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Worauf können wir vertrauen?

Aus der Mai 1983-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Verschiedenen Studien und Umfragen zufolge hat gegenwärtig das Vertrauen vieler Menschen einen Tiefstand erreicht. Die Sorge wächst, daß eine Anzahl gesellschaftlicher Einrichtungen, politischer Führer und auch einzelner Personen, die uns mit den täglich notwendigen Dienstleistungen versorgen, nicht mehr vertrauenswürdig seien. Caveat emptor, „der Käufer nehme sich in acht“, ist fast zu einer allgemein anerkannten Norm geworden, von der sich viele selbst im ganz alltäglichen Umgang mit anderen leiten lassen.

Ein Aufsatz in einem bekannten Nachrichtenmagazin, der auf diese besondere gesellschaftliche Malaise Bezug nimmt, die einen Großteil der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten erfaßt zu haben scheint, behauptet ohne Umschweife, daß die Menschen „es immer riskanter finden, ihrer Umwelt zu trauen“. Es wurde auch argumentiert, daß der Vertrauensverfall zu größerer Unehrlichkeit verleite — ja, der Mangel an Vertrauen gegenüber anderen sich aus sich selbst nähre und so ein Ungeheuer schaffe, das immer größer werde. Der Artikel führte einige der wesentlichen Gründe für den gegenwärtigen Trend zu unehrlichen Praktiken an: „Habgier und die Sucht nach besonderem Vorteil“; „die allgemeine Lockerung des Sittenkodex“; „der ständig wachsende Zwang, persönliche Erfolge in einer Welt zu erringen, in der der Konkurrenzkampf immer größer wird“; „die Tatsache, daß die menschliche Gesellschaft immer mehr zu einer Ansammlung von Fremden wird, die auf unpersönliche Weise miteinander umgehen“ und „der lawinenartig wachsende Eindruck, daß wohl jeder den anderen betrüge“ Time, 20. Oktober 1980, S. 106.

Was für ein lebhaftes menschliches Bild! Es bedarf der Heilung, weil der Verfall des grundlegenden Vertrauens, verbunden mit der Tatsache, daß betrügerisches Verhalten praktisch als Lebensweise akzeptiert wird, auf ein viel tiefer sitzendes, weit größeres Übel hinweisen mag: den Verlust des Glaubens selbst an jene geistigen Wahrheiten, die der Menschheit Erlösung verheißen.

Was können wir als Christliche Wissenschafter tun, um zur Heilung beizutragen? Wir können sicher und unerschütterlich in unserer Erkenntnis bleiben, daß Betrug keine Quelle der Stärke, des Gewinns oder Vorteils ist. Er ist vielmehr ein schwächender Einfluß, der den einzelnen seines moralischen Rückgrats und seiner geistigen Grundlage beraubt, die für die wahre, dauernde Zufriedenheit so wesentlich sind. Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, bemerkt Mary Baker Eddy: „Ehrlichkeit ist geistige Kraft. Unehrlichkeit ist menschliche Schwachheit, die die göttliche Hilfe verwirkt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 453.

Wie aber bewahren wir uns in unseren täglichen Angelegenheiten eine unerschütterliche Integrität, und zwar so, daß sie als ein heilender Antrieb für die Menschheit dient? Zunächst müssen wir wissen, worauf wir überhaupt unser Vertrauen setzen. Sollten wir es wirklich in Personen, Dinge, Ereignisse, Umstände setzen? Eine beliebte Bibelstelle beantwortet diese Frage, indem sie unseren Blick auf die göttliche Quelle aller wirklichen Macht und Güte lenkt: „Verlaß dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlaß dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“ Spr. 3:5, 6. Wir vertrauen auf Gott als den wahren Herrscher, Versorger, Gesetzgeber und Ratgeber. Dann können wir unser Vertrauen zueinander auf unser Gottvertrauen gründen.

Durch den geistigen Sinn erkennen wir, daß der Mensch der Ausdruck Gottes ist. Gott ist allgegenwärtige Liebe, und daher ist es die Aufgabe des Menschen, zu lieben. Gott ist göttliches Prinzip, und daher bekundet das wahre Dasein des Menschen vollständige Integrität und Reinheit. Wenn wir diese Eigenschaften konsequent zum Ausdruck bringen, werden wir uns bewußt, daß sie ja zum wahren Charakter des Menschen gehören. Das segnet und erhebt unsere Beziehung zu anderen, da ein völlig anderes Fundament dafür geschaffen wird — eine geistige Grundlage, die auf der wissenschaftlichen Wahrheit des Seins basiert.

Wir sollten nicht unterschätzen, was es bedeutet oder welche Verantwortungen es uns auferlegt, das Vertrauen anderer zu gewinnen. Dies gelingt uns jedoch nur dann, wenn wir uns aufrichtig bemühen, Gottes Willen zu tun, und nicht bloß danach streben, den menschlichen Erwartungen gerecht zu werden. Wir müssen auch unseren Nächsten bedingungslos lieben. Christus Jesus gab die Richtschnur dafür: „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.“ Matth. 7:12. Wir müssen uns nach dieser Regel richten, wenn wir einander unerschütterliche Achtung entgegenbringen wollen. Hier stärkt die Christliche Wissenschaft unsere Fähigkeit zu lieben, denn sie vermittelt das wissenschaftliche Verständnis, daß der Mensch ewiglich vollkommen ist — der Liebe würdig und unfähig, etwas Geringeres zum Ausdruck zu bringen.

Dennoch lehrte unser großer Wegweiser, Jesus, seine Nachfolger, sich der Wirkung zu erfreuen, aber der Ursache zu vertrauen — der göttlichen Ursache. Als er einmal als „guter Meister“ angesprochen wurde, verwies er auf die Quelle seiner eigenen Güte, anstatt einfach ein persönliches Lob entgegenzunehmen. Er sagte: „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut als allein Gott.“ Mark. 10:18. Jesus lehrte auch: „Ich [gehe] zum Vater ..., denn der Vater ist größer als ich.“ Joh. 14:28.

In den ersten Jahren der christlich-wissenschaftlichen Bewegung ermahnte Mrs. Eddy ihre eigenen Schüler, den rechten Sinn für das zu entwickeln, was unser Vertrauen in erster Linie verdient. In einer Ansprache an Besucher ihres Hauses „Pleasant View“ zitierte sie die Worte des Psalmisten über Vertrauen (aus Ps. 37:3–6) und erklärte: „Vertraut auf die Wahrheit, und vertraut auf nichts anderes.Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 170, 171. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte Mrs. Eddy in einer Kommunionsbotschaft an Die Mutterkirche ebenfalls gesagt: „Stützt euch nicht zu sehr auf eure Führerin. Vertraut auf Gott, daß Er eure Schritte lenke. Nehmt meinen Rat und meine Lehren nur insoweit an, wie sie den Geist und den Buchstaben der Zehn Gebote, der Seligpreisungen und der Lehren und des Beispiels Christi Jesu in sich schließen.“ Ebd., S. 129.

Unsere ganze Treue und unser vollständiges Vertrauen auf Gott, das göttliche Gemüt, bestimmt nicht nur unser Verhalten im täglichen Leben, sondern beschützt uns auch. Wir können eine Analogie im heutigen Leben finden. Angenommen, wir fahren mit dem Auto in dichtem Verkehr, die Insassen der Fahrzeuge um uns her sind alle entschlossen, ihr Ziel schnell zu erreichen. Die meisten von uns haben ein gewisses Vertrauen in die Fähigkeit der anderen Fahrer, in ein zuverlässiges Funktionieren der Fahrzeuge selbst und in die wirksame Kontrolle durch Verkehrsvorschriften und Ampeln, die dazu geschaffen wurden, um eine grundsätzliche Ordnung für die Verkehrsbewegung und den -fluß aufrechtzuerhalten. Dennoch kann der menschlichen Annahme nach jede dieser Variablen den Erwartungen nicht gerecht werden.

Wiederum erhebt sich die Frage: Worauf vertrauen wir — damit wir sicher und geschützt sind und auch unseren Mitmenschen helfen können? Wir sollten zuerst unser Vertrauen immer in die göttliche Ursache, Gott, setzen. Dieses Vertrauen wird niemals erschüttert, denn Gott schwankt niemals. Sein Gesetz ist unfehlbar und allumfassend. Und wenn wir verstehen, daß der Mensch die unmittelbare Wirkung der göttlichen Ursache ist, können wir die unveränderlichen geistigen Fähigkeiten beweisen, die das wahre Erbe des Menschen sind. Diese Fähigkeiten schließen Weisheit und Intelligenz, geistige Erkenntnis, Stärke, Integrität ein.

Ein uneingeschränktes Vertrauen auf Gott hilft, uns gegen aggressive Lügen oder irreführende Praktiken des sterblichen Gemüts zu verteidigen — ob sie nun in der Wirtschaft, in der Politik oder irgendwo sonst auf dem menschlichen Schauplatz auftreten. Und die Macht Gottes, der göttlichen Wahrheit, befähigt uns, den Irrtum bloßzustellen und zu überwinden. Wir müssen jedoch erkennen, daß Lügen und Täuschungen allein diesem illusorischen, sogenannten sterblichen Gemüt angehören. Sie haben keinen Teil am göttlichen Gemüt oder an seiner vollkommenen Idee, dem Menschen. Das sterbliche Gemüt, das Anspruch auf ein von Gott getrenntes Gemüt oder Selbst erhebt, ist eine falsche Voraussetzung. Es gibt nur ein Gemüt, und das ist göttlich, unendlich, unsterblich. Wenn wir verstehen, daß Gott das Gemüt des Menschen ist und daß der Mensch vollkommen ist, daß er weder betrügen noch betrogen werden kann, werden wir wahre geistige Integrität erkennen und zum Ausdruck bringen. Ein Herz, das mit einer solchen von Gott bewirkten, aufrichtigen Zuneigung und einem ehrlichen Verlangen erfüllt ist, kann nicht durch die Angriffe eines scheinbaren Betrügers Schaden erleiden. Angesichts der geistigen Macht der Ehrlichkeit ist die größte Lüge die aller schwächste.

Die Reinheit, Weisheit und geistige Erkenntnis, die ihren Ursprung in der unendlichen Wahrheit haben, schützen uns vor der Versuchung zu sündigen sowie vor den Mißhandlungen des fleischlichen Gemüts, das nach Ausreden oder einem Opfer sucht. Und obwohl wir die Erfahrung machen, daß mitunter unsere Erwartungen enttäuscht werden, wenn wir unser Vertrauen in Personen, gewisse menschliche Institutionen oder Umstände setzen, brauchen wir nicht entmutigt zu sein, wenn wir ein höheres Vertrauen entdecken. Die Bibel versichert uns: „Alle Worte Gottes sind durchläutert; er ist ein Schild denen, die auf ihn trauen.“ Spr. 30:5.

„Wir vertrauen auf Gott“ kann der Grundgedanke für eine wachsende Unabhängigkeit von den Ansprüchen der Sterblichkeit sein. Durch unser Vertrauen in die Allmacht und Allgegenwart Gottes gestärkt, können wir vorwärtsschreiten und dazu beitragen, Habgier, Unmoral, den Druck aggressiven Wettbewerbs, das Gefühl der Entfremdung und die Vorstellung, daß jeder lüge oder betrüge, zu vernichten — ja alle Täuschungen, die Mißtrauen und Unehrlichkeit zu fördern scheinen.

Wir können unser eigenes Leben durch unsere Aufrichtigkeit und unser unerschütterliches Festhalten am göttlichen Prinzip wie ein Leuchtfeuer scheinen lassen. Und wenn die Menschheit das christliche Licht wahrnimmt, wird sie die Segnungen eines erneuerten und heiligen Vertrauens spüren.

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