Diese Worte erregten meine Aufmerksamkeit. Sie standen auf einem Poster unter dem Bild eines farbenprächtigen Blumenstraußes.
Blühen ist eine Kundwerdung der Erfüllung. Mit dem Erblühen hat eine Pflanze ihre Aufgabe im Blumengarten erfüllt. Stehen wir als Christliche Wissenschafter immer in voller Blüte? Oder scheinen wir manchmal bloß dazusein und unserer heilenden Mission nur mit halbem Herzen nachzugehen, anstatt gegen jede Form des Irrtums, die uns begegnet, die Waffen zu ergreifen? Die ganze Welt ist unser Arbeitsfeld, und unsere Aufgabe ist es, Sünde, Krankheit und Tod zu heilen, und zwar gerade da, wo wir sind.
Wir können dieser Aufgabe nur gerecht werden, wenn wir uns uneingeschränkt auf die göttlich wissenschaftlichen Gesetze des Seins, auf die Gesetze Gottes, verlassen — auf das ewige, sich entfaltende Leben, auf die unveränderliche Wahrheit und auf die unerschöpfliche Liebe. Diese drei biblischen Namen für die Gottheit — Leben, Wahrheit und Liebe. — finden wir im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy.
Als das eine Leben ist Gott ewiges, immer bewußtes Sein und deshalb nicht an den falschen, menschlichen Begriff, Zeit genannt, gebunden. Mit dem Synonym Wahrheit wird Gottes unwandelbare Stärke und völlige Reinheit ausgedrückt, die von keiner Form des Bösen befleckt werden kann. Und als Liebe ist Gott strahlendes Licht. Die göttliche Liebe ist sich ausschließlich der Schönheit, Anmut und Harmonie ihrer geistigen Schöpfung bewußt. Wenn wir uns in verstärktem Maße der göttlich sinnvollen Tätigkeit hingeben und diese Attribute Gottes in unserem Bewußtsein erblühen lassen, werden wir und andere gesegnet. Liebe, Gott, segnet alle, die ihr Herz öffnen, um Gott besser zu verstehen.
In der Bibel finden wir zahlreiche Berichte über Männer und Frauen, die für die Wahrheit eintraten und trotz allen Widerstands Gott verherrlichten. Diese Menschen wurden zu Vorbildern für andere, weil sie einen entschiedenen Standpunkt einnahmen und die Rechtsgültigkeit einer Gott entgegengesetzten Macht bestritten.
Einer von denen, über die das Alte Testament berichtet, ist Daniel; auch er weigerte sich, sein Vertrauen auf Gott aufs Spiel zu setzen. Auf Anraten boshafter Ratgeber hatte König Darius einen Erlaß unterzeichnet, der es verbot, innerhalb der nächsten dreißig Tage eine Bitte an irgend jemanden, Gott oder Mensch, zu richten außer an ihn, den König. Daniel hätte sich in dieser Zeit Unannehmlichkeiten ersparen können, wenn er den alleinigen Gott im geheimen angebetet hätte. Er hätte dann Gott nicht verleugnet, aber andererseits wäre er auch dem Bösen nicht kraftvoll entgegengetreten, noch hätte er die Allmacht Gottes bewiesen. Wie uns berichtet wird, ging Daniel, nachdem er von der Unterzeichnung des Schriftstückes gehört hatte, „hinein in sein Haus. Er hatte aber an seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem, und er fiel dreimal am Tag auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem Gott, wie er es auch vorher zu tun pflegte.” Dan. 6:11.
Daniel verkroch sich nicht, und er wartete auch nicht, bis das Böse einem Stärkeren, Erfahreneren, Intelligenteren entgegentreten würde. Vielmehr verwandelte er die Gefahr in eine Gelegenheit, Gottes Fürsorge, Schutz und Güte zu beweisen. Als König Darius Daniel nach einer Nacht in der Löwengrube unversehrt wiedersah, ordnete er an, daß man „den Gott Daniels fürchten und sich vor ihm scheuen soll”. Und er fügte hinzu: „Denn er ist der lebendige Gott, der ewig bleibt.” Dan. 6:27. Weil Daniel in seiner Liebe zu Gott festblieb, wurde, wie uns die Bibel berichtet, das gesamte Königreich gesegnet. Er begegnete dem Widerstand gegen die Wahrheit nicht dadurch, daß er auf menschliche Art das Böse bekämpfte, sondern indem er Gottes Allmacht und die der Menschheit verliehene Fähigkeit bewies, diese Allmacht zu demonstrieren.
Wir können stets den nötigen moralischen Mut aufbringen, um uns jedem widrigen Umstand zu stellen, denn Mut kommt von Gott. Er ist die menschliche Kundwerdung der Kraft des Geistes. Erkennen wir die Quelle wahrer Kraft und ihre stete Gegenwart, dann können wir in vollkommenem Frieden in dem sein, das unseres Vaters ist. Gott versorgt uns mit allem, was für unsere Arbeit und unser Wachstum zur Zeit nötig ist. Und unsere Pflicht ist es, Gottes Führung mit Liebe zu folgen und uns unserem wahren Selbst als Seiner geistigen Widerspiegelung zu unterstellen. Eine laue oder unschlüssige Haltung dieser Pflicht gegenüber reicht nicht aus. Eine Rosenknospe überlegt sich nicht, ob sie als Rose oder als Gänseblümchen erblühen sollte. Sie muß sich ihrer Natur entsprechend zu einer Rose entfalten. Genauso müssen wir die göttliche Wahrheit, das göttliche Leben und die göttliche Liebe ihre eigene tätige Intelligenz und intelligente Tätigkeit in uns zum Vorschein kommen lassen, weil wir ja in Wirklichkeit zu Gottes eigenem Ebenbild erschaffen sind. Als Christliche Wissenschafter sollten wir der Sache der Wahrheit so vollständig verpflichtet sein, daß wir jede Herausforderung des Irrtums freudig annehmen. Wahrheit muß siegreich sein. Unser eigener Fortschritt sowie der unserer Bewegung beruht auf praktischer Demonstration.
Die Bibel berichtet, wie sich im Laufe der Jahrhunderte die Menschheit in ihrem Verständnis von Gott entwickelte. Unser Meister und Wegweiser, Christus Jesus, der Gottes Güte und Gottes Wesen als Liebe völlig verstand, begegnete großer Feindseligkeit; aber das hinderte ihn nicht daran, in seinem Arbeitsfeld in voller Blüte zu stehen. Ein kräftiges Wurzelgeflecht hilft dem Gras, auch einem heftigen Regenguß standzuhalten. Jesus vermochte den schrecklichen Angriffen des Bösen zu widerstehen, weil sein Bewußtsein fest in Gott verwurzelt war. Er ging nicht den Weg des geringsten Widerstandes, wenn die materiellen Sinne beängstigende, unharmonische Bilder zeigten. Er wußte, daß er von Gott dazu auserwählt war, das Verständnis der Menschheit zu erleuchten, nicht nur für seine Zeit, sondern auch für alle kommenden Zeiten.
Lukas erzählt uns, wie Jairus Jesus bat, in sein Haus zu kommen und seine Tochter, die im Sterben lag, zu heilen. Unser Meister tat dies und noch mehr. Als er auf dem Weg dorthin durch eine Menschenmenge ging, berührte eine kranke Frau den Saum seines Gewandes, und sie wurde augenblicklich geheilt. Er sagte zu ihr: „ ... dein Glaube hat dir geholfen. Gehe hin in Frieden!” Luk. 8:48.
Jesus ließ sich nicht davon abbringen, jeden aufrichtigen Sucher nach der Wahrheit, der sich an ihn wandte, vollständig zu heilen. Heute ist der von Jesus verheißene Tröster — die göttliche Wissenschaft — für alle erreichbar. Mrs. Eddy, die das Gesetz Gottes entdeckte, schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Als Gott die Verfasserin dazu berief, diesem Zeitalter Sein Evangelium zu verkünden, erhielt sie zugleich den Befehl, Seinen Weinberg zu bepflanzen und zu bewässern.” Wissenschaft und Gesundheit, S. xi. Gehorsam gründete Mrs. Eddy eine Kirche, die sich der Aufgabe widmet, Jesu Beispiel zu folgen, indem sie Sünde, Krankheit und Tod auf geistige Weise heilt. Die Menschen waren nun dafür bereit. Mrs. Eddy pflanzte und bewässerte Gottes Weinberg — sie schrieb das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit; sie gründete die Kirche Christi, Wissenschafter, das Christian Science Journal, den Christian Science Sentinel, den Herold der Christlichen Wissenschaft und den Christian Science Monitor; und unter Gottes Leitung verfaßte sie das Handbuch Der Mutterkirche mit seinen Bestimmungen über den Klassenunterricht und die Bibellektionen im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. Sie hat uns damit alle Werkzeuge an die Hand gegeben, die wir brauchen, um in unseren verschiedenen Wirkungsbereichen zu arbeiten. So ausgerüstet, können wir zu überzeugten Heilern erblühen — überzeugt, daß Gott fähig ist, alle Disharmonie zu heilen. Sich untätig mit „kleineren“ Übeln abzufinden ist unzulässig. Denken Sie an das Gute, das wir da vollbringen können, wo wir gerade sind, indem wir die vielen Formen des Irrtums heilen, die sich uns entgegenstellen! Jeder Tag bringt uns Gelegenheiten, Mitarbeiter anstatt bloße Zuschauer in der heilenden Mission der Christlichen Wissenschaft zu sein.
Wir werden vielleicht nicht ein Königreich zur Anbetung des einen Gottes bewegen, in der Weise, wie es uns die Bibel von Daniel berichtet, doch es ist unsere besondere Verantwortung, den Herausforderungen des Irrtums zu begegnen und sie zu meistern, in welcher Verkleidung sie auch in unserem Leben erscheinen mögen. Genau da, wo jeder von uns im Augenblick ist, kann er Ihm dienen und dafür gesegnet werden. Wir müssen allem, was Gottes harmonische und vollständige Regierung Seines geistigen Universums, einschließlich des Menschen, leugnet, entgegentreten.
In dem Maße, wie wir lernen, uns selbst konsequent als den unsterblichen, von Gott erschaffenen Menschen zu sehen, der Seine Herrschaft widerspiegelt, mehren sich für uns die Gelegenheiten, Gottes Macht zu beweisen. Unsere Führerin, Mrs. Eddy, schreibt: „Geliebte Schüler, ihr seid treue Arbeiter, ihr habt tüchtig geschafft und großen Lohn im Weinberg unseres Herrn erlangt; aber ein mächtiger Sieg, eine große Freiheit für die Menschheit muß noch gewonnen werden ...“ Vermischte Schriften, S. 120.
Wir sollten uns nie mit den früheren Siegen über das Böse zufriedengeben. Lassen Sie uns vielmehr höheren Siegen zustreben — einem fortgesetzten Blühen — für die ganze Menschheit.
