Da die meisten Kinder einen großen Teil des Tages in der Schule verbringen, ist es verständlich, daß die Eltern sehen möchten, wo sich ihre Kinder aufhalten, und den Lehrer oder die Lehrerin kennenlernen wollen. Viele Schulen haben diesen Wunsch erkannt und deshalb u. a. einen Elternsprechtag eingeführt.
Mitunter bangt den Eltern jedoch ein wenig vor diesem Tag, weil sie eine negative Beurteilung ihres Kindes und seiner künftigen Entwicklung befürchten. Durch die Christliche Wissenschaft lernen wir, daß wir uns mit allen unseren Fragen und Bedenken immer an Gott wenden können, um von Ihm die rechten Antworten zu bekommen. In der Bibel wird die Frage gestellt: „Haben wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht ein Gott geschaffen?“ Mal. 2:10. Und im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, wird uns gesagt: „Man sollte es von Grund aus verstehen, daß alle Menschen ein Gemüt, einen Gott und Vater, ein Leben, eine Wahrheit und eine Liebe haben.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 467.
Es ist sehr wichtig, daß die Eltern den Lehrer, die Kinder und sich selbst von dieser geistigen Warte aus sehen und den Menschen in seiner wahren Beziehung zu Gott erkennen, als Kind des himmlischen Vaters.
Wie sehen wir eigentlich den Lehrer? Akzeptieren wir die Argumente des sterblichen Denkens und bestehen darauf, daß der Lehrer an jedem Mißerfolg schuld sei, daß er nicht richtig unterrichten könne, parteiisch und ungerecht sei und es ihn im großen und ganzen nicht viel interessiere, ob ein Kind gute oder schlechte Leistungen bringe?
Oder weisen wir dieses Bild — ob es nun wahr oder falsch erscheinen mag — aufgrund der geistigen Erkenntnis zurück, „daß alle Menschen ein Gemüt, einen Gott und Vater ... haben“? Die Einsicht, daß es vom rein geistigen Standpunkt aus betrachtet nur ein Gemüt gibt, hilft uns, den Lehrer als unseren Partner zu sehen, nicht als unseren Gegner; als unseren Freund, nicht als unseren Feind. Schließlich ist es die endgültige Wahrheit, daß wir alle wirklich denselben Vater haben, und diese Tatsache bringt, wenn wir sie verstehen, Harmonie in jede Situation.
Und wie sehen wir unsere Kinder? Die Ansprüche der Vererbungslehre, der Umwelteinflüsse und der materialistischen Erziehung durch Politik und Gesellschaft sind aggressiv. Lassen wir es zu, daß unseren Kindern Charakterzüge angeheftet werden, die dem göttlichen Charakter nicht entsprechen? Oder halten wir uns an das Bibelwort: „Ist er nicht dein Vater. .. ? Ist's nicht er allein, der dich gemacht und bereitet hat?“ 5. Mose 32:6. Alles, was Gott gemacht hat, ist gut, und daher ist jede gute Eigenschaft, wie z. B. Intelligenz, Weisheit und Reinheit, in dem von Ihm erschaffenen Menschen fest verankert. Wenn wir uns bemühen, unsere Kinder in diesem Licht zu sehen, helfen wir, sie von allem, was Gott unähnlich ist, zu befreien.
Eine weitere wichtige Frage ist: Wie verhalte ich mich als Vater oder Mutter? Bin ich furchtsam, und erwarte ich zu erfahren, daß die Leistungen meines Kindes nicht so sind, wie ich es mir wünsche? Lasse ich mich von persönlichem Ehrgeiz verleiten, mein Kind zu überfordern; verlange ich mehr von ihm, als der gegenwärtigen Entwicklungsstufe des Kindes entspricht? Verletzt es etwa mein Ehrgefühl, wenn ich erfahre, daß das Leistungsvermögen oder das Benehmen meines Kindes nicht mit meinen persönlichen Vorstellungen übereinstimmt?
Hier gilt es, unser eigenes Denken und Verhalten zu berichtigen. Wenn wir unseren Kindern wirklich helfen wollen, müssen wir jedes Gefühl der Furcht, jedes Anzeichen hochmütigen Ehrgeizes und selbstgerechter Anklage überwinden. In dem Maße, wie wir den Menschen in seiner wahren Beziehung zu Gott erkennen und verstehen, sehen wir auch, daß alle ihren Ursprung in Gott, dem Eltern-Gemüt, haben. Wir werden uns bewußt, daß sich selbst im wahren Sein die Fähigkeiten des Menschen geistig erweitern und entfalten. Diese Wahrheit trifft auf alle zu und hilft uns, unsere Kinder von Begrenzungen zu befreien.
Von der Wahrheit des Seins unterstützt, können wir getrost zum Elternsprechtag gehen, um mit dem Lehrer alles zu besprechen, was der Verbesserung bedarf. Wir sollten über scheinbare Mängel aber weder entsetzt noch enttäuscht sein, sondern mutig darangehen, sie auszumerzen. Die berechtigte Kritik eines Lehrers mag uns helfen, Probleme aufzudecken und Wege zu finden, die Entfaltung und den Fortschritt unserer Kinder zu fördern.
Haben wir erkannt, was geheilt werden muß, dann können wir im Gebet die Ansprüche des sterblichen Denkens umkehren und durch göttliche Inspiration die Wahrheit über unsere Kinder entdecken. In Wissenschaft und Gesundheit wird uns versichert: „In der göttlichen Wissenschaft gibt es weder Verweichlichung, Illusion noch Widersetzlichkeit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 271. Denken Sie nur: keine Widersetzlichkeit, sondern Gehorsam und freudige Gemeinschaft; keine Verweichlichung, sondern Tatkraft und Schaffensfreude; keine Illusion, sondern klares Verständnis und erfolgreiche Tätigkeit! Wie beruhigend ist es doch zu wissen, daß negative Beurteilungen und Meinungen nicht endgültig sind und durch wissenschaftliches Gebet und metaphysische Arbeit aufgehoben werden können.
Die Schul- und Ausbildungszeit unserer Kinder ist von großer Bedeutung für ihre Zukunft. Sollten wir nicht alles tun, um sie zu einer frohen, erfolgreichen Zeit werden zu lassen? Dies gelingt uns am besten, wenn wir erkennen, daß wir in Wirklichkeit alle Kinder des einen himmlischen Vaters sind und das gleiche Gemüt und die gleiche Liebe haben. Alle Kinder Gottes leben harmonisch miteinander. Das göttliche Gemüt vereint; sein Ziel ist harmonische Entfaltung; sein Ergebnis Fortschritt und Erfolg. Und das Verständnis dieser Tatsache ermöglicht es uns allen, gut zusammenzuarbeiten.
