Die Menschen neigen dazu, sich begrenzt zu fühlen. Wir glauben, unser Leben ermangele oftmals der Gesundheit, Intelligenz, Versorgung, Schönheit, Freude, des Friedens. Die Schuld an solchen Begrenzungen schreiben wir dem Alter, der Unwissenheit, Erblichkeit, einem falschen Selbstbewußtsein, den Handlungen unserer Mitmenschen oder einer beliebigen Reihe materieller Umstände zu. Was können wir nun gegen die Aussichtslosigkeit jener Begrenzungen tun?
In der Christlichen Wissenschaft werden Begrenzungen — individuell und kollektiv — durch das Verständnis und die Demonstration der Gegenwart des göttlichen Gemüts beseitigt, der unendlichen Intelligenz, Gottes, die keine Begrenzung kennt und uns mit allem Guten versorgt. Schauen wir uns einmal an, wie diese metaphysische Wahrheit uns hilft.
Die Bibel enthält zahlreiche Berichte über getreue Menschen, die grausame Begrenzungen überwanden und hier auf Erden eine tiefere Freude erlangten. Die Vermehrung der wenigen Brote und Fische, mit denen Tausende gespeist wurden, ist ein unvergeßliches Beispiel; sowie die Errettung Daniels aus der Löwengrube; Paulus, der vor der giftigen Natter bewahrt wurde, und natürlich Christi Jesu Auferstehung und Himmelfahrt.
Eins scheint offensichtlich zu sein. Bei diesen Begebenheiten war eine Intelligenz am Wirken, die kaum als menschlich bezeichnet werden kann. Das Eingreifen einer höheren Intelligenz, der Hand des Herrn, ist klar erkennbar. Paulus nannte es die Tätigkeit des „Gemüts Christi“ 1. Kor. 2:16. [n. der engl. King-James-Ausgabe]., und die Christlichen Wissenschafter sprechen vom Wirken des „göttlichen Gemüts“ — eine Bezeichnung, für die Mrs. Eddy Hinweise in der Bibel fand und die auf die unendliche Intelligenz, Gott, Bezug nimmt, der den Menschen und das Universum gut erschafft und ihnen reiche Fülle zuteil werden läßt.
Die eindeutige Schlußfolgerung ist, daß die göttliche Intelligenz, die in biblischen Zeiten angewandt wurde, uns noch heute zur Verfügung steht, weil Gott nicht fortgegangen ist. Wir sprechen hier von einer Gemüts-Kraft, die weder von Gehirnschwingungen noch von elektrochemischen Gehirnimpulsen, Nervenempfindung, materiellen Zellen oder atomarer Tätigkeit herrührt. Wir meinen eine intelligente, geistige Kraft außerhalb des Fleisches, die zu der fleischlichen Annahme kommt, um das fleischgewordene Böse zu zerstören, nämlich den Irrtum, der das Gute begrenzt.
Diese göttliche Intelligenz ist mächtig genug, um die Steine hinwegzurollen, die die Fülle des Lebens behindern. Der größte aller Steine, die uns den Weg versperren, könnte die falsche Annahme sein, daß das einzige Gemüt, das uns zur Lösung von Problemen zur Verfügung steht, ein Bewußtsein ist, das angeblich in der Materie seinen Ursprung hat. Geben wir dieses alte Gemüt auf und verweilen wir im Gemüt Christi, dann fallen nach und nach die drückenden Lasten der Materialität ab.
Das materialisierte Bewußtsein, das Wahrnehmungsvermögen des sterblichen Gemüts, zerstört (nur der Annahme nach) den göttlichen Plan des Guten, das Gott für den Menschen vorgesehen hat. Nehmen wir z. B. einmal an, ein Kind wirft sich im Bett unruhig hin und her. Es hat einen Alptraum, in dem es verzweifelt versucht, bösartigen Krokodilen zu entkommen. Was würden Sie tun, um dem Kind zu helfen? Ihm sagen, daß es schneller laufen muß? Nein, Sie würden das Kind aufwecken; und wenn es erst einmal aus der Annahme seines Alptraums erwacht ist, würde das Kind erkennen, daß jene Krokodile lediglich die Erfindungen eines falschen Gemütszustands, eine Lüge, waren. Gewiß würde es dankbar sein, daß der Traum zu Ende ist.
Christus Jesus, unser Wegweiser, bewies, daß es hier auf Erden möglich ist, von der begrenzenden, falschen Vorstellung, die das sterbliche Gemüt vom Sein hegt, frei zu werden. Der Meister erwartete von uns, daß wir seinem Beispiel folgen, und seine Worte haben für alle Zeiten Gültigkeit: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Matth. 5:48. Der Meister der Metaphysiker machte es seinen Nachfolgern zur Aufgabe, das kristallklare geistige Bewußtsein der Wirklichkeit zum Ausdruck zu bringen, das als Widerspiegelung des Gemüts das vollkommene Sein so versteht, wie der himmlische Vater, das göttliche Gemüt, es kennt.
Kurz, da der Sohn dem Vater gleicht, hat unsere bewußte Identität ihren Ursprung im Gemüt, in Gott, nicht in Gehirnschwingungen mit ihren begrenzten, alptraumartigen Vorstellungen. Wenn wir daher Probleme der Begrenzung lösen wollen, haben wir das gottverliehene Recht, das zur rechten Zeit zu wissen, was wir wissen müssen. Da das vollkommene Gemüt immer bei uns ist, sind alle Dinge möglich, auch der Sieg über Begrenzung.
Selbst ein einziger gebeterfüllter Augenblick, in dem wir unsere Einheit mit dem Gemüt, der göttlichen Wahrheit, klar erkennen, erweckt uns zu einem geistigen Bewußtseinszustand, der es uns ermöglicht, das zu heilen, was (nur der Annahme nach!) schwere Fälle von Krankheit und Sünde zu sein scheinen. Wenn wir im Gebet bestätigen, daß das unendliche Gemüt keine Begrenzung kennt, daß der Mensch in vollkommener Einheit mit dem Gemüt besteht, verleiht uns dies eine Macht, die über jede menschliche Intelligenz hinausgeht.
In der Christlichen Wissenschaft ist das Gemüt Alles; es gibt kein anderes Gemüt und keinen anderen Bewußtseinszustand, und der Mensch ist das vollkommene Ebenbild dieses Gemüts. Dies ist besonders dann ein tröstendes Engelsbild oder eine gottgesandte Botschaft von der Wirklichkeit, wenn wir uns vom Alptraum des Bösen bedrängt fühlen. Es hilft uns, die Bemühungen des sterblichen Gemüts, das Gute zu verbergen, zurückzuweisen und uns mit dem göttlichen Gemüt zu vereinen. Es befähigt uns, aufwärtszublicken und uns über die begrenzten Vorstellungen des materiellen Bewußtseins zu erheben. Ja, die Wahrheit, daß der Mensch allein vom Gemüt regiert wird, hilft uns, die Gegenwart der göttlichen Intelligenz für uns in Anspruch zu nehmen, wenn wir menschlichen Problemen begegnen. Mrs. Eddy drückt es folgendermaßen aus: „Das mit diesem geistigen Verständnis ausgestattete menschliche Gemüt wird elastischer, ist größerer Ausdauer fähig, kommt in etwas von sich selbst los und bedarf weniger der Ruhe.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 128.
Auf diese Weise gewinnen wir Zugang zu der Intelligenz, die Begrenzungen beseitigt und Probleme löst. Geschäftsleute, Wissenschaftler, Eltern, führende Persönlichkeiten und Heilkundige, nehmt dies zur Kenntnis! Auch die Kranken und die Sünder — jeder Denker, der mit Problemen ringt — können Zugang zu den höheren Gedankensphären des Gemüts finden, und zwar durch die Wissenschaft des Gemüts, die Fehler berichtigt und Übel beseitigt.
Wenn diese Wissenschaft des Gemüts verstanden wird, errettet sie die Menschen von allen möglichen Begrenzungen. Ihre tägliche Anwendung bringt hier auf Erden die Wirklichkeit des Seins, Gottes Zufluchtsort für uns, ans Licht, wo das Böse weder Macht noch Intelligenz besitzt, mit der es sich geltend machen kann, weil das göttliche Gemüt, Liebe, allein wirklich ist und alles regiert. Schon ein Schimmer von diesem Reich des Gemüts, der Liebe, heilt Furcht, beschwichtigt Groll, beseitigt Frustration, befreit von Schuldgefühlen und anderen ungesunden Gedanken, die die zur Lösung schwieriger Probleme benötigte mentale Energie beeinträchtigen.
Mit anderen Worten: In diesem christlich-wissenschaftlichen und geistigen Bewußtseinszustand, in dem der Mensch kein anderes Gemüt als Gott besitzt, werden die beunruhigenden Vorstellungen des sterblichen Gemüts, wie Furcht, Entzündung, Verfall, Depression, Versagen, Ungerechtigkeit — die zahllosen Formen des sterblichen Denkens, die (nur der Annahme nach!) unseren Frieden, unsere Freude und Gesundheit begrenzen —, durch die unsterblichen Tatsachen der Harmonie ersetzt. Es ist wie die Morgendämmerung, in der sich die letzten Schatten der Nacht auflösen. Dem Menschen, der als Gottes Ebenbild vollkommen ist, fehlt es an nichts Gutem. Jesus erwartete von uns, daß wir zu dieser großen Wahrheit erwachen. Wir brauchen sie heute mehr denn je — sie erfrischt uns.
In jenen dunklen und trostlosen Augenblicken, wenn die Begrenzungen so überwältigend erscheinen, wendet sich der disziplinierte Metaphysiker entschlossen Jesu Lehre zu, so vollkommen zu sein wie unser Schöpfer, und er vertraut auf die immergegenwärtige Herrschaft und Macht des ewigen Gemüts. Wir beanspruchen mental unsere Einheit mit dem einen und einzigen unendlichen Gemüt, das weder Begrenzung noch Schranken kennt, das „den Wind in seine Hände gefaßt“ Spr. 30:4. hat.
Nehmen wir z. B. an, daß entzweiender Haß, Furcht und Selbstsucht in einer Kirche, einem Heim, einer Familie, einer Schule, einem Geschäftsunternehmen, einem Gemeinwesen oder in der Welt grassierten. Das würde (natürlich nur der Annahme nach!) das Gute, das dort erreicht werden könnte, behindern. Um dem abzuhelfen, würde der Denker, durch die göttlichen Energien des Gemüts Christi, sich von der sterblichen Wahrnehmung der Ereignisse abkehren. Er würde täglich im Gebet darauf beharren, daß alles wahre Bewußtsein die Widerspiegelung des Gemüts ist und von der Wahrheit regiert wird.
Ein solches Gebet bringt das geistige Licht, das den Schleier der Begrenzung vom Denken hinwegnimmt, so daß die richtigen Antworten, jene Engelsinspirationen des Guten, erscheinen und die ganze Menschheit leiten können. Im Sinne unseres geliebten Täglichen Gebets Siehe Handbuch Der Mutterkirche, Art. VIII Abschn. 4. trachten wir danach, aus uns und aus der gesamten Schöpfung die sündige Annahme zu entfernen, daß es viele Gemüter, Seelen, Geister gebe, und mental auf der Allheit des einen und einzigen Gemüts, Gottes, zu bestehen. Ein solches Gebet hilft den Menschen überall, die gegen die grausamen Begrenzungen des Fleisches ankämpfen und fälschlicherweise glauben, ihnen könne nur das sterbliche, materielle Gemüt Erlösung bringen. Wenn wir dem Beispiel unseres Meisters folgen und nur das wissen, was allein das göttliche Gemüt weiß, können wir uns jetzt jener neuen und notwendigen Lösungen erfreuen, die das begrenzte, auf die Materie orientierte Denken als unsichtbar bezeichnen würde.
Wollen wir doch als Nachfolger Christi Jesu des zwanzigsten Jahrhunderts an der Wahrheit festhalten, daß der Mensch, Gottes Ebenbild, nur in Gott, nicht in irgendeiner anderen Quelle, seinen Ursprung hat. Die Gesundheit, Intelligenz, das Leben, die wahre Identität und das Wohlbefinden des Menschen entspringen nicht den Schwingungen der Materie, sondern dem ewigen Geist. Mose und Elia, die Jahrhunderte zuvor den menschlichen Schauplatz verlassen hatten, hätten sonst Jesus und seinen Jüngern auf dem Berg der Verklärung nicht so klar und wirklich erscheinen können. Auch bringt der Mensch nicht selbst Gutes hervor, als hätte er eine Seele, einen Geist oder ein Gemüt, die er durch eigene Kraft geformt hat. Der Schlüssel zum unbegrenzten Guten ist das Verständnis, daß Gott alles erschafft. Der Mensch, der immerdar eins ist mit seiner unendlichen Quelle, seinem Schöpfer, dem Gemüt, hat die unbegrenzte Fähigkeit, das Gute zu verstehen und beständig zum Ausdruck zu bringen. Wollen wir doch immer mehr dieses Gemüt Christi demonstrieren.
Kurz, das Verständnis der Beziehung des Menschen zu Gott als Sein Ebenbild ist durch die Christliche Wissenschaft hier und jetzt praktisch anwendbar und hilft uns, Begrenzungen zu überwinden.
