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Liebe in unseren Kirchen

Aus der September 1984-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der wahre Mensch führt keine Existenz, wo es „Marmelade morgen und Marmelade gestern, doch nie Marmelade heute“ Lewis Carroll, Alice im Spiegelland, 5. Kap. gibt. Der Mensch ist von Natur aus gesegnet, und die Eigenschaft und der Zustand des Gesegnetseins sind nicht Teil eines Paradieses, das schon lange verloren ist, oder einer schwer faßbaren Zukunft; sie stellen hier und jetzt eine greifbare Realität dar. Die Christlichen Wissenschafter haben den innigen Wunsch, diese gute Nachricht zu verbreiten und empfänglichen Menschen in ihren Gottesdiensten geistige Erleuchtung, Segen und Heilung zuteil werden zu lassen.

Mrs. Eddy beschreibt den Begriff „Kirche“ u. a. als den „Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 583.. Die göttliche Liebe, Gott, schließt weder Haß, Parteibildung noch Reibereien ein. Die Aufgabe eines jeden Zweiges der Kirche Christi, Wissenschafter, ist es, Beweis von diesem Bau abzulegen, und somit besteht der Zweck der Zweigkirchen darin, die Attribute der Liebe zu bekunden — und nicht eine einzige gegenteilige Eigenschaft.

Angenommen, wir erlebten Streit, Zwietracht, Kritiksucht, menschlichen Willen oder Arroganz in einer Kirche. Finden solche Charakterzüge im Gemeinwesen Anklang, und heißen sie unsere Mitmenschen willkommen? Wir mögen uns zwar gewissenhaft klarmachen, daß die gesamte Schöpfung Gottes in die geistige Idee der Kirche mit eingeschlossen ist und daß daher die Kundwerdung dieser Idee durch unsere Kirche die Allgemeinheit ganz natürlich einlädt; aber wenn wir lieblose Gedanken hegen und sie in lieblosen Worten und Taten zum Ausdruck bringen, welche Auswirkung hat das wohl auf unsere Einladung? Ist solch eine negative Haltung für die Heilkraft unserer Gottesdienste förderlich? „Lasset uns Gutes tun an jedermann“, ermahnt uns Paulus, „allermeist aber an des Glaubens Genossen.“ Gal. 6:10. (Ja, denken Sie nur: Wir sollen sogar zu den anderen Kirchenmitgliedern nett sein!) Er sagt auch: „Wenn ihr euch aber untereinander beißet und fresset, so sehet zu, daß ihr nicht voneinander verzehrt werdet.“ Gal. 5:15. (Seien wir besonders zu den eigenen Mitgliedern nett!)

Warum sollten wir also unsere Einladung jemals dadurch ungültig machen oder auch nur beeinträchtigen, daß wir nicht liebevoll sind? Wer möchte in eine Kirche gehen, die ein Schlachtfeld ist? Die Menschen fühlen sich von dem Frieden und der Autorität des Christus angezogen, nicht von dem Streit und dem Aufeinanderprallen sterblicher Meinungen.

Gelegentlich denken wir vielleicht, wir hätten zu wenige Mitglieder oder zu wenige neue Besucher in unseren Gottesdiensten. Dieser Zustand möchte uns glauben machen, unsere Kirche leide an einem Mangel. Vor einiger Zeit erkannte ich plötzlich, daß solche Situationen durch die neue Anwendung einer Aussage Mrs. Eddys in Wissenschaft und Gesundheit gelöst werden können. Sie schreibt dort: „Folgendes ist die Lehre der Christlichen Wissenschaft: Die göttliche Liebe kann ihrer Offenbarwerdung oder ihres Gegenstandes nicht beraubt werden; Freude kann nicht in Leid verwandelt werden, denn Leid ist nicht der Herr der Freude; Gutes kann niemals Böses hervorbringen; Materie kann niemals Gemüt hervorbringen, noch kann Leben im Tode enden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 304. Bisher hatte ich die Wörter „Offenbarwerdung“ und „Gegenstand“ immer so gelesen, als bedeuteten sie ungefähr dasselbe. Eines Tages studierte ich sie sorgfältiger und erkannte auf einmal, daß ich den Gegenstand als getrennt von der Offenbarwerdung ansehen konnte — zumindest nach einer der Bedeutungen von Mrs. Eddys Worten. Gibt man einem Kind ein Spielzeug, so ist dieses Spielzeug die Offenbarwerdung der eigenen Liebe, das Kind jedoch ist der Gegenstand der Liebe.

Ich sah schnell ein, wie dieser Gedanke auf den Sonntagsschulunterricht und auf andere Kirchentätigkeiten angewandt werden konnte. Hingebungsvolles und inspiriertes Unterrichten wäre die Offenbarwerdung der göttlichen Liebe für jene Sonntagsschule. Empfängliche Schüler wären der Gegenstand dieser Liebe. Die klare Erkenntnis, daß „die göttliche Liebe ... ihrer Offenbarwerdung oder ihres Gegenstandes nicht beraubt werden“ kann, könnte in einer reichlichen Versorgung mit effektiven Lehrern und effektivem Unterricht und auch mit eifrigen, aufmerksamen Schülern Gestalt annehmen.

Hingebungsvolle Leser und klares, überzeugendes Lesen können die Offenbarwerdung der göttlichen Liebe im Gottesdienst darstellen. Der Gegenstand der Liebe ist der Mensch Gottes, und das kann als das wahre Wesen der Gemeinde angesehen werden. Wenn die Mitglieder verstehen, daß weder sie selbst noch sonst jemand der Unendlichkeit der Liebe beraubt werden können, werden sie feststellen, daß mehr und mehr Kirchenbesucher durch den Gottesdienst geheilt und geistig erneuert werden.

Das Streben nach körperlicher oder mentaler Wiederherstellung ist nicht selbstsüchtig. Wir alle wissen, wie ermutigend es ist, von einer eindrucksvollen Heilung zu hören oder sie mitzuerleben, wie es uns Kraft gibt, „am Ball zu bleiben“, bis wir geheilt sind. Die Erkenntnisse, die wir durch unsere eigene Erneuerung gewinnen, sind unser einzigartiger Beitrag zum Fortschritt der christlich-wis-senschaftlichen Bewegung.

Vielleicht glaubt jemand, der die Christliche Wissenschaft liebt, jedoch zeitweise nicht in der Lage war, ihren Forderungen völlig nachzukommen, er sei es nicht wert, in die Kirche zu gehen, oder einige Mitglieder könnten ihm Vorhaltungen machen. Wir müssen darauf achten, daß das Gefühl der Liebe und des Friedens in unseren Kirchen stark genug ist, damit diesem Menschen Willkommen und Unterstützung sicher sind und er niemals auch nur einem Anflug von Gefühlskälte begegnet.

Vor, während und nach jedem Gottesdienst können wir wissen, daß die Stellen, die aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit gelesen werden, durch die Eingebung der göttlichen Liebe ausgewählt worden sind. Liebe gab vor alters den Propheten, den Aposteln und den vielen unbekannten Schreibern der Bibel die Ideen ein, die sie uns hinterlassen haben, und dieselbe Liebe hat auch Mrs. Eddy inspiriert. Liebe veranlaßte sie, die Gottesdienste und die Lektionspredigten Im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. einzuführen, die jeden Sonntag verlesen werden. Auch wenn diese Zitate aus der Bibel und aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft viele Monate vor der Zeit ausgewählt werden, in der sie für das individuelle Studium und für unsere Sonntagsgottesdienste verwendet werden, so geben ihre Zeitlosigkeit und ihre Heilkraft doch Zeugnis von ihrer Inspiration. Immer wieder finden wir in der Lektionspredigt für die jeweilige Woche hilfreiche Ideen, die wir auf Probleme persönlicher, nationaler oder globaler Art anwenden können. Wir wissen nur zu gut, daß es, da Gott Alles ist, in Wirklichkeit keine der Liebe entgegengesetzte Macht gibt, keine böse Kraft, die jemanden dazu bringen könnte, einen haßerfüllten oder auch nur einen gleichgültigen Gedanken zu hegen oder zu äußern. Wenn wir Selbstbeherrschung üben und dem göttlichen Gesetz gehorchen, lassen wir uns nicht plötzlich dazu verleiten, eine bissige Bemerkung zu machen oder auf eine niederreißende Weise zu kritisieren.

Wir können unseren eigenen Beitrag zu der liebevollen, einladenden Atmosphäre in unserer Kirche zum Beispiel daran messen, daß wir uns fragen: „Wie viele unserer Mitglieder kann ich nicht leiden, und sei es nur ein wenig?“ Vielleicht stellen wir höchst erfreut fest, daß unsere Antwort darauf ist: „Keine!“ Müssen wir aber eingestehen, daß es ein oder zwei sind, oder vielleicht noch mehr, so können wir uns sofort klarmachen und beständig daran festhalten, daß Gott, Liebe, keinen Menschen erschaffen könnte, der lieblos, nicht liebenswert oder ungeliebt sein kann. Alle Ideen Gottes sind unendlich geliebt und liebevoll, da jede einzelne die wahre Widerspiegelung Gottes ist. Und das ist unsere wirkliche Identität und die unserer anderen Mitglieder. Was ist eigentlich wichtiger, daß wir unsere eigene Vorstellung über die Farbe der Sitzkissen durchsetzen oder daß der Kirchenraum mit einer Harmonie erfüllt wird, die die Menschen anzieht, so daß sie sich auf jenen Kissen niederlassen? Wenn jedes Mitglied die anderen so sieht, wie Gott sie sieht, wird es bald merken, daß die Liste seiner „Ungeliebten“ schrumpft und schließlich verschwindet.

Wir müssen unsere liebevolle Einstellung über unsere Kirche hinaus in unsere Heime tragen. Angenommen, jemand erklärt pflichtbewußt, daß es keinen Streit in der Kirche gibt, doch läßt er sich zu Hause auf bittere Meinungsverschiedenheiten oder auch nur auf kleinliches Gezänk ein. Um in unserer Liebe zur Kirche und zum Gemeinwesen wahrhaft geistig gesinnt und ehrlich zu sein, müssen wir das Gesetz der Liebe konsequent einhalten — unabhängig davon, wo wir uns befinden.

Wir können ernsthaft mit der biblischen Aufforderung arbeiten: „Du sollst deinen Nächsten lieben“ Mark. 12:31., indem wir uns bemühen, jedem gegenüber verständnisvoll und mitfühlend zu sein, und uns immer vor Augen führen, daß diese Liebe alle Menschen überall einschließen muß. Es gibt keine Ausnahmen. Sie schließt unsere besten Freunde und liebsten Verwandten ein und erstreckt sich auch auf das winzigste Baby im entferntesten Winkel der Erde.

Wir müssen sie alle lieben, indem wir jeden einzelnen so sehen, wie Gott ihn sieht — in jeder Hinsicht absolut vollkommen. Doch denken wir daran, daß „deinen Nächsten lieben“ auch bedeutet, den Nachbarn von nebenan zu lieben? Es ist leichter, die Güte und Tadellosigkeit einer weit entfernten Person einzugestehen als einer Person in der Nähe, die sich nicht so verhält, wie wir uns das wünschen. Aber Ausnahmen gibt es nicht!

Mrs. Eddy stellt in ihrer Definition von „Jerusalem“ Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 589. die Wörter „Heimat“ und „Himmel“ in einen Zusammenhang. Die Erkenntnis der himmlischen Natur, die unser Heim widerspiegeln kann, fördert den Beweis der Tatsache, daß auch unsere Zweigkirche harmonisch ist und daher die Menschen anzieht. Das hilft uns, den Widerstand gegen den heilenden Einfluß unserer Gottesdienste zu entfernen, und wir werden feststellen, daß sich mehr eindeutige Heilungen ereignen.

Wir müssen aber mehr tun als nur den hörbaren Zwiespalt vermeiden. Die Bitterkeit kann auch ohne hörbaren oder sichtbaren Ausdruck empfunden werden. Das eigentliche Denken der Mitgliedschaft ist spürbar, und eine friedliche, freundliche Atmosphäre hat schon oft Neulinge zu unseren Gottesdiensten hingezogen. Keine wunderschön gedruckte Einladung, keine Anzeige und kein Rundfunk-Werbespot hat an sich die Anziehungskraft, die die Liebe zur Kirche und die echte gegenseitige Zuneigung der Mitglieder ausstrahlen.


Der Geist selbst gibt Zeugnis
unserm Geist,
daß wir Gottes Kinder sind.

Römer 8:16

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