Ein warmer Junitag: Tausende von kleinen Samenkörnchen einer nahen Pappel lassen sich mit ihren weißen, baumwollähnlichen Fallschirmchen von der leichten Sommerbrise tragen; sie segeln meilenweit, wohin der Wind sie auch weht. Veranschaulichen sie nicht, wie wunderbar befreiend es sein kann, wenn wir uns auf Gottes Armen tragen lassen?
Wir mögen von allen Seiten hören, daß Gefahr drohe, daß es keine Arbeitsplätze und Ausbildungsmöglichkeiten gebe, daß Mangel und Ungewißheit unabwendbare Tatsachen seien.
Aber müssen wir diese negativen Suggestionen annehmen und deren Auswirkungen erleben? Gewiß nicht!
Christus Jesus, unser Wegweiser, gibt uns in seiner Bergpredigt eine tröstliche Zusicherung. Er sah, daß sich die Menschen um Nahrung, Kleidung und andere Lebensnotwendigkeiten sorgten, und sagte: „Euer himmlischer Vater weiß, daß ihr des alles bedürfet. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ Matth. 6:32, 33.
Immer wieder bewies Jesus seinen Jüngern und denen, die nach der Wahrheit des Seins hungerten, die praktische Anwendbarkeit dieser Wahrheit. Einmal half er Simon Petrus und seinen Gesellen, so viele Fische zu fangen, daß ihre Netze zerrissen, obwohl sie lange und ohne Erfolg gefischt hatten, bevor Jesus gekommen war. Siehe Luk. 5:3–6. Ein andermal brauchte er eine Münze, um die Tempelsteuer zu bezahlen. Er forderte Petrus auf, einen Fisch zu fangen, und im Maul befand sich genügend Geld, mit dem Petrus sowohl seine wie auch Jesu Steuer zahlen konnte. Siehe Matth. 17:24–27.
Jesus heilte alle Arten von Krankheit, Mangel, Begrenzung und Not. Er weckte sogar Tote auf. Welch eine Erlösung für die Mutter, als er den Jüngling aus Nain, den man zu Grabe trug, vom Tode erweckte! Die Mutter war eine Witwe; und da der Jüngling ihr einziger Sohn war, wäre er auch ihr einziger Ernährer gewesen. Siehe Luk. 7:12–15.
Jesus heilte nicht nur individuelle Fälle; einige Male speiste er Tausende von Menschen in der Wüste. Damit demonstrierte er ein geistiges Gesetz, das heute noch genauso gültig ist wie vor zweitausend Jahren und das wir für uns und die ganze menschliche Gesellschaft anwenden können — das göttliche Gesetz der Versorgung. Wir müssen es nur verstehen lernen und unser Leben mehr der christlichen Norm anpassen.
„Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet“ Matth. 6:8., erklärte Christus Jesus. Wer weiß es? Unser Vater-Mutter Gott, der den Menschen erschaffen hat und ewiglich erhält. Zwei der Synonyme für Gott sind Gemüt und Liebe. Gemüt ist alle Weisheit, unendliche Intelligenz; nichts liegt außerhalb seiner Fähigkeit; Gemüt kennt seine ganze unermeßliche Schöpfung bis ins kleinste. Dieses allwissende ewige Gemüt ist zugleich Liebe. Es liegt im Wesen der göttlichen Liebe, zu lieben, zu geben, zu segnen, zu versorgen, zu beschützen.
Der Mensch ist das Kind, die Idee, dieses unendlichen Vater-Mutter Gottes. Sollte dieses Kind nicht mit allem versorgt werden, was es braucht?
Um ein unerschütterliches Vertrauen auf das göttliche Gesetz zu erlangen — und dieses Vertrauen ist dringend notwendig —, müssen wir „am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit [trachten]“. Wir müssen von dem tiefen Verlangen erfüllt sein, Gottes Gesetz zu verstehen und ihm gemäß zu leben — Seinen Willen zu tun.
Lassen Sie mich erzählen, wie dieses Gesetz der Versorgung in meinem Leben wirkte, wie es mir zu einer sehnlichst gewünschten Ausbildung verhalf und mein späteres Leben völlig veränderte und bereicherte.
Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, gibt uns Mrs. Eddy die geistige Auslegung des Gebets des Herrn. Die Bitte „Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden“ legt sie folgendermaßen aus: „Befähige uns zu wissen, daß Gott — wie im Himmel, also auch auf Erden — allmächtig, allerhaben ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 17.
Eines Morgens betete ich inbrünstig, um zu verstehen, was Gottes Wille für mich war. Ich stand unmittelbar vor einer beruflichen und örtlichen Veränderung und hatte ein tiefes, demütiges Verlangen, nicht meinen eigenen, sondern Gottes Willen zu tun. Mit Hilfe eines Wörterbuches bemühte ich mich ernsthaft, die Bedeutung der englischen Worte der Auslegung unserer Führerin in mich aufzunehmen. Dieser Wunsch, dieses Sehnen, war so rein und tief, daß mir plötzlich durch Inspiration klar wurde, daß Gottes Wille schon geschieht, immer geschieht — daß ich ja gar nicht zu wissen brauchte, wohin ich gehen oder was ich tun sollte. Ich brauchte mich nur wirklich als göttliche Idee zu sehen, die schon immer in Gottes Willen, Gottes Liebe, Gottes Fürsorge und Gottes Plan eingeschlossen war und es immer sein wird.
Gottes Wille geschieht unaufhörlich, jetzt und immerdar. Um seine wunderbaren, harmonischen Auswirkungen auf unser eigenes Leben spüren und wahrnehmen zu können, müssen wir uns Ihm hingeben: furchtlos, vertrauensvoll, in freudiger Erwartung, bedingungslos. Dann werden wir fühlen, daß Er uns erhält. Und wir werden die notwendigen menschlichen Schritte ganz mühelos und selbstverständlich tun.
Es ist möglich, daß sich durch dieses Gebet ein ganz anderer Platz, ein völlig anderer Ausbildungszweig, eine andere Arbeit herauskristallisiert, als wir es uns vorgestellt hatten. Doch wenn wir gewillt sind, Gottes Führung zu folgen und Seinen Weg zu gehen, werden wir uns der Harmonie erfreuen, und Er wird uns mit allem versorgen, was wir brauchen.
Ich hätte es menschlich nicht für möglich gehalten, daß mich die bevorstehende berufliche Veränderung der Erfüllung eines langgehegten Wunsches, nämlich die englische Sprache zu erlernen, näher bringen würde. Aber durch mein neugewonnenes Verständnis von der Allerhabenheit des göttlichen Willens fiel mir dies ohne die geringste menschliche Anstrengung ganz natürlich zu.
Ganz zu Beginn meines Studiums war mir bewußt geworden, daß englische Sprachkenntnisse mir außerordentlich helfen würden, einen klareren Begriff von den Lehren der Christlichen Wissenschaft zu erlangen. Die Verfasserin des Lehrbuchs war sehr besorgt, daß eine Übersetzung ihre Botschaft nicht getreu wiedergeben könnte. Deshalb weigerte sie sich jahrelang, das Lehrbuch übersetzen zu lassen. Doch als sie sah, daß es möglich war, dem Leser den Originaltext zusammen mit der Übersetzung zugänglich zu machen, gab sie die Genehmigung zur deutschen Übersetzung von Science and Health, jedoch unter der Bedingung, daß die Ausgabe „wechselseitig in der englischen und deutschen Sprache gedruckt [wird], so daß eine Seite die göttlich inspirierte englische Version enthält, die die Norm sein soll, die andere Seite den deutschen Text in Form einer Übersetzung“ „Vorwort zur deutschen Übersetzung“ in der deutschen Übersetzung von Science and Health, S. ii..
In meinem Trachten nach dem Reich Gottes, in meinem Streben, die göttlichen Gesetze verstehen und leben zu lernen, sah ich dieses Verlangen, die Sprache Mrs. Eddys, der Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, zu erlernen, als eine Selbstverständlichkeit. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Verlangen ist Gebet; und kein Verlust kann uns daraus erwachsen, daß wir Gott unsere Wünsche anheimstellen, damit sie gemodelt und geläutert werden möchten, ehe sie in Worten und Taten Gestalt annehmen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 1.
Außer dem wunderbaren Vorrecht, die Schriften unserer Führerin in ihrer Originalsprache studieren zu können — Worte, die Mrs. Eddy durch Inspiration vom Gemüt selbst manchmal nach tagelangem Studieren, Abwägen und Beten erhalten hatte —, ist mir noch viel mehr „zugefallen“. Die Segnungen sind zu mannigfach, um sie hier alle aufzählen zu können. Doch zu ihnen zähle ich die Gelegenheit, das Christian Science Journal, den Christian Science Sentinel und den Christian Science Monitor zu lesen; die Lektionspredigt Im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. mit der King-James-Ausgabe der Bibel zu studieren; christlich-wissenschaftliche Bücher zu lesen, die nicht aus dem Englischen übersetzt sind; mit Christlichen Wissenschaftern aus der ganzen Welt in Verbindung zu treten und schließlich in eine Familie aus einem anderen Erdteil und Kulturkreis einzuheiraten. All das erweiterte meinen Horizont in nie geahntem Ausmaße, bereicherte und änderte mein ganzes Leben.
Unser Vater weiß, was wir brauchen, Wir können uns darauf verlassen, daß Er uns gibt, was wir brauchen, wenn wir es nur bereitwillig annehmen! Wenn wir nicht — durch starren menschlichen Willen — Barrikaden aufbauen, die uns den Blick auf die wunderbaren Möglichkeiten versperren, die uns auf der anderen Seite erwarten; wenn wir weder Zweifel noch Furcht in unser Denken einlassen, die unsere Sicht verdunkeln; wenn wir uns nicht durch untätige Gleichgültigkeit und Apathie vor den Winden Gottes verbergen, die uns in die Freiheit und in ungeahnte Möglichkeiten tragen wollen.
Für viele von uns bedeutet es zu lernen, radikal umzudenken, uns von Gedanken, die nur um uns selber kreisen — um unsere materielle, sterbliche Auffassung vom Selbst —, abzuwenden, von alleinigem Verlaß auf Familie, anerzogene Gewohnheiten, Institutionen, materielle Stützen.
Wir müssen bereit sein, auch ungewohnte Aufgaben zu übernehmen, Talente anzuwenden, die brachgelegen haben, und Eigenschaften bewußt auszudrücken, die wir manchmal bisher nicht für so wichtig hielten, wie Dankbarkeit, Freundlichkeit, Höflichkeit, Demut, Aufmerksamkeit, Fleiß, Hilfsbereitschaft, Beharrlichkeit, Frohsinn, Lerneifer, Geduld. Wenn wir diese Eigenschaften zum Ausdruck bringen, werden wir nicht nur beschäftigt sein, sondern es wird uns auch darauf vorbereiten, die uns vom Christus offenbarte rechtmäßige Tätigkeit zu erkennen und anzunehmen.
Kritiksucht, Ungeduld, Unhöflichkeit; Verharren beim Althergebrachten; Zaghaftigkeit, Mutlosigkeit, Zweifel oder Minderwertigkeitsgefühle — dies sind einige der Lumpen, die wir manchmal krampfhaft festhalten, wenn die Winde Gottes wehen. Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 201. Lassen wir sie fallen und stürzen wir uns in das aufregende Abenteuer, Gott zuversichtlich und völlig zu vertrauen und uns auf Seinen Armen tragen zu lassen!
