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Einheit des Gemüts — Grundlage der Disziplin

Aus der Oktober 1985-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Disziplin ist das Beste, was wir ihnen geben können“, sagte ein Christlicher Wissenschafter zu mir. Ich hatte gerade eine Arbeitsstelle angetreten, bei der ich ständig gefordert war, unter jungen Leuten für Disziplin zu sorgen, die nicht im geringsten daran interessiert waren, und ich fühlte mich dieser Aufgabe in keiner Weise gewachsen. Oft führten meine Versuche, Disziplin zu schaffen, zu einem Aufeinanderprallen gegensätzlicher Meinungen, von dem niemand etwas hatte, und am Ende waren alle Beteiligten aufgebracht und unglücklich. Aber dadurch, daß ich mir in den folgenden Jahren meinen Weg durch jede Situation buchstäblich „hindurchbetete“, wurde vieles besser, und ich erlebte manch wunderbaren Beweis von Gottes Fähigkeit, Seine Kinder harmonisch zu regieren.

Meine Frustration angesichts von Disziplinschwierigkeiten ist natürlich nichts Ungewöhnliches, ebenso wie die Heilung, die ich erlebte, als ich mich an Gott wandte, nicht einzigartig ist. Die Wahrheiten, die die Christliche Wissenschaft lehrt, haben vielen Menschen geholfen, selbst in äußerst schwierigen Situationen Harmonie zu beweisen.

Wenn wir an die Disziplin junger Leute denken oder davon sprechen, haben wir gewöhnlich etwas ganz Bestimmtes im Sinn — daß wir sie dazu anhalten, ihr Zimmer aufzuräumen oder von einer Verabredung nicht zu spät nach Hause zu kommen. Natürlich ist Disziplin auch in kleinen Dingen von Bedeutung. Doch dürfen wir das übergeordnete Ziel dieses „Besten“ nicht aus den Augen verlieren — das Ziel nämlich, in jungen Menschen den Wunsch zu nähren, recht zu handeln und Selbstdisziplin zu lernen.

Argumente und eigenwillige Versuche, etwas zu erzwingen, dienen diesem Ziel keineswegs. Im Gegenteil, sie verstärken den Widerstand und errichten höhere Mauern zwischen dem Erwachsenen und dem Kind. Hier ist etwas anderes notwendig.

Die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft befähigen uns, über gängige psychologische Methoden hinauszusehen und die geistigen Gesetze, die alle Wirklichkeit regieren, wahrzunehmen und zu demonstrieren. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Man sollte es von Grund aus verstehen, daß alle Menschen ein Gemüt, einen Gott und Vater, ein Leben, eine Wahrheit und eine Liebe haben. Die Menschheit wird in dem Maße vollkommen werden, wie diese Tatsache sichtbar wird, der Krieg wird aufhören, und die wahre Brüderschaft der Menschen wird begründet werden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 467.

Was nützt uns das Wissen, daß „alle Menschen ein Gemüt haben“? Der Anspruch von Ungehorsam beruht auf der Annahme, es gebe viele Gemüter — das Kind habe sein eigenes Gemüt oder einen eigenen Willen, der dem der Eltern oder derer, die sonst für das Kind verantwortlich sind, entgegengesetzt ist. Wenn wir versuchen, das Problem dadurch zu lösen, daß wir unsere „überlegenen“ oder „richtigen“ Vorstellungen dem „unreifen“ oder „widerspenstigen“ Denken eines anderen aufzwingen, stärken wir den Glauben an viele Gemüter und vergrößern damit das Problem.

Wir sollten jedoch Gott als das Gemüt aller Menschen sehen — als die einzige Quelle des Denkens, der Tätigkeit oder der Liebe — und den Menschen als den Ausdruck des Gemüts, gehorsam, intelligent und gut.

Wenn wir mit Ungehorsam oder Disharmonie konfrontiert werden, sollten wir unser Denken von der menschlichen Situation abwenden und um die Erkenntnis beten, daß das eine Gemüt, das uns regiert, auch die anderen regiert. Wir müssen unseren menschlichen Willen und unsere Vorstellung, wie etwas getan werden „muß“, völlig aufgeben und inbrünstig beten, daß Gottes Wille geschehe.

Gottes Willen zu erkennen erfordert demütiges Lauschen. Ich unterrichtete einmal an einer Schule für sogenannte Lernbehinderte. Ich erinnere mich, daß ich versuchte, einem Teenager eine spezielle Fertigkeit beizubringen, die das Mädchen befähigen sollte, sich selbst zu helfen. Die Schülerin zeigte keinerlei Interesse, sie sich anzueignen, und protestierte jedesmal lautstark, wenn ich das Thema anschnitt. Ich begann zu beten: „Vater, ist es Dein Wille, oder meine ich nur, daß sie dies lernen muß?“ Mir kam der Gedanke, daß es für diese junge Frau richtig war, mehr Unabhängigkeit zum Ausdruck zu bringen — frei zu sein, um die göttliche Intelligenz zu bekunden, die sie als Ebenbild Gottes in der Tat widerspiegelte. Dies stand im Einklang mit Gottes Gesetz des Fortschritts. Die dem Menschen von Gott gestellte Aufgabe ist es, das Gesetz der sich beständig entfaltenden Intelligenz des göttlichen Prinzips auszudrücken. Ich wußte nun, daß ich darauf vertrauen konnte, daß unser beider Vater die richtige Lösung herbeiführen würde.

Ich hatte immer noch keine Ahnung, wie ich die Sache anpacken sollte, aber ich begann zu folgern, daß meine junge Freundin und ich keine gegensätzlichen Meinungen haben konnten, weil ja Gott das einzige Gemüt, die einzige Quelle des Bewußtseins oder der Intelligenz ist.

Da Fortschritt, Gehorsam und Intelligenz Eigenschaften des Gemüts sind, werden sie durch Gottes Gesetz gestützt. Und es ist natürlich, daß der Mensch sie zum Ausdruck bringt, weil er die Manifestation des göttlichen Gemüts ist. Jeder scheinbare Widerstand kann aus dem Weg geräumt werden, wenn wir erkennen, daß Gottes unteilbare Güte gerade dort zum Ausdruck kommt, wo wir scheinbar hartnäckigem Widerstand begegnen. Ich machte es mir zur Grundlage meiner Arbeit, zu verstehen, daß es für jeden von uns natürlich ist, Unabhängigkeit auszudrücken, und daß nichts in uns sich diesem Schritt nach vorn widersetzen kann.

Jeden Tag, bevor ich an diese Aufgabe heranging, hielt ich mir diese Konzepte vor Augen und betete um die Erkenntnis, wie ich der Schülerin an dem betreffenden Tag die Fertigkeiten vermitteln könnte. Die Ideen kamen, und sie wurde aufgeschlossener. An manchen Tagen ging es besser als an anderen, doch war ich jetzt nicht mehr versucht zu glauben, daß Halsstarrigkeit und Jähzorn wirklich zu ihr gehörten. Schließlich eignete sich meine junge Freundin die neue Fertigkeit mit Freude und auf natürliche Weise an, ohne daß es dazu eines Anstoßes bedurfte.

Bei unseren Bemühungen, in eine Situation, in der es um ein Kind geht, um eine Kontroverse am Arbeitsplatz oder sogar um einen Konflikt zwischen Nationen, mehr Harmonie hineinzutragen, mögen wir manchmal das Gefühl haben, mehr zu verlieren, als zu gewinnen. Doch wenn die göttliche Liebe zum Ausdruck gebracht wird, gewinnt jeder. Es ist nicht unsere Aufgabe, andere Sterbliche zu regieren oder ihr Wesen zu formen. Gott hat bereits jedes Kind als Sein Eigentum geistig erschaffen und identifiziert. Unsere Aufgabe ist es, stets unser Denken zu kontrollieren und nach bestem Vermögen Gottes Eigenschaften Ausdruck zu verleihen.

Im Neuen Testament heißt es, daß Christus Jesus mit Vollmacht lehrte. Siehe Matth. 7:29. Seine Autorität war nicht streng und tyrannisch, sondern liebevoll, bestimmt und geistig zwingend. Das ist die Autorität, die jeder von uns demonstrieren möchte — eine Autorität, die das Auf und Ab des persönlichen Sinnes zur Ruhe bringt und die Teufel der Starrsinnigkeit und Launenhaftigkeit austreibt. Diese Autorität wird nicht durch Willenskraft demonstriert, sondern durch das Aufgeben des eigenen Selbst zugunsten der einzig bestehenden Macht, des „einzige[n] Ich oder Uns“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 591., wie der Anfang von Mrs. Eddys Definition von Gemüt, oder Gott, im Glossarium von Wissenschaft und Gesundheit lautet.

Es mag viele Möglichkeiten geben, Kinder zu etwas zu bewegen. Wir können sie überreden, bestechen, überlisten oder zwingen. Doch nur das göttliche Prinzip, Liebe, und unser beständiger Ausdruck dieses Prinzips heilt sie und nährt in ihnen den Wunsch, recht zu handeln.

Wenn wir im Gebet beharren und unseren Eigenwillen aufgeben, können wir in uns und anderen Wachstum sehen. Es gibt kein Kind, keinen Menschen, der den heilenden Einfluß der Liebe, des einen Gemüts, nicht erleben kann.

Die Disziplin der göttlichen Liebe wird tief empfunden. Sie bringt die Mauern der Starrsinnigkeit und des Eigenwillens durch das Verlangen, recht zu handeln, zum Einsturz und überbrückt die Abgründe der Furcht mit Banden der Zuversicht und bewußter Selbstachtung. Sie heilt.

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