Die beiden Männer gehen den staubigen Weg entlang. Eine große Last bedrückt ihnen heute das Herz. Sie möchten zu gerne verstehen, was geschehen ist und warum es geschah. Sicherlich empfinden sie eine große geistige Leere. Die größte aller Hoffnungen ist dahin. Ihr Meister wurde gekreuzigt.
Und jetzt, drei Tage nach dem schrecklichen Ereignis, haben einige Frauen sein Grab leer vorgefunden. Er lebt, sagen die Frauen. Doch keiner der elf Jünger hat ihn gesehen. Und vielleicht sagen sich auch diese zwei Männer, wir haben ihn nicht gesehen; er wurde getötet; das weiß jeder. Was soll man nur glauben?
Als die beiden Jerusalem hinter sich lassen und auf einen kleinen Ort zugehen — man nennt ihn Emmaus —, gesellt sich ein Fremder zu ihnen. Es ist Jesus. Aber sie sind noch nicht soweit, einen auferstandenen Erlöser zu erkennen. Er tadelt ihren geringen Glauben, doch beginnt dann liebevoll, ihnen die Schrift auszulegen und alle Prophezeiungen zu erläutern, die durch sein Leben und Wirken erfüllt wurden.
Später kehren sie ein, um zu essen. Wie bei anderen Gelegenheiten bricht der Meister das Brot und spricht das Tischgebet. Jetzt sind die beiden Männer bereit. Sie erkennen ihn. Es ist Jesus. Und schon ist er entschwunden. „Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?“ Siehe Luk. 24:13—32.
Ohne jeden Zweifel konnte das Leben dieser beiden Männer nicht mehr so weitergehen wie bisher. Ihre Herzen waren entbrannt. Der lebendige Geist christlicher Jüngerschaft war in ihnen entzündet worden. Sie sollten Teil einer neuen Kirche werden, einer neuen Lebensweise, einer neuen Vision der umwandelnden Kraft Gottes im menschlichen Leben.
Auch wenn man heute die genaue Lage dieser bestimmten Straße, die einst an einem nicht näher beschriebenen kleinen Dorf in Palästina vorbeiführte, nicht mehr feststellen kann, so gibt es doch immer noch einen „Weg nach Emmaus“, der jedem von uns jederzeit offensteht. Heute offenbart die Wissenschaft des Christus jedem, der demütig sucht, betet und lauscht, die geistige Bedeutung, das Licht der Heiligen Schrift. Wissenschaft und Gesundheit lehrt liebevoll die Macht des inspirierten Wortes der Bibel und zeigt, wie Gottes Gnade die Menschheit mit Heilung und Erlösung umfängt.
Die Verfasserin von Wissenschaft und Gesundheit, Mary Baker Eddy, schreibt: „Auf dem Gang nach Emmaus wurde Jesus von seinen Freunden an den Worten erkannt, bei denen ihr Herz entbrannte, sowie daran, wie er das Brot brach. Der göttliche Geist, der Jesus vor Jahrhunderten also identifizierte, hat durch das inspirierte Wort geredet und wird durch dasselbe zu jeder Zeit und in jeder Zone reden. Er wird dem empfänglichen Herzen offenbart, und wir sehen wiederum, wie er Übel austreibt und die Kranken heilt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 46.
Der eine göttliche Geist, der „durch das inspirierte Wort“ redet, lehrt uns das höchste Gute, das wir je kennen können, denn dieses Gute ist unendlich, das einzige Gute. Es ist das dauerhafte, unzerstörbare, todlose Gute — das ewige Leben selber. Es ist das Gute, das versorgt, erhält und alles umfaßt — die allgegenwärtige Liebe selber. Es ist das intelligente Gute — das allwissende Gemüt. Es ist das eine wahre Gute, der eine wahre Gott.
Wenn wir ein wenig von der Wirklichkeit dieser göttlichen Güte und der Tatsache erahnen, daß der Mensch als Gottes geistiges Ebenbild, als Seine erhabene Schöpfung, Ihn widerspiegelt, dann erstarkt in uns das Gefühl, daß Gottes Güte die tatsächliche Substanz unseres Seins sein muß. Christus Jesus verstand die Substanz des Menschen als Ausdruck Gottes — geistig, nicht materiell. Das bewies er, als er Blindheit, Aussatz, Fieber, Lähmung, „alle Krankheit und alle Gebrechen“ Matth. 4:23. heilte. Durch seine Auferstehung und Himmelfahrt bewies er ganz und gar die Unzerstörbarkeit der vollkommenen Substanz des Menschen.
Als Jesus nach der Auferstehung den beiden Männern auf dem Weg nach Emmaus die wahre Bedeutung der Heiligen Schrift eröffnete, müssen sie gespürt haben, wie die Kraft der Bibel sie tatsächlich veränderte. Die große Güte Gottes, die sich im Erlösungsplan der göttlichen Liebe offenbart, läßt sich nicht leugnen. Wenn uns aufgeht, was uns die Bibel über das, was wir wirklich sind, lehrt — was der Mensch ist —, dann können wir unmöglich wieder das sein, was wir zu sein glaubten. Wir sind nicht verzweifelte, hilflose Sterbliche, denen man den Erlöser genommen hat. Wir sind die unsterblichen Geschöpfe Gottes, und Sein Christus ist immer bei uns.
Welch herrlicher Segen: Diese Botschaft durchdringenden Lichtes, der göttlichen Wahrheit, vernimmt jeder, der die geistige Bedeutung der Bibel demütig zu erfassen sucht und in der Stille des Gebets darauf lauscht. Gewiß haben die beiden Männer, die nach Emmaus gingen, bereits die Worte der Bibel gekannt, doch erst als der Christusgeist durch den Buchstaben hindurchleuchtete, entbrannten ihre Herzen. Mrs. Eddy schrieb im Jahre 1902 an die Mitglieder ihrer Kirche: „Unsere Gedanken über die Bibel drücken sich in unserem Leben aus.“ Und sie erklärte ferner: „Die Christliche Wissenschaft stillt alle Besorgnis über unklare Auslegungen der Bibel; sie entzündet die Feuer des Heiligen Geistes und überflutet die Welt mit der Taufe Jesu.“ Botschaft an Die Mutterkirche für 1902, S. 4, 5.
Das inspirierte Wort, das in der Christlichen Wissenschaft offenbart wird, zeigt uns die grundlegende Bedeutung, die die heilende Mission für die heutige Zeit hat — eine Mission, die Christus Jesus vor fast zweitausend Jahren in Bewegung setzte. Der Weg, auf dem die Herzen entbrennen, steht Ihnen immer offen. Und denken Sie daran, wenn Sie diesen Weg begehen, werden Sie nie wieder so sein wie bisher. Ihr Leben ist neu geworden in Christus.
