Wissen, so wird behauptet, sei Macht. Demnach müßte ein inspiriertes Verständnis der geistigen Wahrheit — der göttlichen Wirklichkeit des Seins — eine gewaltige Kraft zum Guten sein. Wahres Wissen dieser Art erhielt vor fast zweitausend Jahren eine dynamische Bedeutung, als der Meister Christus Jesus es den großen Befreier im menschlichen Leben nannte. „Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede“, sagte er, „so seid ihr in Wahrheit meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Joh. 8:31, 32.
Unsere Aufmerksamkeit konzentriert sich wohl oft hauptsächlich auf die Worte „die Wahrheit erkennen“. Aber liegt nicht genauso grundlegende Bedeutung in den vorausgehenden Worten unseres Meisters: „Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede ...“? Zeigt sich unsere wahre christliche Jüngerschaft nicht daran, daß wir das, was wir erkennen, im Leben zum Ausdruck bringen? Und was können wir wirklich wissen, ehe wir unseren Glauben richtig demonstriert haben? Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, schreibt Mrs. Eddy: „Um mehr erfassen zu können, müssen wir betätigen, was wir schon wissen. Wir müssen daran denken, daß Wahrheit beweisbar ist, wenn sie verstanden wird, und daß das Gute nicht verstanden ist, bis es demonstriert ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 323.
Wenn wir an dem „bleiben“, was der Meister lehrte — wenn wir Gott mit völliger Hingabe lieben, unseren Nächsten bedingungslos lieben, die Kranken heilen, die Sünder erlösen —, dann beweisen wir, daß unser Wissen um die göttliche Wirklichkeit tatsächlich Substanz hat und nicht reine Theorie ist.
Geistiges Verständnis erneuert und vervollständigt das Leben des einzelnen, reinigt und erhebt es. Es ist die Grundlage für ein nützlicheres und produktiveres Leben. Inmitten einer wirren Welt, die um Ziel und Zufriedenheit ringt, wird ein Leben, das auf der Grundlage der Erkenntnis der Wahrheit über Gott und den Menschen geführt wird, so etwas wie ein Wunder der Gnade.
Das hervorragendste Beispiel in der Geschichte der Menschheit für die vollkommene Verbindung von geistigem Verständis und praktischer Demonstration ist zweifellos das unseres Heilands Christus Jesus. Schon als Kind fand man ihn im Tempel unter den Ältesten, „wie er ihnen zuhörte und sie fragte“. Und die Bibel berichtet: „Alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich seines Verstandes und seiner Antworten.“ Luk. 2:46, 47. Weiter finden wir im Neuen Testament die Feststellung, daß sich das Volk „entsetzte ... über seine Lehre“, als Jesus die als Bergpredigt bekanntgewordene Ansprache gehalten hatte, „denn er lehrte mit Vollmacht ...“ Matth. 7:28, 29. Kann es irgendeinen Zweifel darüber geben, daß Jesus die Wahrheit wußte?
Wenn wir bedenken, daß er — neben vielen anderen herrlichen Heilungen — einem von Geburt an blinden Menschen das Augenlicht schenkte, eine Frau von einem körperlichen Leiden befreite, das sie achtzehn Jahre lang zum Krüppel gemacht hatte, und einen Mann von den Toten auferweckte, der schon vier Tage im Grab gelegen hatte, so wird absolut klar, daß seine Erkenntnis der geistigen Wahrheit nicht bruchstückhaft, sondern gründlich und tief war. Jesus baute auf das vollkommene Gesetz Gottes, das alles wahre Sein regiert, und bewies so, was er lehrte, was er sagte, was er über die Wirklichkeit der göttlichen Schöpfung wußte. Und da Jesus wußte, was ihm sein Vater, das göttliche Gemüt, ständig zeigte, war das alles möglich. Die Worte des Meisters bestätigen das: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern nur, was er sieht den Vater tun; und was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn. Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut.“ Joh. 5:19, 20.
In unserem Zeitalter hat die Entdeckung der Christus-Wissenschaft durch Mrs. Eddy die Offenbarung der reinen Wahrheit des Seins ans Licht gebracht — die befreiende Wahrheit, auf die Jesus selber sein erlösendes Wirken gründete. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der Vater alle Seine Söhne und Töchter liebt; und als die Offenbarung Gottes zeigt die Christliche Wissenschaft dem demütigen Sucher, was Gott, das göttliche Gemüt, ist und was Gemüt tut.
Das göttliche Gemüt, der unendliche Geist, ist die einzige Intelligenz, die unbegrenzbare Intelligenz, die reine Liebe und das vollkommene Prinzip. Die Tätigkeit des Vaters, des Gemüts, schließt die wohltuende, nie versagende Fürsorge für Seine geistige Schöpfung ein. Gott führt und regiert Seine Ideen. Er erhält die Bewegungen und Funktionen des Universums, einschließlich des Menschen, der Gottes vollkommene Widerspiegelung ist, in vollkommener Ordnung. Gott ist Geist, Leben, Seele; und der Mensch ist die geistige Offenbarwerdung Gottes. Das sind die Wahrheiten, die man in der Christlichen Wissenschaft lernt und die jeder Schüler durch eigene Heilarbeit und individuelle Erneuerung demonstrieren muß.
Als treue Nachfolgerin Christi Jesu entdeckte Mrs. Eddy die Christliche Wissenschaft und gründete die Kirche Christi, Wissenschafter. Durch den geistigen Sinn erkannte sie die tiefe Bedeutung der Lehren des Meisters und baute dann Stein für Stein — d.h. Beweis um Beweis — auf ein Verständnis der Wirklichkeit. Ihre lebenslange Arbeit für die Bewegung der Christlichen Wissenschaft hat viele Menschen inspiriert. Und ihre eigene heilende Tätigkeit bezeugte die geistigen Wahrheiten, die sie verstand. Sie lehrte und demonstrierte, daß Gott sich nur des Guten bewußt ist und niemals Disharmonie oder Böses erlaubt; und Mrs. Eddy verstand, daß unsere Erkenntnis dieser großen Tatsache uns direkt in die Gegenwart der göttlichen Liebe bringt. Von einer Heilung berichtet sie: „ ... Als ich am klarsten erkannte und am tiefsten empfand, daß der Unendliche keine Krankheit kennt, hat mich das nicht von Gott getrennt, sondern mich so mit Ihm verbunden, daß ich imstande war, augenblicklich ein Krebsleiden zu heilen, das bereits bis zur Halsschlagader vorgedrungen war.“ Die Einheit des Guten, S. 7.
Unser Wissen wird wirklich an dem erkannt, was wir beweisen können. Und wenn wir Beweise erbringen, wächst auch unser geistiges Verständnis und erschließt uns neue Horizonte. Die Wahrheit erkennen und die Wahrheit beweisen — das ist der Weg Christlichen Fortschritts und christlicher Erlösung für treue Jünger, die an den Worten ihres Heilands „bleiben“.