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Individuelle Führung, nicht persönliche Kontrolle

Aus der September 1984-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Öffentlichkeit hat in den vergangenen Jahren immer mehr Besorgnis über die Gefahren gezeigt, die in persönlicher Kontrolle liegen. Dieses wachgerüttelte Interesse gilt der Gedankenkontrolle, Kindesmißhandlung und anderen ungesunden Beziehungen.

Diese Phasen der Gedankenkontrolle werden zuweilen im Namen der Religion ausgeübt; der tragische Tod der Opfer von Jonestown, Guayana, z. B. geschah vor solch einem Hintergrund. Die List des Bösen ist nichts Neues. Vor zweitausend Jahren sagte Christus Jesus warnend: „Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“ Matth. 7:15. Ebensowenig überrascht die Methode des Angriffs, denn das Böse versucht aufgrund seiner täuschenden Natur nicht nur Gottes Autorität zu leugnen, sondern auch diese Autorität zu fälschen, indem es in der Maske des Guten auftritt. Wie können wir dann zwischen den „falschen“ und den wahren Propheten unterscheiden?

Die Christliche Wissenschaft hilft uns, diese Entscheidung zu treffen, und zwar durch ihr Beharren auf moralischer Handlungsfreiheit, einem Grundsatz, den sich kein Despot zu eigen machen könnte, weil Entscheidungsfreiheit die Gewaltherrschaft unterhöhlt. In der Christlichen Wissenschaft werden alle ermutigt, sich um Führung an Gott zu wenden und sich nicht von sterblichen Meinungen leiten zu lassen. Solch ein Eintreten für die Freiheit entspringt dem, was die Christliche Wissenschaft über das Wesen der Wirklichkeit enthüllt.

In Wirklichkeit regiert Gott Seine Schöpfung vollständig; Er erhält sie immerdar in unaufhörlicher, fruchtbarer und befriedigender Tätigkeit. Jedes Kind Gottes hat als Sein geliebter Ausdruck teil an der fortwährenden Einheit mit Gott. So betrachtet, kann wahre Kontrolle nicht verlorengehen; sie ist ein Bestandteil des menschlichen Wesens, ein Aspekt seiner Identität.

Menschlich gesehen, scheint diese wahre Kontrolle stufenweise zutage zu treten. Auf der menschlichen Daseinsebene ist Gottes planmäßige Kontrolle als individuelle Führung spürbar — als geistige Eingebungen, die umhegen, schützen, erheben und heilen. Im Gegensatz zur rein persönlichen Kontrolle ist diese Führung göttlich inspiriert; sie kann niemals einen Fehler machen.

Viele Menschen mögen nach nichts anderem als menschlicher Leitung Ausschau halten; und zuweilen versuchen selbst diejenigen, die einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft um Hilfe bitten, ihm menschlichen Rat zu entlocken. Natürlich kann ein Ausüber zu Recht mit jemandem die Beweggründe einer Handlung diskutieren; und gewiß ist es nicht falsch, jemanden zu ermutigen, an christlichen, moralischen Normen festzuhalten. Jeder Entschluß muß dennoch der des Fragenden sein — nicht der des Ausübers. Warum?

Mrs. Eddy hat in Wissenschaft und Gesundheit ein Glossarium eingefügt, das die geistige Auslegung einiger allgemein bekannter biblischer Begriffe enthält. Die Definition für „Levi“ — Jakobs Sohn, dessen Stamm mit religiösen Pflichten in Verbindung gebracht wird — lautet auszugsweise: „Leugnung der Fülle der Gottes-Schöpfung; kirchliche Gewaltherrschaft.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 590. Gottes vollkommene Schöpfung ist bereits an ihrem Platze, und jeder einzelne kann durch wachsendes geistiges Verständnis mehr von dieser geistigen Schöpfung erleben.

Die christlich-wissenschaftliche Behandlung trägt dazu bei, den Mesmerismus menschlichen Willens und menschlicher Furcht aufzuheben, so daß der Patient die geistige Wirklichkeit klarer erkennen kann. Diese klarere Anschauung bewirkt die Beseitigung sterblicher Disharmonie und Begrenzung und führt zur richtigen Lösung des Problems. Hier nun liegt der springende Punkt: Für die geistige Wahrnehmung des Patienten wäre es durchaus nicht hilfreich, wenn der Ausüber ihm einfach sagen würde, was er zu tun hätte. Ja, dadurch würde die Fähigkeit des Patienten geleugnet, daß er Gottes Führung selbst erleben kann; es wäre eine „Leugnung der Fülle der Gottes-Schöpfung“. Doch die wahre Ausübung der Christlichen Wissenschaft demonstriert diese Fülle in gewissem Maße durch ein größeres geistiges Bewußtsein.

Wenn wir diesen Punkt verstehen, ist uns klar, wie wichtig die Gründe sind, warum ein Ausüber zu allen Zeiten zu vermeiden sucht, als die selbsternannte Stimme Gottes zu handeln oder zu erscheinen. Wer einem anderen eine bestimmte menschliche Lösung vorschlägt — nimm die Stelle an, geh und sage deiner Frau, daß. .. und dgl. — und dann behauptet, daß seine Anweisung Gottes Offenbarung für den Patienten sei, begeht diesen Fehler. Wir empfangen jedoch keine Offenbarungen darüber, was ein anderer tun soll, um sie dann an ihn weiterzugeben. Statt dessen arbeiten Ausüber und Patient zusammen, um das Denken zu vergeistigen. Die sich daraus ergebende erhöhte geistige Erkenntnis befähigt den Patienten, Gottes Gegenwart und Macht wahrzunehmen und somit geheilt zu werden.

Ein Ergebnis dieser Erkenntnis sollte sein, daß der Patient sich von jeder persönlichen Verpflichtung frei fühlt, zum selben Ausüber zurückzugehen. Gottes Führung für unser Leben beginnt gewiß nicht erst dann, wenn wir jemand anders gebeten haben, für uns zu beten! Das soll nicht heißen, daß Gott, unendliche Liebe, unsere Probleme sieht und für ihre Lösung ein mühsames Verfahren vorskizziert. Gott kennt uns als das, was wir sind: Seine vollkommene, immerwährend harmonische Widerspiegelung. Menschlich gesehen, trägt das Verlangen, Gott und unser eigenes geistiges Wesen besser zu verstehen, dazu bei, daß wir zu denjenigen geführt werden, die uns zu gegebener Zeit helfen können. Das ist Gottes unermeßliche, zärtliche Fürsorge für uns, die sich auf der menschlichen Ebene in geordneter Weise kundtut. Wenn wir uns wiederholt an denselben Ausüber wenden, um uns bei der Demonstration der Wahrheit helfen zu lassen, ist daran nichts auszusetzen — solange wir uns bei unserer Wahl von frischer Führung und nicht von falscher Verpflichtung leiten lassen, da ein Ausüber niemals einen Patienten „besitzt“. Gewiß muß jeder, der auf „seine“ Patienten stolz ist, einen besseren Begriff von der „Fülle der Gottes-Schöpfung“ entwickeln!

Schließlich muß jeder für sich selbst entscheiden, ob er wirklich bereit ist, sich ganz auf Gott zu verlassen, um geheilt zu werden. Niemand kann das für einen anderen entscheiden. Wenn Patient und Ausüber aufrichtig für geistige Erkenntnis beten, sollte sich der rechte Weg auftun. Doch die Entscheidung muß immer der Patient treffen, da jedes andere Vorgehen ein ethischer Verstoß wäre und ein äußerst schwerer Fehler sein könnte.

Der Frage der persönlichen Kontrolle muß Mrs. Eddy sehr große Bedeutung beigemessen haben. Sie geht in mehreren Erklärungen auf dieses Thema ein (und in mindestens zwei Bestimmungen im Handbuch Der Mutterkirche Siehe Handb., Art. XXVI Abschn. 2 und Art. XXVII Abschn. 5.). Die Norm für ihre Schüler legt sie in ihrem Buch Rückblick und Einblick fest: „Im allgemeinen gilt die Regel, daß meine Schüler ihre Schritte nicht von anderen Schülern lenken lassen sollten, selbst wenn es sich um Lehrer und Ausüber desselben gesegneten Glaubens handelt.“ Rückbl., S. 82.

Wenn wir unser eigenes Heil ausarbeiten — uns auf Gott und unseren eigenen schrittweise klarer werdenden Sinn von der geistigen Wirklichkeit verlassen —, werden wir die individuelle Führung, die für unsere Entwicklung als Christen erforderlich ist, niemals aufgeben. Auf diese Weise sind wir am besten darauf vorbereitet, uns und anderen zur herrrlichen Freiheit des Himmelreichs zu verhelfen.

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