Jesus erklärte seinen Jüngern, daß sie das Licht der Welt seien. Siehe Matth. 5:14. In den Augen der Welt waren sie jedoch nicht besonders gut dazu geeignet, ihr Licht zu sein!
Vielleicht, so sprach weltliche Weisheit, hätte diese Bezeichnung auf Alexander den Großen oder die griechische Zivilisation gepaßt. Oder vielleicht hätte man auch Kaiser Augustus zutreffend das Licht der Welt nennen können. Hatte doch schon der Dichter Vergil von ihm geschrieben: „Der aber hier ist der Held, der oft und oft dir verheißen, Caesar Augustus, der Sproß des Göttlichen. Goldene Weltzeit bringt er wieder ...“ Aeneis, Buch VI, Zeile 791–793.
Aber die Jünger Christi Jesu waren — und sind es auch heute noch — das Licht der Welt. Da sie dem Christus — dem Geist Gottes, den Jesus ausdrückte — gehorsam waren, wurden sie zum Licht für eine Welt, die in der Dunkelheit der Annahme, Leben sei in der Materie, umherstrauchelte.
Weltliche Zweifel über ihre Identität oder Aufgabe berührten sie selbst wenig. Weder das, was andere über sie dachten, noch ihre eigenen Befürchtungen und gelegentlichen Zweifel an sich selbst konnten sie wirklich beeinflussen. Sie wußten, daß sie eins mit Christus waren. Mit Paulus’ Worten, sie waren „Kinder der Verheißung“ Röm. 9:8. — der Verheißung Gottes oder Seines unauflöslichen Bundes mit denen, die Ihn mit dem geistigen Sinn suchen und erkennen. Und das ist jeder treue Christliche Wissenschafter — das sind alle, die das Reich Gottes wirklich finden.
Wer die Christliche Wissenschaft
Christian Science (kr´istjən s´aiəns) aus der Perspektive der Welt betrachtet, tut sie manchmal als eine kleine Sekte ab, die wenig Aussicht auf anhaltenden Erfolg hat. Aber eine ähnliche Betrachtungsweise hätte im ersten Jahrhundert zweifellos manch einen zu der gleichen, völlig falschen Schlußfolgerung über die Nachfolger eines unbekannten, in einer entlegenen Provinz wirkenden jüdischen Lehrers geführt!
Jesus sagte: „Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Joh. 8:12. Und die Nachfolger Jesu wußten genau, wer sie waren. Sie betrachteten sich nicht als Mitglieder einer begrenzten, rein menschlichen Gemeinschaft, sondern sie wußten, daß sie ihren Ursprung in Christus hatten — daß sie neue Menschen waren, deren Anschauungen mit dem Aufdämmern eines neuen Verständnisses gänzlich umgewandelt worden waren.
Diese neue Perspektive führt nicht zu Stolz oder Pharisäertum. Vielmehr erniedrigt sie das menschliche Ego und segnet die christliche Sanftmut, die allein auf Gott, Geist, wartet.
Es ist nicht verwunderlich, daß eine aus Folgerungen des sterblichen Gemüts zusammengesetzte Welt scheinbar wenig Raum für geistige Prioritäten und Zielsetzungen läßt. Sie mag wie eine Welt voll mächtiger Massenmedien, autoritativer Fachgebiete, unzugänglicher Menschen und schnellebiger Entwicklungen scheinen, die nicht mehr Moral besitzen als eine Sternschnuppe!
Aber das ist eine falsche Auffassung von der Welt — ein veralteter Begriff. Und zwar wurde diese Vorstellung durch die Entdeckung der Christlichen Wissenschaft unmodern. Mary Baker Eddy sagt über diese Wissenschaft: „Sie ist nicht ein Suchen nach Weisheit, sie ist Weisheit, sie ist Gottes rechte Hand, die das All umfaßt — alle Zeit, allen Raum, alle Unsterblichkeit, alles Denken, alle Ausdehnung, Ursache und Wirkung; sie erstellt und regiert alle Identität, Individualität, alles Gesetz und alle Macht.“ Vermischte Schriften, S. 364.
Die große geistige Entdeckung ist, daß die Welt, wie das sterbliche Gemüt sie beschreibt, buchstäblich nicht existiert. Was jedoch besteht, ist das geistige Universum, dessen Hauptzweck, Anziehungskraft, Triebkraft und Intelligenz geistig sind. Daher wird alles Geistige und Liebevolle in diesem von der göttlichen Liebe beherrschten Weltall als wertvoll betrachtet und beschützt.
Es ist daher außerordentlich hilfreich, wenn wir daran denken, daß wir nicht religiös eingestellte Sterbliche sind, die in einem materiellen Weltall die Christliche Wissenschaft ausarbeiten. Vielmehr sind wir in Christus wiedergeborene Kinder der Verheißung, weil wir, wenn auch nur in geringem Grade, die göttliche Wahrheit erkennen, die Gott und Seine Allheit ausmacht.
Dieser neue, geistigere Begriff von unserer Identität bringt in unsere menschliche Erfahrung eine heilende Kraft, eine klare Führung und bemerkenswerte Fähigkeiten. Er vermindert und zerstört den herabziehenden Einfluß der Sünde und untergräbt den falschen Glauben an eine böse Macht, die angeblich dem Guten mit Erfolg widerstehen kann. Er verleiht uns, wie Mrs. Eddy andeutet, ein festes neues Verständnis von Identität, Individualität, Gesetz und Macht.
Das sterbliche Gemüt hat keine Ahnung, wie so etwas geschehen kann. Es weiß nichts von der Macht des geistigen Bewußtseins.
Wir können es uns nicht leisten, dem Urteil des sterblichen Gemüts über die Christliche Wissenschaft beizupflichten. Schließlich lernen wir die Macht Gottes verstehen und nicht die nach menschlichen Maßstäben bewertete Fähigkeit einzelner Personen oder sich zu einer Organisation zusammengeschlossener Einzelwesen. Und nicht nur wir werden durch diese Wahrheit über Gottes Allheit umgewandelt, sondern die ganze Welt. Solange man diese Kraft, die die revolutionärste aller Kräfte ist, nicht mit in Betracht zieht, ist es unmöglich, Aussagen über die Zukunft des religiösen Denkens, die Zukunft der Menschheit oder die Zukunft der Kirche Christi, Wissenschafter, zu machen.
Die Wahrheit wandelt die Ansichten, die die Menschen über sich selbst haben, um und erhebt des Denken zu höheren Vorstellungen. Sie bereitet die Christlichen Wissenschafter darauf vor, die Christliche Wissenschaft in einem viel umfassenderen Sinn zu verstehen; sie läutert die Beweggründe, weckt höhere Erwartungen. Und die Wahrheit bereitet auch die Menschheit auf die zunehmende Verbreitung der Christlichen Wissenschaft vor. Mrs. Eddy erklärt: „Heute wird die Erde dem Weibe helfen; die geistige Idee wird verstanden werden.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 570. Und an anderer Stelle schreibt sie: „Die Verheißungen werden in Erfüllung gehen.“ Ebd., S. 55.
Was wird also von uns verlangt? Treue! Mrs. Eddy sprach einmal von ihren Erwartungen an das zwanzigste Jahrhundert, die sie allerdings mit dem Zusatz einschränkte: „... wenn das Leben der Christlichen Wissenschafter ihre Treue zur Wahrheit bezeugt“ Kanzel und Presse, S. 22..
Diese Treue zur Wahrheit bewirkt eine tiefgreifende Läuterung und die Entwicklung eines christlichen Charakters. Sie gibt uns auch ein größeres metaphysisches Verständnis von dem, was uns die Wahrheit über unsere eigentliche Identität und Rolle als Christliche Wissenschafter offenbart.
Haben wir uns zu der Annahme verleiten lassen, wir seien Mitglieder einer kleinen, von Feindseligkeit umgebenen Sekte, die nur um Anerkennung und faire Behandlung seitens der Welt kämpft? Welch herrliche Freiheit des Denkens und Handelns wird uns zuteil, wenn wir erkennen, daß wir uns in Einklang mit dem wahren Prinzip des Universums, der göttlichen Wahrheit und Liebe bewegen, die sich dem sehnsüchtigen Herzen der Menschheit nur immer mehr offenbaren kann!
Wie inspirierend und befreiend ist doch die Erkenntnis, daß wir für die ganze Menschheit arbeiten, daß wir alle Menschen lieben und daß die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft tatsächlich sehr geschätzt und für das erwachende geistige Denken der Menschheit ganz natürlich sind!
Unsere Führerin erklärt: „Dem sterblichen Sinn erscheint die Wissenschaft zuerst verborgen, abstrakt und dunkel, aber eine strahlende Verheißung krönt ihre Stirn.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 558. Diese Verheißung stellt weder menschliche Fähigkeiten, menschlichen Einfluß noch menschliche Macht in Aussicht. Sie verheißt auch nicht eine Knospe, die sich öffnen und voll erblühen mag oder nicht — oder eine neue Blume, die vielleicht verwelken wird. Hinter dieser Verheißung steht vielmehr das Wort Gottes — Sein ewiger Bund mit denen, die reuigen Herzens sind — von Abrahams, Jesajas und Paulus’ Zeiten bis auf den heutigen Tag.
Wir wissen, daß Seine Verheißung besagt, daß diejenigen, die demütig erkennen, wie viel sie noch von dem Christus, der Wahrheit, zu lernen haben, und die die falsche Annahme von einem sterblichen Gemüt und sterblichen Selbst bereuen, geführt und beschützt werden und Erfüllung finden, die jede sterbliche Vorstellung weit übersteigt. Sie werden verstehen, daß Leben Gott ist.
Auf diese Weise schwindet die Ansicht der Welt über das, was möglich oder vernünftig ist, dahin. Und was bestehenbleibt, ist die große Tatsache, daß wir die Kinder der Verheißung sind — der allmächtigen Verheißung Gottes an die Menschen.
