Die Offenbarung von Gottes wahrem Wesen, die Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns), zuteil wurde, ist von unermeßlicher praktischer Bedeutung. Sie kann zur Bewältigung der Probleme unserer Zeit angewandt werden, geradeso wie ein erleuchteter Gottesbegriff die ersten hebräischen Führer befähigte, mit den Problemen ihrer Zeit fertig zu werden. Viele unserer heutigen Probleme erwachsen aus ähnlichen Situationen, denen sich die Menschen in der Bibel gegenübersahen; und wie sie, so können auch wir Lösungen finden.
In Nordirland z. B. haben lang andauernde ethnische Rivalitäten und Mißverständnisse, verbunden mit Gewalttätigkeit und Grausamkeit, zu einer Situation geführt, die einige als ausweglos betrachten. Andere Beispiele aus der ganzen Welt könnten angeführt werden. Ein ähnlicher Fall in der Bibel ist die Geschichte von Jakob und Esau. Siehe 1. Mose 25:19–34; 27:1–33:16. Die beiden Brüder unterschieden sich in fast jeder Hinsicht voneinander, mit der einzigen Ausnahme, daß sie dieselben Eltern hatten. Jakob wandte hinterlistige Tricks an, um Esau seines Erstgeburtsrechts und später des väterlichen Segens zu berauben. Aus diesem Grund mußte Jakob seine Heimat verlassen und bei seinem Onkel Laban Zuflucht suchen. Hier erwiderte er Betrug mit Betrug, bis er sich gezwungen sah, seine Familie zu nehmen und wieder in die Heimat zu ziehen. Da mußte er dann seiner Furcht vor Esaus Feindseligkeit ins Auge sehen.
Mrs. Eddy gibt uns in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift eine geistige Auslegung von Jakobs Kampf mit dem Engel in der Nacht vor seinem Zusammentreffen mit Esau und dessen vierhundert Gefolgsleuten. Siehe Wissenschaft und Gesundheit 308:18–309:27. Durch diese Erfahrung kehrte Jakob sich von den Fehlern seiner Vergangenheit ab und erkannte, daß er seinen eigenen Übeltaten ebensowenig ausgeliefert war wie der Rache Esaus. Er mußte seine materielle Vorstellung durch eine geistige ersetzen und sich selbst und seinen Bruder in einem neuen Licht sehen. Das fiel Jakob nicht leicht, doch als er sich dazu durchrang, vollzog sich ein solcher Wandel in ihm, daß auch sein Name in Israel umgeändert wurde. Daraufhin herrschte Frieden zwischen den beiden Brüdern; die Bitterkeit war überwunden.
Die gleiche Sünde und Furcht scheinen die Unruheherde unserer Welt zu beeinflussen. Unser wahrer Ursprung als Kinder Gottes scheint unbekannt oder vergessen zu sein. Dies ändert jedoch ebensowenig an der Wahrheit über die Situation, wie Jakobs früheres schlechtes Verhalten es tat. Gott, Liebe, ist allmächtig; Sein Engel erscheint mit Macht, um die Furcht vor einem sogenannten Feind zu zerstören und sie durch die Vorstellung von einem liebevollen Bruder zu ersetzen.
Eine Parallele kann zu dem Bericht über die durch Mose bewirkte Befreiung der Kinder Israel aus der ägyptischen Sklaverei gezogen werden. Mose empfing eine neue Offenbarung von Gott als „ICH BIN“ 2. Mose 3:14 [n. der engl. King-James-Ausgabe]. oder Prinzip. Er bezweifelte, tun zu können, was Prinzip von ihm verlangte, bis ihm gezeigt wurde, daß Gott die Fähigkeit besaß, die Schlange des Bösen zu zerstören. Siehe Wissenschaft und Gesundheit 321:6–21. Durch dieses Wissen verfügte er über einen Stab, auf den er sich stützen konnte. Ihm wurde auch gezeigt, wie eine gefürchtete Krankheit ausgelöscht werden konnte. Doch die Kinder Israel zu einer geistigeren Anschauung von Gott und dem Menschen zu erheben erwies sich als ein Kampf, der viele Jahre dauerte und viele geduldige Belehrungen erforderte.
Zweifeln wir wie Mose an unserer Fähigkeit, die Menschen in Unruhegebieten in ihrem wahren Licht zu sehen und ihnen mit unserem Gebet zu helfen? Durch die Christliche Wissenschaft können wir beweisen, daß Gott die Macht hat, selbst die schlimmsten Formen des Bösen zu beseitigen.
Wenn zu Gewalttätigkeit und Haß Zuflucht genommen wird, beruht das oft auf einer falschen Vorstellung von den Mitmenschen und wird gelegentlich noch durch eine andere Auffassung vom Christentum oder von anderen Religionen verstärkt. Was aber sagte Christus Jesus dazu? „Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen.“ Matth. 5:44. Das hätte nicht treffender gesagt werden können; und in der Bergpredigt des Meisters finden wir noch viele Aussagen dieser Art.
Wir müssen erkennen, daß hinter den Worten Jesu die Autorität und Allmacht Gottes steht, und wir können alles zurückweisen, was dem Bösen Macht verleihen möchte. Das mag viel Hingabe von uns verlangen. In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: „Die Knechtschaft des Menschen unter den unbarmherzigsten Herren — unter Leidenschaft, Selbstsucht, Neid, Haß und Rache — wird nur durch einen mächtigen Kampf überwunden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 407. Die Christliche Wissenschaft ermöglicht es uns, uns an diesem Bestreben zu beteiligen und erfolgreich dabei zu sein.
Wie können wir diesen Heilungsprozeß beginnen? Zunächst müssen wir unsere eigenen Vorurteile und falschen Ansichten über Situationen, die von tiefsitzenden Feindseligkeiten gekennzeichnet sind, beiseite räumen. Großes Mitgefühl wird von uns verlangt, damit wir nicht den Extremismus auf beiden Seiten entschuldigen. Wir müssen verstehen lernen, daß die Kinder Gottes keinen extremistischen Annahmen und daraus resultierenden Leiden ausgeliefert sind und es auch niemals waren.
Wir können an dem unvermeidlichen Sieg der Liebe festhalten und die Annahme verneinen, daß der Mensch ein Sterblicher sei, der durch Furcht, Frevel oder Eigenwillen manipuliert werden könne. Das Wirken des Christus kann die Herzen derer öffnen, die sich scheinbar jedem Mitleid und jeder Reue verschlossen haben; sie kann den Eigenwillen beseitigen, der ausschließlich den eigenen Kurs befürwortet, ohne Rücksicht auf Verluste für sich selbst oder andere, oder der darauf bestehen möchte, seine Feinde hartherzig zu vernichten. Solches materielle Denken hat keine Grundlage in der Wahrheit, in der Liebe oder in der Vernunft. Da es nicht wahr ist, muß es ohne Auswirkung auf den Menschen bleiben, den Gott kennt. Wir alle müssen unser Teil dazu beitragen, solche falsche Propaganda bloßzustellen und zu zeigen, daß sie nicht gottähnlich ist und keine wirkliche Macht über uns oder jemand anders hat.
In Unruheherden überall in der Welt werden Menschen oft als unbeugsame Vertreter einer bestimmten Ansicht dargestellt. Eine solche Haltung, die auf falschen Vorstellungen von dem beruht, was über den von Gott erschaffenen Menschen wahr ist, muß durch das Verständnis vom wahren Leben, von Gott, und vom Menschen, der keinen endlichen Annahmen wie Gebietsansprüchen und Stammesgefühlen unterworfen ist, ersetzt werden. Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, daß Vorurteil, Haß und Fanatismus dem Verständnis vom wahren Wesen des Menschen als der geistigen Idee Gottes weichen. Somit liegt die Lösung des Problems nicht länger in der Zukunft, sondern in der Gegenwart.
Wir können uns unserer Verantwortung nicht dadurch entziehen, daß wir sagen, die vom Krieg erschütterten Gebiete hätten nichts mit uns zu tun, oder jene kritisieren, die versuchen, die Lage unter Kontrolle zu halten. Die Lügen, die das fleischliche Gemüt uns glauben machen möchte, sollten erkannt und zurückgewiesen werden. Dann werden wir die Initiativen, die auf Liebe gegründet sind und die Lösung ans Licht bringen werden, unterstützen. Durch solch beständiges Gebet tragen wir zur Heilung in den Unruheherden unserer Welt bei.
