Obwohl ich in meiner Kindheit eine Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft besucht hatte, verlor ich als Jugendlicher das Interesse an dieser Lehre. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als ich inmitten des moralischen und physischen Ruins des Nachkriegseuropas arbeitete, begann ich, Antworten auf die Fragen zu suchen, die mich bewegten. Ich erforschte viele Wege, die sich aber letztlich alle als unbefriedigend erwiesen. Schließlich besuchte ich während eines Urlaubs in England einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft. Was er mir sagte, war einfach, aber überzeugend. Ich nahm das Studium dieser Wissenschaft wieder auf; ich dachte nicht, daß ich die Jahre vergeudet, sondern daß sich der folgende Bibelvers bewahrheitet hatte (Jer. 31:33): „Ich will mein Gesetz ... in ihren Sinn schreiben.“ Zum erstenmal wußte ich die Tatsache zu schätzen, daß meine ursprüngliche Berührung mit dieser Heilmethode mich davor bewahrt hatte, irgendeine andere Lehre zu akzeptieren.
Kurz darauf wurde ich in ein Lazarett in Deutschland eingeliefert, da ich an Diphtherie erkrankt war. Meinen Eltern wurde in einem Telegramm mitgeteilt, daß ich in Lebensgefahr schwebe; und ich ließ ein Telegramm an den Ausüber schicken, den ich zuvor in England aufgesucht hatte, und bat ihn um Hilfe. Als am nächsten Morgen Nachweistests vorgenommen wurden und diese negativ verliefen, erkannte das Krankenhauspersonal bereitwillig an, daß die Christliche Wissenschaft diese Heilung bewirkt hatte.
In den darauffolgenden Jahren, die ich zuerst in der Armee und im Spionage-Abwehrdienst verbrachte und später im internationalen Geschäftswesen, konnte ich erkennen, daß diese Wissenschaft die Antwort auf meine eigenen Nöte und die anderer enthielt. Ich habe gesehen, wie Krankheit und Knochenbrüche geheilt und eine Unzahl kleinerer Schwierigkeiten in Ordnung gebracht wurden.
Eine Erfahrung, die ich vor wenigen Jahren machte, hat mich besonders beeindruckt. Als ich eines Nachmittags im Wagen nach London zurückfuhr, war ich noch mit meinen Gedanken bei einem Geschäftsproblem. An einer Stelle muß ich auf die Gegenfahrbahn geraten sein, denn ich kann mich nur noch daran erinnern, zwei große Erschütterungen gespürt zu haben: die eine, als ich gegen einen geparkten Wagen fuhr und ihn vollständig beschädigte, die andere, als ich gegen einen Baum prallte, wodurch mein Auto total beschädigt wurde.
Nachdem ich mich aus dem Wrack herausgezogen hatte, nahmen mich nette Leute in ihr Haus auf. Ich hatte eine Reihe von Verletzungen erlitten, u. a. auch einige tiefe Schnittwunden im Gesicht, so daß ein Krankenwagen gerufen wurde. Als er eintraf, sagte der Krankenpfleger, jede Schnittwunde sei so groß, daß sie genäht werden müsse. Ich bedankte mich bei ihm und erwiderte, ich zöge es vor, allein nach Hause zu gehen. Dies tat ich auch, konnte dann aber drei Stunden lang niemanden erreichen, der hätte kommen und sich um mich kümmern können. Ich wußte, daß ich etwas tun sollte, doch fühlte ich mich nicht in der Lage, mir selber die Wunden zu verbinden. So entschloß ich mich, zum nächsten Krankenhaus zu gehen, um die Wunden im Gesicht reinigen und möglicherweise nähen zu lassen.
Als ich die Stufen zum Krankenhaus hinaufging, fragte ich mich plötzlich: Was tust du denn? Ist nun Gott fähig, dich zu heilen, oder nicht? Ich kehrte nach Hause zurück, und diesmal erreichte ich einen Ausüber. Es folgte eine wunderschöne Nacht. Ich glaube, ich schlief nicht einmal ein, sondern dachte während der ganzen Nacht über die Vollständigkeit des geistigen Seins nach. Bis zu einem bestimmten Grade konnte ich die wahre Bedeutung der folgenden Worte des Paulus erkennen (2. Kor. 5:8): „Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn.“ Ich konnte sehen, daß das wahre Sein ohne Naht oder Riß ist, ohne jedes Zeichen der Ausbesserung, da es ja in Wahrheit nichts wiederherzustellen gibt. Mir wurde auch klar, daß der Ausüber und ich nicht beteten, um etwas in Ordnung zu bringen, was schief gelaufen war, sondern uns der Tatsache erfreuten, daß vom Standpunkt des göttlichen Gemüts aus gesehen niemals etwas schief gelaufen war. Tatsächlich existiert und funktioniert die Schöpfung vollkommen — jetzt und immerdar.
Am nächsten Morgen war ein verstauchtes Handgelenk wieder normal, ein am Vorabend noch sehr verfärbter Fuß hatte seine übliche Hautfarbe wieder angenommen, starke Schwellungen in einem Knie gingen zurück, und die Schnittwunden im Gesicht begannen sich zu schließen. Zwei Tage lang jedoch bereiteten mir einige beschädigte Rippen Schmerzen, und ich konnte mich nicht bücken. Mary Baker Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 120): „ ... Ist der Mensch krank, wenn die materiellen Sinne angeben, daß er sich in guter Gesundheit befindet? Nein! denn die Materie kann dem Menschen keine Bedingungen stellen.“ Als ich über diese Erklärung nachdachte, war ich in der Lage, mich zu bücken und die Schuhe zu schnüren, und am darauffolgenden Tag konnte ich mehrere Kilometer auf unwegsamem Gelände in Wales wandern. Ich blieb nicht eine Stunde meiner Arbeit fern. Zwei Wochen darauf war mein Gesicht vollständig geheilt, und heute ist keine Spur einer Narbe zu sehen. Dies steht im Gegensatz zu einer Erfahrung, die ich einige Jahre zuvor hatte, als ich zum Nähen von Gesichtsverletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden war. Die Heilung erfolgte schnell, doch es blieben Narben zurück.
Vor einigen Jahren hatte ich eine Heilung, die sich lange hinzog, aus der ich jedoch viel lernte. Ich war gerade von einer Reise in den Fernen Osten zurückgekehrt und litt unter Geschwüren am Bein. Da ich weder gehen noch mich selber versorgen konnte, begab ich mich für drei Wochen in ein Pflegeheim für Christliche Wissenschafter. (Ich kann mich nicht anerkennend genug über die hingebungsvolle Pflege äußern, die mir dort zuteil wurde, und über die Arbeit, die in diesen Heimen geleistet wird.) Als ich dieses Heim verließ, waren die Wunden teilweise geschlossen, doch ich konnte nur mit Hilfe eines Stocks oder Gehgestells gehen. Etwa eine Woche lang erhielt ich weitere Hilfe durch den Pflegedienst.
Während dieser Zeit dachte ich viel darüber nach, was es mit dem Bericht im Neuen Testament über die Taufe Christi Jesu durch Johannes auf sich hat. Zwar begann Jesu Wirken mit diesem menschlichen Zugeständnis, doch es endete in der absoluten Demonstration der geistigen Vollständigkeit des wahren Seins. Ich erkannte, daß es die göttliche Wahrheit ist, die vom Christus sagt (Matth. 3:17): „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.“
Wenn dies wahr ist, so dachte ich, muß ich auch entsprechend handeln. Es war Danksagungstag; und so fuhr ich an jenem Morgen zur Kirche, ließ meinen Stock im Wagen und wohnte dem Gottesdienst bei. Von da an begannen die körperlichen Symptome nachzulassen, bis sie schließlich völlig verschwanden und ich frei und gesund war.
Eine ungewöhnliche Herausforderung zwang mich kürzlich zu der Erkenntnis, wie wahr folgende Feststellung Mrs. Eddys ist (Vermischte Schriften, S. 26): „Der einzig folgerichtige Schluß ist, daß alles Gemüt und seine Offenbarwerdung ist, vom Kreisen der Welten im klarsten Äther bis hinab zu einem Stück Kartoffelland.“
Ich hatte ein starkes Unkrautvernichtungsmittel angewendet, um ein Stück jungfräulichen Bodens für die Frühjahrsbestellung vorzubereiten. (Dieses Mittel ist eine hochgiftige Flüssigkeit, die den Boden für etwa drei Monate unfruchtbar macht.) Eines Abends goß jemand versehentlich die Setzlinge und Zimmerpflanzen im Gewächshaus mit einer Dose dieses Mittels. Als erkannt wurde, was geschehen war, kam den Christlichen Wissenschaftern, die gerade bei mir zu Besuch waren, augenblicklich folgende Stelle aus dem Markusevangelium in den Sinn (16:18): „Und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden.“
Während der folgenden zwei Wochen arbeitete ich täglich, um die wirkliche Situation zu erkennen, daß anstelle von materiellen Pflanzen, die in einer materiellen Umgebung einem Schaden ausgesetzt waren, lediglich die Gegenwart des Gemüts hier war, das seine eigenen Ideen kennt, einsetzt und aufrechterhält. Als ich das nächste Mal in das Gewächshaus ging, stellte ich fest, daß alle Pflanzen kräftig waren.
Ich bin dankbar für alles, was ich lerne, für diejenigen, die mir auf dem Weg geholfen haben, und ich bin dankbar für das Verständnis, daß jeder Umstand im Licht von Gottes Weisheit und Fürsorge gesehen werden kann. Für mich jedoch ist die Christliche Wissenschaft unermeßlich viel mehr als nur ein Mittel, um Probleme zu lösen, obwohl Probleme einfach weichen, wenn diese Wissenschaft mit Verständnis und gewissenhaft angewandt wird. Sie ist vielmehr die Offenbarung, daß das Leben, hier und jetzt, nicht durch Sterblichkeit begrenzt ist noch es jemals war; sie zeigt uns, daß vieles von dem, was uns anerzogen worden ist, eine falsche Auffassung vom Leben darstellt. Das Gute ist mehr als nur ein Ziel; es ist in jedem Augenblick die eigentliche Tatsache des Seins. Einerseits ist die von unserer Führerin, Mrs. Eddy, entdeckte Wissenschaft die Erklärung aller Wissenschaft, aller Geschichte, Politik, Wirtschaft und sonstiger Ereignisse. Andererseits aber ist sie die Macht des Guten, die jeder menschlichen Not mit der Zärtlichkeit begegnet, die jene, die Gott am nächsten waren, veranlaßt hat, von Ihm als Vater, Mutter und Hirte zu sprechen.
London, England
