Jeder verdient, geheilt zu werden. Gerade darum geht es in der Christlichen Wissenschaft — um Erlösung und Heil, um die geistige Freude der reinen Güte, die zu der Harmonie führt, die wir Himmel nennen. Diese Wissenschaft folgt den Lehren Christi Jesu. Und Jesus sagte: „Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde.“ Joh. 3:17.
Die meisten Christen jedoch, die irgendeiner Sünde nachgegeben haben, plagt hinterher das Gewissen. Und gerade dann könnte ihnen wahrscheinlich nichts Besseres passieren. Gewissen, Schuld und Reue beweisen, daß derjenige weiß, was recht und unrecht ist, daß er in gewisser Weise auf die Gegenwart des Christus, der Wahrheit, in seinem Bewußtsein reagiert.
Die Christlichen Wissenschafter stimmen natürlich mit anderen christlichen Konfessionen darin überein, daß Sünde als Sünde erkannt werden muß. Mrs. Eddy schreibt in den Vermischten Schriften: „Die Erkenntnis des Bösen, die zur Reue führt, ist der hoffnungsvollste Zustand der sterblichen Mentalität. Selbst ein kleiner Fehler muß als Fehler erkannt werden, damit man ihn berichtigen kann; wieviel mehr sollte man dann seine Sünden erkennen und bereuen, ehe sie auf ihre natürliche Nichtsheit zurückgeführt werden können.“ Verm., S. 109.
Die Erkenntnis, daß Sünde unserer wahren Natur als Kind Gottes vollkommen fremd ist, daß wir sie nicht als einen Teil unseres tatsächlichen Seins anzusehen brauchen, bringt uns der Überwindung der Sünde einen großen Schritt näher. Nicht selten kommt es vor, daß ein äußerst gewissenhafter Mensch meint — besonders wenn er auch noch eine körperliche Krankheit hat: „Ich verdiene nicht, geheilt zu werden.“ Aber es gibt keinen einzigen Menschen, der nicht Gottes Gnade und Seine unendliche, unwandelbare Liebe verdient, ganz gleich, wie schwer die Sünde, die ihn in Versuchung geführt hat. Gott hat Krankheit nicht erschaffen, noch duldet Er sie; und noch viel weniger schickt Er sie, um die Menschen zu bestrafen.
Das fleischliche Gemüt versucht, uns z. B. durch Schuldgefühle für immer an die Sünde zu fesseln. Die sterbliche Mentalität fühlt sich gern schuldig, weil sie sich dann tugendhaft vorkommen kann. Sie rechtfertigt sich mit den Worten: „Ich fühle mich ja wegen meiner Sünden schuldig, also bin ich wohl doch nicht so schlecht.“ Aber die sterbliche Mentalität hat tatsächlich vollkommen unrecht; und hier kommt uns Gottes Liebe zu Hilfe, indem sie uns zeigt, daß das fleischliche Gemüt mit all seinen Fehlern und Sünden nichts mit uns selbst zu tun hat. Wir sind in Wirklichkeit Gottes Kinder. Unser wahres Selbst ist von Gott erschaffen, ist Gottes geistiges Ebenbild, Sein heiliger Mensch, rein und vollkommen. Die Bibel bestätigt uns das mit den Worten aus dem ersten Brief des Johannes: „Wer aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde, denn was er von Gott empfangen hat, das bleibt in ihm; und kann nicht sündigen, denn er ist von Gott geboren.“ 1. Joh. 3:9.
Dieses geistige Wissen, daß unser wahres Selbst der unschuldige, unbefleckte Ausdruck Gottes ist und immer gewesen ist, öffnet uns den Weg zu praktischer Umwandlung und Erlösung. Wir brauchen uns nicht länger elend und schuldig zu fühlen — und wir können aufhören zu sündigen, sowohl in der Gegenwart als auch in der Erinnerung —, wenn wir uns die geistige Güte unseres wahren Seins als Gottes Ebenbild vergegenwärtigen. In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Es ist die Absicht der Liebe, den Sünder umzuwandeln.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 35.
Wir könnten sagen, daß die Christliche Wissenschaft selbst gewissermaßen „die Absicht der Liebe“ ist, denn sie offenbart die Allerhabenheit Gottes, Seine Allheit und Güte, die für die Erschaffung oder die Existenz des Bösen, des Irrtums oder Sünde keinen Raum läßt. Der Mensch, den Gott geschaffen hat, kann nur gottähnlich sein. Gottes Gnade zeigt sich darin, daß Er uns durch Christi Jesu Leben und Lehren offenbart hat, was Er ist — göttliche Liebe — und was der Mensch ist — der Sprößling der vollkommenen Liebe.
Eine der vielen eindrucksvollen Heilungen Jesu war z. B. die eines Mannes, der achtunddreißig Jahre lang krank gewesen war. Jesus heilte ihn augenblicklich mit den Worten „Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin!“ Und die Bibel fährt fort: „Alsbald ward der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin“ (siehe Joh. 5:1–15).
Wir wissen zwar nicht, an welcher Krankheit der Mann gelitten hatte, aber Johannes schreibt: „Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Argeres widerfahre.“ Jesu Bewußtsein war frei von persönlicher Verdammung des Mannes. Jesus half aus Barmherzigkeit. Er verkörperte die Barmherzigkeit des Christus, der Wahrheit, deren Aufgabe es immer ist, durch Gottes erlösende Liebe zu heilen und zu erretten.
Als der Meister den Mann aufforderte, nicht wieder zu sündigen, muß er gewußt haben, daß der Mann die christusähnliche Fähigkeit, von Sünde frei zu sein und frei zu bleiben, demonstrieren konnte. Jesus wußte, daß der Mensch der Sprößling Gottes ist. Auch wir können unsere gottgegebene Fähigkeit, von Bösem jeder Art frei zu sein und frei zu bleiben, beweisen, indem wir erkennen, wer und was wir als Gottes reine Ebenbilder wirklich sind.
Gottes Gnade ist größer — unendlich viel größer — als selbst die Gnade gütiger Eltern, die einem Kind seine Sünden liebevoll vergeben. Seine Gnade ist die zärtliche Liebe, die Er uns entgegenbringt, indem Er uns unser wahres Selbst in Christus, dem idealen Menschentum, zeigt. Es gibt nichts Befreienderes und Beruhigenderes, als zu wissen, daß der Mensch kein hoffnungsloser Sünder ist; daß Sünde, da sie nicht von Gott geschaffen wurde, keine eigentliche Macht, Gegenwart oder Wirklichkeit hat und keine Herrschaft über Gottes Ebenbild ausüben kann.
Der Mensch ist kein hilfloses Geschöpf des Fleisches, das von körperlichen Gefühlen und Wünschen beherrscht wird. Der Mensch ist die unkörperliche Schöpfung Gottes, des Geistes, der ihn mit der Güte und Freude der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe regiert und beherrscht. Und der Mensch ist schon immer Gottes Ebenbild gewesen. Daher können wir uns immer entscheiden, das zu tun, was richtig ist.
Mit welcher Freude können wir Sünde, Selbstverdammung, Schuld und die Annahme von Strafe fallenlassen. Eine Strafe ist nur mit Sünde verbunden; aber wenn wir nicht mit Sünde verbunden sind und so weit erlöst sind, daß wir wissen, daß wir in Wahrheit nie mit Sünde verbunden waren, dann sind wir wirklich frei. Sünde hat keine Wirklichkeit in Gottes Reich, und wir können beweisen, daß sie auch in unserem Leben keine Wirklichkeit hat. Als Gottes geliebte Kinder verdienen wir, die göttliche Gnade zu entdecken und zu fühlen, die uns umwandelt, erlöst und heilt.
Der Gott aber des Friedens...
mache euch tüchtig in allem Guten,
zu tun seinen Willen, und schaffe in uns,
was vor ihm gefällig ist,
durch Jesus Christus;
welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Hebräer 13:20, 21
