Christliche Wissenschafter bezeichnen Mary Baker Eddy oft als ihre Führerin. Jemand, der Genaueres darüber wissen möchte, könnte sich fragen, was das eigentlich bedeute. Es lohnt sich, über das Warum, das Was und das Wie ihrer Führerschaft nachzudenken.
Ein guter Ausgangspunkt ist die Tatsache, daß die Kirche, die Mrs. Eddy gründete, von der Wissenschaft geprägt wurde, die sie entdeckte.
Was sie durch die sich entfaltende Offenbarung der Wahrheit entdeckte, war die ewige Wissenschaft von Gott und dem Menschen, einschließlich der metaphysischen Regeln und der Methode, durch die ihre Wahrheiten demonstriert werden können.
Diese Wissenschaft ist unveränderlich. Ihre grundlegenden Wahrheiten, die ihren Ausdruck in immer gültigen Regeln und der Methode des Gebets finden, bilden den Rahmen — der lange unerkannt blieb — für die wunderbaren Lehren und Heilungswerke Jesu Christi. Diese zeitlosen Wahrheiten, die vom Geist der erlösenden Liebe erstrahlen, leuchten im Herzen sowohl des Alten als auch des Neuen Testaments; sie sind das inspirierte Wort der Bibel.
Durch Offenbarung und Beweis machte Mrs. Eddy die alles krönende Entdeckung, daß dieses lebendige Licht, der Christus, der die Menschheit erreicht, immer gegenwärtig ist und als demonstrierbare Wissenschaft erkannt und bewiesen werden kann. Diese Wissenschaft wirkt erlösend, weil sie sich in dem geistigen Gesetz ausdrückt, das praktisch anwendbar ist. Sie ist absolut, weil sie ihren Ursprung in Gott, dem göttlichen Prinzip, hat. Sie ist allumfassend, weil Gott Liebe ist, die alles umfängt.
Es ist daher ganz natürliche, logisch und angemessen, daß die von Mary Baker Eddy gegründete Kirche vom Gesetz und nicht von Personen regiert werden soll. Dies gilt auch für Die Mutterkirche in Boston sowie ihre demokratisch verwalteten Zweige überall in der Welt, die eine unteilbare Organisation bilden.
Eine Kirche, die auf das göttliche Prinzip gegründet ist und vom Gesetz regiert wird, hat Bestand; sie ist dazu bestimmt, die Zeiten zu überdauern, von Generation zu Generation. Im Gegensatz dazu wäre eine Einrichtung, der diese Verankerung fehlt, den wechselnden Launen menschlicher Schwäche ausgeliefert — den trennenden Einflüssen sterblicher Meinungen, sterblichen Ehrgeizes und egoistischer Bestrebungen. Die Kirche Christi, Wissenschafter, ist jedoch in der Wahrheit verankert und wird vom unparteiischen Kirchengesetz regiert; daher drückt sie die Beständigkeit der Offenbarung aus.
Ihre geistig begründete Regierung bezieht sich gleichermaßen auf alle ihre Mitglieder — auch auf diejenigen, die dazu gewählt oder ernannt wurden, Ämter von höchster Verantwortung auszufüllen. Was auch immer die individuelle Aufgabe dieser Mitglieder sein mag, alle müssen sich von den Lehren und geistigen Maßstäben führen lassen, in denen die Gesetze und Regeln eingeschlossen sind, die die Kirche bei allen ihren organisierten Tätigkeiten leiten.
Von diesem Blickwinkel aus erkennen wir klar, wie es möglich ist, daß die Entdeckerin und Gründerin, Mrs. Eddy, jetzt und für alle Zeiten die Führerin der Kirche und unserer Sache bleibt. Mrs. Eddy war es, und sie allein, die die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) entdeckte und die Offenbarung im Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, niederschrieb. Damit gab sie ihrer Kirche (und der Welt) eine vollständige Erklärung der Lehren und der Betätigung der echten Christlichen Wissenschaft.
Das Lehrbuch legt die Christus-Wissenschaft von Gott und dem Menschen dar, die absolut und unwandelbar ist, obgleich unendlich in ihrer Entwicklung und Demonstration. Dadurch, daß Wissenschaft und Gesundheit die Christliche Wissenschaft erklärt und die geistige Bedeutung der Bibel erläutert, verleiht es der Kirche Christi, Wissenschafter, seine immer gültige Theologie. Doktrinäre Unterschiede oder persönlich gefärbte theologische Ansichten können in der Christlichen Wissenschaft keinen Raum gewinnen. Das Lehrbuch ist zeitlos, klar und genau, unumstößlich. Dasselbe trifft auf die Bibel zu. Und zusammen sind sie der Pastor in allen unseren Kirchen.
Auf diese Weise sorgt Mrs. Eddy durch ihre Schriften und das Licht, das diese auf die Bibel werfen, für fortgesetzte Führerschaft in bezug auf die religiösen Lehren und geistigen Normen, die von Christlichen Wissenschaftern als verbindlich anerkannt werden. Sie ist insofern die Führerin, als sie ohne Vorbehalte den Lehren des Christus folgte, die durch den Meister, Christus Jesus, veranschaulicht wurden.
Ähnliche Tatsachen können über die Kirche selbst bestätigt werden. Mrs. Eddy allein ist ihre Gründerin. Selbstlos widmete sie mehr als drei Jahrzehnte ihrer irdischen Mission der Aufgabe, diese Kirche auf eine dauerhafte Grundlage zu stellen. Sie war es, die die Verwaltung der Kirche durch göttliche Führung und Demonstration im Handbuch Der Mutterkirche bestimmte und gestaltete.
Entdeckung und Gründung waren untrennbar voneinander; beide waren von Gott veranlaßt. Das Kirchenhandbuch und der Aufbau der Kirche, der darin festgelegt ist und von dessen unpersönlichem Gesetz regiert wird, sind Mrs. Eddys Demonstration als Gründerin (und wir müssen sie aufrechterhalten). Sie rüsten uns mit den Mitteln aus, durch die die Sache der Christlichen Wissenschaft fortbestehen kann — nicht nur über Mrs. Eddys menschliche Lebenszeit hinaus, sondern für alle Zeiten, bis die erlösende Mission für die Menschheit vollendet ist.
Das Lehrbuch und das Kirchenhandbuch bewahren und schützen die Reinheit der exakten geistigen Wissenschaft, die durch Offenbarung entfaltet wurde. Durch das Kirchenhandbuch wirkt Mrs. Eddy weiterhin als Gründerin und Führerin. Allein die durch das Kirchenhandbuch übertragene Verwaltungsvollmacht kann in der Kirche ausgeübt werden. Nur in Übereinstimmung mit seinen Normen und seiner Führung können die übertragenen Pflichten rechtmäßig erfüllt werden. Das Kirchenhandbuch erläutert im einzelnen den Zweck und die demokratische Selbstverwaltung der Zweigkirchen sowie die wesentlichen Aufgaben und Pflichten, die in und von Der Mutterkirche wahrgenommen werden müssen. Es verdeutlicht auch den christlichen Geist und die christliche Reinheit des Beweggrundes, die das Leben Christlicher Wissenschafter und die Ausführung der gesamten Kirchenarbeit beherrschen sollten.
Wenn man das sagt, sind das keine leeren Worte oder rein symbolische Vorstellungen. Das Kirchenhandbuch ist der Maßstab, an dem diejenigen, die verantwortungsvolle Ämter innehaben, beständig ihre Entscheidungen messen. Je wichtiger und weitreichender ein Vorschlag ist, um so gründlicher wird er im Licht der ausschlaggebenden Bestimmungen des Kirchenhandbuchs geprüft — sowie in bezug auf Mrs. Eddys weitere Anweisungen und Richtlinien und natürlich auch in bezug auf das Lehrbuch selbst.
Ein äußerst wichtiges Beispiel ist in den Satzungen des Kirchenhandbuchs zu sehen, die Mrs. Eddys persönliche Zustimmung bei gewissen Tätigkeiten oder Ernennungen verlangen. Diese Bestimmungen sind weit davon entfernt, überholt zu sein, ja sie besitzen heute besondere moralische Kraft. Ihrem Buchstaben und Geist nach sind sie weiterhin wirksam. Sie verlangen von Mrs. Eddys Nachfolgern größte Genauigkeit und gebeterfüllte Arbeit, um sicherzustellen, daß die unternommenen Schritte — sowohl derer, die die Ernennungen vornehmen, als auch derer, die ernannt werden — in vollkommenem Einklang mit den Lehren und Anweisungen unserer Führerin stehen.
Von höchster Bedeutung sind in diesem Zusammenhang die folgenden Worte unserer Führerin: „Wer mich in der Person sucht oder irgendwo anders als in meinen Schriften, verliert mich, statt mich zu finden.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 120. An den Vorstand der Christlichen Wissenschaft schrieb sie: „Geben Sie niemals die Satzungen noch die christlich-wissenschaftliche Verwaltung Der Mutterkirche auf. Das Wort Gottes und meine Anweisungen in den Satzungen haben Sie bisher geleitet und werden Sie auch weiterhin sicher führen, wenn ich nicht mehr persönlich bei Ihnen bin...“ Robert Peel, Mary Baker Eddy: The Years of Authority (New York: Holt, Rinehart and Winston, 1977), S. 228. Mrs. Eddy veröffentlichte eine ähnliche Erklärung im Christian Science Journal vom November 1909, die folgendermaßen beginnt: „Ich heiße die Satzungen Der Mutterkirche gut und fordere von dem Vorstand der Christlichen Wissenschaft, sie aufrechtzuerhalten und zu stützen. Diese Direktoren handeln den Regeln des Kirchenhandbuchs nicht zuwider, noch behelligen sie mich mit ihren Schwierigkeiten mit Mitgliedern ihrer eigenen Kirche oder mit Mitgliedern von Zweigkirchen“ (siehe Verschiedenes, S. 358).
Daraus geht klar hervor, daß die Verwendung des Begriffs „Führerin“ durch Christliche Wissenschafter weit mehr ist als ein Ausdruck sentimentaler Zuneigung. Es weist darauf hin, daß sie die Tatsache anerkennen, daß Mrs. Eddy durch ihre Schriften tatsächlich die Kirche und die ganze Bewegung auf besondere Weise führt. Es bestätigt das Vorrecht, das wir alle genießen, was auch immer unsere Aufgabe in der Kirchenarbeit sein mag, nämlich Mrs. Eddys Führerschaft zu folgen. Durch das Kirchenhandbuch und ihre anderen Schriften ist sie als Führerin tatsächlich beständig gegenwärtig.
In einer freien Gesellschaft muß sich das Wesen der Autorität innerhalb einer freiwilligen Organisation auf mehr als nur schriftlich niedergelegte Regeln gründen. Es ist hauptsächlich eine moralische Macht. Daher geht das Wesen von Mrs. Eddys Führerschaft und unserer Nachfolge in der Kirche Christi, Wissenschafter, weit über Worte oder Äußerlichkeiten hinaus. Wir finden dieses Wesen der Autorität in der Inspiration und Lauterkeit, in der Weisheit und Weitsicht ihrer Führerschaft. Wir erkennen es auch an der Bereitschaft der Nachfolger, aus freiem Entschluß zu folgen. Es gewinnt seine Stärke durch die Treue, das Vertrauen, den Gehorsam, die Selbstlosigkeit und das Festhalten am unpersönlichen geistigen Gesetz, die diese Beziehung beleben. Daß diese Autorität Gültigkeit hat, bezeugt die lang anhaltende Unterstützung und die unerschütterliche Treue der überwiegenden Mehrheit der Mitglieder der Kirche Christi, Wissenschafter.
Es ist also klar, daß sowohl die Führerschaft als auch die Nachfolge lebendige Substanz haben. Das Wesen der Nachfolge besteht in echter Treue gegenüber der Führerschaft Mrs. Eddys, ihren Lehren und ihrer Absicht, sowie dem Aufbau ihrer Kirche, den sie so sorgfältig für alle Zeiten festlegte. Es ist nicht im oberflächlichen Lippendienst zu finden oder in dem Pharisäertum, das Treue zur Schau trägt, während es versucht, die Form der Kirchenverwaltung zu untergraben und zu zerstören, die eine der herausragendsten Früchte ihres Lebenswerks ist.
Ein weiterer beachtenswerter Punkt ist die Tatsache, daß die Bezeichnung „Führerin“ ebenso unvergänglich ist wie das Kirchenhandbuch selbst. Artikel XXII, der die Überschrift „Beziehung der Mitglieder zur Pastorin Emerita und ihre Pflichten gegen sie“ trägt, bezeichnet Mrs. Eddy ausdrücklich als Führerin (siehe Abschn. 1). Die verschiedenen Abschnitte machen — in Geist und Buchstaben anhand von bestimmten Erläuterungen — klar, was dies für die Kirchenmitglieder bedeutet.
Mrs. Eddy gab ihren Titel und ihr Amt als Pastorin Emerita niemals auf. Sie gab niemals ihren Platz als Oberhaupt oder Führerin ihrer Kirche auf; sie machte ausdrücklich dessen Fortbestand deutlich. Heute führt sie ihre Kirche durch ihre Schriften — genauso wie sie es tat, als sie noch persönlich anwesend war. Sie erinnert ihre Nachfolger daran, daß „unserem Kirchenhandbuch die Ewigkeit beschieden“ Verschiedenes, S. 230. ist. Sie ist immer noch die Führerin und wird es immer bleiben.
