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Ein junges Mädchen in meiner Sonntagsschulklasse machte sich...

Aus der November 1984-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein junges Mädchen in meiner Sonntagsschulklasse machte sich Gedanken über ein Gespräch, das sie mit einer Freundin über die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) gehabt hatte. Sie erklärte mir und den Klassenkameraden, daß diese Freundin sehr skeptisch gewesen sei und sie gefragt habe: „Was würdest du machen, wenn du wirklich krank wärst und nicht geheilt würdest?“

Die Sonntagsschülerin hatte diese Möglichkeit noch nie erwogen. Sie und ihre Angehörigen hatten sich wegen Heilung immer auf die Christliche Wissenschaft verlassen und waren nie enttäuscht worden. Aber der Unglaube ihrer Freundin machte ihr zu schaffen, und sie fragte sich: „Wenn aber etwas auf dich zukäme, was du nicht handhaben könntest, wenn ein Problem einfach zu groß wäre und dein Verständnis zu klein, was dann?“

Die Mitschübler stimmten sofort überein, daß diese Frage geklärt werden mußte. Aber ich fand so schnell keine rechte Antwort darauf. Da ich den Schülern eine gut durchdachte und ehrliche Erwiderung geben wollte, sagte ich, daß ich erst im Gebet darüber nachdenken müsse. Sie waren bereit, auch darüber zu beten, und wir nahmen uns vor, diese Frage am folgenden Sonntag zu besprechen.

Im Laufe der Woche entzündete sich eine kleine Beule, die ich hinten am Bein hatte, und schwoll an. Diese Beule hatte mir seit etwa einem Jahr hin und wieder Beschwerden gemacht, und ich hatte auch gelegentlich eine Ausüberin der Christlichen Wissenschaft um Behandlung gebeten. Aber diesmal war das Problem ernster; ich hatte Schmerzen beim Gehen und konnte kaum normal sitzen und liegen.

Die ersten zwei Tage betete ich, um die Furcht zu überwinden. Ich wandte mich an die Bibel und an Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, um mir Gottes Allmacht und Allgegenwart bewußt zu machen. Der Zustand schien jedoch sehr wirklich und bedrohlich zu sein, und mit Schrecken bemerkte ich, daß er sich weiterhin verschlimmerte. Daraufhin rief ich eine Ausüberin der Christlichen Wissenschaft an, die für mich beten und mir auf diese Weise helfen wollte, durch das Zeugnis der körperlichen Sinne hindurchzuschauen und mein vollkommenes, geistiges Sein als Gottes Sprößling zu erkennen.

Ich mußte der Arbeit fernbleiben, weil ich kaum gehen konnte. Während dieser Zeit verbrachte ich fast jede wache Stunde mit dem Studium der Bibel und der Schriften Mrs. Eddys, ich las die Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft und betete um ein besseres Verständnis von Gott. Ich arbeitete gewissenhaft, da ich dieses Problem dringend lösen wollte. Im Gegensatz zu mir — ich bemühte mich etwas hektisch um Heilung — erwartete mein Mann in Gelassenheit und Freude die Heilung, was mir eine wertvolle Hilfe war.

Über eine Woche verstrich, und das Problem schien sich weiter zu verschlimmern. Meine Gedanken kehrten immer wieder zu der Frage zurück, die die Sonntagsschülerin vorgebracht hatte: „Was würdest du tun, wenn du wirklich krank wärst und nicht geheilt würdest?“ Diese Frage ließ mich nicht in Ruhe. Ich sollte den Schülern helfen, eine Antwort zu finden, und schien nun selber eine solche Situation zu erleben! Keinesfalls bezweifelte ich die Wirksamkeit der Christlichen Wissenschaft. Ich war in einer großen Familie aufgewachsen, wo Gott der einzige Arzt war, an den wir uns wandten, und Er hatte immer unsere vielen Nöte gestillt. Daher kam mir gar nicht erst der Gedanke, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber ich begann, an meinem eigenen Verständnis der Christlichen Wissenschaft zu zweifeln und meine Fähigkeit, sie in dieser Angelegenheit zu demonstrieren, in Frage zu stellen. Es tauchte die Suggestion auf: „Möglicherweise geht dies Problem über dein Verständnis der Christlichen Wissenschaft hinaus.“

Wie sehr wünschte ich, die Sache hinter mich zu bringen und meine normalen Tätigkeiten wiederaufzunehmen! Aber ich vergaß dabei, worum es beim christlichen Heilen eigentlich geht: geistige Wiedergeburt. Mir war noch nicht klar, welch wunderbarer Segen mich erwartete.

Eines Tages rief ich die Ausüberin an und schüttete ihr meine ganze Verzweiflung aus. Ich glaubte, mir alle Mühe gegeben zu haben, um das Problem zu lösen, aber ich sah nicht den geringsten Fortschritt. Ich wußte nicht, was ich noch tun sollte. Niemals werde ich die ruhige und liebevolle Antwort dieser liebenswerten Frau vergessen. Sie sagte, daß wir uns an das göttliche Prinzip, Gott, wenden, um geheilt zu werden, und nicht an eine Person. Weder unser eigenes, persönliches Verständnis von der Wahrheit noch das eines anderen Menschen heile, sondern allein die Wahrheit selbst. Daher, so versicherte sie mir, sei Heilung unumgänglich, denn das göttliche Prinzip versage niemals. Gott lasse mich nicht im Stich, und gewiß vernachlässige Er mich auch nicht.

Dann machte sie mir klar, daß es manchmal den Anschein habe, als ob die Krankheit, das Böse, sich verschlimmere, in einer Situation die Initiative ergriffen habe und die Herrschaft besitze. In Wirklichkeit aber besitzt allein die göttliche Wahrheit die Initiative. Sie setzt immer ihren Willen durch, offenbart ständig mehr von sich selber und deckt das Böse als Illusion auf. Wahrheit ist aktiv; sie kehrt irgendwelche Phasen der sterblichen Annahme um und schafft in unserer Erfahrung Raum für Fortschritt.

Für mich war die Stunde gekommen, zu lernen, was es wirklich bedeutet, Gott ganz und gar zu vertrauen. Ich dachte, ich hatte es getan; aber nun entdeckte ich, daß sich mein Glaube hauptsächlich auf mein eigenes Verständnis der Christlichen Wissenschaft gründete, auf eine Person anstatt auf das göttliche Prinzip. Wenn ich aber glaubte, daß persönliches Verständnis zur Heilung führe, unterlag ich natürlich auch der Annahme, daß mangelndes Verständnis die Heilung verhindern könne. Was für ein Fehler! Gott ist allwissend, Sein Verständnis ist vollkommen, und der wahre, geistige Mensch spiegelt dieses Verständnis wider, ist aber nicht dessen Quelle. Das war alles, was ich wissen und akzeptieren mußte. Und wenn ich auch recht wenig von diesen Tatsachen begriff, so konnte das die Tätigkeit von Gottes Gesetz des Heilens nicht stören, wenn ich diesem Gesetz ehrlich und ohne Furcht oder Zweifel vertraute.

Ich studierte und betete weiter; ich war nun frei von intellektuellem Stolz und von dem Wunsch, herauszubekommen, wie dieses Problem metaphysisch gelöst werden könnte. Ich fühlte eine tiefere Liebe zu Gott und ein wachsendes Vertrauen in Sein unfehlbares Gesetz des Guten. In Demut lernte ich, die Bedeutung der Worte Christi Jesu zu verstehen; „Ich kann nichts von mir selber tun“ (Joh. 5:30) und: „Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut seine Werke“ (Joh. 14:10). Obgleich die Tage vergingen und sich keine Besserung an dem Bein zeigte, vollzog sich ein wunderbares geistiges Wachstum.

Eines Morgens hatte ich den innigen Wunsch, an meinen Arbeitsplatz in Der Mutterkirche zurückzukehren. Angesichts der Umstände schien es töricht (und fast unmöglich) zu sein, diese Absicht auszuführen. Aber ich hatte wirklich das Gefühl, daß ich hingehen sollte, und so begann ich mich fertigzumachen. Beim Duschen fiel mein Blick versehentlich auf mein Bein, das ich mehrere Tage nicht angesehen hatte. Es war bis zu einer solchen Unförmigkeit angeschwollen, daß der Anblick mir zuerst einen Schrecken einjagte, aber dann rüttelte er mich zu einer energischen Rebellion gegen die Annahme auf, daß diese Häßlichkeit wirklich ein Teil von mir sein könne. Auf einmal war es mir klar, daß dieses Problem nichts anderes als eine Phase des Traums war, daß Leben und Intelligenz in der Materie seien. Es war eine Illusion der materiellen Sinne und keinesfalls die Wahrheit über mich. „Ich bin Gottes Kind. Er hat mich vollkommen geschaffen, geistig, rein und lieblich, und Er würde in Seiner Allheit so etwas Häßliches nicht dulden“, sagte ich laut und mit Überzeugung. Es war so schlimm, daß es unmöglich wahr sein konnte, dachte ich.

Als ich das Haus verließ, um zur Arbeit zu gehen, war ich völlig frei von Furcht. Ich fühlte mich in der Wahrheit geborgen und war voller Freude. Am Körper hatte sich nichts verändert, aber ich war mir der geistigen Tatsachen so sicher und fühlte mich Gott so nahe, daß es mir nichts mehr ausmachte.

Als ich an meinem Schreibtisch saß, öffnete ich Wissenschaft und Gesundheit und las (S. 201): „Wahrheit schafft eine neue Kreatur, in der das Alte vergeht und, alles neu geworden‘ ist.“ Ich betrachtete diese Worte als Gottes Zusicherung meiner Heilung.

Bald danach bemerkte ich einen Fleck auf dem Teppich und stellte fest, daß mein Bein blutete. Ich rief die christlich-wissenschaftliche Pflegerin in unserem Gebäude an, die auch sofort kam. In einem Büro, wo es normalerweise von Leuten wimmelt — von Angestellten und Besuchern —, war in diesem Augenblick niemand zu sehen. Wie war ich dankbar, daß sich dies an meinem Arbeitsplatz ereignete, wo mir die fachmännische, liebevolle Hilfe einer christlich-wissenschaftlichen Pflegerin zur Verfügung stand. Wir gingen in ein leeres Büro, wo sie das Bein säuberte und verband. Ich hatte keinerlei Schmerzen. Die Pflegerin sagte mir, daß etwas aus dem Bein ausgeschieden sei und daß die Stelle nässe. Dann fügte sie hinzu: „Aber eins steht fest, diese Patientin kennt keine Furcht!“

Ich konnte gleich mühelos gehen, wofür ich natürlich sehr dankbar war. Aber ich fühlte in dem Augenblick die Liebe Gottes und die Gegenwart des Christus so bewußt wie nie zuvor, und diese Tatsache stellte die körperliche Heilung völlig in den Schatten. Es war mir, als ab Gott zu mir sagte: „Du bist mein liebes Kind, du bist immer beschützt, bist immer mein, und ich will dich für alle Zeiten so lieben und umsorgen wie heute. Du brauchst dich niemals zu fürchten.“

Am nächsten Tag, einem Sonnabend, harkte ich mit größerer Freude denn je das Laub in unserem Garten zusammen und schleppte es fort. Das Bein verheilte völlig.

Dieser Beweis von Gottes Heilkraft ist mir in den darauffolgenden Jahren ein wertvolles Kleinod geblieben. Aber die wirkliche Heilung war viel mehr gewesen als nur die Veränderung eines körperlichen Zustandes. Wir lesen in der Bibel (2. Kor. 5:17): „ ...darum ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!“ Durch diese Heilung war „das Alte“ — mein zaghaftes Vertrauen auf Gott und die Annahme, daß Heilung vom meschlichen Gemüt abhänge — vergangen, und „alles [war] neu geworden“ — ich hatte erkannt, daß das göttliche Prinzip der einzige Heiler ist und daß wir Gott ohne Zweifel jeden Fall anvertrauen können. Ich fühlte mich wirklich wie „eine neue Kreatur“.

Welch eine Freude war es, meine Schüler an dem Sonntag nach meiner Heilung wiederzusehen! Wir erkannten, daß die Voraussetzung für die Frage „ ... wenn ein Problem einfach zu groß wäre und dein Verständnis zu klein, was dann?“ die Frage tatsächlich hinfällig macht, denn sie geht von der Annahme aus, daß das menschliche Verständnis die Heilung bewirke. Drei Wochen waren vergangen, seit diese Frage aufgetaucht war, aber jetzt konnte ich den Schülern etwas geben, was ich vor meiner Heilung nicht gekonnt hätte — nämlich nicht nur Worte, sondern die durch wissenschaftliche Demonstration erlangte geistige Überzeugung, daß Gott, das göttliche Prinzip, der einzige Heiler ist, der nie versagt. Mrs. Eddy erklärt (Wissenschaft und Gesundheit, S. viii): „Die Frage: Was ist Wahrheit? wird durch Demonstration beantwortet — durch das Heilen von Krankheit wie von Sünde; und diese Demonstration zeigt, daß das christliche Heilen die beste Gesundheit verleiht und die besten Menschen hervorbringt.“


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