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Christlich-wissenschaftliche Behandlung: was sie ist und wie sie angewandt wird

Aus der Dezember 1986-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das vielleicht Bemerkenswerteste an der Christlichen Wissenschaft ist, daß sie die Ausübung des christlichen Heilens wiedereingeführt hat. Dieses Heilen ist mehr als nur eine bloße Nebenerscheinung der christlich-wissenschaftlichen Lehren. Es ist die Augenfälligkeit oder der Beweis dafür, daß die Christliche Wissenschaft durch ihre ausgesprochen wissenschaftliche Behandlung eine wahre Erklärung der Lehren Christi Jesu ist.

Ist eine Behandlung nicht einfach das, was ein Christlicher Wissenschafter als Gebet bezeichnet?

Nicht ganz. Eine Behandlung ist zwar eine besondere Form des Gebets, aber nicht jedes Gebet ist eine Behandlung. Gebet im weitesten Sinne ist unsere bewußte Gemeinschaft mit Gott, die Anerkennung Seiner Güte, Gegenwart und Kraft und unser aktives Bemühen, in Übereinstimmung mit dieser Göttlichkeit zu leben. Das sollten wir unaufhörlich tun.

Andererseits ist eine Behandlung die Anwendung ganz bestimmter metaphysischer Wahrheiten und geistiger Ideen auf eine unmittelbare menschliche Notlage. Dieses besondere Gebet wird nur so lange fortgesetzt, wie der Fall es erfordert. Beide Formen des Gebets sind im Wirken unseres Meisters erkennbar: seine schnelle, effektive Hilfe für alle um ihn herum und sein unbeirrbares Bewußtsein seines Einsseins mit Gott (die Kraft, sofort zu heilen, war dabei das direkte Resultat dieses Bewußtseins).

Das Verständnis und die Anwendung dieser bestimmten Form des Gebets kann die praktische Wirksamkeit unseres Christseins erheblich verstärken. Wir wollen uns deshalb mit drei Punkten der christlich-wissenschaftlichen Behandlung näher beschäftigen: 1. Motiv — oder warum wir uns für sie entscheiden; 2. Mittel — was sie wirksam macht; 3. Methode — wie sie angewandt wird.

Motiv

Bevor man über das „Warum“ der christlich-wissenschaftlichen Behandlung nachdenkt, sollte man eine wichtige Frage klären: „Ist mein eigentliches Ziel allein die Heilung oder die Religion an sich?“ oder in anderen Worten: „Soll durch diese Behandlung lediglich eine physische oder mentale Schwierigkeit beseitigt werden, oder ist das Ziel, Gott anzubeten und die Gegenwart Seiner sanften Güte anzuerkennen, die die Ansprüche des Bösen zerstört?“

Die Ausübung der Christlichen Wissenschaft ist ein religiöses, nicht ein medizinisches Bemühen. Gott steht im Vordergrund. Unser Ziel bei einer solchen Behandlung ist, das wahre Wesen Gottes, des Geistes, und Seiner geistigen Schöpfung zu verstehen und uns nicht von der Materialität täuschen zu lassen. Die Wirkung dieser Wissenschaft ist heilend, denn ein Verständnis der Wahrheit deckt immer mentalen Irrtum, mentale Sünde und ihre Folgen auf und berichtigt sie.

Eine tiefe Liebe zu Gott würde uns selbstverständlich zwingen, allem entgegenzutreten, was Ihn als einen Schöpfer, der Fehler macht, oder als unachtsamen und nachlässigen Versorger und Beschützer Seiner Kinder darstellt. Das richtige und wahre religiöse Motiv für die christlich-wissenschaftliche Behandlung ist, die Wahrheit des Seins im Bewußtsein aufrechtzuerhalten und zu verteidigen.

„Gibt es nicht auch andere Motive? Beispielsweise humanitäre oder schlicht praktische Gründe? Können diese nicht auch hilfreich sein?“ Christliches Mitgefühl für unseren Nächsten und das Verlangen, alle unharmonischen Zustände zu berichtigen, die uns begegnen, sollten uns erfüllen. Sollten aber humanitäre Gefühlsregungen unsere Liebe zu Gott und Seinen Gesetzen verdrängen, dann besteht die Gefahr, daß gute menschliche Motive fehlgeleitet werden, sich Irrtümer einschleichen oder die Beweggründe bewußt mißbraucht werden.

Zum Beispiel: Wenn sich unser Denken auf den Zustand des Patienten konzentriert — auf den Ernst der Lage, die Ungerechtigkeit der Situation, die Dauer des Zustandes usw. —, dann könnte es sein, daß wir Gott um Hilfe für den Patienten anflehen — eine Einstellung, die sowohl Gottes Bereitschaft wie auch Seine Fähigkeit, die Harmonie des Menschen aufrechtzuerhalten, anzweifelt. Dieser Standpunkt ist der Heilung nicht dienlich; Mrs. Eddy sagt: „In der Wissenschaft beweist das Heilen der Kranken diese erhabene Wahrheit der Christlichen Wissenschaft, nämlich, daß du Krankheit nicht ausrotten kannst, wenn du zugibst, daß Gott sie schickt oder sie sieht.“ Nein und Ja, S. 30.

Wir könnten auch versucht sein, materielle Mittel (Diät, Medikamente, Salben, Übungen usw.) für eine vorübergehende Erleichterung zu empfehlen oder gutzuheißen — in der Überzeugung, daß das physische Wohlbefinden des Patienten der wichtigste Faktor in diesem Falle sei. Das erklärte Ziel christlich-wissenschaftlicher Ausübung ist die Beendigung des Leidens, doch weiß der Ausüber, daß die Bedürfnisse des Patienten nur dann auf die Dauer gestillt werden, wenn er versteht, daß Gott nicht Leiden verursacht und es daher eine unrechtmäßig auferlegte Täuschung ist, die durch die göttliche Liebe aufgehoben wird.

Bei der Behandlung müssen wir anerkennen und daran festhalten, daß Gott das richtungweisende und herrschende Gemüt des Falles ist, oder wir geraten in Versuchung, unseren eigenen persönlichen Sinn vom Rechten durch menschliche Ratschläge, Empfehlungen, persönlichen Einfluß oder andere Formen der Manipulation dem Patienten aufzudrängen. Bewußt das Denken eines anderen zu beherrschen kann in bösartige Formen mentaler Malpraxis ausarten und führt schließlich zum Verlust der eigenen Fähigkeit, eine heilende christlich-wissenschaftliche Behandlung zu geben. „Wer die von der Verfasserin gelehrte Wissenschaft praktisch anwendet, durch die Gemüt Licht und Heilung über dieses Geschlecht ausgießt, kann sie bei niemandem aus schlechten oder boshaften Beweggründen anwenden, ohne seine eigene Heilkraft und Gesundheit zu zerstören“, schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit, und sie fügt hinzu: „Ein unrechter Beweggrund trägt Niederlage in sich.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 446.

Wenn der religiöse Beweggrund in der christlich-wissenschaftlichen Behandlung gewahrt bleibt, steht Gott in ihrem Mittelpunkt; das schützt sie vor Verwirrung und Mißbrauch und hilft dabei, die heilende Wirkung christlicher und wissenschaftlich unanfechtbar zu machen.

Mittel

Was macht eine Behandlung wirksam? Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott, das einzige Gemüt, unendlich ist, von sich aus besteht, alles umschließt; ferner, daß der Mensch allein als die Idee oder Vorstellung dieses Gemüts besteht. Diese Wahrheit ist, wenn sie verstanden und gelebt wird, die Grundlage einer Behandlung.

Daß es zu diesem immergegenwärtigen göttlichen Gemüt ein Gegenstück gibt, das ihm in Wesen, Handlung und Zusammensetzung genau entgegengesetzt ist, das ist die Lüge, die durch die christlich-wissenschaftliche Behandlung ausgelöscht werden muß. Die Christliche Wissenschaft bezeichnet diese erfundene Mentalität als „sterbliches Gemüt“. Das sogenannte menschliche Bewußtsein ist die angebliche Vermischung von sterblichem Gemüt und unsterblichem Gemüt, von Gut und Böse. Wenn wir auf das sterbliche Gemüt hören, bleibt uns die Allheit Gottes und die Tatsache des geistigen Selbst des Menschen verborgen. Die sterbliche Vorstellung von den Dingen scheint die Allheit des Gemüts durch ein anderes Bild — Materie und ihre fünf Sinne genannt — zu ersetzen.

Gerade an diese irregeführte sterbliche Mentalität wendet sich die christlich-wissenschaftliche Behandlung. Sie richtet sich nicht an Gott, das allwissende Gemüt, noch behandelt sie den Menschen, Seine Widerspiegelung. Bei der Behandlung widerlegt die göttliche Wahrheit eine jede Täuschung, die das sterbliche Gemüt dem menschlichen Bewußtsein auferlegt — Täuschungen, die sich als Disharmonie zeigen.

Wenn auch das unerleuchtete menschliche Denken glaubt, die physischen Sinne teilen uns alles mit, was es zu wissen gilt, so erkennen diese fünf Sinne tatsächlich nur das an, was das sterbliche Gemüt bereits glaubt. Das sterbliche Gemüt, nicht die Materie, ist daher in jedem Fall das Problem, und das göttliche Gemüt ist das Heilmittel bei jeder Behandlung.

„Der Christliche Wissenschafter, der wissenschaftlich versteht, daß alles Gemüt ist, beginnt mit der mentalen Ursächlichkeit, mit der Wahrheit des Seins, den Irrtum zu zerstören“, erklärt Wissenschaft und Gesundheit. Weiter lesen wir: „Der Metaphysiker, der ohne Rücksicht auf die Materie Gemüt zur Grundlage seines Wirkens macht und der die Wahrheit und Harmonie des Seins als dem Irrtum und der Disharmonie für überlegen erachtet, hat sich stark anstatt schwach gemacht, um es mit dem Fall aufnehmen zu können ...“ Ebd., S. 423.

Die Fähigkeit des Metaphysikers, die Gedanken des Patienten zu lesen und die schädlichen mentalen Irrtümer zu erkennen, ist nicht das Ergebnis irgendeines akademischen Prozesses oder eines psychologischen Fachwissens. Sie ist die natürliche Fähigkeit eines reinen, vergeistigten Denkens — eines Bewußtseins, das sich von sterblichem, verunreinigendem Ballast wie Sinnlichkeit, Stolz, Unehrlichkeit, Haß, Neid und Eigenwillen so weit befreit hat, daß seine gottgegebene Herrschaft und Fähigkeit mehr und mehr zutage tritt. Wenn das Bewußtsein und das Leben des Heilers für die stete Gegenwart des Christus immer empfänglicher werden, dann wird ihm auch die Vollkommenheit des Gemüts und die vom Menschen widergespiegelte Intelligenz klarer. Auf diese Weise ist jede Abweichung des Menschen von Gottes Norm der Vollkommenheit sofort erkennbar.

Anhand dieser Erklärung können wir sehen, was im Denken des Heilers vor sich geht; wie aber wird der Patient durch diese geistige Behandlung sozusagen „erreicht“? Unsere Führerin, Mrs. Eddy, sagt: „Christus ist die wahre Idee, die das Gute verkündet, die göttliche Botschaft von Gott an die Menschen, die zum menschlichen Bewußtsein spricht.“ Ebd., S. 332. Das Gemüt des Christus umfaßt alles, und der Ausüber, dessen Denken dieses allumfassende Gemüt widerspiegelt, kann sicher sein, daß sein Patient von demselben Gemüt umgeben ist und die göttliche Botschaft vernimmt. Die Wahrheiten, die Denken und Erfahrung heilen, werden immer durch den Christus vermittelt, nicht durch persönliche, menschliche Heiler.

Die christlich-wissenschaftliche Behandlung besteht nicht so sehr in den Worten, die der Heiler an den Patienten richtet, sondern vielmehr darin, inwieweit er ein Zeuge Gottes ist. „Liebe ist unparteiisch und allumfassend in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben“ Ebd., S. 13., erklärt Wissenschaft und Gesundheit, und deshalb entfaltet sich bei einer Behandlung der Christus sowohl für den Patienten als auch für den Heiler. Dies ist ein göttlich bewirkter Vorgang, und der Heiler erkennt, daß nichts den Erfolg aufhalten kann; keine gegenteilige Tatsache, Annahme oder Erziehung. Obgleich die einzelnen Menschen die Christus-Botschaft unterschiedlich aufnehmen mögen, so spüren doch Heiler und Patient die Berührung des Trösters, und die Heilung erfolgt.

Methode

Eine Formel für die christlich-wissenschaftliche Behandlung gibt es nicht; Gottes unendliche Offenbarung der Wahrheit kann nicht auf sterbliche Voraussagen und Erwartungen beschränkt werden.

Das göttliche Gemüt teilt ununterbrochen seiner Idee, dem Menschen, das grenzenlose Wesen der Gottheit mit. Eine Behandlung ist wegen dieser geistigen Tatsache niemals wiederholbar. Das heißt aber nicht, daß sie unbestimmt oder ziellos ist. Die Methode der christlich-wissenschaftlichen Behandlung besteht darin, das menschliche Bewußtsein mit den heilenden Wahrheiten vertraut zu machen, die uns von Gott beständig zufließen. Und da die Entfaltung des Gemüts geordnet ist, kann die wissenschaftliche Behandlung weder durcheinander noch verworren sein.

Das Denken vorzubereiten ist für die Behandlung unerläßlich. Die innere Freiheit eines vergeistigten Bewußtseins wird durch beständiges Gebet und die Christianisierung des eigenen Lebens erreicht. „In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserem Gott! ... denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen“ Jes. 40:3, 5., so lautet die Forderung und das Versprechen des Propheten. Die christlich-wissenschaftliche Behandlung deckt das auf, was uns daran hindern möchte, für den heilenden Christus empfänglich zu sein, und weist es zurück. Manche Hindernisse könnten darin bestehen, daß der Heiler sich unzulänglich oder unwürdig fühlt, der Patient ein nur unzureichendes Verständnis oder mangelnde Empfänglichkeit zeigt oder daß das materielle Bild überwältigend zu sein scheint. Doch in dem Wissen, daß es sich dabei lediglich um Einflüsterungen und nicht um echte Hindernisse handelt, vertraut der Heiler darauf, daß die in der Christlichen Wissenschaft gelehrte Wahrheit das einzige Gesetz und die einzige Macht in dem Fall ist, und er beharrt fest bei der Wahrheit des Seins, bis die Annahmen weichen.

Das angebliche Hindernis ist in den meisten Fällen Furcht. Sie kann dem Patienten verborgen oder offenkundig sein, bewußt oder unbewußt. Die Furcht, die das sterbliche Gemüt dem Denken des Patienten einflößt, scheint die Schwierigkeit zu verursachen, und bei jeder Behandlung muß als erstes diese Furcht beseitigt werden. Die Heilarbeit muß, soll sie erfolgreich sein, gründlich getan werden. Die Furcht des sterblichen Gemüts beruht auf einer Unkenntnis der Allheit Gottes, des Guten, und der sich daraus ergebenden Annahme, daß das Böse Macht habe, gegenwärtig und tätig sei. Keine Spur von Furcht kann übrigbleiben, wenn Liebe unserem empfänglichen Denken das Wesen Gottes enthüllt.

Ist die Furcht einmal beseitigt, so ist der Weg frei für die überzeugte Anerkennung der Wahrheit, um allgemeine und besondere Symptome des Falles restlos auszulöschen. Wenn dann das Böse so gründlich als nichts aufgedeckt worden ist, gewinnt der Heiler die unanfechtbare Überzeugung, daß Gott den einzelnen in Seine eigene geistige Vollkommenheit einbezieht, und damit ist der Patient geheilt.

Die Behandlung ist ein einzigartiger und unentbehrlicher Bestandteil in der Offenbarung der Christlichen Wissenschaft. Die machtvollen Argumente der Wahrheit befähigen uns, die Herrschaft des Geistes über die Materie zu beweisen und uns zu dem reinen Bewußtsein des Gemüts zu erheben, das heilt.

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