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Internationale Spannungen heilen

Aus der Oktober 1985-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Weltweite Transport- und Kommunikationssysteme haben die Menschen enger zusammengebracht als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Zunehmende wechselseitige Abhängigkeit kennzeichnet heutzutage die nationalen und internationalen Beziehungen. Die meisten Leute sind sich zwar dieser Tatsachen bewußt, doch scheint die Förderung gegenseitigen Verständnisses nur sehr langsam voranzukommen. Regionalkonflikte und die Gefahr einer nuklearen Vernichtung durch die Supermächte bestehen immer noch.

Wir alle können mithelfen, die internationalen Spannungen zu verringern und die weltweite Verständigung zu verbessern. Wir können beten. Eine junge Lehrerin lernte das, als sie vor einer schwierigen Situation im Klassenzimmer stand.

Sie war eine neue Lehrerin an einer internationalen Schule und hatte Schüler verschiedener Nationalitäten in einer Klasse. Diese Schüler kamen aus Ländern, deren politische und ideologische Ansichten ziemlich weit auseinandergingen. Eines Tages, als sie in der Klasse Nachrichten über ein besonders heikles internationales Problem diskutierten, ertappte sich die Lehrerin dabei, daß ihre eigenen nationalen Vorurteile die Oberhand gewonnen hatten und sie nicht mehr objektiv denken und kommentieren konnte. Die Schüler spürten ihre gefühlsbetonte Einstellung und nutzten dies schnell aus. Bald kamen in den Äußerungen der Schüler starke, haßerfüllte Gefühle zum Ausdruck. Eine dem Lernen förderliche Atmosphäre war dahin.

In ihrer Verzweiflung wandte sie sich an Gott. Sie hielt an dem Gedanken fest, daß alles unter Gottes allmächtiger Herrschaft steht und daß allein Er die Quelle allen Denkens und Handelns ist (sich daran zu erinnern ist nicht leicht, wenn es emotional hoch hergeht). Sie erkannte, daß der Mensch niemals außerhalb Gottes Reich sein kann und daß sie genau in dem Augenblick sehen konnte, daß sich die Harmonie dieses Reiches durch den Menschen kundtut. Verständigung erfolgt stets von der einen Quelle, dem Gemüt; und Gemüt teilt sich seinem Ausdruck, dem Menschen, mit. In diesem Gemüt bestehen keine getrennten, auseinandergehenden oder gegensätzlichen Meinungen. Wenn allein die göttliche Liebe unsere Gedanken und Handlungen auslöst, ist das Ergebnis immer ein Ausdruck brüderlicher Liebe, nicht der Selbstsucht. In Wissenschaft und Gesundheit, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, schreibt Mrs. Eddy: „Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß es nur ein Gemüt gibt, dann hat sich das göttliche Gesetz, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst, entfaltet; wohingegen die Annahme von vielen herrschenden Gemütern des Menschen natürlichen Zug zu dem einen Gemüt, einen Gott, hindert und das menschliche Denken in entgegengesetzte Kanäle leitet, wo Selbstsucht regiert.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 205.

Christus Jesus, der Meister der Christen und der größte Lehrer, der je gelebt hat, wußte, daß der Mensch Gottes Kind ist. Er ließ sich vom Irrtum nie dazu verführen, den Menschen als etwas anderes zu sehen als das Ebenbild der göttlichen Liebe. Er erkannte im Gebet des Herrn an, daß Gott der Vater aller Menschen ist. Jesus spricht darin von „unserem Vater“ Matth. 6:9., nicht von meinem Vater oder eurem Vater. Jesus überwand soziale, kulturelle und wirtschaftliche Hindernisse, um das Christentum zu demonstrieren. Er gebot uns, uns untereinander zu lieben, gleichwie er uns geliebt hat. Siehe Joh. 15:12. Diese christusgleiche Liebe verbindet und heilt.

Während die junge Frau betete, dachte sie an den Apostel Paulus, der ebenfalls ein Lehrer gewesen war, und überlegte, was er wohl in solch einer Situation gedacht hätte. Als echter Weltbürger teilte Paulus die Menschen nicht in Rassen und Nationalitäten ein. Er demonstrierte das göttliche Gesetz, seinen Nächsten zu lieben, als er im Römischen Reich predigte. In seinem Brief an die Kolosser schreibt er (3:11): „Da ist nicht mehr Grieche, Jude, Beschnittener, Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Knecht, Freier, sondern alles und in allen Christus.“

Paulus konnte an rassischen und ethnischen Unterschieden, mit denen sich das sterbliche Denken das Identifizieren bequem macht, vorbei auf die glorreiche Christusgleichheit sehen, die für alle erreichbar ist, die dem Meister folgen. Wo immer sich auch Paulus befand, seine umfassende Liebe gab ihm bei äußerer Unruhe innere Zuversicht.

Auch wir können Jesu Beispiel folgen, wenn wir erkennen, daß wir alle in Wahrheit Herrschaft und Einssein im Geist ausdrücken können, ganz gleich, ob wir es mit Menschen verschiedener Nationen, mit Nachbarn oder Familienmitgliedern zu tun haben. Wir können erleben, wie sich Spannungen lösen, wenn wir Gott, das Gute, als die Quelle allen Denkens und Handelns anerkennen. Wenn wir die wahre geistige Identität jedes Menschen erkennen, so wie sie in Seele begründet ist, verschwinden die Unterschiede in der äußeren Erscheinung, in der Sprache und den Sitten — Unterschiede, die oft die Verständigung behindern. Da wir Sprößlinge der Seele sind, liegt unsere Identität darin, daß wir lieben. Das göttliche Gemüt führt uns auf kreative und produktive Weise zusammen, damit wir diese Liebe miteinander teilen. Wie viele Möglichkeiten haben wir doch täglich, nach folgender Erklärung aus Wissenschaft und Gesundheit zu leben: „Der eine unendliche Gott, das Gute, vereinigt Menschen und Völker; richtet die Brüderschaft der Menschen auf; beendet die Kriege; erfüllt die Schriftstelle: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘ ...“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 340.

Bald darauf bemerkte die Lehrerin, die offensichtlich unvereinbaren Gegensätzen in ihrer Klasse gegenübergestanden hatte, daß sich der Ton der Diskussion und die Stimmung in der Klasse geändert hatten, ohne daß sie auch nur ein Wort hatte sagen müssen. Die Schüler hörten einander zu und reagierten höflich und mit Takt auf die Meinungen anderer. Konstruktive Verständigung war wieder möglich. Die Schüler sahen ein, daß ihr vorhergehender bitterer Meinungsaustausch keinen wahren Wert gehabt hatte. Von da an wurden die Diskussionen über Nachrichten in einem Geist der Zusammenarbeit und des Verständnisses geführt.

Eine Definition des Wortes „Harmonie“ lautet „angenehme Übereinstimmung der Teile eines Ganzen“. Ob wir nun auf örtlicher, nationaler oder internationaler Ebene arbeiten, wir leben, um Gott auszudrücken und dadurch andere zu segnen. Niemand ist wichtiger oder weniger wichtig als jemand anders. Jeder wird in Gottes herrlicher Schöpfung gebraucht.

Wenn wir täglich beten, um jene brüderliche Liebe zu demonstrieren, die einmütiges Handeln kennzeichnet, tragen wir dazu bei, internationale Spannungen abzubauen und Zusammenarbeit zu fördern. Wenn wir die Menschheit in christusgleiche Eigenschaften wie Vergebung, Demut, Freundlichkeit, Respekt, Geduld und Intelligenz eintauchen, tun wir viel, um auf Erden Frieden zu stiften. Wir können schon jetzt damit beginnen.

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