Vor einiger Zeit traf ich eine ehemalige Studienkollegin, mit der ich ein Zimmer geteilt hatte. Nach unserer letzten Begegnung einige Jahre zuvor hatte sie begonnen, sich für eine Philosophie der Selbsthilfe zu interessieren, die die Macht des Denkens betont. Sie erklärte mir freudig, daß sie nun endlich meinen Glauben an die Christliche Wissenschaft verstehe, da sie gelernt habe, daß körperliche Gesundheit durch richtiges Denken erreicht werden könne.
Es war weder die rechte Zeit noch der Ort für eine Diskussion über die Christliche Wissenschaft. Meine Bekannte war gar nicht daran interessiert, mehr über meine Religion zu erfahren — sie war überzeugt, daß sie den Schlüssel zu ihrem Wohlergehen gefunden hatte. Aber diese Unterhaltung, verbunden mit der stark publizierten und wachsenden öffentlichen Erkenntnis, daß Krankheit einen mentalen Ursprung hat, veranlaßte mich, gründlich nachzudenken über den Unterschied zwischen Gebet, das wissenschaftlich die Allerhabenheit des einen Gemüts, Gottes, anerkennt, und den philosophien des positiven Denkens, die behaupten, Gesundheit könne erlangt werden, indem man schlechte Gedanken durch gute ersetzt.
Selbstverständlich sind sich die Christlichen Wissenschafter darin einig, daß man unbedingt danach streben sollte, ein besserer Mensch zu sein und ein lohnenderes Leben zu führen. Aber die Heilarbeit der Christlichen Wissenschaft basiert auf einer weit radikaleren Grundlage als dem bloßen Zugeständnis, daß Krankheit mental verursacht werde. Diese Wissenschaft offenbart, daß Krankheit nicht dem Menschen innewohnt, sondern dem sterblichen Bewußtsein — der Annahme, daß es ein vom göttlichen Gemüt getrenntes Gemüt gebe. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Heilung nicht erreicht wird, indem man lediglich bessere Gedanken denkt, sondern indem man sein Denken der regenerierenden Erkenntnis unterwirft, daß es nur ein allmächtiges Gemüt, Gott, gibt, dessen Widerspiegelung der Mensch ist.
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