Was sich jemand als „Gott“ vorstellt, spielt in seinem Dasein eine übergeordnete Rolle. Neben Gott scheinen jedoch viele andere Einflüsse, Interessen und Zielstrebungen zu bestehen. In Wirklichkeit aber ist Gott die einzige Macht — es existiert keine andere wirkliche Macht.
Gott ist auch das einzige Gemüt oder Bewußtsein. Er ist allgegenwärtig, allmächtig, allwissend. Nichts besteht außer oder neben Ihm und Seiner Schöpfung — dem Menschen und dem Universum. Mrs. Eddy erklärt in Wissenschaft und Gesundheit: „In der Wissenschaft ist Gemüt eines und schließt Noumenon und Phänomene, Gott und Seine Gedanken, in sich.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 114.
Wenn Gott Alles-in-allem ist, einschließlich aller Ursache und Wirkung, dann ist letztlich alles, was wir glauben, im Grunde eine Vorstellung von Gott, und dieser Glaube bestimmt unser Erleben. Glaube ich z. B. an einen strafenden Gott, werde ich die Konsequenzen dieses Glaubens erleben.
Prüfen wir oft unser Denken! Beginnen wir mit Gott, dem Guten, als Alles-in-allem? Wenn ich mich bei dem Gedanken ertappe: „Oh, wüßte ich doch mehr über Gott!“ oder: „Mein Verständnis reicht nicht aus“, gehe ich von mir als einem begrenzten Sterblichen aus, der zu Gott hinstrebt. Dann ist Er in meinem Denken nicht mehr der einzige Ich Bin oder der Alles-in-allem, den der Mensch widerspiegelt.
Gott, das Gute, ist das wirkende, aktive, harmonische göttliche Prinzip; der Eine, der schön, wahr, beständig, belebend, beseligend, vollständig und vollkommen ist. Das Böse ist die vermeintliche Abwesenheit all dieser Eigenschaften — Disharmonie, Störung, Verfall, Ende.
Sobald sich der Gedanke von der Allheit Gottes löst, verliert er die göttlichen Eigenschaften aus den Augen. Die Folge ist, daß wir das Traumerlebnis der Unvollkommenheit, Materialität, Endlichkeit und Disharmonie als wahr akzeptieren.
Der geistige Sinn teilt uns die Wahrheit mit. Paulus sagt: „Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes. Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist.“ 1. Kor. 2:11, 12. Durch das Wissen um die Allheit Gottes wird der Anspruch des Bösen zerstört.
Der „Geist der Welt“ oder der materielle Sinn zeugt von einer Mischung von Gut und Böse, von Geist und Materie. Der „Geist der Welt“ behauptet, daß vieles nichts oder nur indirekt etwas mit Gott zu tun habe; daß es eine materielle Welt gebe, deren Begebenheiten den größten Teil unseres Lebens ausmachten und unsere Erfahrungen bestimmten, und daß diese materielle Welt Konflikte enthalte, ja aus ihnen bestehe — daß es eine Welt sei, in der das Böse eine Wesenheit ist, das das Gute dauernd bekämpft.
Nur im Rahmen des sterblichen Gemüts — der Vorstellung, daß etwas neben Gott, dem Guten, bestehe — scheint sich die Illusion des sterblichen Daseins und der Krankheit abzuspielen. Mary Baker Eddy schreibt: „Krankheit ist eine Erfahrung des sogenannten sterblichen Gemüts. Sie ist Furcht, die am Körper offenbar geworden ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 493.
Shakespeare sagt: „An sich ist nichts weder gut noch böse; das Denken macht es erst dazu.“ Beim Betrachten dieser Worte erkennen wir, daß etwas von uns gefordert wird. Das Denken ist der entscheidende Faktor.
Wenn wir die Allheit Gottes und die Einheit des Menschen mit Gott erkennen, werden die subjektiven Zustände eines von Gott getrennten vermeintlichen Bewußtseins zerstört. In dem göttlich erleuchteten Bewußtsein erleben wir etwas von der immergegenwärtigen, nie unterbrochenen Harmonie. Der falsche Augenschein verschwindet. Der Psalmist singt: „Wenn ich erwache, bin ich noch immer bei dir.“ Ps. 139:18 [n. der Mengebibel].
Gottes Gedanken, die im Menschen und in der ganzen Schöpfung kundwerden, bringen Ihn zum Ausdruck, stellen Ihn dar. Gott und Mensch bilden als Ursache und Wirkung eine Einheit. Da der Mensch der Ausdruck Gottes ist, trägt er die Merkmale Gottes, der Geist, vollkommen, ewig, ganz und gar gut ist. Diese wissenschaftliche Wahrheit über die Einheit des Menschen mit Gott ist die Christus-Idee der Sohnschaft. Jesus war von dem Bewußtsein der Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit Gottes so erfüllt, daß er der Christus, der Gesalbte, genannt wurde. Dieses Bewußtsein, das Gott widerspiegelt — oder der Christus —, erlöst die Menschheit von allem Bösen. Das geschieht nicht durch einen Kampf mit dem Bösen, sondern durch die Erkenntnis, daß es nichts Böses gibt.
Auf der menschlichen Ebene mag man kämpfen müssen, um das Bewußtsein der Allheit Gottes, des Guten, zu erlangen. Das christusgleiche Bewußtsein von Gott als Alles-in-allem durchschaut den falschen Anspruch, daß neben oder außer Gott, dem Guten, etwas bestehe.
Die sterblichen Annahmen verschwinden in dem Maße, wie sich das Bewußtsein zu der Vollkommenheit und Vollständigkeit Gottes erhebt. „Vollkommenheit liegt der Wirklichkeit zugrunde“, schreibt Mrs. Eddy. „Ohne Vollkommenheit ist nichts völlig wirklich.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 353. Wenn wir in unserem Bewußtsein an dem Gedanken festhalten, daß Gott Alles-in-allem ist, gewinnen wir in jeder Lage völliges Vertrauen auf die Herrschaft des Guten. In diesem Bewußtsein gibt es keine Furcht vor einer scheinbaren Anwesenheit des Bösen oder vor seiner Möglichkeit.
Furcht — mit anderen Worten, der Glaube an die mögliche Existenz des Bösen — äußert sich in negativen Erfahrungen. Furcht veranlaßt sie. Sie projiziert ihre eigenen Bilder, damit wir sie annehmen, und wir müssen uns weigern, sie zu akzeptieren.
Die Christus-Idee befreit uns von dem Anspruch, daß es neben der Allheit Gottes, des Guten, irgend etwas gebe. Der Christus heilt alle Krankheit und alle Disharmonie. Anstatt uns der Furcht zu unterwerfen, die immer die Abwesenheit Gottes und Seiner Allheit voraussetzt, vertrauen wir auf den Christus und verweilen in der inspirierten Überzeugung von der Einheit Gottes und des Menschen. Wir können wissen, daß Gott und der Mensch eine Einheit darstellen. Die Wissenschaft des Christus enthüllt diese Einheit. In der Umwandlung von Furcht zur Erkenntnis der Allheit Gottes sind Gesundheit und Harmonie die natürliche Folge.
In dieser Erkenntnis erwachen wir zu unserem wahren Selbst, dem individualisierten Ausdruck Gottes. Wenn wir die Allheit Gottes in jeder Situation erkennen und bestätigen, erfüllen wir das geistige und moralische Gesetz. Wir erheben uns, um unsere Bestimmung als Widerspiegelung Gottes zu erfüllen.
Die im Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit zusammengefaßten fundamentalen Sätze der göttlichen Metaphysik beginnen mit den Worten: „Gott ist Alles-in-allem.“ Ebd., S. 113. In der Wirklichkeit des Seins gibt es keine Identität, keinen Gegenstand, keine Idee, die etwas enthält, was nicht von Gott, dem Ursprung aller Schöpfung, herrührt. Gott ist der Alles-in-allem, und Seine unendliche Offenbarwerdung, der Mensch und das Universum, wird immerdar in dieser Vollkommenheit aufrechterhalten.
Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid
und der Geist Gottes in euch wohnt?
1. Korinther 3:16
