Als Nachfolger Christi Jesu können wir alle wissenschaftliche Heiler werden, wenn wir es aufrichtig wünschen. Das ist kein unerreichbares Ziel.
Um es zu erreichen, müssen wir bereit sein, zu arbeiten und zu streben, damit unser Wunsch in Erfüllung geht. Wir können damit beginnen, daß wir eine innige Liebe zu Gott und eine überströmende, völlig selbstlose Liebe zur Menschheit hegen und pflegen. Als der Meister von einem der Schriftgelehrten gefragt wurde, welches das vornehmste Gebot von allen sei, antwortete er: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften. Das ist das vornehmste Gebot. Das andere ist dies: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Es ist kein anderes Gebot größer als diese.“ Mark. 12:30, 31 [n. der engl. King-James-Ausgabe].
Um diese beiden Gebote absolut zu befolgen, die der Zugang zum christlich-wissenschaftlichen Heilen sind, muß unser Denken beständig geläutert werden. Reines Denken ist die Widerspiegelung eines reinen Gemüts und heilt wissenschaftlich.
Wir läutern unser Denken durch Vergeistigung, jenen Denkvorgang, in dem wir gewissenhaft wachen und beten, um die verderblichen Einflüsse der Welt und ihre auf die Materie gegründeten Annahmen zu überwinden. Durch das Befolgen der Zehn Gebote und der Bergpredigt streben wir auch täglich danach, das Leben des Christus bewußter zu leben.
Wenn wir unser demütiges Verlangen pflegen, den Willen Gottes, des göttlichen Gemüts, zu erkennen und zu tun, werden wir feststellen, daß unser Denken und unser Lebensweg auf ganz natürliche Weise mit dem göttlichen Prinzip in Einklang kommen. Das Studium der Christlichen Wissenschaft hat unser Denken schon in hohem Maße gereinigt. Wir verstehen das jedoch nicht immer, bis wir zurückblicken und feststellen, welche Veränderungen in unserem Leben seit Beginn unseres Studiums eingetreten sind. Wir eignen uns vielleicht schon besser für die öffentliche Ausübung des christlich-wissenschaftlichen Heilens, als wir annahmen.
Die nachfolgenden Worte Mrs. Eddys, an die sich einer ihrer treuen Schüler erinnerte, sind ein unschätzbarer Führer für die Vorbereitung auf diese hohe und heilige Aufgabe christlich-wissenschaftlichen Heilens. Sie zeigen, was von uns gefordert wird, was heilt und wie wir zu einer Praxis kommen. Mrs. Eddy sagte zu diesem Schüler, wie er sich erinnert: „Bringe dein Herz mit Gottes Herz in Einklang. Das heilt die Kranken. Sei mit dir selbst im Einklang. Dann gehe in die Praxis und wisse, daß du es nicht bist, der heilt, sondern daß es darauf ankommt, daß du mit dir selbst im Einklang bist.“ We Knew Mary Baker Eddy (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1979), S. 175.
Um festzustellen, „ob wir mit uns selbst im Einklang sind“, ist es hilfreich, jeden Tag unseren geistigen Fortschritt zu messen. Das können wir dadurch tun, daß wir prüfen, ob Gott, die göttliche Liebe, für uns wirklicher und teurer wird und ob unsere irrige Annahme vom vermeintlichen Leben, der vermeintlichen Wahrheit, Substanz und Intelligenz in der Materie abnimmt. Wenn das der Fall ist, werden wir geistiger gesinnt sein. Wir erkennen die klare Widerspiegelung des göttlichen Gemüts als unseren eigenen Gedankenzustand an, und dieser Zustand des Gemüts heilt die Kranken.
Durch unser gründliches Studium der Bibel und des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, wird unsere Auffassungsgabe sowohl des Buchstabens als auch des Geistes der göttlichen Wissenschaft sehr zunehmen. Wir müssen jedoch äußerst wachsam sein, um nicht in den Fehler zu verfallen, lediglich durch phrasenhaftes Wiederholen des Buchstabens der Wissenschaft heilen zu wollen. Bei jeder Gelegenheit müssen die Worte, die wir gebrauchen, von unserer sich entfaltenden Widerspiegelung des Geistes der Liebe begleitet sein, der hinter den Worten steht. Beide, der Buchstabe und der Geist, müssen unseren zunehmenden geistigen Fortschritt in der Wissenschaft des Gemüts-Heilens bezeugen. Die Liebe allein heilt jeden Fall.
Aus allem, was wir im Neuen Testament lesen, geht klar hervor, daß Jesus das Alte Testament genau kannte. Es war jedoch nicht allein seine Kenntnis des Buchstabens, die ihn zum wissenschaftlichsten und erfolgreichsten Heiler machte, den die Welt je gekannt hat. Es war vielmehr seine Verkörperung des heilenden Christus, die das bewirkte. Als der Sohn Gottes war Christus Jesus eins mit seinem Vater, dem göttlichen Leben, der göttlichen Wahrheit und Liebe. Sein Einssein mit Gott ließ sein Denken zu einer reinen Widerspiegelung der göttlichen Liebe werden, und dies befähigte ihn, alle Arten von Sünde und Krankheit augenblicklich zu heilen und auch die Toten und die Sterbenden zu Gesundheit und Leben zu erwecken.
Der Christus-Mensch bedarf keiner Vergeistigung, da er eins mit Gott, seinem göttlichen Prinzip ist. Die menschliche Mentalität jedoch muß erlöst werden, um christusähnlich zu sein. Geistige Wiedergeburt ist erforderlich, um uns aus dem Traum der Sterblichkeit zu erwecken und uns zu befähigen, das wahre, unsterbliche Selbst des Menschen, das das Bild und Gleichnis Gottes, des Geistes ist, zu erkennen.
Christi Jesu Erdenmission zeigte der Menschheit die Notwendigkeit, sich zu vergeistigen. Durch Heilen lehrte und demonstrierte er, daß die Sterblichkeit abgelegt und das Christusgewand der Unsterblichkeit angelegt werden kann. Er zeigte durch sein eigenes Leben, daß der Christus der einzige Weg ist, durch den die Sterblichen von der Materialität und den damit verbundenen Schmerzen und Freuden erlöst werden können. Er sagte: „Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Joh. 3:3.
Wenn wir danach trachten, unsere geistige Einheit mit dem göttlichen Leben, der göttlichen Wahrheit und der göttlichen Liebe zu demonstrieren, werden wir jeden Tag bestrebt sein, alle dem Christus unähnlichen Gedanken, die wir vielleicht hegen, zu überwinden. Wir werden moralischen Irrtum aller Art wie Begierde, Haß, Rachsucht und Falschheit aus unserem Denken ausrotten. Wenn wir diese Irrtümer aus unserem Denken ausmerzen, schaffen wir Raum für die wahren christusähnlichen Eigenschaften wie Keuschheit, Güte, Barmherzigkeit, Ehrlichkeit und so weiter.
Diese moralische Wiedergeburt ist eine Vorbedingung, um ein wissenschaftlicher Heiler zu werden, denn Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Um seinen Patienten heilen zu können, muß der Metaphysiker moralische Übel erst aus sich selbst austreiben und so die geistige Freiheit erlangen, die ihn befähigen wird, physische Übel aus seinen Patienten auszutreiben; doch kann er nicht heilen, solange seine eigene geistige Armut ihn davon ausschließt, den Durstigen zu trinken zu geben, und ihn daran hindert, das Denken seines Patienten zu erreichen — ja, solange sein Glaube und sein Verständnis in geistiger Dürftigkeit erstarren.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 366.
Wenn wir von unserem Verlangen, wahre wissenschaftliche Heiler zu sein, nicht ablassen und unser Denken und unser Leben mehr und mehr mit dem göttlichen Prinzip in Einklang bringen, werden wir entdecken, daß uns die Menschen darum bitten, ihnen christlich-wissenschaftliche Behandlung zu geben. Diese Bitten um Beistand können wir als Beweis dafür nehmen, daß unsere Bemühungen, uns mit Gott „in Einklang“ zu bringen und geistiger gesinnt zu werden, erfolgreich sind.
Wenn wir geistig vorbereitet sind, wird die Heilarbeit auf uns als Ausüber zukommen. Wir brauchen uns nicht um Patienten zu bemühen. Als Folge des geistigen Erwachens, das sich in unserem Bewußtsein vollzieht, werden sich die Menschen zu uns hingezogen fühlen, die der Hilfe, die wir geben können, bedürfen.
Durch unsere tägliche Arbeit und unser Gebet, uns selbst aus dem Traum der Materialität zu erwecken und unsere eigene Einheit mit dem göttlichen Gemüt zu demonstrieren, wird unser Vertrauen in die Macht und Fähigkeit Gottes, jeden Fall schnell, vollständig und für immer zu heilen, gestärkt. Unser wachsendes Verständnis von unserer Einheit mit der göttlichen Liebe wird uns befähigen, das reine und vollkommene Selbst eines Patienten, das das unsterbliche Gleichnis des Geistes ist, deutlich wahrzunehmen. Je reiner unser Denken wird, desto klarer werden wir die göttliche Liebe widerspiegeln, die „dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen“ Ps. 103:3..
Vollständige geistige Wiedergeburt, durch die wir völlig christusähnlich werden, vollzieht sich nicht in einem Augenblick. Sie ist ein anhaltender Prozeß. Wir müssen daher fortfahren, jeden Tag zu wachen, zu arbeiten und zu beten, um geistiger gesinnt zu werden. Wie unsere Führerin, Mrs. Eddy, einem ihrer Schüler schrieb, der mit der öffentlichen Ausübung christlich-wissenschaftlichen Heilens begonnen hatte: „Beten Sie täglich, versäumen Sie es nie, beten Sie immer wieder:, Führe mich nicht in Versuchung‘ — wissenschaftlich ausgedrückt —, führe mich so, daß ich niemals die strenge Lauterkeit, die aufrichtigen reinen Gedanken aufgebe; laß alle meine Gedanken und Ziele erhaben, selbstlos, liebevoll, demütig — geistig gesinnt — sein. Mit diesem erhöhten Denken verliert Ihr Gemüt immer mehr Materialität und gewinnt an Geistigkeit, und das ist der Gemütszustand, der die Kranken heilt. “ Lyman P. Powell, Mary Baker Eddy: A Life Size Portrait (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1950), S. 316.
