemerkenswertesten Aspekte von Mrs. Eddys Lehren angesehen werden mag.

Versucht nicht jede gute Zeitung, in ihrer Berichterstattung auch das Böse zu sondieren und aufzudecken?

Natürlich. Und alle ernsthaften Zeitungen tun sogar noch mehr. Zu ihren Normen gehören Engagement, Ehrlichkeit, Scharfsichtigkeit — und ihre Verpflichtung, Leiden zu lindern. Aber der Christian Science Monitor begnügt sich nicht damit, Unrecht aufzudecken und Erleichterung zu schaffen; er möchte heilen. Der Monitor beleuchtet die Probleme, die er aufgreift, mit dem Licht der Liebe und Allmacht Gottes. Im Brennpunkt dieses Lichtes sucht er nach radikalen, dauerhaften Lösungen. Wie die Kirche, die er repräsentiert, sieht er seine Pflicht darin, das Menschengeschlecht zu heben Siehe ebd., S. 583.. Er glaubt, daß die „Heilung der Völker“ Offenb. 22:2. im tiefsten Sinne möglich ist — und er strebt diese Heilung Schritt um Schritt an.

Wie können Monitor-Leser, die Christliche Wissenschafter sind, Ihrer Ansicht nach, tatsächlich zur „Heilung der Völker“ beitragen?

Für uns als Christliche Wissenschafter ist wohl die Hauptaufgabe des Monitors, uns für die Welt offen zu halten und uns zu zeigen, wo sie der Heilung bedarf. Das bewahrt uns davor, provinzlerisch zu denken; es verhindert, daß wir die Christliche Wissenschaft nur anwenden, um uns selbst und unseren nächsten Angehörigen ein — sagen wir — bequemes, schmerzloses, schuldenfreies Leben zu verschaffen, während wir die weltweite Familie der Menschen ignorieren.

Jesus beschränkte sich keineswegs darauf, die Schwiegermutter des Petrus oder die anderen Menschen zu heilen, die ihn um spezifische Hilfe baten. Die Bibel berichtet uns, daß er immer wieder Scharen von Menschen heilte. Die Menschenmengen, die zu ihm kamen, brachten die Lahmen, die Tauben, die Stummen mit — und wenn diese von ihm fortgingen, konnten sie laufen, hören und sprechen. Er sah die Universalität des göttlichen Gesetzes, und das hatte seine Wirkung.

Mit dem Monitor ist es ähnlich: Er erweckt unsere Aufmerksamkeit und weist uns darauf hin, wie wir zur Heilung der Völker beitragen können.

Natürlich sagt der Monitor uns nicht, wie wir über eine bestimmte Frage beten sollen. Aber er informiert uns laufend darüber, was dringend des spezifischen Gebets bedarf. Und soweit der Monitor diese Fragen versteht, bemüht er sich, ihnen auf den Grund zu gehen. Mit jeder Ausgabe sagt er zu seinen Lesern: Wenn ihr wollt, daß eure Gebete für die Welt und eure Liebe zu euren Mitmenschen so präzise, direkt und wirksam wie nur möglich sind, dann nehmt euch der Probleme an, die es zu lösen gilt; hier sind Ansprüche, denen man ohne Umschweife begegnen sollte; jene spezifischen Fragenkomplexe müssen jetzt unbedingt mit großer Weisheit behandelt werden.

Wie individuelles Heilen voraussetzt, daß Christen und Christliche Wissenschafter das, was sie predigen, auch in ihrem eigenen Leben praktizieren, so werden die Christlichen Wissenschafter durch ihre Arbeit in den Zweigkirchen veranlaßt, ihr Gemeinwesen in diese praktisch angewandte Christlichkeit mit einzubeziehen. Und der Monitor regt die Christlichen Wissenschafter dazu an, die ganze Welt darin einzuschließen.

Mit anderen Worten: Der wahre Christliche Wissenschafter stellt sehr bald fest, daß sein Gebet nicht isoliert und auf seine persönlichen Angelegenheiten beschränkt bleiben kann. Was ihm in seinem eigenen Leben widerfährt, begegnet ihm auch in der Gesellschaft. Die Universalität der Wahrheit, die er beansprucht, bewegt ihn dazu, sein Gemeinwesen, ja die ganze Welt in sein Denken einzuschließen.

Tut er das, dann sieht er, wie sich das Prinzip selbst zum Ausdruck bringt. Dies ist das einzige, was wirklich vor sich geht, und es wird in der Erhebung des Menschengeschlechts gesehen. Er erlebt das Wirken des Prinzips, indem jene menschlichen Eigenschaften zum Vorschein kommen, die für den Segen, für die verzweifelt ersehnte Hilfe und Heilung der ganzen Menschheit notwendig sind.

Das mag für manchen recht abstrakt klingen. Welche Erfahrung haben Sie selbst mit dem Gebet für jene umfassenderen menschlichen Angelegenheiten gemacht?

Mein aufregendstes Erlebnis hatte ich 1970 in Kambodscha, als zwei Kollegen und ich während einer besonders chaotischen und sehr emotionellen Phase des Krieges in Indochina von Aufständischen gefangengenommen wurden. Mehrere Stunden lang drohte man uns, uns zu erschießen; wir wurden noch fünfeinhalb Wochen festgehalten, bevor wir freigelassen wurden.

An jenem ersten Tag lebte ich in Angst und Schrecken — und doch erwies sich diese Angst als nebensächlich. Wichtig war das Gebet, das ohne mein Zutun aufgrund des göttlichen Gesetzes in mein Denken einströmte. Während ich über den Krieg berichtete, hatte ich oft gebetet, um zu erkennen, daß der Mensch unversehrt ist und unter Gottes Schutz steht. Und selbst bei meiner Gefangennahme wurde dieses Gebet nicht unterbrochen. Ich dachte: „O. K., als Christliche Wissenschafterin und Journalistin habe ich mich dafür entschieden, dort zu sein, wo Geschichte gemacht wird. Wenn ich darum gebetet habe, die Machtlosigkeit des Krieges und die Allmacht Gottes, des Guten, zu erkennen, tritt ganz natürlich die Forderung an mich heran, dieses auch in meinem Leben zu demonstrieren.“

Ich erinnerte mich besonders deutlich an die folgende Erklärung Mrs. Eddys: „Für den Gabriel Seiner Gegenwart gibt es keinen Streit. Für die unendliche, immergegenwärtige Liebe ist alles Liebe, und es gibt keinen Irrtum, keine Sünde, keine Krankheit und keinen Tod. Gegen Liebe kämpft der Drache nicht lange, denn er wird von dem göttlichen Prinzip getötet. Wahrheit und Liebe obsiegen gegen den Drachen, weil der Drache nicht mit ihnen kämpfen kann. So endet der Widerstreit zwischen Fleisch und Geist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 567.

Während jener vierzig Tage bis zu unserer Freilassung spürte ich stark und konkret die Unterstützung der Gebete anderer Christlicher Wissenschafter. Es war klar, daß nicht nur für unseren Schutz gebetet wurde, sondern für den Schutz aller Betroffenen — ob sie nun die Hand am Abzug der Gewehre hielten oder ob diese Gewehre auf sie gerichtet waren. Es waren Gebete für die Befreiung eines jeden Dorfbewohners und eines jeden Kämpfers von jeglichem Kainskomplex, der ihn dazu treiben würde, Krieg zu führen und seinen Bruder zu töten. In diesen Gebeten wurden alle Menschen ohne Ausnahme als Kinder Gottes erkannt. Das unterstützte den Monitor, und es half uns. Ich fühlte deutlich, daß unsere Freisetzung, die auch den Weg für die Befreiung anderer Auslandskorrespondenten in Kambodscha bahnte, auf die vereinte Wirkung all dieser Gebete zurückzuführen war.

Später erhielt ich Briefe von Menschen aus aller Welt, die gebetet hatten, um die grundsätzliche Unschuld des Menschen und die Ohnmacht der Gewalttätigkeit in unserer Situation zu erkennen. Ein Brief, der mir besonders viel bedeutet, kam von einer Sonntagsschulklasse, die unseren Fall aufgenommen hatte, um daran zu lernen, wie man in der Christlichen Wissenschaft richtig betet.

Bisweilen fragen Menschen, ob das Gebet des einzelnen in der Welt etwas auszurichten vermag. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich nur sagen, daß es das tatsächlich tut. Ebenso wie das Gebet den physischen Körper heilt, hat es auch die Macht, den politischen „Körper“ zu heilen, denn die Welt ist nicht etwas da draußen; unser Bewußtsein schließt die Welt ein.

[Auszüge aus der Rubrik „The Church in Action“
aus dem Christian Science Journal.]

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