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Wer weiß genug, um zu heilen?

Aus der September 1984-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Auf die eine oder andere Weise ist diese Frage den meisten von uns schon begegnet. Sie könnte von einem Anfänger gestellt werden. Oder unter bestimmten Umständen mag sie einem erfahrenen Christlichen Wissenschafter in Zusammenhang mit seiner eigenen Heilarbeit durch den Kopf gehen.

Diese Frage taucht so oft auf, weil sie die immer wiederkehrende Frage eines Gemüts ist, das glaubt, in der Materie zu bestehen. Vielleicht ist sie weniger eine wirkliche Frage als eine gewohnheits-mäßige Einstellung. Das sterbliche Gemüt erwartet eigentlich keinerlei Antwort, denn von seinem begrenzten Standpunkt aus weiß niemand genug, um auf geistiger Grundlage heilen zu können.

Die tausendundein Zweifel, die das sterbliche Gemüt darüber ersinnt, ob jemand genug weiß, um zu heilen, haben alle ihre Grundlage in der falschen Annahme, daß unser eigenes Selbst ein unabhängiges Wesen sei, das in einer materiellen Welt lebt und webt. Dieses sogenannte „Ich“ oder Wesen kann sich überhaupt nicht bewußt sein, was Gott ist und was Gott tut. Es lebt mit seiner eigenen sehr nebelhaften Vorstellung von der geistigen Wirklichkeit, und deshalb bezweifelt es immer wieder, daß es genug weiß, um zu heilen.

Bei der Beantwortung der Frage „Wer weiß genug, um zu heilen?“ helfen uns die folgenden Worte Mary Baker Eddys aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift:Geist ist das Ego, das niemals träumt, sondern alle Dinge versteht; das sich niemals irrt und das sich stets bewußt ist; das niemals glaubt, sondern weiß; das niemals geboren wird und niemals stirbt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 250. Wir können daraus schließen, mit anderen Worten ausgedrückt, daß Geist immer genug weiß, um zu heilen. Und als Ausdruck des Geistes weiß der Mensch genug. Auf die menschliche Erfahrung übertragen, können wir sagen: Wer die Annahme aufgibt, das Selbst sei in der Materie, und anerkennt, daß das eine Gemüt, Gott, wirklich ist, weiß genug, um zu heilen.

Aus diesem Grunde kann ein Neuling in der Christlichen Wissenschaft
Christian Science (kr'istjən s'aiəns) oft schon heilen, bevor er den Buchstaben dieser Wissenschaft voll und ganz versteht. Viele Menschen wurden geheilt, noch ehe sie Wissenschaft und Gesundheit das erste Mal durchgelesen hatten. Und ich kenne jemand, der bereits im Alter von achtzehn Jahren mit einer regelrechten Ausübertätigkeit begonnen hat. Er sagt, er fühlte, heilen zu können, weil Wissenschaft und Gesundheit ihm gezeigt habe, daß das göttliche Prinzip Heilung bringt. So befolgte er die Regeln und stellte fest, daß diejenigen, die sich an ihn um Hilfe wandten, geheilt wurden.

Mrs. Eddy weist in allen ihren Schriften klar darauf hin, daß die Tätigkeit des Christus, der Wahrheit, die zum menschlichen Bewußtsein kommt, die Heilung bewirkt. Diese Wahrheit, die alle Macht Gott zuschreibt, umfängt uns, erhebt uns und zeigt uns Gottes Nähe. Ausreichendes Wissen zum Heilen hat deswegen recht wenig mit Alter, mit persönlichem Gefühl von Fähigkeit oder mit einem bestimmten menschlichen Werdegang zu tun.

In der Christlichen Wissenschaft lernen wir, daß das menschliche Gemüt nicht wirklich der Heiler der Kranken ist. Diese Tatsache erniedrigt uns nicht. Sie erhebt uns. Wir sind frei und inspiriert; wir erkennen, daß wir nicht „alles selber tun“ müssen. Unsere Führerin, Mrs. Eddy, schreibt: „Die Wirkung dieser Wissenschaft besteht darin, daß sie das menschliche Gemüt so aufrührt, daß es seine Grundlage verändert, von der aus es nun der Harmonie des göttlichen Gemüts Raum geben kann.“  Ebd., S. 162.

Der Punkt ist der, daß wir in dem Maße, wie wir an der geistigen Wahrheit festhalten, das eine Gemüt, den Geist, haben, der die geistige Wahrheit kennt und ausdrückt. Nicht das sterbliche Gemüt erkennt die geistige Wahrheit, sondern das göttliche Gemüt, das sich selbst in der wahren Individualität des Menschen ausdrückt. Mrs. Eddy hilft uns, diesen Punkt zu begreifen, wenn sie schreibt: „Der beste Heiler ist der, der sich selbst am wenigsten geltend macht und so zu einer Transparenz für das göttliche Gemüt wird, das der einzige Arzt ist; das göttliche Gemüt ist der wissenschaftliche Heiler.“ Vermischte Schriften, S. 59.

Das läßt uns gewiß nicht ohne Hilfe; es ist der kürzeste Weg, um die göttliche Hilfe zu erhalten, die wir auf praktischer Ebene suchen. Auch gibt es uns nicht das Gefühl, passiv oder ohne Charakter oder Ziel zu sein. Statt dessen empfinden wir eine wesentlich größere innere Sicherheit und ausgeprägtere Individualität. Hier und jetzt ist es durch Gebet möglich, im menschlichen Bewußtsein etwas Konkretes von der geistigen Wirklichkeit zu erfassen; und das gibt uns mehr Selbstvertrauen und Zielstrebigkeit, nicht weniger. Dadurch bringen wir mehr von unserer wahren Individualität ans Licht, die durch geistiges Verständnis gekennzeichnet ist. Welch große Last wird von uns genommen, wenn wir begreifen, daß die Aufgabe, ein Christlicher Wissenschafter zu sein, verlangt, mehr von dem zu erkennen, was Gott ist und was Gott tut. Christus Jesus erklärte: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern nur, was er sieht den Vater tun.“  Joh. 5:19.

Der falsche Begriff von einem von Gott unabhängigen Selbst in der Materie belastet sich selbst, weil er sich der Illusion hingibt, er müsse etwas Geistiges wissen. Tatsächlich hat er keine andere Aufgabe, als zur Seite zu treten. Wo er behauptet, als wirkliche Wesenheit Raum einzunehmen — Mrs. Eddy betont ausdrücklich, daß er keine Wesenheit hat —, genau dort führt uns der Christus, die Wahrheit, hin, und wir finden die geistige Wirklichkeit der Dinge; wir finden Geist, Gott, und das Wissen des Geistes, das der Mensch individuell bekundet. Das genügt — es ist alles, was wir überhaupt nötig haben könnten.

Was begrenzt nun unsere Heilarbeit? Könnte es nicht sein, daß uns die Frage, ob wir genug wissen, zu stark beschäftigt, wenn wir doch einfach transparenter für das werden sollten, was Gott weiß? In Wahrheit ist der Mensch Gottes Ebenbild, das das göttliche Verständnis widerspiegelt.

Ein junger Ausüber wurde von einem älteren, sehr erfahrenen Lehrer der Christlichen Wissenschaft um Hilfe gebeten. Voller Vertrauen und in großer Erwartung begann er die Arbeit. Doch allmählich wurde sein Denken durch die Schwierigkeit des Problems und durch die Frage verdunkelt, ob sein Wissen zum Heilen ausreiche.

Eine Zeitlang berichtete der Patient keinen Fortschritt. Eines Tages schließlich, eine ganze Weile nachdem der Ausüber inbrünstig gebetet hatte, wurde sein Bewußtsein von der Erkenntnis durchflutet: „Natürlich! Dieses Problem hat gar keine Substanz. Es ist nicht schwierig, sondern es löst sich einfach auf. Geist und Liebe sind tatsächlich wirklich und natürlich und werden überall und jederzeit zum Ausdruck gebracht. Das Problem besteht wirklich nicht, wie ich es die ganze Zeit schon behauptet habe. Ich weiß das wirklich!“

Kurz, das Gefühl, daß ein hilfloses endliches Gemüt an einer metaphysischen Wahrheit festhalten müsse, wurde durch die überwältigende Wirklichkeit des Geistes selbst vollständig ersetzt. Es war offensichtlich, daß der Mensch genug weiß, weil er der Zeuge alles dessen ist, was Gott, Geist, tut.

Der Patient rief an und berichtete, daß das Problem verschwunden und der Körper geheilt war, und zwar war die Heilung genau zu der Zeit eingetreten, als das „ausreichende Wissen“ erkannt wurde.

So lernte der Ausüber wieder, wie wir alle ständig lernen, daß wir nicht nur versuchen, als Sterbliche genug zu wissen. Wir geben diesen falschen Begriff vom Selbst auf und lernen, das eine Gemüt, Gott, Seine Allheit und alles umfassende Wirklichkeit zu begreifen.

Wer weiß genug, um zu heilen? Der von Gott erschaffene Mensch, der Seine Güte, Sein Gesetz und Seine Substanz bezeugt. Wer sich dem einen Geist oder Gemüt, Gott, unterwirft, der weiß genug.

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