Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Der Strom des Lebens

Aus der November 1984-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Strom wand sich wie ein rosa Band zwischen vereisten Ufern ostwärts in die rosenfarbene Dämmerung. Von seinem Ursprung in einem von Gletschern gespeisten See, etwa hundertfünfzig Kilometer tiefer in den Bergen zieht sich der Fluß über fünfzehnhundert Kilometer durch die kanadischen Prärien und den präkambrischen Schild, bis er sich in die Hudsonbai ergießt.

Als ich dem gleichmäßigen, unaufhaltsamen Lauf des Stromes zuschaute, fiel mir der Vers ein, mit dem das letzte Kapitel der Bibel beginnt: „Und er zeigte mir einen Strom des lebendigen Wassers, klar wir Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes.“ Offenb. 22:1. Der „Thron Gottes“, könnte man sagen, symbolisiert die Quelle allen Lebens, das schöpferische, regierende Prinzip, das das göttliche Leben selbst ist. Und stellt nicht das Lamm den Christus dar, die göttliche Offenbarwerdung dieses Lebens, die reine, geistige Idee, die aus Gemüt, Gott, hervorströmt?

Gott ist Leben — unendlich, ewig, unerschöpflich, allmächtig. Da Gott unendlicher Geist ist, wie die Bibel offenbart, muß dieses Leben allumfassend sein. Es kann nicht materiell und sterblich sein, denn alles Materielle und Körperliche ist zeitlich, begrenzt und zerstörbar. Den materiellen Sinnen zufolge scheint das Leben seinen Ursprung in der Materie zu haben, sich durch physische Körper auszudrücken und von organischen Systemen beherrscht zu werden. Man könnte glauben, es gäbe so viele Leben wie individuelle Organismen — jedes fehlbar und endlich.

Es wäre unmöglich, das unendliche göttliche Leben oder seine Offenbarwerdung, den Menschen, in eine endliche, körperliche Form einzuschließen. Seiner Natur nach muß Leben einen unbegrenzten, unbeschränkbaren Ausdruck haben. Es muß unteilbar und unzerstörbar sein. „Gott ist unendlich, das einzige Leben, die einzige Substanz, der einzige Geist oder die einzige Seele, die einzige Intelligenz des Universums, einschließlich des Menschen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 330. So beginnt der erste Punkt in dem Programm der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns), das die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift festgelegt hat.

Da Leben unendlich ist, muß es überall sein. Da Gott Einer ist, unteilbar und ewig, muß Leben unzerteilt, ohne Anfang oder Ende sein. Dieses eine und einzige vollkommene Leben spiegelt sich im individuellen Menschen und im gesamten Universum wider. Jede Identität in Gottes Schöpfung spiegelt all die dynamischen Eigenschaften und die Substanz des einen unendlichen Lebens wider und drückt sie aus, aber sie besitzt sie nicht persönlich.

Diese widergespiegelte Substanz ist nicht materiell, sondern geistig. Sie schließt alle Weisheit, alles Verständnis und alle Intelligenz des göttlichen Gemüts, alle Schönheit, Harmonie und schöpferische Kraft der ewigen Seele in sich. Die Ordnung, Präzision und Macht des unfehlbaren Prinzips und die lautere Motivierung, die Lebhaftigkeit und Energie des göttlichen Geistes sind Elemente des Lebens. Da die Substanz des Lebens geistig und ewig ist, übersteigt sie alles, was materiell und sterblich ist. Und doch ist Leben die unmittelbare Tatsache allen Seins, nicht eine zukünftige Möglichkeit in irgendeinem fernen Ort.

Die klare Erkenntnis dieser geistigen Tatsachen des Lebens und die Verneinung jedes gegenteiligen Anspruchs bringen Beweise dieser Wirklichkeit in die menschliche Erfahrung. Dieser Vorgang läutert, erhebt und wandelt das Denken; er bricht dabei die Fesseln von Sünde und Krankheit, von Mangel oder Versagen. Christus Jesus, der vollkommenste menschliche Repräsentant der wahren Idee vom Leben, erkannte diese Wirklichkeit so klar, daß er zum Grabe seines Freundes gehen und befehlen konnte: „Lazarus, komm heraus!“ Joh. 11:43., daß er ans Bett der Tochter des Jairus treten und sie mit den Worten „Kind, stehe auf!“ Luk. 8:54. wieder zum Leben erwecken konnte. Christus Jesus identifizierte sich derart mit dem einen, unendlichen Leben und lebte es dermaßen, daß er die Wirklichkeit dieses Lebens in seiner Auferstehung demonstrieren konnte.

Der Gebirgsstrom, den ich beobachtete, fließt schon seit Jahrhunderten dahin, und doch ist er immer neu. Genauso ist es mit dem Strom des Lebens, der sich jeden Augenblick erneuert. In Wirklichkeit gibt es so etwas wie einen „alten“ Strom oder ein „altes“ Leben nicht. „Die Schöpfung erscheint immerdar, und der Natur ihrer unerschöpflichen Quelle nach muß sie immerdar weiter erscheinen“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 507., heißt es in Wissenschaft und Gesundheit.

Das Leben des Menschen, die individuelle Offenbarwerdung des einen unendlichen Lebens, muß sich innerhalb dieses Lebens endlos entfalten. Gemüt kann niemals aufhören zu wissen, oder es wäre nicht Gemüt. Das göttliche Leben kann niemals aufhören, seine unendlichen Ideen, seine unbegrenzte Schöpfung, zu offenbaren, oder es wäre nicht Leben. Deshalb ist die Wirklichkeit vom Sein des Menschen immer neu, sie sprüht in immer neuen Ideen und grenzenlosen Energien, die vom göttlichen Geist stammen. Wenn wir diese geistigen Tatsachen verstehen und sie täglich als wahr für uns beanspruchen, werden die menschlichen Annahmen von Anfang und Ende, von Verfall und Stagnation allmählich den ewigen Wirklichkeiten des Seins weichen.

Die Vorstellung, daß der Mensch ein von seinem Schöpfer getrenntes, eigenes persönliches Leben besitzt, hat die Annahme eines begrenzten und zerstörbaren menschlichen Lebens zur Folge. Eine irrtümliche Voraussetzung führt zu einer irrtümlichen Folgerung, und diese Folgerung scheint sich in der Erfahrung derer, die sie akzeptieren, zu zeigen. Wird nun die falsche Voraussetzung mit der Wahrheit berichtigt, daß der Mensch von seinem Schöpfer, dem göttlichen Leben, untrennbar ist, dann tritt diese Wirklichkeit in zunehmendem Maße im menschlichen Leben in Erscheinung.

Wenn ein fließendes Gewässer gestaut wird und keinen richtigen Abfluß hat, kann es stagnieren und versumpfen. Wir müssen nicht nur die unendliche, göttliche Quelle vom Leben des Menschen erkennen, sondern auch des Menschen ewige Aufgabe, dieses Leben zum Ausdruck zu bringen. Der wahre Zweck des Menschen ist es, alle dynamischen Eigenschaften des Lebens ungehemmt zu bekunden, denn der Mensch ist Offenbarwerdung. Hörte er auf, all die Eigenschaften des Lebens — der Liebe, der Wahrheit, des Geistes oder der Seele — zum Ausdruck zu bringen, so würde er aufhören, zu existieren. Aber der von Gott geschaffene Mensch, Seine vollkommene Idee und unser wirkliches Wesen, ist der ungehemmte und unverseuchte Ausdruck von Gottes reinem und leuchtendem Sein.

Falls unsere jetzige Vorstellung vom Leben diesem wahren Begriff nicht ganz zu entsprechen scheint, können wir mindestens drei Dinge tun. Wir können beginnen, die Einheit und Allheit von Leben, Gott, und die unlösbare Beziehung des Menschen zu diesem Leben zu behaupten. Wir können all die dynamischen Eigenschaften Gottes standhaft beanspruchen und sie konsequenter zum Ausdruck bringen. Und wir können alle falschen Annahmen, Gewohnheiten, Einstellungen oder Behauptungen hinsichtlich menschlicher Abstammung oder Geschichte ausfindig machen, die unsere Offenbarwerdung des ungehemmten Lebens, das Gott ist, aufhalten möchten, und sie aus unserem Bewußtsein entfernen.

Dadurch, daß wir täglich danach streben, der Mensch zu sein, zu dem Gott uns geschaffen hat, und das Leben zu leben, das Gott in uns entfaltet, können wir durch das vollkommene Beispiel, das uns Christus Jesus gegeben hat, Inspiration und Ermutigung erlangen. In einem Brief des Johannes lesen wir: „... das ist das Zeugnis, daß uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und solches Leben ist in seinem Sohn.“ 1. Joh. 5:11.

Dieses endlose Leben, das das Leben, Gott, widerspiegelt, fließt immerdar frei.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / November 1984

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.