Um eine Wirkung verstehen zu können, müssen wir ihre Ursache verstehen. Beim Rechnen z. B. wird niemand vom falschen Ergebnis ausgehen, um die richtige Lösung zu finden.
Im Alltag erkennen wir viele Ursachen an, weil wir meinen, uns mit ihren verschiedenen Wirkungen abfinden zu müssen. Außerdem wird oft von uns erwartet, daß wir uns darein fügen, mit einer unharmonischen Wirkung wie Krankheit, Furcht oder Streit zu leben. Doch ist das wirklich die richtige Einstellung? Früher oder später entdecken wir, daß ein solchen Verhalten die Schwierigkeiten nicht aus dem Wege räumt, sondern uns immer mehr in Hypothesen und Prognosen, Vermutungen und Annahmen verstrickt.
Christus Jesus jedoch kam, um die Menschheit von diesen falschen Annahmen oder Wirkungen zu erlösen und sie zu der wahren und einzigen Ursache, zu Gott, zu führen. Für jeden Christen ist daher die Bibel der Ausgangspunkt seiner Überlegungen.
Die Bibel wirksam zu lesen heißt, sich mit dem Geist, der aus ihr spricht, vertraut zu machen, denn Gott, das eine Gemüt, ist keine physische Person,die die wir um etwas bitten. Jesus, der die wahre Sohnschaft, den vollkommenen Gottes-Menschen, darstellte, erklärt uns im Johannesevangelium: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ Joh. 4:24.
Im ersten und geistig authentischen Schöpfungsbericht erfahren wir, daß Gott, Geist, den Menschen zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat. Siehe 1. Mose 1:26, 27. Kann nun, wenn der Geist Ursache und Schöpfer ist, das Ebenbild oder die Wirkung des Geistes dem Geist so unähnlich sein? Betrachtet die Menschheit die materielle Wirkung, die sogenannte sterbliche Schöpfung, nicht irrtümlicherweise als aus der geistigen Ursache kommend? Wie verhält es sich mit dem Gesetz, daß Gleiches Gleiches hervorbringt? Wenn wir jedoch das wahre, ganz und gar geistige Wesen der Schöpfung verstehen, wird uns klar, daß die Materialität keinen Platz darin hat. Diese Erkenntnis führt uns zu der wahren und einzigen Grundursache allen Seins, allen Lebens — zu Gott — zurück!
Jesus predigte, daß es nur einen Gott, eine Ursache, gibt, und er bewies seine Lehren durch Heilungen und Segnungen, die das vollkommene Wesen der Wirkung, des Menschen, bestätigten. Er erkannte in allem, was er sagte und tat, Gott als den einen Vater aller an. Ja, er fragte niemals nach materiellen Einflüssen und deren falschen Gesetzen, wo Krankheit oder eine Schwierigkeit herkam oder ob sie wirklich war. Jesus demonstrierte den Christus, die Wahrheit, die alles Materielle als unwirklich und daher machtlos austreibt.
Bevor er einen blindgeborenen Mann heilte, wurde er von seinen Jüngern gefragt, wer denn gesündigt habe, der Blinde oder seine Eltern; d. h., seine Jünger folgerten von einer materiellen, menschlichen Ursache aus und erkannten die Wirkung als wirklich an. Sie ließen sich von der Wirkung, dem materiellen Augenschein, täuschen. Die Jünger, wie die meisten Menschen, versuchten, von der Wirkung (in diesem Fall der Blindheit) aus zur Ursache zu gelangen. Auf diese Weise kann die Wirkung niemals geheilt werden! Jesus dagegen verneinte sofort jegliche materielle Ursache, erkannte den Menschen als das Ebenbild Gottes und sagte: „Es hat weder dieser gesündigt, noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.“ Joh. 9:3.
Es wird weiter berichtet, daß Jesus auf die Erde spie und einen Brei machte, den er dem Blinden auf die Augen legte. Dann forderte er ihn auf, zu gehen und sich zu waschen. Als der Mann zurückkehrte, konnte er sehen. Durch die Lehren der Christlichen Wissenschaft erkennen wir die geistige Bedeutung dieser Bibelstelle. Jesus spie auf die Erde, auf die Materie, und bekundete damit deren Nichtsheit und Machtlosigkeit, etwas hervorzubringen, was der göttlichen Vollkommenheit entgegengesetzt ist. Und er verlangte auch von dem Blinden etwas, als er ihn fortschickte, sich in dem Teich zu waschen. Beim geistigen Heilen kommt es darauf an, daß wir uns unseres geistigen Selbst bewußt werden, indem wir unser Denken läutern und bis zu einem gewissen Grade erkennen, daß wir nicht von Gott getrennt sein können. Der Blinde mußte eine solche Läuterung erlebt haben, als er Jesu Geheiß folgte und „sehend“ Joh. 9:7. wiederkam.
Mrs. Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 476.
Wissenschaft und Gesundheit gibt der ganzen Menschheit den Schlüssel zu dem geistigen Verständnis, daß Gott die einzige Ursache ist. Jeder, der dieses Buch studiert und die darin enthaltenen Regeln befolgt, kann sie im täglichen Leben anwenden und so den Beweis seines Glaubens selbst liefern. Hiermit wird der Ausspruch Jesu klar: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue.“ Joh. 14:12.
Jede Heilung oder Befreiung von irgendeiner Form des Bösen ist praktisch eine Zugabe, denn die wahre Heilung ist ja die Befreiung von falschen Annahmen; und wenn wir diese gegen Gottes Gedanken, die geistige Wahrheit, eintauschen, werden wir von neuem geboren. Diese Wiedergeburt geht beständig vor sich, und wir müssen diese neue Idee beschützen und hegen. Dann wird sie fortwährend wachsen und gedeihen.
Ich hatte einmal eine Erfahrung, die veranschaulicht, wie das Verneinen einer sogenannten materiellen Wirkung eine körperlich Heilung bewirkt. Beim Sport hatte ich mir dem materiellen Augenschein nach einen Zeh gebrochen. Trotz der Schmerzen und der liebevollen Besorgnis der Sportkameraden besann ich mich als erstes auf meinen Glauben. Ich wußte, daß Gott alles sehr gut gemacht hat und ich in Wahrheit Sein vollkommener Ausdruck war, Sein Zeuge. Was war geschehen? Hatte Gott Sein Bild und Gleichnis fallen lassen? Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft las ich: „Der Christliche Wissenschafter, der wissenschaftlich versteht, daß alles Gemüt ist, beginnt mit der mentalen Ursächlichkeit, mit der Wahrheit des Seins, den Irrtum zu zerstören.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 423. Und an anderer Stelle heißt es: „Der Ausgangspunkt der göttlichen Wissenschaft ist, daß Gott, Geist, Alles-in-allem ist, daß es keine andere Macht und kein anderes Gemüt gibt — daß Gott Liebe ist und daß Er daher das göttliche Prinzip ist.“ Ebd., S. 275.
Trotz der Schmerzen verneinte ich die Wirklichkeit dieses Vorfalls, ich beobachtete nicht den körperlichen Zustand, sondern achtete auf meine Gedanken darüber. Ich wurde mir bewußt, wie der physische Zustand auf mein Denken reagierte. Ich wandte mich von der Wirkung ab und der einzigen, göttlichen, vollkommenen Ursache zu, die gut, rein und niemals gefallen war oder sich verletzt hatte. Ich beanspruchte für mich meine Gotteskindschaft und hielt daran fest, daß ich als das Ebenbild des Geistes nur geistige Eigenschaften widerspiegeln konnte und daß diese durch keine materiellen Voraussetzungen beeinträchtigt werden konnten. Als eine geistige Idee konnte ich keinen gebrochenen Zeh haben. Mir wurde klar, daß keine kranke Materie geheilt oder in Ordnung gebracht werden mußte, sondern daß die geistige Idee, meine wahre Individualität, von diesem materiellen Vorgang nicht berührt worden war und keine Kenntnis davon haben konnte. Was mußte die Schlußfolgerung sein? Ursache und Wirkung müssen übereinstimmen! Mein verändertes Denken, mein Gebet, das sich nur mit Gottes Vollkommenheit beschäftigte, zeigte sich schließlich in meiner Erfahrung als die körperliche Heilung.
Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Es gibt nur eine Grundursache. Daher kann es keine Wirkung aus irgendeiner anderen Ursache geben, und es kann keine Wirklichkeit in irgend etwas geben, was nicht von dieser großen und einzigen Ursache herrührt.“ Und im nächsten Abschnitt heißt es: „Die geistige Wirklichkeit ist die wissenschaftliche Tatsache in allen Dingen.“ Ebd., S. 207.
Richtig beten bedeutet, Gott als die einzige Ursache, den einen Schöpfer, anzuerkennen und uns bewußt zu sein, daß wir die göttliche Vollkommenheit widerspiegeln. Im Gebet danken wir Gott, dem einen Vater, für Seine Liebe, Seine Allmacht und Allwissenheit. Die Liebe des Vaters ist immer bereit, uns mit allem Notwendigen zu versorgen.
Müssen wir dann nicht sofort und absolut alles als unwirklich zurückweisen, was der geistigen Tatsache von Gottes Allheit widerspricht? Ja! Krankheit, Wirtschaftskrisen, Hunger, Krieg, Katastrophen u. a. müssen als das erkannt werden, was sie sind: Unwirklichkeiten, die jeder wirklichen Ursache entbehren und darum in dem Maße aus der menschlichen Erfahrung verschwinden müssen, wie wir sie ablehnen und uns der Wahrheit zuwenden. Wir können jetzt damit beginnen, diesen falschen Ansprüchen jede Wirklichkeit zu versagen und sie durch gute und wahre Gedanken, die von Gott kommen, zu ersetzen.
Wenn die Gedanken Ideen von Gott sind, verheißen sie uns nur Gutes, Frieden und Freude. Sprechen sie von Krankheit, Tod oder irgendeiner anderen Form des Bösen, dann sollten wir sie als Irrtum zurückweisen — als Lügen, die nichts mit Gott, der einen Ursache, zu tun haben.
Im wissenschaftlichen Gebet gehen wir davon aus, daß es nur ein Gemüt, eine Ursache, gibt und daß wir darum nur gute Gedanken haben können. Wenn wir solche Gedanken beherbergen, stellen wir fest, daß sie uns immer auf dem rechten Weg leiten. Wir können beweisen, daß der Mensch, der Ausdruck Gottes, unser wahres Wesen und immerdar Seine unmittelbare Wirkung ist und daß er von Seiner Vollkommenheit, Heiligkeit, Harmonie und Liebe Zeugnis ablegt.
Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet,
aller Welt Enden;
denn ich bin Gott, und sonst keiner mehr.
Jesaja 45:22
