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Liebe, die gelebt wird, heilt

Aus der Dezember 1986-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Mrs. Eddy fragte in einer Klasse einmal ihre Schüler: „Wie kann man am besten augenblicklich heilen?“ Nachdem sie sich die Antworten angehört hatte, gab sie, wie sich ein Schüler erinnert, folgende Erklärung: „Ich werde Ihnen sagen, wie man es tut. Man muß lieben! Leben Sie die Liebe — seien Sie Liebe — lieben Sie, lieben Sie, lieben Sie. Seien Sie sich nur der Liebe bewußt. Seien Sie ganz von Liebe erfüllt. Es gibt nichts anderes. Das wird die Arbeit vollbringen. Es wird alles heilen; es wird die Toten auferwecken. Seien Sie nichts als Liebe.“ We Knew Mary Baker Eddy (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1979), S. 134.

Welch ein wunderbares Ziel können wir uns da setzen! Zu lieben, Liebe so durch und durch zu leben, daß alle Menschen um uns her diese Liebe spüren und geheilt werden.

Ein Beispiel für diese heilende Liebe ist mir unvergeßlich. Ich war einmal Patient in einem anerkannten Pflegeheim für Christliche Wissenschafter. Am Morgen nach meiner Ankunft litt ich an Kopfschmerzen, die mir neben den körperlichen Beschwerden, derentwegen ich dort war, zu schaffen machten. Ich sagte niemandem etwas davon, sondern studierte in meinem Zimmer. Eine Pflegerin kam herein und fragte mich, ob ich den Wintergarten sehen möchte, in dem Nachschlagewerke auslagen und die Patienten studieren konnten.

Als sie mich den Flur entlang begleitete, legte sie ihren Arm um mich. Ich spürte ihre Liebe — nicht nur für mich allein, sondern für jeden Menschen. Diese Liebe war der Ausdruck der göttlichen Liebe, die alle liebt. Es war die Liebe, die ihrem wahren Wesen entsprach, die Liebe, die von Gott ausstrahlte. Die Pflegerin zeigte mir den Wintergarten und führte mich dann zu meinem Zimmer zurück. Nachdem sie gegangen war, bemerkte ich, daß die Kopfschmerzen verschwunden waren. Die Liebe, die die Pflegerin zum ausdruck brachte, hatte sie vertrieben.

Welch ein wunderbares Beispiel christlich-wissenschaftlichen Pflegens! Heilung durch die Widerspiegelung der göttlichen Liebe! Ich hatte der Pflegerin nichts von meinen Kopfschmerzen gesagt. Aber in der Gegenwart der Liebe, die sie zum Ausdruck brachte, konnten die Schmerzen einfach nicht fortbestehen. In einer solchen liebevollen Atmosphäre war ich bald ganz geheilt.

Auf diese Weise die Liebe zu leben ist ein Ziel, das wir alle anstreben können, ganz gleich, welcher Beschäftigung wir nachgehen oder welchen Beruf wir ausüben. Jeder einzelne — Vater, Mutter, Ehepartner, Geschäftsmann, Friseur, Lehrer oder Kellnerin — kann diese heilende Liebe zu leben beginnen. Das wahre Wesen des Menschen ist liebevoll, weil es die göttliche Liebe widerspiegelt. Die Wahrheit über den Menschen ist, daß er der Liebe ähnlich ist.

In Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mrs. Eddy: „Die große Wahrheit in der Wissenschaft des Seins, daß der wirkliche Mensch vollkommen war, ist und stets sein wird, ist unbestreitbar; denn wenn der Mensch das Bild, die Widerspiegelung Gottes ist, dann ist er weder verkehrt noch umgekehrt, sondern aufrecht und gottähnlich.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 200. Gott hat den Menschen zu Seinem Ebenbild geschaffen. Und da Gott Liebe ist, ist der Mensch liebevoll. Wir bringen dieses liebevolle Wesen durch Sanftmut, Freundlichkeit, Geduld und Frieden zum Ausdruck.

Paulus führt in einem seiner Briefe an die Korinther einige Eigenschaften der Liebe auf: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht, sie stellet sich nicht ungebärdig, sie suchet nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freuet sich aber der Wahrheit.“ 1. Kor. 13:4–6.

Um die große Wahrheit in die Tat umzusetzen, daß der Mensch Gott, der Liebe, ähnlich ist, müssen wir Gottes Liebe täglich in allem, was wir tun, ausdrücken. Wir müssen jeden lieblosen Gedanken und jede lieblose Tat berichtigen. Sind wir z. B. über den langsamen Autofahrer vor uns ungehalten, der den Verkehr behindert? Hier bietet sich uns die Gelegenheit, die Langmut der göttlichen Liebe auszudrücken, den ruhevollen Frieden, den uns die Liebe verleiht.

Werden wir ärgerlich, wenn sich jemand vordrängt? Auch hier haben wir Gelegenheit, die göttliche Liebe zum Ausdruck zu bringen — der Versuchung zu widerstehen, mit Ärger und Groll zu reagieren, und uns statt dessen zu freuen, daß wir die Ruhe, Stille und Nachsicht der Liebe widerspiegeln.

Sind wir ungeduldig, wenn unser Ehepartner uns eine Viertelstunde warten läßt? Und wie steht es mit dem Verkäufer, der bei der Ausstellung des Kassenzettels so viele Fehler macht, daß er nochmal von vorn anfangen muß? Jeden Tag bieten sich uns zahllose Möglichkeiten, Liebe zum Ausdruck zu bringen!

Wenn wir jeden reizbaren, ungeduldigen, spöttischen, überheblichen, wütenden, kritischen, nachtragenden Gedanken, der uns kommt, sofort berichtigen, leben wir wahrhaftig die Liebe. Da der Mensch Gott, Liebe, widerspiegelt, können wir jeden Augenblick Geduld, Sanftmut, Gutmütigkeit, heitere Gelassenheit und Versöhnlichkeit zum Ausdruck bringen; wir können den Wunsch hegen, anderen hilfsbereit zur Seite zu stehen.

Wir können Jesu Beispiel folgen, indem wir lernen, so zu sehen, wie er sah. Mrs. Eddy sagt uns: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 476. Gerade dort, wo ein ungeschickter, ungeduldiger, aggressiver oder unachtsamer Sterblicher zu sein scheint, wollen wir den von Gott geschaffenen Menschen, Gottes Ebenbild, sehen.

Was den Fahrer betrifft, der den Verkehr behindert, können wir um die Erkenntnis beten, daß seine wahre Identität die Widerspiegelung Gottes ist, die sich ohne Furcht freudig voranbewegt. Und vergessen wir nicht, daß der ungeduldige Fahrer hinter ihm in Wirklichkeit ebenfalls Gottes Widerspiegelung ist und die Geduld und den Frieden der Liebe zum Ausdruck bringt.

Wenn sich jemand vordrängt, können wir darum beten, daß wir die Widerspiegelung der Liebe erkennen mögen, die die Fürsorge der Liebe für alle widerspiegelt. In Wahrheit kann niemand der Liebe unähnlich sein, weil Liebe, Gott, der einzige Schöpfer ist. Der scheinbar ungeschickte Verkäufer ist tatsächlich die Widerspiegelung des göttlichen Gemüts. Wenn wir die Wahrheit erkennen, die all die täglichen Vorfälle berichtigt, finden wir Frieden, und es hilft uns, anderen größeres Mitgefühl entgegenzubringen.

Ist unser Ehepartner so wie die meisten anderen, dann gibt er uns täglich viele Möglichkeiten, liebevoll, geduldig, selbstlos und rücksichtsvoll zu sein. Es ist unsere Pflicht, ihn als Widerspiegelung der Liebe zu sehen — als Widerspiegelung, die all die starken und sanften Eigenschaften der Liebe zum Ausdruck bringt. Je besser wir lernen, das zu tun, desto mehr Liebe zeigt sich in unserer Ehe und in unserem Heim.

Paulus sagte folgendes über das Beurteilen der Handlungen anderer (und das schließt die unseres Ehepartners mit ein!): „Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der da richtet. Denn worin du den andern richtest, verdammst du dich selbst, weil du ebendasselbe tust, was du richtest.“ Röm. 2:1. Allmählich erkannte ich, daß ich, wenn ich das Verhalten eines anderen kritisierte oder darüber Bemerkungen machte, allzuoft selbst die gleiche negative Eigenschaft zum Ausdruck brachte. Wollen wir von einem falschen Charakterzug frei werden, dann müssen wir uns ehrlich bemühen, nicht nur uns, sondern alle Menschen um uns her als Gottes Widerspiegelung zu sehen. Gott hat jeden zu Seinem Ebenbild geschaffen, dem Ebenbild der göttlichen Liebe.

Wenn wir uns mit den Evangelien näher beschäftigen, wird uns offenbar, daß Christus Jesus alle liebte, die zu ihm kamen. Sein Tadel war, wenn erforderlich, scharf. Aber er war Kranken und Sündern gegenüber nie selbstgerecht, sondern stets liebevoll. Lukas berichtet, daß eine Frau, die eine Sünderin war, Siehe Luk. 7:36–50. zu Jesus kam, als er im Hause des Pharisäers Simon zu Tisch geladen war. Wenn man diesen Bericht liest, kann man nicht umhin, das Erbarmen zu spüren, das Jesus für sie empfand.

Diese Geschichte aus dem Lukasevangelium wird auf den ersten Seiten des Kapitels „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaft“ in Wissenschaft und Gesundheit behandelt. Ich fragte mich früher, warum Mrs. Eddy diese Geschichte für so wichtig hielt, bis mir schließlich aufging, wie wichtig Liebe und der Ausdruck der Liebe ist. Jesus erkannte, daß das geistige Wesen der Frau Gottes Bild und Gleichnis war, und er wußte, daß ihr gottähnliches Wesen sündlos war. Die Liebe und das Erbarmen, die Jesus zum Ausdruck brachte, befreiten diese Frau. Es ist immer die göttliche Liebe, die heilt.

Mein Bemühen, meine Tätigkeiten mit der Liebe in Einklang zu bringen, heilte mich eines Morgens, als ich mich krank und elend fühlte. Ich hatte begonnen, für meine Familie das Frühstück zuzubereiten, obwohl ich mich selbst zu krank fühlte, um etwas zu essen. Ich hatte niemandem gegenüber mein Befinden erwähnt. Dann klingelte das Telefon. Es meldete sich unsere Tochter, die auswärts zur Schule ging; ich sprach eine Zeitlang mit ihr.

Als ich wieder in die Küche kam, stellte ich fest, daß mein Mann das Frühstück fertig zubereitet hatte. Da er nicht wußte, daß ich mich nicht wohl fühlte, hatte er für mich gedeckt und eine halbe Pampelmuse aufgeschnitten. Alles war fertig, so daß ich nur noch zu essen brauchte. Zuerst wollte mich Übelkeit überkommen. Aber dann dachte ich: „Er hat so liebevoll das Frühstück für mich zubereitet, auch ich sollte liebevoll sein und wenigstens versuchen, es zu essen.“ Daher setzte ich mich an den Tisch; ich wollte aber nur ein oder zwei Bissen zu mir nehmen und ihm dann sagen, daß ich mich nicht wohl fühle.

Ich aß den ersten Bissen und konnte ihn schlucken. Ich nahm den zweiten und den dritten Happen. Bevor es mir richtig bewußt wurde, hatte ich die Pampelmuse aufgegessen, und ich stellte fest, daß ich völlig geheilt war. Liebe hatte mich geheilt — die Liebe, die mein Mann zum Ausdruck gebracht hatte, und die Liebe, die ich erwidert hatte. Dadurch, daß ich Liebe in dieser einfachen Form gelebt hatte, war ich geheilt worden.

Jesus lehrte seine Nachfolger, ihre Mitmenschen zu lieben und füreinander zu sorgen. Das Lieben war so wichtig für ihn, daß er sagte: „Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habet. Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt.“ Joh. 13:34, 35.

Wenn es unser inniger Wunsch ist, unserem Meister nachzufolgen, werden wir arbeiten und beten, um so zu lieben, wie er liebte. Es geht dabei nicht um persönliche Liebe, sondern um die Widerspiegelung der göttlichen Liebe und ihrer Fürsorge für ihre ganze Schöpfung. Wir lieben ganz natürlich, weil wir als Gottes Kinder Seine Liebe widerspiegeln.

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