Das Klagen ist heutzutage eine der am weitesten verbreiteten Krankheiten. Manche Leute glauben sogar, daß man mit einem Fremden am schnellsten Kontakt bekomme, wenn man seinen Klagen beistimme. Kinder haben etwas an ihren Eltern auszusetzen, und umgekehrt; der Angestellte beschwert sich über seinen Chef, der Kunde über den Verkäufer oder Handwerker, und umgekehrt. Und beinahe jedermann klagt über die anonymen „sie“, zu denen die Gesellschaft, die Regierung, das Geschick usw. zählen.
Vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, mögen unsere Beschwerden oftmals gerechtfertigt scheinen. Aber die Wissenschaft des Christus ist nicht oberflächlich. Die Frage, die Pilatus an Jesus stellte, wird von jedem wiederholt, der diese Wissenschaft studiert; er fragt: „Was ist Wahrheit?“ Wir sollten danach trachten, mit Christus Jesus zu sagen: „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit zeugen soll.“ Joh. 18:37, 38. Für die Wahrheit zeugen heißt u. a., daß wir alle Schwierigkeiten — mögen es ganz unwichtige Kleinigkeiten oder riesengroße Probleme sein — als eine Prüfung unserer Wahrhaftigkeit und Treue ansehen.
In der biblischen Allegorie von Adams und Evas Vertreibung aus dem Garten Eden sagt Gott zu Adam: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“ 1. Mose 3:19. Unsere täglichen Nöte machen uns das Leben oft schwer. Wenn wir den richtigen Standpunkt finden wollen, um mit diesen Nöten fertig zu werden, müssen wir den Glauben an die Materie aufgeben und uns dem Verständnis des Geistes zuwenden. Der wirkliche Mensch lebt im Geist. Und da leben in Wirklichkeit also auch wir. Nur wenn wir dies erkennen, wird uns klar, daß wir mit lediglich menschlichen Mitteln keine echte Lösung unserer Probleme erzielen können.
Wir sollten nicht in einer Art Lee leben und dort die Bequemlichkeiten der Materie genießen. Es ist nicht unsere Aufgabe, einen Platz im Leben zu finden, wo es keine Probleme gibt. Gibt es überhaupt einen solchen Platz? Wenn es einen gäbe, wo gewisse Probleme nicht vorhanden wären, so würde man dort sicher Schwierigkeiten anderer Art antreffen. Wir wissen sehr wohl, daß die meisten von uns ohne Herausforderungen keine Fortschritte machen würden. Und natürlich können wir keine Fortschritte machen, wenn wir träge sind und denken: Ach, wir wollen die Probleme einfach hinnehmen und uns keine Mühe mehr geben.
In der Christlichen Wissenschaft lernen wir, daß es ein Land der Verheißung gibt, ein Land des Friedens, für das man weder Paß noch Visum benötigt. Um dorthin zu gelangen, müssen wir aber viel mehr tun, als eine Reise um die Welt verlangen würde. Das Ziel dieser Anstrengungen ist das Verständnis, daß es nur ein Gemüt, einen Geist, einen Gott gibt. Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft schreibt Mrs. Eddy: „Es gibt keine von Gott getrennte Macht. Allmacht besitzt Allgewalt, und irgendeine andere Macht anerkennen heißt Gott die Ehre versagen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 228.
Wenn wir die Wahrheit von Gottes allmacht bekräftigen, betrachten wir Herausforderungen nicht als Schicksalsschläge, die uns in Form von Krankheit, einer Person oder Mangel treffen. Vielmehr stellt jede Schwierigkeit dann eine Gelegenheit zur Demonstration dar.
Zugegeben, wenn wir wirklich wüßten, daß wir von einem Gemüt regiert werden, würden wir nicht klagen. Und weil das Akzeptieren des einen Gemüts und der Gehorsam ihm gegenüber das Land ist, in das wir kommen müssen, liegt es bei Ihnen und mir und jedermann, aus unserem Denken und von unseren Lippen alles zu verbannen, was den Glauben an die Existenz der Materie unterstützen würde. Ist es logisch, einerseits an die Existenz von vielen, miteinander streitenden, sterblichen Gemütern zu glauben und andererseits von dem einen und einzigen Gemüt Hilfe zu erwarten?
„Es gibt keine von Gott getrennte Macht.“ Dies zu wissen und in unserem Leben zu bestätigen, das sollte unsere Aufgabe sein, und das ist auch das Mittel zur Überwindung aller Klagen.